Fragen zur Winterruhe

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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shar
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#1 Fragen zur Winterruhe

Beitrag von shar » 12. September 2008, 09:17

Servus zusammen.

Die Winterruhe steht ja bekanntlich vor der Türe und da drängen sich langsam diverse Fragen dazu auf, die für mich im Moment noch Rätsel aufgeben und zu denen ich bisher noch keine erschöpfenden/zufriedenstellenden Antworten gefunden habe.

Temnothorax unifasciatus und nylanderi - beide hausen ja in recht trockenen Nestern.
U.a. hat Hr. Dr. Prof. Buschinger eine Kolonie Temnothorax unifasciatus wohl sehr gut einige Jahre in einem Objekträgernest gehabt - desweiteren hausen die kleinen ja bevorzugt in Steinmauern bzw. Felsritzen.
Temnothorax nylanderi werden ja recht oft in Nussschalen gehalten und sind ja in der freien Natur auch in entsprechendem Microklima zu finden, nur stellt sich mir dahingehend jetzt die Frage, wie herrscht in solchen Nester eine ausreichende Feuchtigkeit für den Winter, damit die ´Meisen darin nicht vertrocken?
Gleiches gilt für Camponotus ligniperda die in Totholz nisten.

Ich denke mal nicht, daß sich die Feuchtigkeit da ewig hält bzw. durch Eis und Schnee ja auch isoliert wird und von der kalten und eben trockenen Luft ganz entzogen wird?! Von dem harten vereisten Boden mal ganz absehend.

Dies führt mich dann auch weiter zu der Frage hinsichtlich Haltung. Wie bekomme ich in einem entsprechenden Nest die Feuchtigkeit realisiert, um eine sichere Überwinterung zu gewährleisten?


Grüßle ~Shar~


Eine Gesellschaft, die ihre Freiheit zu Gunsten ihrer Sicherheit opfert, hat beides nicht verdient. (B.F.)
Und wenn noch so oft ethisch/moralische Fanatiker mich wegen d. Meinungsäußerungen in einer Diskussion neg. bewerten, ändert dies nichts an meiner geäußerten Meinung und der Tatsache, daß ihre Ethik & Moral nicht die einzig wahre und richtige auf dieser Erde ist!

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The_Paranoid
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#2 AW: Fragen zur Winterruhe

Beitrag von The_Paranoid » 12. September 2008, 09:47

Hab ja eigentlich schon im Antstore Forum geantwortet ... dann kopier ich das auch einfach mal hier hin:

Verwundert mich eigentlich nicht wirklich. Geht man mal in den Wald und schaut, wo so bewohnte Eicheln liegen, so findet man diese fast immer auf dem Waldboden. Oft zugdeckt von ein paar Blättern in der Streuschicht. Hier ist es immer feucht.
Ähnliches gilt auch für Totholz. Trockenes Totholz im Wald zu finden? Gibts auch nur sehr selten.
Von daher sehe ich da eigentlich kein Problem, dass die Tiere es feucht genug haben.
Im Winter ist das Problem dann noch weniger ausgeprägt.
Kalt=Trocken stimmt so nämlich nicht. Im Sommer kommt warme feuchte Luft zu uns in die Wohnung und bleibt feucht. Im Winter kommt kalte feuchte Luft zu uns rein, erwärmt sich und die Luftfeuchtigkeit sinkt. Das sinken der Feuchtigkeit passiert aber nur durch den Wärmeunterschied draussen->drinnen. Bei Aussentemperatur ist die Luft trotzdem feucht.
Merk ich auch bei mir auf dem Dachboden wo ich meine Tiere überwintere und wo (im Winter) annäherend Aussentemperatur herrscht. Im Sommer habe ich dort eine rLF von 30 bis 40% im Winter sind es dann 70 bis 80% und mehr.


Eis bzw. Schnee isoliert? Was die Temperatur angeht vielleicht. Aber ist es nur leicht über Null, alles schmilzt, so braucht sich wohl keiner Sorgen wegen mangelnder Feuchtigkeit machen. Unter Null ... naja, grob gesagt gibt es dann überhaupt keine Luftfeuchtigkeit mehr, was für die Tiere aber auch egal ist. Über die Atmung verlieren sie nun kein Wasser mehr. Stoffwechsel ist eh total runtergefahren. Alles in Butter.

Wie man das in der Haltung hinbekommt? Seh da bei der Überwinterung auf meinem Dachboden kein Problem. Ich würde die Themnothorax einfach draussen überwintern. Irgendwo an einem geschützten Ort. Als unterlage irgendein Material und Behälter, wo sich die Feuchtigkeit gut hält und man zur Not auch nachbewässern kann. Gerade Themnothorax machen Temperaturschwankungen in der Winterruhe nichts aus (vielleicht sogar förderlich, da natürlich?) Also brauchst du dir auch bei ordentlichem Frost keine Gedanken zu machen.



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shar
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#3 AW: Fragen zur Winterruhe

Beitrag von shar » 12. September 2008, 10:04

Servus.

Mh, ok, danke für die Antwort!

Da ich es gerne verstehen würde, muss ich nochmal nachfragen, auch wenns vielleicht eine blöde Frage ist.
Ãœber die Atmung verlieren sie nun kein Wasser mehr. Stoffwechsel ist eh total runtergefahren. Alles in Butter.

Warum muss ich dann das Nest feucht halten?
Oder anderes gefragt, warum vertrocknen dann Ameisen immer wieder während der Winterruhe?


Grüßle ~Shar~


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The_Paranoid
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#4 AW: Fragen zur Winterruhe

Beitrag von The_Paranoid » 12. September 2008, 10:08

vielleicht komisch formuliert von mir. Aber der Satz bezog sich nur darauf, wenn die Temperatur unter 0°C ist, was ja über die ganzen 6 Monate gesehen eher selten der Fall ist. In der restlichen Zeit verlieren sie natürlich Wasser ... dank geringer Temperatur und zurückgefahrenem Stoffwechsel zwar weniger als im Sommer ... und können so durchaus austrocknen, wenn sie ohne ausreichende Bewässerung überwintert werden.



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Flafus
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#5 AW: Fragen zur Winterruhe

Beitrag von Flafus » 12. September 2008, 12:47

Zu dem Thema habe ich auch eine Frage, es geht um meine Lasius flavus die immernoch nicht geschlüpft sind. Wenn jedoch die Pygmäen da sind und meine Kolonie im RG überwintert dürfte doch nichts Schief gehen oder? Der Feuchtigkeit wegen!

Auch frage ich mich ob ich ihnen eine Arena hinstellen soll und sie so mit Honigwasser füttere, man hört ja immer das dieses benötigt wird.



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The_Paranoid
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#6 AW: Fragen zur Winterruhe

Beitrag von The_Paranoid » 12. September 2008, 12:54

Überwinterung im RG ist problemlos. Dank der tieferen Temperaturen hält das Wasser im Tank auch sehr viel länger. Musste noch nie ein RG während der Winterruhe nachfüllen.

Vor der Winterruhe würde ich auf jeden Fall noch eine Arena zur Verfügung stellen, damit die Pygmäen noch vorher etwas Nahrung aufnehmen können. Während der Winterruhe wird jedoch keine Nahrung benötigt/aufgenommen. Deshalb ist eine Arena auch eigentlich überflüssig. Je nachdem wo du die Tiere überwintern willst, würde ich aber dennoch die Arena weiterhin anbieten. Überwinterst du das RG im Kühlschrank (bester Ort für ein RG) brauchen sie natürlich keine Arena. Falls sie im Keller oder so stehen, wo die Temperaturen Anfang Oktober noch über 10°C sind und auch ab und an mal schwanken, würde ich sicherheitshalber eine Arena hinstellen, da die Tiere wahrscheinlich nicht sofort in Winterruhe gehen und so noch bis zum wirklichen Anfang der Winterruhe was zu futtern haben.



Nuptial
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#7 AW: Fragen zur Winterruhe

Beitrag von Nuptial » 12. September 2008, 12:54

Hallo Flafus!
Das Reagenzglas ist ein besonders geeigneter Ort für die Überwinterung, da Du dort mit der Befeuchtung eher im sicheren Bereich bist. Wenn Du es vielleicht die nächsten zwei Wochen noch etwas wärmer hälst, damit meine ich so um 20 Grad Zimmertemperatur stehen die Chancen ja ganz gut, dass Du noch Nachwuchs kriegst.
Eine Sache ist das, wenn das Wasser alle geht oder die Watte schimmelt, aber dann bietest Du eben ein neues Glas an.
Auf jeden Fall sagen viele, es ist einfacher als mit einem Ytong oder Gips-Nest zu überwintern, wo die Befeuchtung und der Schimmel bzw. die Gefahr des Austrocknens ungleich höher ist.
Grüße und alles Gute
Nuptial



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Flafus
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#8 AW: Fragen zur Winterruhe

Beitrag von Flafus » 12. September 2008, 13:26

Vielen dank für die hilfreichen Informationen.

Nun ich hatte vor meine Lasius im Keller zu überwintern, ich habe ca. 10 - 15 Kokonpuppen, diese dürften auf jeden fall noch schlüpfen (oder brauchen deise auch einen Orangeton?). Meine Gyne hat sogar neue Eier gelegt, wird sie diese in der Winterruhe oder davor fressen?



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