Nachzucht von Ameisen im Allgemeinen und Speziellen

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Gaster
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#9 AW: Nachzucht von Ameisen im Allgemeinen und Speziellen

Beitrag von Gaster » 17. Juli 2008, 12:44

@ The_Paranoid: Ein ganzer Bericht wird sich leider nicht lohnen. Im letzten Jahr habe ich das noch wenig "professionell" gemacht, wenn man denn davon sprechen kann. Ich habe die Geschlechtstiere einer Kolonie lediglich in ein großes Becken gesetzt, dieses nach draußen gestellt und abgewartet. Nach einigen wenig erfolgreichen Startversuchen haben sich dann einige Geschlechtstiere am Boden versammelt und es gab einige Verhängungen.
Als dann mehrere Königinnen später ihre Flügel abwarfen, entnahm ich die bereits entflügelten und gab sie mit Ausnahme einer Gyne in meine große Kolonie. Der einen übrig gebliebenen Gyne gab ich ein paar Arbeiterinnen aus der Kolonie und setzte sie in ein eigenes Becken. Das ist meine jetzige Kolonie, die ich heute noch habe. Die große habe ich wenige Tage nach dem Paarungsversuch im Garten ausgesetzt, da ich sie in dem kleinen Erdnest in dem sie lebte nur schlecht hätte überwintern können. Da ist die feuchtigkeit zu schwer zu kontrolliern.
Wie auch immer... Die neue Kolonie ist noch im selben Jahr stark gewachsen und als ich mir sicher sein konnte, dass die Königin begattet ist, habe ich einiges an Brut von der jetzt im Garten lebenden Kolonie dazugegeben. Würde dieses Jahr gerne wieder Paarungsversuche durchführen. Mal schaun ob daraus was wird - von der Koloniegröße her dürfte es schon passen.
Für nächstes Jahr möchte ich die Kolonie dann extrem aufstocken. Werde mir wohl - da ich den Schwarmflug dieser Art hier immer verpasse :( - einige Königinnen von Shops oder Privatleuten dazukaufen. Blöd bloß, dass Solenopsis fugax recht teuer ist...



Gaster
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#10 AW: Nachzucht von Ameisen im Allgemeinen und Speziellen

Beitrag von Gaster » 18. Juli 2008, 16:15

Sorry für den Doppelpost, wollte den alten Beitrag jedoch nicht einfach editieren, da es dann eh niemand liest.

Ich habe mir aus Japan nun eine Kolonie Pristomyrmex punctatus (früherer Name: Pristomyrmex pungens), sowie eine Kolonie Cerapachys biroi schicken lassen. Beide Arten vermehren sich durch Parthenogenese. Neue Kolonien entstehen durch Kolonieteilung. Ich habe vor, eine solche Kolonieteilung bei genügender Koloniestärke durchzuführen und hoffe, dass es den Tieren anschließend keine Probleme bereitet, wieder große Kolonien aufzubauen.
Für den normalen Handel sind diese Arten jedoch alles andere als geeignet, da sie mit dem hiesigen Klima zurechtkommen und anscheinend bereits wenige ausgebrochene Arbeiterinnen eine eigene Kolonie gründen könnten. Aus diesen Gründen bleibt es auf jeden Fall bei einem Versuch auschließlich aus Interesse am Wissen an sich, einen Nutzen wird man wohl nicht daraus ziehen können.



MfG Jan



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#11 AW: Nachzucht von Ameisen im Allgemeinen und Speziellen

Beitrag von antfriend » 18. Juli 2008, 20:45

@Jan
Hi Jan. Schön das du darauf hinweist, das diese Arten nicht für den Handel geeignet sind. Ich hoffe das sie auch nie in diesen kommen, wobei das meist eine Folge der Nachfrage ist und des potentiellen Marktes. Wenn du z.B. noch einen Haltungsbericht eröffnest hast du evtl. schon die ersten Nachahmer.
Und was machst du wenn sie dir über den Kopf wachsen? Was willst du gar mit mehreren Kolonien? Ich finde es, egal wie reif und erfahren du bist persönlich und in der Ameisenhaltung, wirklich grob fahrlässig sich solche Kolonien schicken zu lassen. Du weißt ja selber, wie du sagst, das einige entflohene Arbeiterinnen eine neue Kolonie gründen können und hier auch zurecht kommen würden.

Und ich weiß, auch aus Erfahrung, das es immer wieder passieren kann, dass Arbeiterinnen ausbrechen. Egal wie umsichtig man ist. Gerade wenn die Kolonien größer werden. Ich kann dich auch verstehen: Aus Interesse möchte man möglichst Arten halten die einem Gefallen, interessant und schön sind, etwas Spezielles. Aber irgendwo hört der Spaß auf. Sorry. Ich halte auch Exoten, bin also nicht das Unschuldslamm schlechthin in dieser Beziehung, aber auf jeden Fall keine invasiven Arten oder Arten die sich hier wohlfühlen könnten. Interesse am Hobby und an Tieren und Pflanzen ist schön und gut, aber die heimische Fauna ist dann doch wesentlich wichtiger. Ich halte sonst nicht viel von der ewigen Exoten-Gefahrs-Leier...aber hier ist aus meiner Sicht in der Endkonsequenz einfach kein Verständnis für dein Handeln mehr da. :fluchen:

Mein Kommentar ist hier offtopic und soll dich nicht persönlich angreifen, sondern nur deine Verhaltensweise solche Arten zu importieren, diese Verhaltensweise dafür aber scharf. Ich hoffe du findest keine Nachahmer und das der Zufall und deine Vorsorge nachhelfen das wirklich nie auch nur ein kleiner Teil der Kolonie ausbricht! Dieses "besitzen müssen" ist es nämlich, was unser Hobby in Verruf bringt und eventuell dann doch mal zu gesetzlichen Sanktionen führt. (unser politisches Vorbild ist ja eh die USA...wo man Königinnen nichtmal innerhalb des Landes handeln darf....hoffe das es bei uns nicht soweit kommt)

Soweit meine Meinung.

vG
Antfriend

EDIT 19.7.08: Ich schreib das mal direkt hier rein um den eigentlichen Thread nicht aufzublähen:
@ Jan
Klar kann ich mir denken das es dir nicht nur um den Besitz geht, sondern ums "wissenschaftliche" forschen. Um die Neugier und das ausprobieren. Kann ich auch gut verstehen. Trotzdem tut das einfach nicht Not. Man muss nicht alles selber ausprobieren. Auch wenns interessant wäre und Spaß bringt. Und bitte erzählt mir nicht das man mit 16 Jahren und vielleicht 4-5 Jahren? aktiver Erfahrung (oder in meinem Fall halt mit 28 und 4-5 Jahren aktiver Erfahrung) alle Risiken immer sieht und Ausbrüche von Arbeiterinnen (ich red hier nicht von Königinnen) 100% sicher verhindern kann und das du garantieren kannst dafür das dir sowas nie passiert. Egal ob die Art groß oder klein ist. Im Gegenteil, gerade wenn du Erfahrung hast, weißt du das es solche Garantien nicht gibt. Hab z.b. schon öfter gesehen wie sicher Dichtungsklebeband ist...wenn fleißige Mandibeln da mal ne weile dran nagen....nur als Beispiel. Das du selbst "Nachahmungstäter" bist ist eben der Beweis, das früher oder spät Leute diese Arten halten wollen die noch weniger geeignet hierzu sind als du oder ich.

@G4m813R: Genau und ich zeig dir wie toll meine Steckdosen und Netzkabel sind und dann sind wir uns beide total sicher das mein Rechner nie abstürzt...am Besten ich mach gleich mal ne Foto von ;)
Nicht bös gemeint aber dein "Sicherheitsfoto" ist genauso 100% ein Beweis wie meins vom (hinkenden) Rechner-Vergleich.

Liebe Grüße
Antfriend
P.S. Der sich über das tolle Thema des eigentlichen Threads freut.
P.P.S. Falls ein Mod das hier mitliest: wäre aus meiner Sicht toll wenn wir die letzten 2-3 Beiträge auslagern könnten in einen Extrathread? Also meinen, Jans und G4m813R seinen. Evtl. bis auf Jans letzten der ja wieder zum Thema passt?



Gaster
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#12 AW: Nachzucht von Ameisen im Allgemeinen und Speziellen

Beitrag von Gaster » 18. Juli 2008, 21:21

Nur ein kurzes Statement meinerseits, da es wirklich offtopic ist: Ich werde keine Kolonien an andere Halter weitergeben, da ich nicht einschätzen kann, wie diese damit umgehen werden. Mein eigenes Können kann ich jedoch einschätzen. Da es sich in beiden Fällen um kleine Arten handelt, werde ich keine großen Systeme brauchen, in denen sie leben und in denen es viele Ausbruchmöglichkeiten gibt. Eine Ikea-Box mit Deckel wird ausreichen. Sollten Tiere - aus welchem Grund auch immer - über die Ölschicht kommen, gelangen sie keinesfalls aus der Box, da der Deckel abholut dicht ist (Dichtungsband schon beim Kauf vorhanden).
Mir geht es auch keineswegs um das Besitzen der Tiere. Wie bereits im anderen Post erwähnt, geht es mir darum herauszufinden, ob sich solche Koloniespaltungen "erzwingen" lassen.

Sollte das mit der Kolonieteilung klappen, kann ich die auf diese Weise erzeugten Kolonien immer noch zurück in ihre Heimat schicken. Genau so wie Kolonien, die mir zu groß werden. Der Halter, von dem ich sie habe, würde sie auch gerne wieder zurücknehmen.
Zum Thema Nachahmungstäter: Im Grunde genommen bin ich schon ein "Nachahmungstäter", da ich nicht der erste bin, der diese Arten importiert. Da gab es svhon eine ganze Reihe an Leuten, die bis vor ein paar Jahren noch sehr aktiv waren.
Falls es noch etwas zu bereden gibt, können wir das ja über PN oder in einem extra Thread klären.



MfG Jan



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#13 AW: Nachzucht von Ameisen im Allgemeinen und Speziellen

Beitrag von Gamb » 19. Juli 2008, 00:12

Also ich kann da beide Seiten verstehen. Mit so invasiven Arten ist natürlich nicht zu spassen. Ich selbst sichere selbst die verdammt großen Becken mit Öl und 100% dichtem Deckel. Aber wir wissen ja dass Gaster ein verantwortungsvoller Halter ist. Und diese Arten sind natürlich durch die Parthenogenese hoch interessant. Lass uns auf jeden Fall an deinen Erfahrungen dann teilhaben. Aber auch falls er welche abgeben wollen würde, könnte man das klären. Würde ich z.B. welche haben wollen könnte ich einfach mit Fotos nachweisen wie sicher die Anlage ist in die sie reinkommen sollen. Aber das nur mal am Rande.
Gibt es auch Arten die so gründen und nicht so invasiv sind, also bei unserem Klima keine Chancen hätten? So Arten wären natürlich hoch interessant für den Handel, da man diese sehr einfach nachzüchten könnte. Das würde auch die Wildfänge einschränken, da es vermutlich billiger wäre selbst zu züchten. Wenn meine Harpegnathos venator mal auf ein angemessenes Niveau gewachsen sind, werde ich es denke ich mal auch mal mit denen probieren.



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#14 AW: Nachzucht von Ameisen im Allgemeinen und Speziellen

Beitrag von Gaster » 19. Juli 2008, 00:37

Natürlich gibt es auch in wärmeren Regionen der Erde Arten, die sich parthenogenetisch fortpflanzen. Bei Cataglyphis cursor ist dies beispielsweise zu finden. Bei dieser Art gibt es jedoch Königinnen, welche teils sexuell, teils durch Parthenogenese Nachwuchs erzeugen. Auch die Arbeiterinnen sind in der Lage, parthenogenetisch Nachwuchs, sogar neue Königinnen zu erzeugen. So leben in etwa 60% der Kolonien Königinnen, welche auf diese Weise erzeugt wurden.
Ob eine dauerhafte Zucht darauf basieren kann ist in meinen Augen jedoch fraglich. Mit Sicherheit findet nicht umsonst zum Teil sexuelle Reproduktion bei Cataglyphis cursor statt.
Wie andere Arten vollkommen ohne Königinnen und Männchen und dadurch mit dauerhafter asexueller Reproduktion klarkommen, weiß ich nicht. Leider kenne ich mich mit dem Thema nicht gut aus. Wenn man es sich jedoch so durch den Kopf gehen lässt, müsste die Evolution bei solchen Arten jedoch extrem langsam sein - da verwundert es, dass sie nicht schon längst ausgerottet wurden.

Sicherlich gibt es noch viele andere Arten, die sich auf ähnliche Weise vermehren. Wäre mal interessant, eine solche ausfindig zu machen und sich zu beschaffen.

Würde mich freuen, wenn jemand ein paar Antworten liefern könnte. Besonders die sehr erfahrenen Halter sollten doch etwas beitragen können...



LG Jan



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#15 AW: Nachzucht von Ameisen im Allgemeinen und Speziellen

Beitrag von lollypop » 7. August 2008, 23:39

Hallo Jan,
auch wenn es sich bei meinen Erfahrungen nicht um Ameisen handelt: Ich halte seit vielen Jahren 3 Phasmidenarten, die sich bei mir rein parthenogenetisch fortpflanzen.
Ich hatte von diesen Arten noch nie Männchen. Bei denen scheint es zumindest gut zu funktionieren.
Gruß, Lars


- Ameisen - Phasmiden - Karnivore Pflanzen -

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#16 AW: Nachzucht von Ameisen im Allgemeinen und Speziellen

Beitrag von Gaster » 8. August 2008, 00:32

Dass es funktioniert steht außer Frage. Wie hätten solche Ameisenarten auch sonst überleben können? Ich frage mich bloß, wie sich parthenogenetisch fortpflanzende Arten so lange halten können, da der evolutionäre Fortschritt - zumindest theoretisch - extrem langsam sein müsste.

Übrigens sind vor einigen Tagen die Pristomyrmex puncatatus und Cerapachys biroi aus Japan angekommen. Die Pristomyrmex waren allerdings so ausbruchfreudig, haben Parafinöl innerhalb einer halben Stunde abgetragen und begonnen, sich durch die Dichtungen der Dose zu fressen, sodass mir das Risiko viel zu groß wurde. Ich habe sie sofort überbrüht, als ich sah, dass sie sich durch die Gummidichtung fressen. Das war natürlich ein unnötiger Tod der Tiere und tat mir auch wirklich leid.
Die Cerapachys kamen mit einigen Eiern an. Sie sind also gerade in der Brutaufzucht-Phase. Ich gebe ihnen hin und wieder eine kleine, frisch geschlüpfte Spinne. Ich hoffe mal, dass sie wenigstens etwas aktiver werden, wenn die Larven geschlüpft sind. Bei der jetzigen Aktivität sind sie jedenfalls nicht "haltenswert".
Die Kolonie ist derzeit etwa 40 Arbeiterinnen stark. Bei 60 Arbeiterinnen werde ich die Kolonie dann spalten und schaun, wie sie mit einer neuen Koloniegröße zurechtkommen. Eigentlich sollte es da keine Probleme geben.

Was übrigens noch erwähnenswert ist: In der Pristomyrmex Kolonie gab es, obwohl sie sich parthenogenetisch fortpflanzen, ein Männchen. Nach kurzem Suchen im Internet fand ich dann auch ein paar Arbeiten über die Art, in denen ebenfalls Männchen erwähnt wurden. Ob sich die Arbeiterinnen mit den Männchen paaren oder die Männchen nur ein Relikt sind, konnte ich leider noch nicht herausfinden.


Bis ich meine Harpegnathos aus China bekomme dauert es leider noch ein bisschen. Wann genau das was wird kann ich noch nicht sagen.


LG Jan



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