Bei uns in KĂ€rnten kommt sie wohl sehr verstreut vor, in geeigneten Habitaten unter 800m kann man diese Art aber ĂŒberall erwarten. Bisher konnte ich nur ein Gebiet entdecken, in welchem Camponotus vagus hĂ€ufig vorkommt, bzw. relativ hohe Nestdichten erreicht.
Ăber diese Art habe ich in anderen ZusammenhĂ€ngen schon einige Male berichtet, z. B. hier:
http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/29961-grosse-mitteleurop-camponotus-arten.html
http://www.ameisenforum.de/einheimische-europaeische-ameisen/32359-hochzeit-bei-camponotus-vagus-fotos.html
http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/29137-4-exkursion-mit-der-kamera-suedkaernten.html
Heute geht es aber um die natĂŒrlichen Voraussetzungen, die notwendig sind um eine hohe Nestdichte zu erreichen. OberflĂ€che, Bewuchs, Boden und Klima spielen dabei sicher eine entscheidende Rolle. In der GröĂe ist die Art ungefĂ€hr mit der allseits bekannten C. ligniperda vergleichbar, allerdings ist sie thermophiler als diese und braucht sehr gut besonnte, offene und wenig bewachsene LebensrĂ€ume.
Daneben sollen auch jene bodenbewohnenden Arten genannt werden, die den Lebensraum mit C. vagus teilen.
LokalitĂ€t: Aulandschaft im SĂŒden KĂ€rntens, das dazugehörende GewĂ€sser flieĂt von SĂŒd nach Nord und mĂŒndet in den Hauptfluss KĂ€rntens, in die Drau. Die LĂ€nge der beidseitigen Flussufer betrĂ€gt etwa 750m , die Breite des Flussbettes misst 25m am oberen Ende und ca 150m im Bereich der MĂŒndung. Die Meereshöhe des Beobachtungsgebietes liegt zwischen 500m und 462m.
Der Jahresniederschlag wird mit etwa 1200mm angegeben, die Niederschlagsmaxima liegen im Sommer (vor allem als Folge von Gewittern) und im Oktober/November durch die aus dem Mittelmeerraum ĂŒbergreifenden HerbstniederschlĂ€ge. Der kĂ€lteste Monat ist der JĂ€nner mit -4° C Durchschnittstemperatur, der wĂ€rmste der Juli mit knapp 19° C. FĂŒr das Flussbett und seine Umrahmung mĂŒssen allerdings höhere sommerliche Werte angenommen werden.
I. Rezente Aulandschaft: Vegetationslose Geröll- u. Kiesdecken, die einer stĂ€ndigen oberflĂ€chlichen VerĂ€nderung unterworfen sind. Nur Im flachen MĂŒndungsgebiet siedeln sich auf grundwassernahen Lehm- und Kiesböden Mandel- und Korbweiden als Pioniergehölze an.
Im oberen Bereich der sich stets Ă€ndernden GeröllwĂŒste gibt es nur versuchte NestgrĂŒndungen von einer einzigen Art, nĂ€mllich Manica rubida, die meist nicht einmal ein Jahr ĂŒberdauern. Im MĂŒndungsbereich ist Manica rubida stĂ€rker vertreten, daneben gibt es Myrmica cf. rugulosa und auf grundwasserferneren Erhöhungen Formica cf. selysi.
2. MĂŒndungsbereich
II. Junge Terrasse: Rohböden aus grob- und feinklastischem Material (Kalk, Dolomit, etwas Sandstein) mit einsetzender Vegetationsentwicklung, beginnend mit Weiden- u. ErlenbĂŒschen sowie sehr schlechtwĂŒchsigen Rotföhren. Kennarten des Unterwuchses sind Kreuzblume (Polygala chamaebuxus), Silberwurz (Dryas octopetala), Hauhechel (Ononis repens), Zierliche Glockenblume (Campanula chochleariifolia), Edelgamander (Teucrium chamaedrys) und Zwergginster (Chamaecistus ratibonensis).
3. Junge Terrasse
Hier liegt das Hauptverbreitungsgebiet von Camponotus vagus, die Nester sind ausschlieĂlich in oder unter Totholz zu finden. HĂ€ufig sind daneben Plagiolepis vindobonensis, Formica cf. selysi und Manica rubida anzutreffen. Ein interspezifisches Konfliktpotential besteht nur zwischen C. vagus und manchen Superkolonien der aggressiven Formica cf. selysi
III. Altterrasse: A-C-Boden mit flachgrĂŒndiger Rohhumusauflage auf sehr gut wasserduchlĂ€ssigem Schotterboden. Entwicklung einer lĂŒckenhaften Waldgesellschaft des Schneeheide-Rotföhrenwaldes (Erico-Pinetum). Typische Begleitpflanzen sind hier Berberitze (Berberis vulgaris), Wacholder (Juniperis communis) und Wolliger Schneeball (Viburnum lantana). Als Unterwuchs sind vor allem zu nennen: Schneeheide (Erica carnea), WeiĂe Segge (Carex alba), Wachtelweizen (Melampyrum sylvaticum), GroĂe Prunelle (Prunella grandiflorum), Maiglöckchen (Convallaria majalis) und neben der braunen StĂ€ndelwurz (Epipactis atrorubens) als Kennart einige andere interessante OrchideengewĂ€chse.
4. Föhrenwald mit Erika als Bodendecker
Hier gibt es eine weit gröĂere Artenvielfalt an Ameisen. Die hĂ€ufigsten bodenbewohnenden Arten, ungefĂ€hr der Nestdiche entsprechend gereiht, sind: Lasius cf. psammophilus, Tetramorium
Angeschwemmtes Treibholz bietet ideale Voraussetzungen fĂŒr NestgrĂŒndungen durch Camponotus vagus:(5)
Auch umgefallene oder vom Wald herabgestĂŒrzte Föhren werden gerne besiedelt:(6)
7. Eine etwas unvorsichtige AnnÀherung an das Nest löst gleich Alarm aus:
8. Kein Wunder, darunter befindet sich das Nest mit reichlich
9. Von hier furagieren die Ameisen in langen StraĂen in den nahen Wald. Eine Minor-Arbeiterin kommt mit Beute zurĂŒck:
10. Eine
11. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Feind in Sicht?
12. Die Rote Ădlandschrecke kommt hier hĂ€ufiger vor, ist aber nicht als Gefahr anzusehen:
13. Feind oder potentielles Beutetier?
14. Callilepis
Dieser Spinne habe ich einen eigenen Bericht gewidmet:
http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/33496-camponotus-vagus-vs-callilepis-cf-schuszteri.html
15. Die Eidechse ist in jedem Fall eine Gefahr!
16. Auf den trockenen SchotterbÀnken ist sie oft eine Nachbarin von C. vagus:
Plagiolepis vindobonensis!
17. Auch eine Vertreterin aus der Formica-cinerea-Gruppe ist hier hÀufig zu finden. Ihre Superkolonien können den C. vagus-Populationen mitunter durch stÀndiges Stören gefÀhrlich werden!
18. Hier mĂŒssen sie aber selbst mit einer Bedrohung fertig werden: Diese Formica rufa-
19. Auch Manica rubida ist auf sehr vegetationsarme Habitate angewiesen: Hier ein Nest mit einem Ameisengast (weiĂer Pfeil): Vermutlich die Ameisengrille Myrmecophilus acervorum.
Auch auf der Waldterrasse III kommt C. vagus verstreut in am Boden aufliegendem Totholz vor. Die hÀufigsten Nachbarn der bodenbewohnenden Ameisen sind (nur im Waldbereich):
20. Lasius cf. psammophilus
21. Tetramorium
22. Solenopsis fugax
Auch Formica cunicularia gehört im Trockenwald zu einer hÀufigen Art (Hier ohne Bild). Hier ein Link zu dieser Art:
http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/31828-sklaven-im-eigenen-garten.html
Beste GrĂŒĂe Boro