Selbstmord!

Allgemeine Fragen und Themen ĂŒber europĂ€ische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Rolande
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#1 Selbstmord!

Beitrag von Rolande » 26. September 2006, 01:31

Hi,

kennt ihr Selbstmord bei Ameisen? Wenn sie extremen Stess oder Gefahr ausgestzt sind - töten sie sich selbst, durch SÀure oder Stachel?

Erwarte eine rege Beteiligung!

MfG Rolande



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LilWyte
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#2

Beitrag von LilWyte » 26. September 2006, 09:00

Ist das eine Vermutung, oder ist es Tatsache das Ameisen ohne Fremdeinwirkung, suizid begehen? Hab ich persönlich noch nie gehört...

Gruß LilWyte


Je kleiner der Geist, um so grĂ¶ĂŸer die Einbildung.
Aesop (600 v. Chr.)

Sahal
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#3

Beitrag von Sahal » 26. September 2006, 10:03

Hi und Hallo,

abgesehen von der Selbstopferung im Kampf oder zum Wohle der Kolonie ist mir ein echter Suizid nicht bekannt.
Es würde auch so ziemlich dem Grundsatz der Eusozialität widersprechen.

Als "Freitod" für die Kolonie lässt sich zB die Verteidigungsstrategie von Camponotus (Colobopsis) soundersi (und weitere eng verwandte Arten) werten:
C. soundersi besitzt extrem vergrößerte mandibulare Drüsen, die sich durch den gesammten Körper ziehen und prall mit (klebrigen) Sekreten gefüllt sind.
Während eines "normalen" Kampfes werden geringe Mengen Sekret normal an der Basis der Mandibeln abgegeben, so wie auch bei vielen anderen Arten, und bilden eine normale Defensive.

Ist der Kampf jedoch aussichtslos, können die Imagines die Spannung in den Drüsen durch Muskelkontraktionen in der Gaster derart erhöhen, dass die Drüsen platzen, die Gaster entlang der Membranen zerreisst und den Gegner mit diesem Wehr-Sekret bespritzen.

Diese Defensiv-Maßnahme stellt eine besonders ausgeprägte Variante des Altruismus dar. Alle anderen Kampfhandlungen lassen sich noch als individuellen Überlebenswillen werten, denn die Ameise verteidigt ja im Kampf für die Kolonie auch sich selbst. C. soundersi jedoch opfert nun "bewusst" ihr eigenes Leben zum Wohle der Kolonie, also eine definitive Selbstaufgabe.


Extrem vergrößerte mandibulare Drüsen sind noch bei zB Acanthomyops claviger und Calomyrmex sp. bekannt, jedoch habe ich keine Infors über ein ähnlich "explodierendes" Temprament bei diesen Arten/Gattungen.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlÀgt!

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LilWyte
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#4

Beitrag von LilWyte » 26. September 2006, 10:13

Über diesen Abwehrmechanismus hab ich entweder schon mal was gelesen oder habe es in einer Dokumentation gesehen...weißt Du zufällig noch, um welche Gattung/Art es sich dabei handelt?

Gruß LilWyte


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Sahal
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#5

Beitrag von Sahal » 26. September 2006, 10:28

ReHi,

ich wollte obigen Post gerade editieren :D
War mir mit dem Subgenus nicht sicher und musste erst mal nachschlagen... man wird älter :-(


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NIPIAN
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#6

Beitrag von NIPIAN » 26. September 2006, 11:11

Also, im gesamten Tierreich ist mir keine reine Suizidalität bekannt. Wäre evolutionstechnisch auch ein absoluter Blödsinn.

Und wenn mir hier einer die Lemminge als Beispiel nennt, dann darf er meine "Homepage" besuchen: Lemminge stürzen sich aus Lebensraumerschließungsgründen ins Meer. Dummerweise ist der nächste besieldungsfähige Landstrich einige VIELE Kilometer weiter. Aus der Sinnlosigkeit der Handlung der Lemminge hat Otto-Normal-Denker später das gleichnamige Computerspiel, bzw. die Behauptung der "Suizidalen Absicht" gemacht.

Es gibt immer einen Hintergrund, weshalb alles andere als Pan narrans urplötzlich "aufgrund Suizidalität" stirbt.

Für Gegenbeweise, bzw. Gegenhypothesen bin ich selbstverständlich offen!!



DbC|Katan
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#7

Beitrag von DbC|Katan » 26. September 2006, 12:39

servus

wo wir grad bei den Lemmingen sind , ich habe in einem beitrag o.À. gehört das sie einfach von der nachfolgenden "meute" ins mehr gestossen werden, weil sie nur am drÀngeln sind die kleinen.

greetz



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NIPIAN
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#8

Beitrag von NIPIAN » 26. September 2006, 13:05

In gewisser Weise durchaus richtig. Der ein oder andere mag durchaus dabei sein. Fakt ist jedoch, dass mangelnde Nahrungsgrundlage der Auslöser fĂŒr diese Massenbewegung ist. Deshalb tritt sie periodisch (-> regelmĂ€ĂŸig) auf; sie korrelliert direkt mit der Populationsdichte. Logisch. Aber eine Insel ohne BrĂŒcke ist eben recht begrenzt, was die Ausweichmöglichkeiten angeht. Irgendwann macht das erste Tierchen "platsch", weil: vielleicht ist da draussen doch noch etwas (Ähnlichkeiten mit dem Thread "Astrophysikalische Plauderstunde" sind rein zufĂ€llig Bild - Bild )

Allerdings bin ich mir in einem Punkt nicht sicher: der ablaufende Herdentrieb bei herbivoren (Pflanzenfressern) folgt meist einem Alpha-Tier. Wenn also die ersten Viecher aufgrund "unglĂŒcklicher UmstĂ€nde" anfangen zu schwimmen, folgen die Tiere unter dem jeweiligen Alpha-Tier. Das wiederrum fĂŒhrt zu einer chaotischen "Brownschen-Molekularteil-Ă€hnlichen" Massenbewegung an einem Engpass. Unfreiwillige Mitschwimmer gibt es demnach immer.

Ich bin ein Fan der Waage: Einerseits wollen einige Schwimmen (links), andererseits stehen einige vor der Klippe und fragen "Warum" (rechts). Dumm nur, dass die Schwimmfreudigen etwas zu euphorisch Richtung "unendliche Weiten des Meeres" stĂŒrzen und auf "Klippensteher" keine RĂŒcksicht nehmen(Waage fĂ€llt nach links).



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