Hallo liebe Mitglieder!
Jetzt hab ich mal ein bisschen Zeit gefunden meine Haltungserfahrungen fortzuführen, den Zwangsumzug, den ich zuletzt durchgeführt hatte näher zu beschreiben u. mit Bildern zu vervollständigen.
Wie gesagt, den Umzug mußte ich durchführen, die Tiere sind zum brechen nicht in den feuchten Ytong gewandert und ihr wisst, wie lange ich ihn der Kolonie schon angeboten hatte.
Somit hatte es mich schließlich gepackt, wollte ich doch nicht tatenlos mit ansehen, wie sie in der Trockenheit eingehen... dafür habe ich mir nicht die Mühen bereitet die Kolonie aufzuziehen.
Also biss ich in den sauren Apfel und ging mit dem PVC Becken
nach draußen auf die Terrasse.
Weiterhin war ich "bewaffnet mit":-
einem kleinen PVC-Becken in dem eine kleine,
provisorische Insel aus einer alten Plastikdose war. Auf ihr war ein brandneues, kleineres Zielnest (Ytong), auf diesem wiederrum eine (alte) Tic-Tac Dose, auf der ich später kleinere Erdbrocken mit Tieren ablegen wollte. Jede Meise einzeln aufsammeln wäre in einer echten Sisyphus-Arbeit ausgeartet. Darüber hinaus arbeitete die Zeit absolut gegen mich, denn die Tiere waren jederzeit in der Lage über das alte PVC-Becken zu klettern und mich mit deren Ausbrüchen ins Schwitzen zu bringen.
- einer
Tellerunterlage (Platzdeckchen), die ich umdrehte und mir die weiße Unterseite zunutze machte, um ausbrechende Ameisen, die bereits am Boden angelangt waren direkt zu sehen und einzuschreiten.
- einem feinen
Haarpinsel, einer
Pinzette, einem
Zahnstocher, etwas
Watte- einem kleinen,
neuen PVC-Becken, in dessen Ecke ich nur ein klein Wenig Erd-/ Sandgemisch anhäufte. Der Rand wurde wieder mit Speiseöl bearbeitet (dünn, damit es nicht nach unten läuft), auf den Boden kam ein kleines Papiertaschentuch, das ich in Wasser getränkt hatte.
- Eine
Plastikschale, für Erde/ Erdbrocken
So ausgerüstet legte ich los.
Das alte PVC-Becken, kam leicht versetzt links von mir auf den Tisch. Ich stellte es auf das umgedrehte Platzdeckchen (Grund s.o.)
Links davon (also ganz links außen) kam das neue PVC-Zielbecken, das ich erst mal nicht brauchte,
Hinter das alte PVC-Becken, griffbereit, stand die Plastikschale für die Erdbrochen, rechts von allem, die provisorische Ameiseninsel, zusammen mit meinem Werkzeug.
>>Ich habe mich deshalb für eine
Ameiseninsel entschieden, weil die Erfahrung machen mußte, daß die
Gattung Pheidole immer wieder für große Überraschungen sorgen kann. Ich konnte und wollte mir nicht leisten die Tiere sofort in das "abgesicherte" Zielbecken zu setzen.
Grund: Es kommt nicht gut, wenn man sieht, wie die Meisen aus dem Zielbecken ausbrechen, während man mit den anderen aus dem Quellbecken auch gerade am kämpfen ist.
Die Ameiseninsel ist da viel besser. Die Tiere fallen ins Wasser
(aufgr. der Größe dieser Spezies laufen sie nicht auf (!) frischem (!) Wasser) und sind erst mal ausser Gefecht gesetzt - ertrinken jedoch nicht, da sie zunächst noch auf der Oberfläche treiben... <<
Dann kam der Moment. Ich öffnete den Deckel und sofort kamen ein paar Minorarbeiter nach draußen. Dies war bisher immer so, bei jeder Fütterungsaktion, die ich schnell von Statten bringen mußte: Schnell aufmachen, Fliege, Heimchen, etc. rein, Pinsel genommen, die Tiere wieder reingefegt, kontrolliert, ob keine auf dem Rand sitzt und zugemacht. (Was gäbe ich um ein Netz
)
Die ersten Tiere, die rauskamen, fing ich vorsichtig mit der Watte auf. (Leicht drüber streichen - sie verfangen sich und man hat sie) Dann setzte ich sie auf die Insel zum Ytongstein mit der Tic-Tac Dose. Sie verließen die Watte schnell und ich schwenkte sofort zum Quellbecken die nächsten Tiere abfangen... immer ein Auge auf dem weißen Platzdeckchen.
Als ich alle die, die nach draußen geströhmt waren eingefangen hatte, kam der schwierige Teil: Das
GrabenVergesslich wie ich sein kann, erst mal aufgestanden (Quellbecken abgedeckt) und schnell einen Löffel aus der Küche besorgt. Dann ging's weiter, aber zuerst mußten die Tiere aus dem Wasser gerettet werden. Dazu benutzte ich den Zahnstocher. Kurz gefischt, auf den rauhen Ytong gesetzt, wo sie sich gut festhalten können, während ich den Zahnstocher zurückziehe und weiter gemacht.
Als das erledigt war, warf ich einen Blick unter das Quellnest und suchte die Stellen, wo die Kolonie Hohlräume für die
Brut und
Königin gebaut hatte. Zu meiner Freude war da nur einer - dafür war er groß.
Somit begann ich zu graben. Löffel (Teelöffel) um Löffel. Sachte, vorsichtig und sehr sehr mit Bedacht, angefangen von der Stelle aus, wo ich definitv keine Hohlräume vermutete.
Die Erde kam in die bereitgestellte Plastikschale und wurde genau untersucht. (JEDER Löffel) - zwischenzeitlich Ameisen retten -
Ich wußte, sobald ich die
Gyne hätte, würde Ruhe in das Towabu auf der Insel kommen. Momentan waren sie unter größten Stress, sowie Führungs-/ und ziellos. Was sollen mehrere Dutzend Ameisen (Minors) schon tun, wenn sie ohne
Gyne oder
Brut sind!?
Ich grub weiter, löste Erdbrocken, die mittlerweile hart und trocken waren, nahm die Pinzette, hob sie aus und buchsierte sie in die Plastikschüssel. Wieder wurde die Erde untersucht, Minors, die ich entdeckte wurden wieder eingesammelt (Watte) und kamen zu den anderen
- zwischenzeitlich Ameisen retten -
Sobald die Plastikschale voll war, leerte ich sie aus.
Grund: Nur mit einer relativ leeren Schale kann man effektiv arbeiten. Wenn die Schale voller Erde ist und man eine Ameise darin jagt, hat sie etliche Versteckmöglichkeiten. Dann braucht alles länger und Zeit hat man nicht bei so einem Zwangsumzug.
Dann endlich, nach etwa dreiviertel abgetragener Erde, öffnete sich die Haupthöhle und ich erlebte, was ich damals schon mal erleben mußte: Die Majors kamen auf einmal raus. Mit aufgerissenen
Mandibeln griffen sie wahllos an, ihre
Gaster unter dem Körper nach vorn gerichtet. Mit ihnen kamen Minors heraus, die zu der blossen Stärke ihrer großen Schwestern auch noch Agilität und pure Geschwindigkeit hinzuaddierten und für wenige Sekunden das kleine Gebiet des Beckens in einen Miniaturhexenkessel verwandelten. Ich war echt beeindruckt, wie aggressiv sie alle waren. Natürlich auch verständlich, bedeutet mein Eingriff in der Natur doch höchste Lebensgefahr für die Kolonie, deren Existenz nun auf Messers Schneide stand. In so einem Fall muß man alles entgegenwerfen, will man nicht sterben...
Ich beschloss das Becken erst mal abzustellen und Ruhe einkehren zu lassen. Hier mit der Watte zu hantieren war nicht mein Ding. Ich wäre nicht in der Lage gewesen einzelne Tiere gezielt herauszufischen.
Also wartete ich ein- zwei Minuten und sah zu, wie sich die Restbestände der kleinen Kolonie beruhigten.
- zwischenzeitlich Ameisen retten -
Als wieder Ruhe eingekehrt war, buddelte ich um die Höhle herum, lockerte dann die Decke, packte mit der Pinzette hinein und hebelte einen Teil der Höhle aus. Daran war die
Gyne, sowie
Brut, Minors und Majors. Schnell hob ich das Erdteil mit der Pinzette haltend hinüber zur Insel. Mein Ziel: Den kleinen Erdbrocken auf der Tic-Tac Dose ablegen. Von dort könnten alle dann in die Dose, bzw. sofort in den schützenden (feuchten) Ytong.
Ich sag euch, Leute - man hofft ganz schön, daß die Erde nicht bricht, während man sie über den Tisch zum Ytong befördert... Wäre sie zerbrochen... Nee ich denke nicht weiter nach.
Auf der Insel kehrte wenig später immer mehr Ruhe ein. Was ich wußte, hatte sich bestätigt. Die
Gyne und
Brut war da. Die heillos durcheinander laufenden Pheidole-Arbeiterinnen hatten auf einmal ein Ziel, auf welches sie sich konzentrieren konnten. Während ich im Quellbecken weiter fischte, zogen die Tiere sehr schnell in den Ytong ein.
*Endlich*
Der Rest ging sehr schnell. Die verbliebenen Tiere im Quellbecken waren nur noch mit der
Brut beschäftigt und griffen nicht mehr sonderlich an. Ich konnte wieder eine Meise nach der anderen herausholen. Als ich damit fertig war, kam die
Brut dran.
Dafür nahm ich wieder den Zahnstocher. Ich befeuchtete ihn leicht im Wasser der Insel und tippte dann damit vorsichtig die Klümpchen aus
Brut an, die an dem feuchten Holz kleben blieben. Mit der Hand darunter beförderte ich sie dann behutsam zu der Kolonie, wo ich sie direkt vor die
Mandibeln von umherstreunenden Minors hielt, die sie sofort annahmen und mir unbewußt halfen.
So gings hin und her, hin und her. Gut drei Stunden später war ich endlich fertig - ebenso wie der Bericht nun fertig ist.
Ich hoffe er hat euch gefallen. Ich beschrieb ihn extra etwas plastischer, damit sich die/ der ein oder Anfänger unter euch vielleicht was abgucken kann und um Ideen zu wecken.
Zum Abschluß hier noch ein paar Bilder vom alten (trockenen) Quellbecken (der letzte Rest darin war die Haupthöhle) sowie der Insel mit dem Ytong u. der Tic-Tac Dose.
Die
Gyne ist auch kurz zu sehen, während sie den Eingang des Zielnests ansteuert...
Scooby