Holznest: Ameisen bewässern selbst?

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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LimaLima
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#9 AW: Holznest: Ameisen bewässern selbst?

Beitrag von LimaLima » 14. Oktober 2008, 21:23

Hi,

bei meinem Holznest, in dem ich Lasius niger halte, habe ich ein Loch gebohrt und ein stück Schwamm reingestopft.
Diesen befeuchte ich und das Wasser wird schnell vom Holz aufgesogen und verdunstet.
Mit Schimmel hatte ich bisher keine Probleme.
Das liegt wahrscheinlich mitunter daran dass sehr viel Luft hinkommt.

Die Ameisen befeuchten das Nest indem sie Wasser aufnehmen, trotzdem
habe ich entdeckt das sie ihre Larven in das Bohrloch verlegt haben.

Die Puppen hingegen lagern weiter unten, da wo es trockener ist.

Wie gesagt die Befeuchtung eines Holznestes ist möglich allerdings sollte man vorsichtig sein.

Viel Spaß!



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antfriend
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#10 AW: Holznest: Ameisen bewässern selbst?

Beitrag von antfriend » 14. Oktober 2008, 22:10

Wobei sich mir dann auch die Frage stellt ob es vom Effekt für die Ameisen einen Unterschied macht ob sie nun ihr Nest befeuchten und über die Luftfeuchtigkeit ihre Bedingungen so schaffen das es für sie gut bis optimal ist oder ob sie dies tun indem sie in kurzer Zeit viel Wasser aufnehmen und dies direkt an die Larven weitergeben und auch im Körper zur eigenen Verfügung haben und dadurch ebenfalls gute bis optimale Bedingungen für sich erreichen.

Zumindest bei Messor barbarus ist mir aufgefallen das sie innerhalb kurzer Zeit viel Wasser aufnehmen können und somit schnell ein von der Luftfeuchtigkeit her zu trockenes Nest kompensieren können. Die Kolonieentwicklung kam mir auch bei etwas trockenerer Haltung (Ytong) nicht langsamer vor als bei häufiger Bewässerung des Ytongs, oder besser gesagt: immer noch genauso schnell.

Anders sieht es, nach meinen Beobachtungen, bei Camponotus sericeus aus. Hier wurden, zumindest bei mir, Eier öfter direkt nach Ytongbefeuchtung gelegt. Ich habe auch mal weniger bewässert und die Brutentwicklung ging deutlich zurück, Eier gab es kaum bis keine neuen in dieser Zeit, nur die Larven wurden noch großgezogen. Ich konnte bei ihnen aber auch bei trockenerer Haltung keinen Run auf die Wasserstellen beobachten, im Gegensatz zu Messor barbarus. (Erfahrung bei den Messor barbarus: bisher 2 Völker, Camponotus sericeus: 1 Volk, von daher nicht repräsentativ, aber eben eine persönliche Erfahrung)

Meine Einschätzung daher: Regulierung der Feuchtigkeitsbedingungen durch die Ameisen selber ist möglich, aber differiert in der Intensivität der Fähigkeit von Art zu Art. Besser ist es natürlich !immer! die Bedingungen optimal einzustellen (Nestfeuchte etc.), sodass diese Fähigkeit der Ameisen gar nicht groß in Anspruch genommen werden muss!

so far
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P.S. Ich finde für Lasius niger ist ein unbewässertes Holznest recht artfremd und wenig optimal. Lasius niger mag es z.B. feuchter als Camponotus ligniperda. Holznester neigen dann eben zum schimmeln, wenn man die Bedingungen für Lasius niger optimiert, auch bei Hartholz auf Dauer. Auch dies ist persönliche Erfahrung (Feuchtigkeitsunterschied) und persönliche Einschätzung und kein wissenschaftlicher Beleg.



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swagman
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#11 AW: Holznest: Ameisen bewässern selbst?

Beitrag von swagman » 15. Oktober 2008, 19:57

Hallo.

@ The_Paranoid

Wobei sich mir dann auch die Frage stellt ob es vom Effekt für die Ameisen einen Unterschied macht ob sie nun ihr Nest befeuchten und über die Luftfeuchtigkeit ihre Bedingungen so schaffen das es für sie gut bis optimal ist oder ob sie dies tun indem sie in kurzer Zeit viel Wasser aufnehmen und dies direkt an die Larven weitergeben und auch im Körper zur eigenen Verfügung haben und dadurch ebenfalls gute bis optimale Bedingungen für sich erreichen.

In "The Ants" von E. O. Wilson and Bert Hölldobler wird das ausführlich behandelt.
Zum Beispiel beschrieben wie Pachycondyla villosa Arbeiterinnen aus trockenen Lebensräumen Wasser aus z.B. Pfützen sammeln und als Tropfen ihn ihren Mandibeln zum Nest tragen.
Dort wird das Wasser an die Larven oder an andere Arbeiterinnen weitergegeben. Anschließend werden noch die Wände und der Boden mit Wasser benetzt um die Feuchtigkeit im Nest zu erhöhen.
Messungen haben ergeben, dass durch diese Tätigkeit tatsächlich der Nestbereich feuchter ist als das Umgebende Erdreich.

Weiterhin wird eine Diacamma Art, auch aus einem Lebensraum mit längerer Trockenphase, erwähnt, welche Federn und ähnliches um den Nesteingang drapieren. Jede Früh sammeln die Ameisen den Tau, welcher sich während der Nacht dort gesammelt hat um sich mit ausreichend Wasser zu versorgen.

Auch das Gegenteil kann der Fall sein, so wird eine Gnamptogenys Art erwähnt, welche in sehr feuchten, morschen Holz am Boden von Regenwäldern leben. Diese Art "Tapeziert" einige Kammern ihrer Nester mit mehreren Lagen leerer, alter Puppenhüllen und sorgen dadurch für ein trockneres Mikroklima. In diesen Kammern werden die Puppen gelagert.



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The_Paranoid
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#12 AW: Holznest: Ameisen bewässern selbst?

Beitrag von The_Paranoid » 15. Oktober 2008, 21:07

@swagman Danke für den Hinweis. Hab mir die entsprechende Stelle eben nochmal durchgelesen.
Auffällig ist, dass alle dort beschriebenen Formen von Nestbefeuchtung nur bei Ponerinae beschrieben wird. Gerade im Zusammenhang mit dem Fehlen der Trophallaxis bei diesen Arten sehe ich dies nicht als Verhalten zur Nestbefeuchtung sondern hauptsächlich als Weitergabe von Flüssigkeit an andere Ameisen/Larven mit dem Nebeneffekt, dass das Nest feuchter wird. Aber gut ... trotzdem kann bei diesen Arten ein trockenes Nest durch das Verhalten der Arbeiterinnen ausgeglichen werden.

Rückschlüsse in wie weit das bei Ameisen anderer Unterfamilien lässt das alles nicht zu. Bevor jetzt jemand seine Lasius, Myrmica, Camponotus, whatever in einem trockenen Holznest hält, weil er denkt, dass die Ameisen das Nest schon selbst befeuchten, würde ich lieber davon ausgehen, dass ein solches Verhalten bei Formicinae, Myrmicinae nicht existiert, solange da nicht wirklich etwas bewiesen ist.
Den Fakt, dass manche Arten ihre Nest bewusst bauen um Temperatur und Feuchtigkeit zu kontrollieren lasse ich jetzt mal aussen vor, da dies wohl in der Haltung nicht passieren wird ... vor allem nicht bei YTong oder Holznestern.



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#13 AW: Holznest: Ameisen bewässern selbst?

Beitrag von antfriend » 15. Oktober 2008, 21:11

@ swagman
Danke dir :)
bezüglich deines Zitates: Auch wenn ich nicht "The_Paranoid" bin ;)

Ich hatte dies, wohl etwas kürzer gefasst, auch in "Ameisen-Die Entdeckung einer faszinierenden Welt", der selben Autoren gelesen. Die "deutsche Kurzausgabe" von "The Ants". Da ich jedoch "The Ants" zwar ausgeliehen habe, aber das Englisch mich immer etwas abschreckt, war ich mir nicht sicher inwieweit es Einzelfälle sind oder doch "nur" Beispiele für ein verbreiteteres Verhalten. Daher habe ich dieses Halbwissen lieber nicht angeführt. Der Verhaltensreichtum und die manigfaltige Anpassung an die Umwelt auf 1000enden Wegen bei Ameisen ist wirklich faszinierend.



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swagman
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#14 AW: Holznest: Ameisen bewässern selbst?

Beitrag von swagman » 16. Oktober 2008, 16:48

Hoppla, da hab ich wohl was durcheinander gebracht. Wollte euch beide ansprechen und war wohl zu unkonzentriert. Ja ja, der Kaffeemangel.^^

Interessant sind die Verhaltensweisen allemal.
Gute Frage, ob nun andere Unterfamilien dazu auch in der Lage sind oder nicht? Gerade da es ja bei primitiven Gattungen vorkommt.
Ich vermute aber, dass es bei vielen Arten durchaus der Fall ist. Warum sollten "moderne" Unterfamilien das verlernt haben?
Ich meine, es kommt wie so oft auf die Art und die Lebensumstände an. Eine Lasius niger, welche im Boden ihr Nest gräbt wird in unseren Breiten eher wenig Probleme mit trockenem Nester haben. Wobei, der extreme Sommer 2003 hat bestimmt einige Völker in Bedrängnis gebracht.
Bei einer Holzbewohnenden Camponotus könnte ich mir eher vorstellen, dass sie sich mit Wasser versorgen wenn es sehr trocken ist im Nest.
Wobei baumbewohnende Arten eher toleranter sind bei Trockenheit.
Meine Crematogaster scutellaris zum Beispiel leben in einem trockenen Korknest welches ich nicht bewässere, ähnlich wie in Naturnestern in Korkeichenrinde. Die erste Winterruhe in diesen Nest steht noch an, aber bisher lief es problemlos. Wasser ist natürlich immer vorhanden für die Arbeiterinnen und wird auch ständig frequentiert. Wobei aber kein Massenandrang zu erkennen ist.

Den Fakt, dass manche Arten ihre Nest bewusst bauen um Temperatur und Feuchtigkeit zu kontrollieren lasse ich jetzt mal aussen vor, da dies wohl in der Haltung nicht passieren wird ... vor allem nicht bei YTong oder Holznestern.

Zum Beispiel unsere hügelbauenden Waldameisen.
Aber gut, einige sind wir uns zumindest darin, das ein trockenes Holznest für eine einigermaßen artgerechte Haltung von Lasius niger ungeeignet ist.



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ZiTroNe
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#15 AW: Holznest: Ameisen bewässern selbst?

Beitrag von ZiTroNe » 16. Oktober 2008, 16:55

@ swagman

Des Blöde ist nur ich habe nicht das richtige Werkzeug um mir ein Ytong zu bauen. Und wenn ich es hab brauch ich jemaden der mich gut dabei beraten kann, wie groß die Kammern sein müssen, wie ich es mit dem bewässern machen muss, wie größ die gänge sind etc.

gruß Zitrone


Haltung:
Camponotus ligniperda
Pachycondyla cf. astuta
Formica (Raptiformica) sanguinea
http://www.youtube.com/user/NativFlying

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swagman
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#16 AW: Holznest: Ameisen bewässern selbst?

Beitrag von swagman » 16. Oktober 2008, 17:15

Ich benutze für kleine Nester nur Schlitzschraubenzieher. Einen großen für das Grobe und einen kleinen für Feinarbeitern. Ist also nicht wirklich eine gute Ausrede, oder?

Zur Größe der Kammern und Gänge findest du eine Menge Daten in den Foren oder den anderen Info Seiten über Ameisen. Auch zum Bewässern gibt es dazu jeden Menge zum Nachlesen.
Und schließlich bleibt nur ausprobieren. Übung macht bekanntlich den Meister.

AmeisenWiki - Ytongnest



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