So, dieser Thread richtet sich wohl eher an die "alten Hasen" .. zumindest hoffe ich, dass sich mal ein paar der Hasen zu Wort melden

Mir geht es um die Nachzucht von Ameisen. Mit Nachzucht meine ich, dass in der Haltung schon Jungköniginnen hochgezogen wurden und auch erfolgreich verpaart. Also begattete Königinnen die komplett in Gefangenschaft entstanden sind.
Bisher kenne ich nur Berichte von Kopulationen bei Polyrhachis,Messor,Myrmecia (und Pheidologeton?? hab da verschwommen etwas im Gedächtnis) .. jedenfalls waren die immer erfolglos (bzw. Status bei Polyrhachis unbekannt).
Also falls jemand von euch schon nachweislich begattete Königinnen in der Haltung erhalten hat, möge er sich hier melden. Auch über andere Berichte über Kopulationen(erfolgreich oder nicht) interessieren mich.

Ich meine auch, dass Prof. Buschinger irgendetwas etwas über Nachzuchten von Leptothorax(?) geschrieben hat (nicht in Privathaltung, sondern für die Wissenschaft) ... konnte da aber leider nix mehr zu finden ... vielleicht weiss jemand von euch mehr?

Grob gesagt: alles was irgendwie in die Richtung geht bitte hier posten.

Speziell interessiert es mich, wie es mit intranidaler Paarung aussieht. Während Verpaarung von Arten mit ausgedehntem Schwarmflug (z.B. Lasius niger) wohl nie in Gefangenschaft erfolgen können, sollten doch gerade Arten die sich im Nest paaren einfacher in Gefangenschaft nachzuzüchten
sein. Hat hier schon irgendwer Erfahrungen?

Wieso das Ganze? Naja, wie auch bei der Haltung von anderen (nicht domestizierten) Tieren als Haustiere sehe ich auch bei der Ameisenhaltung das Ziel, seine Tiere nicht nur so gut wie möglich zu pflegen, bis sie einen natürlichen Tod sterben, sondern auf Lange Sicht auch das Nachzüchten der Tiere, so dass die Hobbyhaltung unabhängig von Wildfängen wird. In der (Süßwasser)Aquaristik Standard ... in der Terraristik auch weitgehend... wäre schön, wenn die Ameisenhaltung irgendwann auch ein bisschen in diese Richtung gehen könnte.

Mit der Thematik beschäftige ich mich ja auch schon eine ganze Weile, auch wenn ich in letzter Zeit recht wenig Zeit dazu hatte (abgesehen davon, dass ich keine "Forschungsobjekte" da habe). Bei Solenopsis fugax gelang mir im Spätsommer 2007 die Nachzucht von Solenopsis fugax in Gefangenschaft. Dieses Jahr werde ich es selbstverständlich wieder versuchen.
Dank der Hilfe einiger anderer Halter konnte ich im letzten Winter auch die Verpaarung bei Pachycondyla apicalis versuchen, was mir jedoch leider nicht gelang. Sobald wieder Geschlechtstiere in den Kolonien auftreten werde ich es natürlich wieder versuchen, nächstes mal unter anderen Bedingungen.

Zum Thema Handel mit Nachzuchten werfe ich einfach mal folgenden Link in den Raum: Ants Kalytta - Cataglyphis viaticus
Bei den dort angebotenen Tieren handelt(e) es sich ausschließlich um Nachzuchten von Frank, den viele hier bestimmt noch kennen. Hat sich vor einer Weile ja auch mal wieder gemeldet.
Die vermeidlich nachgezüchteten Myrmecia haben sich ja als Misserfolg entpuppt. Nur eine der Gynen war richtig begattet, bei den anderen sind überwiegend Männchen geschlüpft. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass die Zucht (auch von Myrmecia) unmöglich ist. Man muss bloß die Bedingungen verbessern.
Würde mich auch über rege Beteiligung an dem Thema freuen.


LG Jan

Wie ist dass den bei Gamergate Arten? Kann man da nicht einfach Teilkolonien abzwacken? Ich denke da z.B. an Harpegnathos venator. Nach dem Tod der Gyne trat eine Arbeiterin an ihren Platz. Brachte ein paar Männchen zur Welt und jetzt wieder Arbeiterinnen.

Es wäre durchaus möglich, auf diese Weise neue Kolonien zu erzeugen. Man bräuchte bloß eine gewisse Anzahl Arbeiterinnen, am besten aus zwei Nestern.
Werde mal schaun, ob ich mir ein paar Tiere schicken lassen kann und werd's dann testen.


LG Jan

Aber auch die Arten mit einem ausgeprägten Schwarmflug (wie Lasius niger) müssten sich doch nachzüchten lassen, wenn man einen ausreichent großen Raum hat wo sie fliegen können.
Oder geht das überhaubt nicht?

Also Temnothorax cf. nylanderi geht relativ einfach zu züchten. (wenn Geschlechtstiere vorhanden sind)

Ich hab vor rund 2 Monaten 4 Kolonien mitsamt ihrer Eicheln mit nach Hause genommen. Die Kolonien stammten von 2 Standorten die ca. 200m auseinander lagen. Und am jeweiligen Einzelstandort lagen die Eicheln auch nicht direkt nebeneinander, sodass Zweignester auszuschließen sind. (wichtig bezüglich Genvielfalt, außerdem weiß ich nicht genau ob sich Männchen und Jungköniginnen aus dem gleichen Nest auch befruchten würden, was ich eher weniger glaube)

Vor rund 2-3 Wochen sah ich das die Kolonien Geschlechtstiere haben und diese Schwärmen wollen. Also hab ich diese aus den verschiedenen Kolonien herausgenommen und in eine extra Dose getan. Und über Nacht auf den Balkon gestellt, damit sie die Witterung und Temperatur besser und natürlicher spüren als im Wohnzimmer.

Am nächsten Morgen hatte ich dann 2 begattete Königinnen (Flügel ab) und noch rund 8 unbegattete. Die begatteten Gynen nahm ich heraus und gab sie einzeln in kleine Stücke Plastikschlauch (hinten und vorne verschlossen und mit Wasserkammer). Der Vorgang wiederholte sich: es kamen noch ein paar neue geflügelte Königinnen aus den Kolonien dazu (2-3) und ein paar verloren über die Tage ihre Flügel. Wieder andere starben leider. Zum Ende hin hat es aber eher an Männchen gemangelt den an potentiellen Königinnen.

Ergebnis: 8 begattete Königinnen, davon:
- 5 in Reganzgläsern/Schlauchstücken im Dunkeln (Status Brut ist
unbekannt,hab seit einiger Zeit nicht mehr nachgeschaut um sie nicht zu
stressen)

- 3 Jungköniginnen die in einer vorher weisellosen Kolonie gemeinsam
gründen (Pleometrose) und auch schon fleißig Eier gelegt haben

liebe Grüße
Antfriend

Interessante Antworten.

@Gaster Danke für das Cataglyphis Beispiel. Hatte ich seiner Zeit mal mitbekommen aber irgendwie wieder vergessen.
Das mit deinen Solenopsis klingt interessant. Würde da gern mehr Informationen haben. Lust einen kleinen Bericht online zu stellen? Genau interessiert mich, wie genau die Umstände der Paarungen waren und wie genau du sichergestellt hast, dass die Königinnen auch wirklich begattet sind. Hast du sie einzeln beobachtet und haben sie alleine Arbeiterinnen groß gezogen?

@antfriend auch interessant. Wobei ich eben nicht davon ausgehen will, dass eine Königin begattet ist nur weil sie ihre Flügel abgeworfen hat. Gibt mehrere Berichte wo in einer Kolonie nach dem Schwarmflug viele entflügelte,unbegattete Königinnen rumlaufen. Eier legen heißt auch nicht viel.
Hab auch von einem anderen User gehört der Temnothorax "nachgezüchtet" hat, nur dass ihm dann alle Nachzuchten nicht gründen wollten bzw. in der Gründungsphase verstorben sind.
Würd mich aber freuen, wenn du mich auf dem Laufen hälst, was die ersten Arbeiterinnen angeht und drück dir die Daumen, dass sie wirklich begattet sind.


Ich selbst habe in 2 meiner Kolonien mehr entflügelte Königinnen entdecken können als ursprünglich vorhanden waren. Bei meiner Myrmica rubra (von 12-13 Königinnen auf 17 oder mehr) und meiner Plagiolepis sp. ( von 3 auf 7). Bei beiden habe ich nur geflügelte Männchen entdecken können und gehe somit davon aus, dass die Jungköniginnen recht kurz nach dem schlüpfen begattet wurden. Bei den Myrmica sp. gab es keinen Schwarmflug, habe jedoch einmal beobachten können, dass 2 Königinnen ausserhalb des Nest rumgesucht haben und den Ausbruchsschutz getestet haben.
Bei den Plagiolepis gabs mehrere Schwarmflüge bei denen ich allerdings nur Männchen entdecken konnte. Habe aber auch nicht alle Schwarmflüge mitbekommen. Waren zeitweise fast täglich und immer so 10:00 bis 11:30

Dass sich die Anzahl der entflügelten Königinnen erhöht hat weiss ich 100%ig. Leider kann ich nichts darüber sagen, ob sie begattet sind. Da müsste man wohl alle Königinnen separieren und schauen ob sie erfolgreich Arbeiterinnen groß ziehen. Da bei beiden Arten intranidale Paarung nachgewiesen ist bzw. bei den Plagiolepis auch Inzucht denke ich aber, dass schon eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie erfolgreich begattet sind. Einen Beweis dafür habe ich aber nicht und möchte deshalb auch nicht zu viel vermuten!

@Paranoid
Ja klar, ist es noch kein 100% Zeichen ob die Gynen dann wirklich begattet sind, nur weils sie die Flügel abbeißen und Eier legen, das sehe ich genauso. Aber die Chance ist zumindest. Ob die Gynen nun wirklich die Gründungsphase überstehen und dann auch Arbeiterinnen schlüpfen und nicht etwa Männchen, kann ich jetzt noch nicht sagen. Dafür müssen wir wohl noch gute rund 2 Monate, vielleicht auch 3 Monate warten müssen. (genauere Angaben zur Gründungsdauer und Entwicklungsdauer Ei-Imago finde ich im Seifert leider nicht)

Bin auf jeden Fall gespannt ob es klappt mit den Kleinen.

Und vielleicht ist der Thread hier dann schon etwas voller mit erfolgreichen und auch missglückten Zuchtversuchen, finde das Thema auf jeden Fall sehr interessant.

lg
Antfriend