Montag, 17. September 2007 Ja ich weiß, es ist sehr viel Zeit vergangen. Und ja, es hat sich natürlich viel bei den Ameisen getan. Da ich jedoch nicht so viel schreiben möchte, nur eine kurze Schilderung der Ereignisse. Vielleicht weiteres zu einem späteren Zeitpunkt.
Nach meinem letzten Update war es bei meinen Pachycondylas eine ganze Weile vollkommen ruhig. Es hat sich kaum etwas getan, ich hatte keinen Einblick ins Nest und wusste nicht, ob sie überhaupt
Brut haben. Das sollte mich aber nicht weiter stören und ich habe alle Bedingungen so gelassen.
Nach einigen Wochen ist dann plötzlich eine Arbeiterin aufgefallen. Sie ist vollkommen unkoordiniert durchs Becken gelaufen, hat sich in alles mögliche verbissen, ist auf den Rücken gefallen und hat gezappelt wie ein Käfer. Ihr gesamter Körper hat verrückt gespielt.
Nach wenigen Tagen, vielleicht 2 oder 3, ist sie dann gestorben. Sie lag etwa 30cm vom Nesteingang entfernt. Es hat mich sehr gewundert, dass sie von den anderen Arbeiterinnen nicht weggetragen wurde. Doch leider blieb es auch nicht bei diesem Einzelfall.
Wenige Tage später wollte ich gerade füttern, als sich plötzlich (für die damaligen Verhältnisse) sehr viele Arbeiterinnen im Becken wanden, zappelten, sich überschlugen und sich ineinander verbissen. Ich habe mich natürlich sehr erschrocken, da ich ja wusste, was mit all diesen Arbeiterinnen passieren wird. Auch hatte ich keine Ahnung, ob sie
Brut haben, um die Verluste auszugleichen, oder vielleicht schon mehr geworden sind.
Über die nächsten Tage hinweg starben also alle Arbeiterinnen, die ich draußen gesehen habe. Auch sind noch einige mehr herausgekommen, sodass es am "Ende" ca. 8 tote Arbeiterinnen waren. Zu dem Zeitpunkt dachte ich schon, dass die Kolonie sterben könnte, doch immerhin konnte ich mir sicher sein, dass sie bereits Arbeiterinnen großgezogen haben, da nämlich trotz Ausfall der gesamten Zahl gelieferter Ameisen immernoch Arbeiterinnen fraßen und am Nest weiterbauten.
Nach einigem Bangen war es dann soweit. Sie hatten sich bis zur Glasscheibe vorgearbeitet. Es war eine sehr große Kammer von etwa 10*4*5cm, welche teils im, teils unter dem Holz verlief. Ich konnte über die gesamte Länge ins Nest gucken. Geschützt habe ich die Kammer mit einem Stück Pappe, welches jedoch nur rangelehnt ist, sodass sie es nicht ganz dunkel haben. Stört sie aber nicht.
Ich war überglücklich, als ich die
Königin, mindestens 7 Arbeiterinnen und einige Eier,
Larven und
Puppen sehen konnte.
Was ich jedoch nochnicht wusste, weshalb die Arbeiterinnen gestorben sind. Das Sterben konnte jeder Zeit wieder beginnen und ich wusste immernochnicht, was ich hätte tun solln. Darüber hinaus fing auchnoch eine tote Arbeiterin, welche ich testweise im Becken gelassen habe habe um zu sehen, ob sie noch weggeschafft wird, an zu schimmeln. Ich dachte zumindest, sie würde schimmeln. Ich nam sie also heraus, um zu vermeiden, dass auch die Gegenstände im Becken Schimmel bekommen.
Aus der Arbeiterin kamen etwa 1cm lange Stängel heraus, welche am Ende einen Fruchtkörper hatten. Zuerst dachte ich, es wäre ein gewöhnlicher Schimmelpilz, welcher sich auf der bereits toten Arbeiterin angesiedelt hat. Als dann jedoch auch die anderen toten Arbeiterinnen, welche ich in einer Plastiktüte und einer Dose aufgewart habe, anfingen, die gleichen Stielchen zu bekommen, machte ich mir doch Sorgen, dass es sich um eine andere Art von Pilz handelt.
Ich schrieb Herrn Buschinger an, ob er mir helfen könne, doch leider wusste er auch nicht, was man dagegen machen kann bzw. wusste den Pilz nicht einzuordnen. Also rief ich den Anbieter an. Er vermutete auch, dass es sich um einen Pilz handelt, der die noch lebenden Tiere befällt und sie zu diesen Aktionen bringt und sie schlussendlich tötet. Er riet mir, die Luftfeuchtigkeit drastisch zu verringern.
Also hörte ich fast vollkommen auf zu Sprühen und befeuchtete den Boden auch kaum noch. Und siehe da: Es starb keine Arbeiterin mehr.
Jetzt war ich also sicher, dass die Kolonie
Brut hat und das Problem mit dem Pilz war auch gelöst. Hab ich echt glück gehabt, dass die
Königin nicht befallen war.
Eine ganze Weile habe ich die Feuchtigkeit noch so gering wie vorher gehalten, jetzt habe ich sie jedoch wieder leicht erhöht. Schließlich leben diese Ameisen normalerweise im Regenwald und mögen es nicht trocken. Ich hoffe, dass es nicht wieder Probleme gibt und falls doch, weil ich ja, was zu tun ist.
Das Unschöne an der Lösung ist bloß, dass ich nach dem Austrocknen des Beckens keine Pflanzen mehr hatte.
Deshalb habe ich jetzt einige einheimische gesäht und auch schon einige aus dem Baumarkt gekauft, um sie vom Gift zu befreien und später einzupflanzen. Außerdem gab es vor ca. 2 Wochen einen Umbau im Becken, ich habe einen neuen hohlen Ast angeboten, welcher bis zur Hälfte in halb verrotteter Sägespäne vergraben ist. Dieses 'Substrat' sieht gut aus, da es an Waldboden erinnert (schon dunkel), gut zum Graben geeignet ist und die Feuchtigkeit sehr gut hält.
Die Ameisen haben auch gleich am ersten Tag angefangen zu graben. Sie haben den Ast bereits erreicht und ich glaube, dass sie auch schon mit einigen Arbeiterinnen darin leben. Trotzdem sind einige im alten Nest zu sehen, auch
Puppen. Mal sehn, was sie lieber mögen, oder ob sie vielleicht sogar in beiden parallel leben.
Einen kleinen Zwischenfall gab es noch: Als ich die Pflanzen gegossen habe, kamen plötzlich sehr viele Arbeiterinnen aus dem Nest geströmt. Es waren bestimmt 20-25 Tiere. Als ich dann aber die
Königin zwischen ihnen sah, habe ich mich wirklich sehr erschrocken. Die Arbeiterinnen bildeten einen Kreis um sie und schnellten immerwieder nach vorne und packten sie. Sie drehte sich dann mit den
Mandibeln zu dem "attackierenden" Tier und wehrte sich. In dem Moment wusste ich nochnicht, dass anscheinend Wasser in eine Kammer gelangt war und die
Königin vor diesem flüchtete. Die Arbeiterinnen sind dann wohl zu ihrem Schutz herausgekommen.
Im ersten Augenblick dachte ich, es wären Rangkämpfe ausgebrochen und die Arbeiterinnen würden die
Königin wirklich angreifen oder vertreiben wollen. Dabei wollten sie sie bloß zurück ins Nest zerren. Nach etwa einer Viertelstunde ist sie dann jedoch von alleine zurück gelaufen.
Neben diesen Ereignissen kann ich noch berichten, dass jetzt auch lebende Heimchen erbeutet werden. Nach einem einzigen Stich können sie sich nichtmehr bewegen. Sieht wirklich extrem aus, wenn eine Arbeiterin ein Heimchen schnappt, es wie wild zappelt, die Arbeiterin ihren Hinterleib unter dem
Thorax nach vorne streckt und zusticht. Das Heimchen hält auf der Stelle still. Ich hätte gedacht, dass es sich noch etwas länger wehrt, habe das so garnichtmehr von Steven in Erinnerung.
So, dass solls erstmal gewesen sein. Villeicht gibts jetzt zum Winter hin bzw. im Winter wieder mehr Updates, wenn ich nicht so viel zu tun habe und vor allem die Halter mit einheimischen Arten bei ihren eigenen nicht so viel zu sehen haben. Ich hoffe das hier reicht euch erstmal.
LG Jan