Berlin-Schöneberg meldet "Land-Unter".
Auch wenn ich nicht oft von Freilandbeobachtungen berichte, heute kann ich es mir nicht verkneifen:
Bei schönstem Wetter kam ich, ahnungslos an meinem vorzueglichen Kuchen kauend, in einen argen Regenguss... nur wurde ich nicht nass, sondern befand mich mitten in einem Tumult aus paarungssuechtigen Geschlechtstieren: es regnete Lasius vom Feinsten. (Aufgrund des massiven Auftretens tippe ich erstmal auf
Lasius niger)
Um ca 17:15, bewölkt, trocken, leichter Wind, etwas schwuel mit zeitweisem Sonnenschein, flatterten die ersten Männchen (!) um meinen Kopf oder krabbelten auf dem Tisch herum, zu dieser Zeit zählte ich etwa 5 Männchen auf einem etwa 2x1,5m Tisch. Die Männchen starteten wieder durch und flogen in Richtung eines hohen Baumes.
Prima, dachte ich so bei mir, evtl kannst Du ja noch mit etwas Glueck die ein oder andere
Gyne erwischen.
Gegen 17:30 knallte dann die erste
Gyne gegen meinen Kopf und verhedderte sich in meinen Haaren, bereits gegen 17:45 bereute ich meine Hoffnung: Glueck,
eine Gyne zu finden? Mit etwas Glueck kann ich mich noch retten!
In Kuchen und Kaffe hatten sich einige Gynen gestuerzt, der Tischund ich bogen uns unter der Last der kopulierenden Geschlechtstiere! Kein Witz, auf meinem Arm trieben es schamlos zwei triebige Geschlechtstiere, der Tisch wirkte wie ein Swinger-Club mit zeitweise 9 Pärchen, etlichen Männchen und ca 20 Gynen.
Männchen wie auch Weibchen starteten teilweise wieder, die Männchen Richtung Baum, die Weibchen in alle Himmelsrichtungen (soweit ich det beobachten konnte!).
Gegen 18:00 krabbelten wirklich ueberall alate und dealate Gynen herum, ich habe gerade noch eine in meiner Hemdtasche gefunden :-) Es muss sicher nicht erwähnt werden, dass alle anderen Gäste fluchtartig die Stätte der Unzucht verlassen haben... nur ein einsamer, grinsender Sahal harrte der Dinge.
Zwischen 18:00 und 19:00 ebbten die Paarungen deutlich ab, bis gegen 19:00 nur noch dealate Gynen zu finden waren.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich das Cafe verlassen und ging etwa 10Min Richtung Heimat. Auf dem Weg krabbelten massiv Gynen auf dem Gehsteig herum, die Menge hat auf dem Weg nicht abgenommen.
Einen derartig massiven Schwarmflug habe ich bisher noch nicht erlebt, bzw muss ich wohl irgendwie im Zentrum des Schwarms gesessen haben. Es war ein fantastisches Erlebnis, besonders die Beobachtung der Paarung auf meinem Arm
Natuerlich habe ich mir das Pärchen gefangen, Fotos folgen.
Interessant auch: die Fauna erwachte zum Leben. Etliche Vögel flitzten durch die Gegend, Spinnen waren geschäftig (teils in ihren Netzen) unterwegs und die etablierten Kolonien schleppten etliche Gynen an ihren Fuehlern durch die Gegend, die Gynen folgten auch "brav".
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!