Wie erkenne ich eine Waldameisenkönigin?

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
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Boro
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#17 AW: Wie erkenne ich eine Waldameisenkönigin?

Beitrag von Boro » 5. Juli 2008, 17:11

Da werdet ihr beide wahrscheinlich zum guten Teil Recht haben, aber ich erlaube mir doch zu diesem Thema eine etwas andere Einstellung zu haben, ohne diese auf die "fundamentalistische" Schiene zu stellen!
Ich weiß schon, manche Mitglieder kritisieren auch den "Seifert", ich persönlich halte es für das einizig brauchbare Buch unsere Ameisenfauna betreffend, das man täglich zur Hand nehmen kann (und soll).
Ich zitiere daraus zu C. aethiops: "In Mitteleuropa nur bis 50° N und in D nur von 5 Fundorten am Oberrheingraben und dessen Seitentälern bekannt." (B. Seifert 2007, S. 268). Das Fettgedruckte ist meinerseits hinzugefügt.
Ich sage dazu gar nichts mehr, nur noch eines:
Ich entnehme von Arten, die auf den Roten Listen stehen bzw. in die erste Gefährdungskategorie (vom Aussterben bedroht) fallen wissentlich sicher keine einzige Königin. Eine Ausnahme bildet hier nur ein Experiment, das ich seit 10 Jahren mit Polyergus rufescens durchziehe, aber da habe ich inzwischen nachweisbar weit mehr Freisetzungserfolge mit aufgezogenen Völkern erzielen können, als je Nestgründungen in freier Natur erfolgreich gewesen wären.
Aber die Sache ist ja gelaufen und es konnte bisher nur die Vermutung oder Wahrscheinlichkeit festgehalten werden, dass es sich um die besagte Art handelt. Viele Alternativen haben wir da in Mitteleuropa nicht.
Und anthrax wird sich bestimmt Mühe geben, die Nestgründung dieser Art - welche es auch sein mag - zu einem Erfolg werden zu lassen. Es erfolgte ganz offensichtlich auch keine "wissentliche" Entnahme!
Grüße Boro



acarrtauchenius
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#18 AW: Wie erkenne ich eine Waldameisenkönigin?

Beitrag von acarrtauchenius » 5. Juli 2008, 18:27

Ich möchte hier keine sinnlose Diskussion anzetteln und mich auch nicht wiederholen.
Ich habe mich aber entschlossen, noch etwas zu schreiben, denn nach nochmaligen Durchsehen des ganzen Threads musste ich feststellen, das folgende Tatsache - die mir sehr wichtig ist - nirgends im Klartext steht:

Die Einordnung "vom Aussterben bedroht" einer Art in einer roten Liste bedeutet: "vom Austerben bedroht im Gültigkeitsbereich der besagten roten Liste".

Eine gebietsspezifische rote Liste macht keine Aussage über den Gefährdungsgrad der Art an sich.
Die Aussage "Art abc ist bedroht in xy." zu zitieren als "Art abc ist bedroht." ist daher irreführend.
Wenn man eine solche absolute Aussage macht, sollte man sich zuvor vergewissern, das es nicht anderswo, in einem weitem Verbreitungsgebiet stabile Populationen der Art gibt.



Gast
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#19 AW: Wie erkenne ich eine Waldameisenkönigin?

Beitrag von Gast » 5. Juli 2008, 20:19

[font=Times New Roman]Camponotus aethiops: Gyne 11-13,5 mm laut Stitz (1939), der die zwar ungenauen Gesamtlängen angibt, die aber doch ein recht guter Anhaltspunkt sind. Das ist weniger als die „gut 15 mm“, die anthrax angibt, und die man auf dem 1. Bild ganz gut nachmessen kann. – Ich will und kann damit nicht ausschließen, dass es sich dennoch um aethiops handelt.[/font]

[font=Times New Roman]Angesichts des in D sehr eingeschränkten Verbreitungsgebietes ist es mir nicht ganz klar, ob der von anthrax angegebene Fundort „Nordost-Württemberg, 90 km nördlich von Ulm, an der Nordkante der Alb“ noch in das bekannte Verbreitungsgebiet einzurechnen ist. Nach den Angaben bei Stitz wäre das nicht der Fall.[/font]

[font=Times New Roman]Auch wenn die Art C. aethiops in Südeuropa sehr verbreitet ist, dürfte es sich in D um ziemlich isolierte Populationen mit Sonderanpassungen an unser Klima handeln – sie leben hier ja schon lange, hunderte, wo nicht tausende von Jahren bevor man an Klimawandel gedacht hat. Und dass sie sich in den letzten 10-20 Jahren ausgebreitet hätte, dafür gibt es bis jetzt keine Indizien. Eine sichere Bestätigung des Fundes von anthrax könnte ein solches Indiz sein (wenn auch „sehr vielleicht“!).[/font]

[font=Times New Roman]Sicher ist die Entnahme eines Einzeltieres auch bei einer sehr seltenen Art kein Problem; insofern gebe ich acarrtauchenius Recht.[/font]
[font=Times New Roman]Die Gefahr besteht aber, dass einzelne Ameisenfreaks dann, wenn sie ein Vorkommen entdeckt haben, gleich maßlos zuschlagen um die Tiere zu Geld zu machen. Die offiziellen Händler sind hier ebenfalls nicht zu vergessen. Manche in D seltenen Arten werden aus Nachbarländern importiert (z.B. Manica rubida). Wer hindert einen Anbieter daran, in D gesammelte Manica als Importe zu deklarieren? [/font]

[font=Times New Roman]Nicht einverstanden bin ich mit der Bemerkung von Joachim: „Um an den schönen Beitrag noch einmal final anzuknüpfen: [/font]
[font=Times New Roman]"Vom Aussterben bedroht" ist C.aethiops in Deutschland zwar offiziell, doch diese Bezeichnung ist extrem irreführend.“[/font]

[font=Times New Roman]Derart nassforsche Aburteilung halte ich für unangebracht, um es gelinde auszudrücken.[/font]
[font=Times New Roman]Was wäre denn deiner Meinung nach die geeignete Bezeichnung? Die Auswahl ist gering und von den Behörden vorgegeben: 0 = ausgestorben; 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet usw... Die Einstufung wurde von ein paar wenigen, erfahrenen Ameisenforschern vorgenommen, übrigens ehrenamtlich, ohne Vergütung für Arbeitszeit usw.. [/font]

[font=Times New Roman]Wenn du den Verfassern der Roten Listen an den Karren fahren möchtest, kannst du dich ja mit deinen scheinbar um so Vieles besseren Kenntnissen anbieten, bei der nächsten Roten Liste mitzuarbeiten. Wer auf derart sensiblem Gebiet Kritik übt, muss es selber besser können! [/font]
[font=Times New Roman]Kannst dich an Herrn Seifert wenden; der brütet zurzeit über einer Neufassung. Übrigens nach neu formulierten, sehr strengen Kriterien, die zwar z.B. für Vögel erfüllbar sind (zahllose Hobby-Ornithologen!), für Insekten leider nicht. So gibt es zuerst mal eine heftige Auseinandersetzung mit der Naturschutzbehörde. [/font]
[font=Times New Roman]Da für die meisten Ameisenarten ein „Rückgang“ gegenüber vor 10 bzw. 50 Jahren, oder auch nur ein derzeitiger Bestand, zahlenmäßig nicht anzugeben sind, kann es geschehen, dass wir demnächst nur noch 2 oder 3 Ameisenarten auf der Roten Liste haben. Ich will das mal nicht weiter ausführen. [/font]

[font=Times New Roman]Auf jeden Fall aber erscheint es mir äußerst überheblich, wenn ein junger Biostudent die Einstufungen durch Fachwissenschaftler öffentlich als „äußerst irreführend“ abkanzelt. Es entspricht allerdings dem Usus in Foren, wo eine durch nichts begründete „Meinung“ meist weit mehr zählt als gesundes Fachwissen. Zumindest dann, wenn diese eigene Meinung die eigenen Halter- und Sammlerwünsche unterstützt. [/font]

[font=Times New Roman]Acarrtauchenius hat auch Recht damit, dass die Einstufungen in den Roten Listen nur für deren jeweiligen Geltungsbereich vorgenommen werden. Deswegen gibt es in D außer der RL für Deutschland auch noch mehrere für einzelne Bundesländer, in denen zum Teil unterschiedliche Einstufungen vorgenommen wurden. [/font]
[font=Times New Roman]Wenn eine in Deutschland vom Aussterben bedrohte Art in Spanien häufig ist, so ist das für die RL Deutschland absolut unerheblich. – Ich persönlich würde es jedenfalls bevorzugen, auch in D weiterhin die Chance zu haben, Camponotus aethiops im Freiland anzutreffen.[/font]

[font=Times New Roman]Vom Aussterben bedroht ist diese hier v.a. deshalb, weil ihre bevorzugten Lebensräume sich meist (alle?) auch für den Weinbau eignen. Und dessen (Wieder-) Ausweitung hat in den letzten Jahrzehnten bereits sehr viele Vorkommen seltener Ameisen unwiderruflich vernichtet.[/font]

[font=Times New Roman]MfG[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]



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Joachim

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#20 AW: Wie erkenne ich eine Waldameisenkönigin?

Beitrag von Joachim » 5. Juli 2008, 20:54

Es war mir klar, dass sie nur gegen mich schießen, wo ich mich doch ihrer Exotenansicht in den Weg gestellt habe. Den selben Ausdruck verwendete acarrtauchenius, und zwar in demselben (völlig richtigen!!) Zusammenhang wie ich, aber mir allein werden natürlich wieder so die Worte im Mund herum gedreht, dass ich als der "Böse" da stehe. Mit "irreführend" war, wie klar in dem Beitrag ersichtlich, der allgemeine Status der Art gemeint. Dieser ist nämlich in keinem Maße "Vom Aussterben bedroht", diese Einstufung gilt nur lokal in Deutschland! Wenn man also diese Einstufung ohne Erklärung verallgemeinert, macht man damit Einsteigern nur unnötige Angst und schreckt diese Menschen ab. Lasst doch bitte die persönlichen Stiche gegen mich, diese entbehren jeglicher vernünftigen Diskussionsgrundlage! Gerade bei ihnen sollte das doch wohl mal im Bereich des Möglichen liegen.

Entschuldigt den Ausbruch, aber persönliche Angriffe gegen mich scheinen hier einigen Benutzern scheinbar großen Spaß zu machen.


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#21 AW: Wie erkenne ich eine Waldameisenkönigin?

Beitrag von Boro » 5. Juli 2008, 21:27

Das habe ich befürchtet: Jetzt kommt es wieder zu Grabenkämpfen!
Es ist doch völlig klar, dass die Gefährdungskategorie 1 "vom Aussterben bedroht" nur lokal begrenzt, etwa auf die angeführte Region, das jeweilige Bundesland usw. bezogen ist. In D wird die genannte Art sowieso nur in Baden-Würtemberg und vielleicht noch in BY vorkommen. Und hier ist sie eben "vom Aussterben bedroht". Bei 5 Fundorten kein Wunder!
An dieser Beurteilung, die ja wohl von Fachleuten erstellt wird, gibt es nichts zurütteln. Wir reden in diesem Zusammenhang eben von Baden-Würtemberg oder Deutschland und von keinem anderen Gebiet, also nicht von Österreich oder Polen oder gar Italien.
In Österreich z. B. ist es wieder anders, da kommt diese Art in den südlichen und östlichen Bundesländern vor. In Niederösterreich steht sie eben in der Gefährdungskategorie 3 ("gefährdet") und es würde mir selbstverständlich nie einfallen zu sagen, Camponotus aethiops sei in Österreich vom Aussterben bedroht.
Mir ist es völlig schleierhaft, warum man eine klar definierte Kategorie für ein bestimmtes Gebiet, welche jedenfalls von arrivierten Fachleuten erstellt wurde, derart in Zweifel zieht und mit allen möglichen Deutungsvarianten anders darzustellen versucht.
Gruß Boro



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#22 AW: Wie erkenne ich eine Waldameisenkönigin?

Beitrag von Joachim » 5. Juli 2008, 21:34

Ja, Boro, wenn das als Angriff gegen dich rüberkam, tut mir das natürlich leid und ich entschuldige mich dafür! Es ging hier einzig und allein um Anthrax, der nach dem empfindlichen Beitrag denken könnte, er hätte eine allgemein vom Aussterben bedrohte Art gefangen und hätte damit der Natur immens geschadet, was einfach nicht der Fall ist.

Der Terminus "vom Aussterben bedroht" wird normalerweise von Menschen so interpretiert, dass der Bestand einer Art stark rückläufig ist, und sie bald nicht mehr vorhanden sein wird. Die Verwendung dieses Terminus alleine könnte Verwirrung stiften (ist also in diesem Zusammenhang "irreführend", da C. aethiops lediglich in BW seine natürliche Verbreitungsgrenze erreicht hat), und darauf allein bezogen sich die näheren Erklärungen. Dass es eine sorgfältig von Fachleuten gewählte, vernünftige Einteilung ist, zweifelt hier niemand an.


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#23 AW: Wie erkenne ich eine Waldameisenkönigin?

Beitrag von Gast » 6. Juli 2008, 09:46

[font=Times New Roman]An das Team des „Ameisenforum“![/font]

[font=Times New Roman]Hiermit fordere ich euch auf, den Namen „Buschinger“ aus dem Beitrag von „Joachim“ umgehend zu tilgen.[/font]

[font=Times New Roman]„Es war mir klar, dass sie nur gegen mich schießen, Herr Buschinger, wo ich mich doch ihrer Exotenansicht in den Weg gestellt habe.“[/font]

[font=Times New Roman]Es ging und geht in diesem thread in keinster Weise um Exoten. Wenn der user „Joachim“ ein Problem mit Herrn Prof. Buschinger hat, soll er das bitte mit diesem auf anderem Wege aushandeln. [/font]
[font=Times New Roman]In bin „Merkur“. Wer dahinter steht, geht niemanden etwas an, ebenso wie bei jedem anderen user, der hier nur unter seinem nick auftritt.[/font]

[font=Times New Roman]Wenn es „Joachim“ stört, dass hier auch andere user Sachkenntnis haben, so darf es nicht geschehen, dass solche user von ihm öffentlich angegriffen werden, zumindest nicht mit einem unterstellten Familiennamen. Sein Eintrag vom 5. Juli, 19:54, erinnert mich stark an das Kesseltreiben gegen Prof. Buschinger seinerzeit im Antstore-Forum, wo man ihn ja erfolgreich verjagt hat. [/font]
[font=Times New Roman]Der Eindruck drängt sich auf, dass es ein schweres Vergehen ist, wenn man etwas mehr weiß als so mancher andere user. Muss ich mich etwa für meine Sachkenntnis rechtfertigen? Wie lautet die Anklage?[/font]

[font=Times New Roman]Dieser (mein) Beitrag sollte gelöscht werden, sobald der Name Buschinger aus dem Beitrag von Joachim getilgt ist. Ich wünsche keine Eskalation. Es dürfte aber auch für das jetzige Ameisenforum nicht förderlich sein, wenn wieder mal jemand vertrieben wird, der etwas Sachkunde beisteuert.[/font]

[font=Times New Roman]Mit besten Empfehlungen,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]



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#24 AW: Wie erkenne ich eine Waldameisenkönigin?

Beitrag von R2Da_iKeMan » 6. Juli 2008, 11:30

Also ich finde es gut, dass das von Joachim angesprochen wurde. Ich wusste nämlich nicht, dass die roten Listen für bestimmte Regionen sind und wenn man nicht dazu schreibt, welche Region mit der genannten roten liste gemeint ist, dann denken viele natürlich, dass diese Art allgemein vom Aussterben bedroht sei.


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