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von Sahal » 11. März 2007, 12:02
ReHi,
die Arrhenotokie ist kein Notfallplan, sondern der Standard bei allen Insekten.
Hier ist die Unterscheidung zwischen Männchen und Weibchen nicht das Y-Chromosom, sondern schlicht die Anzahl der gleichartigen Chromosomen.
1 Chromosmensatz = hapliod = Männchen
2 Chromosomenstätze = Diploid = Weibchen
Also:
Arrhenothokie ist bei allen Hymenoptera Standard!
Schäden wird es bei Thelythokie auch nicht geben, auch sind es keine Klone.
Die "Muttertiere" sind diploid, beinhalten also Chromosomen von Opa und Oma. Während der Reifeteilung werden "zufällig" Chromosomen von Opa oder Oma gewählt, und diese anschliessend neu Kombiniert.
Schäden:
Nach Inzucht (Begattung durch 100%ige (!!) Geschwister) hierfür anfälliger Arten kann es Störungen geben und bis zu 50% diploider Männchen auftreten, die allerdings unfruchtbar sind.
Die ganze Thematik Thelytokie spielt in der Ameisenhaltung aber kaum eine Rolle, gibt es doch bisher nur 4 mit Sicherheit nachgewiesene Fälle von Thelytokie und keinen praktischen Nutzen für die Halter.
Formicinae:Cataglyphis cursor, CAGNIANT 1973
Myrmicinae: Pristomyrmex punctatus, TSUJI 1988 (ehemals P. pungens)
Cerapachyinae: Cerapachys biroi, TSUJI&YAMACHI 1995
Ponerinae: Platythyrea punctata, HEINZE&HĂ–LLDOBLER 1995
Für Messor capitatus haben GRASSO et al. (2000) ebenfalls Thelytokie gezeigt, jedoch wäre eine Bestätigung sinnvoll.
Für NUR 24 weitere Arten wird Thelytokie als naheliegend oder hochgradig wahrscheinlich angegeben, jedoch ncht sicher bestätigt. Keinesfalls sollte Thelytokie nun als Grund zum Erwerb unbegatteter Gynen genommen werden :-)
@Darius:
die wichtigeste Kraft, wenn man es denn so nennen will, ist die Brut, nicht jedoch die Königin!
Die Königin sorgt bei Ameisen weder für den Zusammenhalt der Kolonie, noch ist sie sonderlich wichtig als Motivation, sie ist nur das Geschlechtsteil der Kolonie und hat keinen Regierungsauftrag.
Selbstverständlich steuert sie die Kolonie mit, und sie benötigt auch Unmengen an Nahrung oder vorverdautem Vitelin... aber das war es auch schon.
Eine Kolonie kann sehr lange Zeit normal weiterlaufen, solange sie regelmässig mit frischer Brut versorgt wird.
Es wurde für Camponotus floridianus (?) gar nachgewiesen, dass Eier der Königin ausreichen, um die Arbeiterinnen an der Produktion eigener Eier zu hindern.
Und selbst wenn einer Kolonie die Anwesenheit einer Königin nicht mehr angezeigt wird, wird diese noch so lange weiterexistieren, wie es Arbeiterinnen gibt.
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!