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von Gast » 5. Juli 2008, 20:19
[font=Times New Roman]Camponotus aethiops: Gyne 11-13,5 mm laut Stitz (1939), der die zwar ungenauen Gesamtlängen angibt, die aber doch ein recht guter Anhaltspunkt sind. Das ist weniger als die „gut 15 mm“, die anthrax angibt, und die man auf dem 1. Bild ganz gut nachmessen kann. – Ich will und kann damit nicht ausschließen, dass es sich dennoch um aethiops handelt.[/font]
[font=Times New Roman]Angesichts des in D sehr eingeschränkten Verbreitungsgebietes ist es mir nicht ganz klar, ob der von anthrax angegebene Fundort „Nordost-Württemberg, 90 km nördlich von Ulm, an der Nordkante der Alb“ noch in das bekannte Verbreitungsgebiet einzurechnen ist. Nach den Angaben bei Stitz wäre das nicht der Fall.[/font]
[font=Times New Roman]Auch wenn die Art C. aethiops in Südeuropa sehr verbreitet ist, dürfte es sich in D um ziemlich isolierte Populationen mit Sonderanpassungen an unser Klima handeln – sie leben hier ja schon lange, hunderte, wo nicht tausende von Jahren bevor man an Klimawandel gedacht hat. Und dass sie sich in den letzten 10-20 Jahren ausgebreitet hätte, dafür gibt es bis jetzt keine Indizien. Eine sichere Bestätigung des Fundes von anthrax könnte ein solches Indiz sein (wenn auch „sehr vielleicht“!).[/font]
[font=Times New Roman]Sicher ist die Entnahme eines Einzeltieres auch bei einer sehr seltenen Art kein Problem; insofern gebe ich acarrtauchenius Recht.[/font]
[font=Times New Roman]Die Gefahr besteht aber, dass einzelne Ameisenfreaks dann, wenn sie ein Vorkommen entdeckt haben, gleich maßlos zuschlagen um die Tiere zu Geld zu machen. Die offiziellen Händler sind hier ebenfalls nicht zu vergessen. Manche in D seltenen Arten werden aus Nachbarländern importiert (z.B. Manica rubida). Wer hindert einen Anbieter daran, in D gesammelte Manica als Importe zu deklarieren? [/font]
[font=Times New Roman]Nicht einverstanden bin ich mit der Bemerkung von Joachim: „Um an den schönen Beitrag noch einmal final anzuknüpfen: [/font]
[font=Times New Roman]"Vom Aussterben bedroht" ist C.aethiops in Deutschland zwar offiziell, doch diese Bezeichnung ist extrem irreführend.“[/font]
[font=Times New Roman]Derart nassforsche Aburteilung halte ich für unangebracht, um es gelinde auszudrücken.[/font]
[font=Times New Roman]Was wäre denn deiner Meinung nach die geeignete Bezeichnung? Die Auswahl ist gering und von den Behörden vorgegeben: 0 = ausgestorben; 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet usw... Die Einstufung wurde von ein paar wenigen, erfahrenen Ameisenforschern vorgenommen, übrigens ehrenamtlich, ohne Vergütung für Arbeitszeit usw.. [/font]
[font=Times New Roman]Wenn du den Verfassern der Roten Listen an den Karren fahren möchtest, kannst du dich ja mit deinen scheinbar um so Vieles besseren Kenntnissen anbieten, bei der nächsten Roten Liste mitzuarbeiten. Wer auf derart sensiblem Gebiet Kritik übt, muss es selber besser können! [/font]
[font=Times New Roman]Kannst dich an Herrn Seifert wenden; der brütet zurzeit über einer Neufassung. Übrigens nach neu formulierten, sehr strengen Kriterien, die zwar z.B. für Vögel erfüllbar sind (zahllose Hobby-Ornithologen!), für Insekten leider nicht. So gibt es zuerst mal eine heftige Auseinandersetzung mit der Naturschutzbehörde. [/font]
[font=Times New Roman]Da für die meisten Ameisenarten ein „Rückgang“ gegenüber vor 10 bzw. 50 Jahren, oder auch nur ein derzeitiger Bestand, zahlenmäßig nicht anzugeben sind, kann es geschehen, dass wir demnächst nur noch 2 oder 3 Ameisenarten auf der Roten Liste haben. Ich will das mal nicht weiter ausführen. [/font]
[font=Times New Roman]Auf jeden Fall aber erscheint es mir äußerst überheblich, wenn ein junger Biostudent die Einstufungen durch Fachwissenschaftler öffentlich als „äußerst irreführend“ abkanzelt. Es entspricht allerdings dem Usus in Foren, wo eine durch nichts begründete „Meinung“ meist weit mehr zählt als gesundes Fachwissen. Zumindest dann, wenn diese eigene Meinung die eigenen Halter- und Sammlerwünsche unterstützt. [/font]
[font=Times New Roman]Acarrtauchenius hat auch Recht damit, dass die Einstufungen in den Roten Listen nur für deren jeweiligen Geltungsbereich vorgenommen werden. Deswegen gibt es in D außer der RL für Deutschland auch noch mehrere für einzelne Bundesländer, in denen zum Teil unterschiedliche Einstufungen vorgenommen wurden. [/font]
[font=Times New Roman]Wenn eine in Deutschland vom Aussterben bedrohte Art in Spanien häufig ist, so ist das für die RL Deutschland absolut unerheblich. – Ich persönlich würde es jedenfalls bevorzugen, auch in D weiterhin die Chance zu haben, Camponotus aethiops im Freiland anzutreffen.[/font]
[font=Times New Roman]Vom Aussterben bedroht ist diese hier v.a. deshalb, weil ihre bevorzugten Lebensräume sich meist (alle?) auch für den Weinbau eignen. Und dessen (Wieder-) Ausweitung hat in den letzten Jahrzehnten bereits sehr viele Vorkommen seltener Ameisen unwiderruflich vernichtet.[/font]
[font=Times New Roman]MfG[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]