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Futtertiere : Überbrühen oder Gefrieren?

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
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Joachim

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#57 AW: Futtertiere : Überbrühen oder Gefrieren?

Beitrag von Joachim » 27. November 2008, 23:18

Naja, ein paar Zwischen-Alternativen gibts da ja noch, das sind nur die 2 Extreme. Man könnte natürlich gekaufte Futtertiere auf Milben untersuchen, das ist aber zeitaufwändig, man bräuchte entsprechende Technik dafür (Bino/starke Lupe) und das Wissen, wo sich die Milbenarten am Körper des Wirtes befinden.

Mein Favorit bei Substraten ist Streu gesammelt von Waldrändern oder beschienenen Hängen. Man kann auch normalen Waldstreu nehmen, die Tiere darin sind allerdings hohe Feuchtigkeiten gewöhnt und diese Bedingungen sollte dann auch das Becken dauerhaft erfüllen, sonst gehen einem die Kleinstlebewesen schnell ein. Die Ansprüche (besonders an Feuchtigkeit) der Tiere im Streu und der Ameisen im Becken sollten sich also idealerweise decken.

Milbenfänger gibt es viele, meine Favoriten sind:

1) Raubmilben, die ihrerseits andere Milben jagen. Diese muss man nicht extra suchen. Wenn man eine Fuhre Streu aus Wäldern/Waldrändern ins Becken lädt, sind diese fast immer in ausreichender Zahl mit dabei.
2) Afterskorpione. Der Großteil von Kleinlebewesen in der Streuschicht gehört zu ihrer Beute, nicht nur Milben, auch Springschwänze, Staubläuse (s. aktuelle Diskussionen) und kleine Larven. Solche Skorpione erwischt man selten mit zufälligem Sammeln von Streu. Entweder man kennt eine natürliche oder eben eine kommerzielle Bezugsquelle. Ich persönlich finde sie fast immer in der Nähe von künstlich angelegten Teichen, wo sie unter Moosen und Steinen nach Nahrung suchen. Kleiner Tipp: Leicht über den Untergrund pusten, durch den Luftzug schrecken die Skorpione auf und bewegen sich ruckartig nach hinten, dann kann man sie leicht erkennen trotz kleiner Größe.
1) Myrmecina graminicola. Eine Ameise, deren Speiseplan praktischerweise eine Vielzahl von bodenlebenden Milben einschließt. Ganz davon abgesehen, dass diese Ameise so schon schwer genug zu finden ist, ist es noch schwerer, an eine Kolonie zu kommen. Hier im Kölner Raum bis hoch nach Düsseldorf kommt sie sehr häufig vor, auch um den Thüringer Wald konnte ich sie zuverlässig finden. Ich bezweifle aber, dass jeder das Finderglück hat.


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swagman
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#58 AW: Futtertiere : Überbrühen oder Gefrieren?

Beitrag von swagman » 28. November 2008, 13:23

@ donbilbo

Soll keine Anspielung auf deinen Beitrag sein, hab den noch nicht mal gesehen als ich meinen geschrieben hab.

Wie gesagt, einige Futtertiere lassen sich sehr wohl ohne großen Aufwand selber züchten. Das läuft einfach so nebenher. Wie Mehlwürmer oder die von Joachim genanten Schaben. Wobei man bei letztern aufpassen sollte welche Art man züchtet. Ich hab für meine Reptilien damals mal Grauschaben Nauphoeta cinerea gezüchtet, da mir die Argentinischen zu lange Entwicklungszeiten hatten. Am Schluss hatte ich drei 60er Becken mit tausenden von Schaben und war etwas überfordert.^^

Ich denke, jeder soll das so handhaben wie er will mit der Verfütterung. Es ging nicht darum irgendeine Methode schlecht zu reden, sondern eher darum, dass manch ein erfahrener Halter es einfach nicht mehr hören kann welch ein Drama ständig um Milben gemacht wird. Nach dem Motto, man kann alles übertreiben.
Im Endeffekt sind das alles nur allgemeine Empfehlungen. Man müsste schon auf jeden einzelnen Halter speziell eingehen was nicht machbar ist.
Der eine ist Anfänger und kennt sich nicht besonders mit Insekten aus, für den ist überbrühen wohl die sicherste Methode.
Ein anderer hat viel Erfahrung mit Insekten und weiß wo sich Milben am Insektenkörper verstecken und kann daraufhin kontrollieren.
Und schließlich spricht nichts dagegen, mehrere Methoden anzuwenden.
Wie immer gibt es auch hier nicht nur Schwarz oder Weiß.



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TRIA
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#59 AW: Futtertiere : Überbrühen oder Gefrieren?

Beitrag von TRIA » 28. November 2008, 19:18

Die Argentinischen Schaben haben auch Vorteile. Hab mir grad welche geholt :) Erstmal Becken einrichten, sollens ja gut haben, bis sie gefressen werden :D
Argentinische Schabe


Eines Tages wird sich die Sonne zum roten Riesen aufblähen, die Erde verschlingen und das Universum wird über uns herzlich lachen.

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Raphael P.
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#60 AW: Futtertiere : Überbrühen oder Gefrieren?

Beitrag von Raphael P. » 30. November 2008, 11:13

Einfrieren oder Kochen ist glaube ich erher Meinungssache imerhin werden die Milben miteingefrore und bei größeren minusgraden platzen die Zellen der Milbe auf .Ich muss noch was los werden hab seit 3 Jahren meinen Kaiserskorpion in der Tiefkühltrue konnte mich einfach nicht von ihn trennen :-(



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#61 AW: Futtertiere : Überbrühen oder Gefrieren?

Beitrag von wanderameise » 30. November 2008, 13:15

Überbrühen wäre mir zu stressig. Meine großen Kolos bekommen ihre Heimchen lebendig. Ansonsten habe ich ca 500 Heimchen eingefroren und Portioniere diese nach Beadarf für etwas kleines Kolnien.



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#62 AW: Futtertiere : Überbrühen oder Gefrieren?

Beitrag von acarrtauchenius » 3. Dezember 2008, 16:52

Noch ein Tipp zum Auffinden von Pseudoskorpionen: Unter Platanenrinde!



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#63 AW: Futtertiere : Überbrühen oder Gefrieren?

Beitrag von Impresa » 3. Dezember 2008, 23:26

Hallo zusammen :baeh:

Mein erster Eintrag in diesem Forum. Ich bin eher der stille Leser und nehme wissenswertes mit. Aber da dieses Thema wohl nie enden wird möchte ich euch meine Lösung vorstellen. Ich behaupte nicht das es die beste ist, aber vermutlich einer der besten.

Vergegenwärtigt euch woher die Nahrung kommt und wo sie später landet.

Ob Zuchttiere, importiert aus dem Ausland oder vor eurer Haustür. All das spielt keine Rolle, denn sie könnten alle von Milben befallen sein. Ein Insekt das altersschwach oder verletzt ist gilt als potenzielles Opfer.

Natürlich frage ich auch nicht nach dem Gesundheitszustand einer Fliege ehe ich sie einfange. Ihr solltet eure Futtertiere sorgfältig auf Milben überprüfen. Hierzu reicht im normalfall schon eine starke Lupe
ANTSTORE - Ameisenshop - Ameisen - Lupen
die ihr dort finden werdet.

Mit einer spitzen und einer Flachen Pinzette mit dem ihr das Tier fest haltet, könnt ihr Milben von einem Futtertier entfernen. Bitte haltet ein in hochprozentigem Alkohol getunktes Tuch bereit. Die abfallenden Milben sterben nicht sondern laufen umher. Der Alkohol tötet sie sofort. ( Alkohol tötet auch Ameisen. Ich erwähne es nur damit kein schlaumeier seinen Ameisen hochprozentiges in den Napf kippt. )

Sollte es sich bei euren Ameisen um "keine" jagende Art handeln oder gar auf Insekten nicht angewiesen sein, rate ich euch Insekten als Nahrungsergänzungsmittel anzusehen. Ihr solltet das Tier lieber überbrühen. Das Eiweiß wird den Bedarf trotzdem abdecken.

Jagende Ameisen und natürlich die, die für euch jagen sollen, sollten lebendiges Futter erhalten. Macht es wie beschrieben und säubert das Futtertier. Und schon kann es los gehen.

Also wo ist das Problem? Ich kann es euch sagen. Das war der Anfang und das Ende ist im Formicarium.

Stores haben wirklich nicht viel Ahnung von ihren Ameisen. Warum? Ganz einfach und sie können auch kaum etwas dafür.

Es ist ein unterschied die Lage, verhalten, Temperatur und Luftfeuchtigkeit in freuer Natur zu messen als in Gefangenschaft. Es ist zwar mit Hilfe von technischen Mitteln möglich einen Teil nachzuahmen aber wir haben ein anderes Ökosystem.

Die meißten Milben fühlen sich in feucht-warmen Formicarien ein. Ich kenne viele Arten und ich weiss das die Shops manchmal Temperaturangaben von über 30C machen. Tut ihr das, gekoppelt mir der hohen Luftfeuchtigkeit, könnt ihr euch von euren Ameisen gleich verabschieden.

Ameisen können auch einem trockenerem Klima ausgesetzt werden als der Fundort. Es ist einer ihrer Eigenschaften. Auch die Temperatur kann zwischen 4-5C gesenkt werden. Bei manchen Arten nimmt man aber damit in Kauf, das sich die Brut langsamer entwickelt.

Meine Faustregeln:

Angaben von Luftfeuchtigkeit um 20% senken. Bei max. 70%
Erreicht ihr das Maximum rate ich euch ein gutes Belüftungssystem zu haben. Ein kleiner PC lüfter pro 10cm2. Das ist nicht übertrieben.

Temperaturangaben können getrost auf das angegebene minnimum gehalten werden. Zudem habe ich noch keine Ameise an Zimmertemperatur verenden sehen. Bei Exoten sollte die Temperatur sicherheitshalber durch Technik überwacht werden. Ein Heizugsausfall wäre ein rascher Tod der Brut für viele Arten.

Euer Formicarium braucht viel Luft und weniger Wasser als man es euch glauben lässt. Oft wird es genau verkehrt gehandhabt. Ytong und Gips kann ich sehr empfehlen. Kork ist ebenfalls ein guter Baustoff der aber auf langer Sicht ( 1-2 ) Jahre erneuert werden muss da dieser anfängt zu schimmeln. Seramis als Bodengrund ist ebenfalls billig und sorgt für gleichmäßige befeuchtung.

Ich bin der festen Überzeugung mit dieser Methode 90% aller Milben aus dem Formicarium zu halten. Eine Milbe die sich nicht wohl fühlt wird sich auch nicht nieder lassen. Eine Ausbreitung wird somit verhindert und sollte der Fall kommen eine befallene Ameise zu entdecken ist diese sofort maschinel mit Pinzette zu reinigen. Dies geht nur bei größeren Arten. Kleinere sollten mit heißem Wasser überkocht werden.

Ich hoffe ich konnte euch weiter helfen und euch ein paar nützliche Tipps geben.



PHiL
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#64 AW: Futtertiere : Überbrühen oder Gefrieren?

Beitrag von PHiL » 5. Dezember 2008, 15:50

Impresa hat geschrieben:Ein kleiner PC lüfter pro 10cm2. Das ist nicht übertrieben.

Achtung bei Lüftern: Im Ameisencafe hat der User yoey sehr schlechte Erfahrungen mit Lüftern gemacht (Link weis ich grad nicht...).
PS: Willkommen im Forum!



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