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Nur eine Frage zum Thema: Formica

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Himmelhund
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#1 Nur eine Frage zum Thema: Formica

Beitrag von Himmelhund » 10. Mai 2007, 03:08

Ja, man merkt, diese Tiere faszinieren mich =)

Zwar habe ich auch schon alle möglichen Infos dazu gelesen, doch tun sich nun Fragen auf:

1. Sehe ich das richtig: Formica jeglicher Art in der Natur zu fangen, ist bei Strafe verboten?

2. Ausnahme: Formica Sanguinea - theoretisch dürfte man diese Art in der Natur fangen und auch halten? (mit fangen meine ich immer, eine Königin im Schwarmflug erwischen)

3. Ausnahme zur Formica-Haltung: Wenn man einen Antrag auf die Haltung einer solchen Art stellt, mit Begründung, z.B. weil man mit einer gefangenen Königin einen Staat gründen will und diese dann später aussiedeln will, ist dies möglich?

4. Noch zu 3. irgendwie ist das Gesetz in dem Punkt eh undurchsichtig, weil es ja sagt, mit Genehmigung dürfte man Formica halten für: Laborzwecke, Aufzucht, Vermehrung, Lehrzwecke, heisst das, dass jeder dann irgendwie dieses Gesetz dann umgehen könnte? O.o (ich weiss, Frage 3 und 4 beantworten sich irgendwie schon gegenseitig, hätte aber dennoch gerne eine Antwort zu jedem Punkt)

5. Bei uns in der Gegend gibt es sehr viele Formica-Königinnen (die aus den Wäldern ausserhalb kommen), die oft auf der Straße überfahren werden und schon allein wegen der ganzen Gärten keine grossen Überlebenschancen haben (viel Rasenmähen, etc). Die Natur meint es da dann ja nicht gerade besonders gut mit diesen Tierchen, dürfte man da welche von fangen und selber halten - das Gesetz sagt ja nein, die Natur ist aber auch nicht zimperlich (und Nein, solange ich lebe hat sich noch keine Formica-Art im Ort angesiedelt, nur ausserhalb, die Königinnen scheinen beim Schwarmflug hier zu landen)....ODER soll man diese Tiere am Besten einsammeln und im Wald ausserhalb des Ortes wieder aussetzen? (was ja auch einem Eingriff in die Natur entsprechen würde)....ODER soll man diese Tiere dem Schicksal überlassen? (dazu muss ich sagen: ich finds traurig, auf der Straße die platten Königinnen zu sehen, da würde man die Lebenden am liebsten einsammeln und selber aufpeppeln....aber genau deswegen ja diese ganzen Fragen)

Vll. nerve ich schon mit dem dauernden Formica-Fragen, aber diese Art sieht man hier eben wirklich sehr häufig und sie sind eben auch faszinierend...und noch immer suche ich hier verzweifelt nach anderen Königinnen z.B. Lasius oder andere und finde JEDESMAL nur Formica..grausame Welt x)...deswegen auch der Thread...

MfG Himmelhund


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chrizzy
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#2 AW: Nur eine Frage zum Thema: Formica

Beitrag von chrizzy » 10. Mai 2007, 13:53

1. Nein, es gibt viele Formica sp., die nicht geschützt sind (Formica fusca, cinerea...)
2.Stimmt
3.Sehr unwahrscheinlich, das bei Privatpersonen ausnahmen gemacht werden. Außerdem , wie willst du sie halten? Metertief erde, viele Nadeln, bei größeren Völkern tausende Futtertiere pro Tag ( ein Waldameisenvolk kann, wenn es groß genug ist, viele Tausend Futtertiere pro Tag eintragen)
4. wie gesagt: Rein Theoretisch können ausnahmen gemacht werden, aber das gilt wohl nur für Institute, Myrmekologen.... nicht für uns Privathalter.
5. Man darf sie nicht halten, egal ob du sie rettest oä. In den Wald tragen? Halte ich für unschaffbar, Millionen von Königinen in den Wald tragen zu können. Und selbst wenn: Durch größere Konkurrenz würde erst wieder viele sterben. . MMn hat die Natur viele, viele Todesfälle eingeplant.... es überlebt sowieso nur 1% der Jungköniginnen



NuEM
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#3 AW: Nur eine Frage zum Thema: Formica

Beitrag von NuEM » 10. Mai 2007, 13:53

1. Das Verbot bezieht sich auf alle hügelbauende Waldameisen, explizit sind das:

Formica aquilonia
Formica bruni
Formica exsecta
Formica foreli
Formica forsslundi
Formica lugubris
Formica nigricans
Formica polyctena
Formica pratensis
Formica pressilabris
Formica rufa
Formica truncorum
Formica uralensis

Für alle anderen Formica Arten gilt kein besonderer Schutz, sie dürfen also zur Haltung gefangen werden. Allgemeiner Schutz (kein sinnloses Töten etc.) gilt für alle Ameisen.

2. Siehe 1

3. Eine Ausnahme-Genehmigung bekommt man als normaler Bürger nicht. Zum einen muss man nachweisen, dass man die erforderliche Qualifikation besitzt, zum anderen muss man zeigen können, dass das "Zuchtprogramm" auch Aussicht auf Erfolg hat. Da aber das Problem bei Waldameisen nicht in zu niedriger Vermehrungsrate liegt, wird von solchen Programmen abgesehn.

Die vorhandenen Waldameisen Völker produzieren mehr als genug begattete Gynen, um neue Völker zu gründen. Woran es scheitert ist geeigneter Lebensraum. Will man Waldameisen schützen, geht es am besten durch den Schutz ihres natürlichen Lebensraums. Dann erholen sich die Populationen ganz von allein. Ein künstliches Vermehren von Waldameisen durch den Menschen ist weder notwendig, noch hilfreich.

4. Siehe 3. Wenn du Waldameisen für Labor- oder Lehrzwecke etc. halten willst, musst du nachweisen können, dass das tatsächlich für Forschung und Lehre erforderlich ist. Das trifft nur in Ausnahmefällen zu. Ich kann nicht sagen, ob z.B. eine Schule eine Genehmigung zur Waldameisen-Haltung bekommen würde, oder nicht. Mit entsprechendem Personal, und einem gut durchdachten Rahmen, und etwas Glück/Vitamin B eventuell ja. Aber Otto Normalverbraucher wird diese sicher nicht kriegen.

5. Ganz klar nein. Selbst wenn du eine Königinn in letzter Sekunde vor dem sicheren Tod durch einen Autoreifen retten würdest, dürftest du sie höchstens an einem geeignetem Platz aussetzen und das beste Hoffen.

Es macht auch keinen Sinn, Königinnen retten zu wollen. Es ist von vorneherein eingeplant, dass 99% von ihnen vorzeitig sterben. Auch wenn es grausam erscheint. Die Königinnen, die auf Straßen und in Gärten sterben, hätten dort so oder so keine Nester gründen können.

Waldameisen können ohnehin nicht auf sich allein gestellt gründen. Entweder sie lassen sich von einer Kolonie der gleichen Art aufnehmen, oder sie dringen in das Nest anderer Arten (Serviformica) ein, und "übernehmen" dieses.

Aber nehmen wir an, du "rettest" eine Königin, und dir gelingt es, sie (z.B. mit Hilfe von Puppen) gründen zu lassen. Mit der Zeit wächst und gedeiht deine Kolonie. Doch was dann. Entweder du hälst sie die ganze Zeit "gefangen". In diesem Fall macht es für die Natur keinen Unterschied, dass du die Königin gerettet hast, da die Ameisen in jedem Fall aus dem Kreislauf der Natur entfernt sind. Oder du siedelst sie um und entlässt sie an geeigneter Stelle in die Natur. Doch um dieses Unternehmen einigermaßen erfolgreich durchführen zu können, bedarf es einer speziellen Ausbildung. Vor allem die Wahl eines geeigneten Platzes bedarf einiger Erfahrung. Diese Option fällt also in der Praxis aus.

Und so interessant die Haltung von Waldameisen scheinen mag, so schwierig ist sie auch. In der Natur schaffen sich die meisten Arten einen Nesthügel, dessen klimatische Eigenschaften sie nach Bedarf regeln. Diese Bedingungen in der Haltung nachzustellen, dürfte äußerst schwierig sein. Auch die zu erwartende Koloniegröße, immerhin einige hunderttausend Tiere, lassen eine "Im Zimmer Haltung" unrealistisch erscheinen. Mal ganz davon abgesehn, dass sich der Nahrungsbedarf einer solchen Kolonie wohl kaum mit ein paar Heimchen decken lässt. Zu allem Anderen kommen also auch nicht unerheblicher Aufwand und Kosten für die Nahrungsbeschaffung.



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Wiseman
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#4 AW: Nur eine Frage zum Thema: Formica

Beitrag von Wiseman » 10. Mai 2007, 14:05

Hallo Himmelhund,

ich bezweifle sehr, dass Du eine Ausnahmegenehmigung zur Haltung von Waldameisen erhalten wirst. Die bekommt selbst die Ameisenschutzwarte nur in Ausnahmefällen (z. B. für Schauformikarien).

Du müsstest nachweisen, dass die Tiere professionell versorgt werden und genügend Platz zur Verfügung haben. Für Privatleute sind die behördlichen Auflagen kaum zu erfüllen.

Außerdem ist die Koloniegründung der Waldameisen in Gefangenschaft nur schwierig umzusetzen.

Deine Hilfsabsichten in allen Ehren, aber ich würde Dir raten, beschränke Dich weiterhin darauf, die Tiere zu beobachten. Es ist sicherlich auch nichts dagegen einzuwenden, Jungköniginnen nach dem Schwarmflug von der Straße, den Gehwegen oder aus dem Vorgarten aufzusammeln und an einen besser geeigneten Ort (kein Formikarium!!!) zu bringen.
Ich denke, es wäre sowieso nicht allzu gut, wenn es einer der Königinnen gelingt, inmitten einer Vorstadtsiedlung eine Kolonie zu gründen. In den meisten Fällen werden die Tiere den Anwohnern schnell lästig. Im günstigsten Fall muss die jeweilige Ameisenschutzwarte das Nest umsiedeln, im schlimmsten wird es klammheimlich durch den Haus- bzw. Grundstücksbesitzer vernichtet.

Wie wäre es, wenn Du die nahen Wälder nach Waldameisennestern durchsuchst, diese dann kartierst und die Informationen zur Ameisenschutzwarte Deines Bundeslandes schickst? Die Adressen findest Du hier.
Damit würdest Du den Tieren sicherlich am meisten helfen. Nester, die kartiert sind, können überwacht, gepflegt, geschützt und im Gefahrenfall umgesiedelt werden.

Das hier könnte Dir bei der Kartierung helfen: Erfassungsbogen (PDF)

Ciao, Wiseman!



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Himmelhund
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#5 AW: Nur eine Frage zum Thema: Formica

Beitrag von Himmelhund » 10. Mai 2007, 14:55

Danke für die Antworten =)


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Jan
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#6 AW: Nur eine Frage zum Thema: Formica

Beitrag von Jan » 10. Mai 2007, 15:31

NuEM hat geschrieben:Waldameisen können ohnehin nicht auf sich allein gestellt gründen. Entweder sie lassen sich von einer Kolonie der gleichen Art aufnehmen, oder sie dringen in das Nest anderer Arten (Serviformica) ein, und "übernehmen" dieses.


Diesen Vorgang nennt man "Sozialparasitische Gründung". Die Formica sp. Königin dringt ín ein Wirtsnest ein (soweit ich weiß werden nur Serviformica als Wirte genutzt), und tötet die aktive Königin. Ihre Brut lässt sie dann von den Wirtsameisen aufziehen.

Von da her wäre es auch sinnlos eine Waldameisenkönigin alleine aufzuziehen.

Und wie Wiseman schon sagte, Schutz und kartieren ist wichtig, wenn dich die Tiere fastzinieren tust du so am meisten für sie.



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