Urzeitameisen?

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Sawyer
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#1 Urzeitameisen?

Beitrag von Sawyer » 2. März 2008, 22:23

Leider habe ich nichts im Internet zum Thema Urzeitameisen gefunden. Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen. Wie sahen die Ameisen aus und wie gross wurden sie? Nach welcher Reihnfolge haben sich die Gattungen entwickelt? Haben heute noch Urzeitameisen überlegt?



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Insektenfreak
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#2 AW: Urzeitameisen?

Beitrag von Insektenfreak » 3. März 2008, 01:43

weiß nur, das die [size=-1]Ponera Ameisen sind, die sich seit der Urzeit kaum bzw gar nicht entwickelt haben.
[/size]



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swagman
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#3 AW: Urzeitameisen?

Beitrag von swagman » 3. März 2008, 10:45

Hallo.

Die wohl urtümlichste, lebende Ameisenart der Welt ist Nothomyrmecia macrops. Diese Art kommt in Australien vor und ist von der Entwicklung und vom Verhalten sehr primitiv. Von dieser Gattung gibt es nur diese eine Art.
Zumindest handelt es sich um eine ziemlich gut untersuchten Art, du kannst dazu sehr viel im Netz finden.

Auch sehr primitiv sind natürlich die Myrmecia Arten, ebenfalls aus Australien. Dann natürlich die verschiedenen Ponerine Arten.

Bekannte Fossilien sind die in Bernstein eingeschlossenen Exemplare von Sphecomyrma freyi. Eine Ameise die noch Merkmale der Wespen zeigt, aus denen sich Ameisen entwickelt haben.
Hier ein guter Link. Hier werden auch neue Arten dieser Gattung beschrieben und andere fossile Gattungen.

Du musst vermutlich nach englischen Arbeiten suchen, hier findest du sehr viel mehr als im deutschen.



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swagman
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#4 AW: Urzeitameisen?

Beitrag von swagman » 20. März 2008, 17:20

Die Frage ist zwar schon etwas älter, aber vielleicht interessiert es ja doch noch jemanden.

Hab noch etwas gefunden, das älteste bisher entdeckte Fossil einer Ameise. Es handelt sich vermutlich um eine Arbeiterin.
Die Gattung wurde nach ihren Fundort Santana do Cariri als Cariridris benannt. Der Artname lautet: bipeticolata.
Vom Aussehen her ähnelt Cariridris bipetiolata den heutigen Myrmecia Arten, sie ist auch in der Systematik so eingeteilt.
Subfamily: Myrmeciinae
Genus: Cariridris Brandao & Martins-Neto, 1990
Species: Cariridris bipetiolata Brandao & Martins-Neto, 1990

Die Unterfamilie Myrmeciinae wird dann weiter Unterteilt:
Direct Children:
Genus: Ameghinoia Viana & Haedo Rossi, 1957
Genus: Cariridris Brandao & Martins-Neto, 1990
Tribe: Myrmeciini = Genus: Myrmecia Fabricius, 1804
Tribe: Prionomyrmecini

Interessant finde ich, dass sich damals, auf denn nur zwei Kontinenten (einen auf der Nordhalbkugel einen auf der Südhalbkugel), zu etwa der selben Zeit unabhängig Ameisen entwickelt haben.
Im Norden war die Ur-Gattung Sphecomyrma vertreten und auf dem Südkontinent eben Cariridris.
Zumindest was man bisher weis. Vielleicht werden ja noch neue Fossilen gefunden.

Wer mehr über Cariridris bipetiolata wissen will, findet hier eine englischsprachige Arbeit darüber.



Lukas S
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#5 AW: Urzeitameisen?

Beitrag von Lukas S » 20. März 2008, 18:03

Hey swag,

Also das is ja mal echt intressant, hast du Informationen über die Nachfahren der beiden Linien? Dem Artikel konnt ich darüber nicht wirklich was entnehmen. Könnte es sein, dass sich aus den gondwanischen Cariridrien die Myrmecinen mit Postpetiolus entwickelten, die sich dann auch zur Unterfamilie Myrmicinae entwickelten und auf dem laurasischen Erdteil sich die Sphecomyrma spp breit machten und mit nur einem abdomalen Gelenk zur Entwicklung von Ponerinen, Formicinen, Dolichoderinen etc führten?
Nach diesem Gedankenexperiment wäre doch aber, wenn es zu keiner Vermischung dieser beiden Erblinien gekommen ist unsere komplette Taxonomie falsch ... hm hat da jemand Ahnung von?

MfG

Edit auf Folgepost: Danke für die Aufklärung, Sahal ;)



Sahal
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#6 AW: Urzeitameisen?

Beitrag von Sahal » 21. März 2008, 13:55

Hola,

die heutige taxonomische Einteilung der Ameisen basiert auf mehreren Faktoren und kann eigentlich noch nicht als gesichert gelten... so fehlen nach wie vor Bindeglieder in der Phylogenese, und gerade die Wurzel der Ameisen liegt im grauen Bereich. Sehr wahrscheinlich ist nur eine Abstammung aus den Tiphiidae bzw Tiphiidae-ähnlichen Insekten.
Aufgestellte Stammbäume werden daher gern als hypothetische Stammbäume bezeichnet.

Das Arten einen Postpetiolus entwickelt haben, muss nicht zwangsläufig auf andere Vorfahren (Wurzeln) hinweisen. Die Myrmicinae so als gesonderten Ast anzusehen kann nicht funktionieren, denn sie sind durch gewisse Merkmale mit anderen Ästen verwand, nach WILSON, CARPENTER und BROWN stehen sie zB den Ponerinae nahe... bzw haben sich aus Ur-Ponerinae entwickelt. Nur gewisse morphologische Eigenschaften lassen nicht immer einen gesicherten Rückschluss auf die Abstammung herleiten, es gehören auch anatomische Eigenschaften (zB Form des Proventrikulus), Ontogenese, Fähigkeiten und Vehaltensmuster (wie Brutaufzucht, Verteidigung, Nestbau, und vor allem die Eusozialität) zur Einteilung.

Auch ist nicht auszuschließen, dass Funde fossiler Arten lediglich einen kurzen Zwischenschritt in der Phylogenese zeigen, oder gar komplett eliminierte Fehlgriffe der Evolution, die kein lumpiges Gen an die rezenten Ameisen vererbt haben.


Zur Zeit wird es sicherlich noch einige Neuerungen und Überraschungen geben, denn gerade durch die genetischen Untersuchungen lassen sich Rueckschluesse auf die Phylogenese schließen.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

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