Die Winterruhe und ein paar Komplikationen

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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WaxWeazle
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#1 Die Winterruhe und ein paar Komplikationen

Beitrag von WaxWeazle » 15. Oktober 2007, 13:59

Hallo Ameisenfreunde!
Heute morgen war es so nun weit: Nachdem das Formicarium eine Woche neben dem (fast immer) offenen Fenster stand, nahm ich heute morgen den Y-Tong Stein heraus und stellte ihn in meinen Kühlschrank, da ich im Moment leider keine Möglichkeit habe, das gesamte Formicarium kalt zu stellen.

Zu meinem Schreck musste ich feststellen, dass sich eine nicht zu unterschätzende Anzahl Ameisen (ungefähr ein Viertel der Kolonie, vielleicht etwas weniger) UNTER dem Stein und im Erdreich darunter eingenistet hatte. Zwar hatte ich den wellig modelierten Bodengrund aus Erde mit Gips übergossen, aber scheinbar hatten sie doch irgendwo ein Schlupfloch gefunden.

An der Stelle, wo vorher das Nest stand, habe ich ein Stoffhandtuch hingelegt und werde es nun regelmäßig begießen, damit das Erdreich an dieser Stelle feucht genug bleibt, an Trockenheit sollten sie also nicht sterben.

Auch meine ich gelesen zu haben, dass Ameisen sehr wohl auch ohne Königin einfach "weitermachen" mit Futter suchen, sich um eventuelle Brut kümmern und einfach ihrem gewohnten Leben nachgehen und meine "zurückgebliebenen" Ameisen daher nur etwas früher sterben werden, weil ihnen die Winterruhe fehlt. Allerdings denke ich, dass im nächsten Jahr nicht wieder genau die selben Ameisen "zurückbleiben" und ein Großteil der Ameisen aus diesem Jahr dann nächstes Jahr ihre Winterruhe bekommt, daher sollte der Schaden für die Kolonie in Grenzen bleiben.

Nun die wichtige Frage, die mich schon den ganzen Vormittag beschäftigt: Wie verhalten sich die Ameisen, wenn ich nächstes Jahr im März den Ytong-Stein zurück ins Formicarium stelle? Haben die "zurückgebliebenen" Ameisen ihren alten Nestgeruch bis dahin verloren und werden von den überwinterten Ameisen als Feind aufgeklärt und angegriffen? Haben die zurückgebliebenen Ameisen GAR KEINEN eigenen Geruch mehr und werden evtl. einfach wieder in den Staat integriert, oder wird es höchstwahrscheinlich zum Kampf kommen?

Vielleicht hat ja jemand von euch schon solche Erfahrungen gesammelt.

Grüße, Holger



chrizzy
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#2 AW: Die Winterruhe und ein paar Komplikationen

Beitrag von chrizzy » 15. Oktober 2007, 14:22

Hallo WaxWeazle,

nett wäre es, wenn du uns die Art sowie die Koloniegröße verraten würdest ;).

Nach 5-6 Monaten unter völlig anderen Haltungsbedingungen (du fütterst die Ameisen weiter, sie sind in einem anderen Nest etc.) würde ich davon ausgehen, das sich der Kolonieduft verändert hat.

Zitat dazu von Sahal (von mir auf die für diesen Thread relevanten Stellen gekürzt):


der Kolonieduft ändert sich recht schnell, vor allem in einem neuen Nestsubstrat.

Der Kolonieduft setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, BRUN fuehrte 1913 die sogenannte Lokalkomponente ein, die nachfolgend mehrfach bestätigt wurde. Diese Lokalkomponente beinhaltet offenbar u.a. Nahrung, Nest-Umgebung und Nestsubstrat als Duftmerkmale.

Bei z.B. Formica polyctena konnte durch LANGE gezeigt werden, das Subvölker sich noch nach monatelanger Separation als eigenes Volk erkannten und akzeptierten, wenn sie unter identischen Bedingungen gehalten wurden.
Wurde allerdings die Nahrung oder das Nestmaterial eines Subvolkes geändert, traten die ersten Reaktionen in Form eines eingeschränkten Nahrungsaustausches binnen weniger Tage ein! Kurze Zeit später betrachteten sich die Subvölker als Feinde.

Da Deine Kolonie nun 1,5 Monaten unter komplett anderen Bedingungen gehalten wurde, sehe ich die Wahrscheinlichkeit eines gleichen Kolonieduftes eher gering.


Daraus geht hervor, das der Kolonieduft sich höchstwahrscheinlich verändert hat und sich die Tiere wohl als Feinde betrachten werden.


Anstatt die Arbeiterinnen, die sich noch in der Arena befinden, einfach dort zu lassen, würde ich sie auf jeden Fall mit überwintern lassen! Entweder dadurch, das du den Ytong wieder an die Arena anschließt und versuchst, die Ameisen zum Umzug in diesen zu bewegen, oder dadurch, das du die Tiere vorsichtig ins Nest setzt (das ist natürlich nur sinnvoll, wenn du dir sicher sein kannst, die Ameisen durch das ausgraben nicht zu töten - wie tief ist das Substrat, und wie viele Tiere befinden sich ca. darin?).

lg, chrizzy



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WaxWeazle
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#3 AW: Die Winterruhe und ein paar Komplikationen

Beitrag von WaxWeazle » 15. Oktober 2007, 14:40

Hallo chrizzy, danke für die schnelle Antwort!
Ich halte Lasius niger, im Formicarium sind im Moment noch circa 40 - 50 Ameisen, im Stein schätze ich vorsichtig 200 - 300.

Aber die Haltungsbedingungen würden ja so viel anders nicht sein, das Einzige, was sich geändert hat ist die Tatsache, dass kein Ytong-Stein mehr an der alten Stelle steht sondern die Ameisen NUR NOCH unter dem feuchten Handtuch und dem Substrat darunter leben. Es würde weiterhin den selben Honig und das selbe Katzenfutter geben.

Das Substrat ist circa 2 -3 cm hoch, darüber habe ich wie gesagt eine (relativ dicke) Schicht Gips gegossen. Zwar haben die Ameisen dort wahrscheinlich irgendwo am Rand ein Schlupfloch gefunden, jedoch komme ich nicht an sie heran, ohne die Gipsschicht aufzubrechen.

Mir wäre es natürlich auch lieb, wenn ich alle Ameisen durch die Winterruhe bringen könnte, sie zu "überreden" ins Nest zu gehen, gestaltet sich jedoch relativ schwierig.


Idee: ich bereite ein RG-Nest vor, tropfe einen Tropfen Honig hinein. Die (ausgehungerten) Ameisen stürzen sich darauf, da es in den letzten Tagen ja sehr wenig zu fressen gab. Dann schließe ich das Nest und verfrachte es in den Kühlschrank. Allerdings habe ich hier die Befürchtung, dass der Honig über Winter anfängt zu schimmeln :confused: .



Michi-King91
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#4 AW: Die Winterruhe und ein paar Komplikationen

Beitrag von Michi-King91 » 15. Oktober 2007, 16:32

Hi Max!

Ich denke es wird sich als etwas schwierig gestalten wirklich alle Ameisen in das Honig-Rg zu bekommen. Ich denke wenn dann bekommst du ein paar rein, aber alle nicht.
Aber versuchen kannst dus. Ansonsten wäre es eben schade um die 50 Ameisen, aber Hauptsache die Königin ist im Ytongstein, dann sind die 50 Ameisen bald wieder neu erschaffen;).

Ich kenne das Problem, das sich Ameisen auch mal irgendwo ansiedeln, aber nicht da wo man will. Da kann man leider nichts machen^^.

Ich wünsch dir auf jeden Fall viel Glück, das du wenigstens ein paar wieder ein paar aus dem Bodensubstrat bekommst^^.


Mfg

Michi


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Boro
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#5 AW: Die Winterruhe und ein paar Komplikationen

Beitrag von Boro » 15. Oktober 2007, 22:27

Hallo WaxWeazle!
Der Ansicht von chrizzy und der dargestellten Meinung von Sahal ist eigentlich wenig hinzuzufügen.
Ich kenne diese Probleme nur aus der Natur: Hin und wieder nehme ich ein paar Ameisen zur Bestimmung oder besseren Beobachtung mit nach Hause. Wenn man sie dann in wenigen Tagen zurückbringt, gibts eigentlich keine Probleme. Wenn aber z. B. 2 Wochen vergehen, kann es schon kritisch werden.
Wenn du jetzt die Ameisen etwa 5 Monate vom Volk trennst, ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass sie dann vom Muttervolk nicht mehr akzeptiert werden. Das heißt aber, dass du auf jeden Fall dem Rat von chrizzy folgen und die Ameisen nach Möglichkeit vereinen solltest. Versuche es mit Kälte, wenn einmal am Morgen etwa 5° herrschen, würde ich den Gipsüberzug abheben, die Ameisen so gut es geht in eine Box verfrachten und diese dann in den Kühlschrank stellen. Wenn sie entsprechend unterkühlt sind, kannst du sie einfach in die Box mit der Königin "umleeren". Ich gehe ja davon aus, dass sich der Ytong in einer Box befindet. Die Kälte wird eine eventuelle Aggression unterdrücken.Vielleicht geht es so.
Gruß Boro



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Rolande
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#6 AW: Die Winterruhe und ein paar Komplikationen

Beitrag von Rolande » 16. Oktober 2007, 00:58

Hat zwar nichts mit dem Thema zu tun - aber:
Katzenfutter? Ist für Katzen. Nicht für Ameisen!

Nur mal so, am Rande.



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WaxWeazle
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#7 AW: Die Winterruhe und ein paar Komplikationen

Beitrag von WaxWeazle » 18. Oktober 2007, 17:10

So, da bin ich wieder...die Lage hat sich wie folgt entwickelt:

Vor zwei Tagen habe ich alle meine Reagenzgläser zusammengesucht und Reagenzglasnester vorbereitet, dann mit einem Holzstäbchen die Innenwand vorsichtig mit ein wenig Honig eingeschmiert und gewartet, bis sich relativ viele Ameisen über den Honig hergemacht haben. Nun verschloss ich das RG und legte es in den Kühlschrank, um die Ameisen herunterzukühlen.

Das ganze habe ich 8 mal gemacht (mehr RG hatte ich nicht) und im Nachhinein muss ich sagen, dass es DEUTLICH mehr als 40 - 50 Ameisen im Formicarium waren :verrueckt:

Nun ja, dann wartete ich einen Tag und schüttete die leicht angefrorenen Ameisen mit einem Trichter in den Nesteingang des Ytongs.

Man kann also sagen...ENDE GUT ALLES GUT... zumindest in diesem Jahr.

@Rolande, nachdem ich dies hier gelesen habe, bin ich der Meinung, dass das meiste Katzenfutter nicht mal für Katzen geeignet ist:

Ernährung der Katze (was ist drin im Katzenfutter?)

So bin ich der Meinung, dass man hier beim Katzenfutter stärker differenzieren muss und qualitativ hochwertiges Katzenfutter meiner Meinung nach einen recht guten Ersatz für Lebendfutter darstellt. Aber trotzdem ist und bleibt es natürlich nur ein Ersatz.



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