Hola,
so grundlegend verstehe ich die Paranoida clavata - Ausführungen so, dass sMn lediglich die Lebenserhaltung maßgeblich für eine Einstufung als Anfänger- oder Fortgeschrittenen-Art ist.
Diesem "System" folgen ja auch einige Händler... so werden zB
Polyrhachis dives und
Pheidole pallidula als einfache Art in der Haltung eingestuft, was in gewisser Weise ja auch zutrifft: ins Becken kippen, Heizung druff und Futter rein, und schon wuchert das Volk vor sich hin.
Nebenbei gilt dieses auch und vor allem für die als Anfängerarten eingestuften Einheimischen!
Nun, jetzt haben wir aber erst die halbe Miete!
- Vor allem Arten aus "tropischen" Gebieten, die ja keiner hochgefährlichen
Winterruhe bedürfen, erreichen oft gigantische Ausmaße und vermehren sich wie blöde... was zu Anfang noch ein befriedigender Anblick ist, wird sehr schnell zu einem Problem in Punkto Platz und Futterbeschaffung.
- die Ausdehnungen "exotischer" Völker übersteigen häufig die der einheimischen Arten um ein vielfaches.
- eingeschleppte Krankheiten, Parasiten, Mitbewohner und ähnliche Beigaben wurden ja schon mit dem nicht gelesenen Infektionsthread genannt. Mir hat ein "exotisches" Völkchen eine Mottenplage beschert...
- werden einheimische Arten ohne Beleuchtung, Befeuchtung und Heizung gehalten, so bedürfen "Exoten" idR erheblich mehr Aufwand und Unterhaltskosten. Nicht zuletzt muss der Halter auch mit dem Äkwickmänt umgehen können.
- was mache ich mit einem Volk, wenn es mir zu groß wird oder ich keine Lust mehr habe? Einheimische werde ich immer los, notfalls auch in die Natur zu entlassen... aber Exoten? Diese kann ich nur an andere Halter weiter geben, nur ist das Volk dann oft zu groß für den Versand, oder keiner will sich mit Mega-Völkern belasten.
- die mit Abstand meisten Erfahrungen und geballte Hilfestellung erhalte ich als Anfänger GERADE bei einheimischen Anfängerarten! Dieser Vorteil sollte niemals vergessen werden!
Und ein wichtiger Punkt ist die Routine, die im Umgang mit Ameisen einen sehr hohen Stellenwert hat. Alleine der Ausbruchsschutz und ähnliche Vorsichtsmaßnahmen erfordert ein geübtes Händchen und geschultes Auge!! Lesen alleine reicht hier definitiv nicht aus, Erfahrungen sind angesagt!
Sehr oft habe ich mich mit stolzen Anfängern unterhalten, die mit Exoten oder Einheimischen begonnen haben... und keiner war dabei, der nicht über kurz oder lang einen netten Ausbruch zu verzeichnen hatte!
Die
Winterruhe:
wann ist das Thema endlich mal korrekt und sachlich dargestellt?
Es gibt nichts einfacheres als die
Winterruhe... sie ist sogar das Einfachste an der Ameisenhaltung!!
Man sollte sich immer vor Augen halten, dass es sich um ein tief verwurzeltes Bedürfnis und normales Verhalten handelt... oder habt Ihr Angst, wenn sich Euer Wellensittich nachts zum Schlaf begibt, weil er ja bei einem Alp-Traum von der Stange purzeln könnte und sich am Hirsekolben ne Beule holt?
Wechselnde Temperaturen (Tag-Nacht) in der
Winterruhe sind nur bei einigen wenigen Arten notwendig, so zB Vertretern von
Leptothorax- und
Temnothorax-Arten und
Camponotus truncatus... bedingt durch die Lebensweise! Die typischen Anfängerarten habe ich alljährlich in einem Kühlschrank bei rel. konstanten Temperaturen überwintert, so wie es früher ja auch in Deutschland im Erdboden der Fall war.
Drei absolute Favoriten habe ich unter den sechsbeinigen Weibern, zwei davon sind Einheimische:
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Lasius nigerflink, agil, geradezu ein witziges Gewusel, jedoch nicht zu hysterisch. Sie sind klein genug, um ein stattliches Volk im handlichen Nest halten zu können, und die
Brut füllt ganze Kammern! Andererseits sind sie groß genug, um gute Beobachtungen führen zu können... an Lasius niger habe ich eigentlich die meisten Verhaltensmuster innerhalb des Nestes kennen gelernt. Auch nach Jahren hatte ich immer mindestens zwei Völker der kleinen Racker in Haltung, und bis heute kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen, wenn ich ins Nest schaue!
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Camponotus ligniperdaNach wie vor einer der schönsten und elegantesten Arten überhaupt!
Das tiefe Schwarz mit dunkelroten Ansätzen in Hochglanz-Ausgabe mutet mystisch an und strahlt Achtung aus. Zudem sind sie geradezu riesig und eindrucksvoll, jedoch gutmütig in der Haltung. Oft jammer die Halter über die lange Entwicklungszeit der
Brut, jedoch lässt es sich auch anders sehen: die letztendlich großen Völker wachsen langsam und können lange in Haltung genommen werden.
Wer Anfängerarten als uninteressant oder schwer zu Halten bezeichnet, hat die Ameisenhaltung nicht verstanden!
LOOOL. Aber beides sind Exoten. Beide brauchen Pflege. Beide brauchen einen gesunden Menschenverstand.
Todesursache Nr. 1 in der Aquaristik ist zu viel Futter, was Nitrit bildet oder Streß der Fische. Auch Schwankungen der Wasserwerte sind eine Gefahr. Dazu müssen sie gar nicht verwandt sein. Das gilt auch für Anulis oder Agamen.
Ugh, da haben wir das Problem ja gefunden! Weder Ameisen, "Anulis" noch Agamen leben unter Wasser... sind aber mit den Fischen verwand, immerhin alle Unterabteilung
Bilateria.
In diesem besonderen Haltungsfall bist Du tatsächlich mit dem Exoten
Camponotus schmitzi besser bedient!
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!