Infos zu Gigantiops destructor

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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swagman
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#1 Infos zu Gigantiops destructor

Beitrag von swagman » 5. Februar 2009, 18:06

Hallo.

Ich hab mal nach Infos zu dieser Art im Netz gesucht.
Nach etlichen Ergebnissen, welche mit Computerzubehör zu tun hatten, fand ich endlich mal etwas passendes.
Full text of "Observations on Gigantiops destructor Fabricius and other leaping ants." Leider etwas durcheinander der Text.

Interessant finde ich z.B. wie diese Ameise zu ihrem doch ungewöhnlichen Namen gekommen ist.
Gigantiops destructor der großäugige Zerstörer. Als die Art entdeckt wurde, dachte man bei ihrem Erscheinungsbild an eine monströse unersättliche Killerameise, eine Art Zyklopen Insekten-Jaguar.
Man wusste nichts zu der Lebensweise dieser Ameisen, sonst hätte man sicherlich einen anderen Namen gewählt.

Diese großen Augen dienen in erster Linie der ungewöhnlichen Fortbewegung dieser Ameisen. Sie springen gut und gerne. Von Ast zu Ast, aber auch am Boden.
Jagen tun sie nur solitär und ausschließlich kleinere Gliedertiere.
Es dauerte lange, bis die Forscher endlich die Nester dieser Art entdeckten. Sie fanden immer nur einzelne Arbeiterinnen, welche in der Laubschicht am Boden furagieren. Die Ameisen sind sehr scheu und bemerkten dank ihrer guten Augen den Verfolger sehr schnell.
Dem Text nach bewegen sich die Arbeiterinnen eher am Boden im Falllaub bei der Futtersuche und bevorzugen dabei freie wenig bewachsene Flächen. Werden jedoch auch im niedrigen Geäst gefunden.
Schließlich gelang es einige Nester zu finden. Diese befanden sich in kleinen verrotteten Holzstücke oder Pflanzenstängel welche am Boden liegen. Die Ameisen bewohnten dort kleine Höhlungen und Fraßgänge, welche z.B. von anderen Insekten ins Holz gebohrt wurden.
Sobald die Nester geöffnet wurden, flohen die Ameisen mit ihrer Brut.
Das passt auch zu der Erfahrung von Herrn Kalytta, demnach diese Art auch leere, alte Dosen als Nest beziehen.

Noch erwähnenswert ist es, dass den Forschern die Ähnlichkeit von G. destructor zu Pachycondyla apicalis aufgefallen ist. Gigantiops ist wie diese schwarz gefärbt und hat gelbe Fühlerspitzen. Es wird eine Art Mimikry vermutet, da die Pachycondyla über einen Giftstachel verfügt und von den meisten Insektenjägern deshalb gemieden wird.



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Frank Mattheis
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#2 AW: Infos zu Gigantiops destructor

Beitrag von Frank Mattheis » 5. Februar 2009, 18:17

Das könnte sein, swagmann. Aber kann man sicher sein, wer hier wen kopiert? Die Gigantiops sind keineswegs wehrlos, sie haben eine regelrechte Fernwaffe entwickelt. Ähnlich wie unsere Waldameisen verspritzen sie Ameisensäure, jedoch sehr viel gezielter und dosierter. Mit dieser Waffe können sie zweifellos auch kleinere insektenfressende Wirbeltiere vergrätzen. Sie benutzen sie auch, drohen mit ihr mit nach vorn gerichteten Hinterleib auch den Pfleger. Sie setzen sie aber eben sehr dosiert und fast überlegt ein, erst wenn gar nichts mehr hilft wird scharf geschossen.
Ich denke, eine solche Dosis in die Augen einer Echse oder eines Vogels gezielt gespritzt kann solchen Interessenten ziemlich den Geschmack verderben.

LG, Frank.



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moglie
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#3 AW: Infos zu Gigantiops destructor

Beitrag von moglie » 6. Februar 2009, 10:44

Hallo,

da Gigantiops sogar Paraponera überlegen ist und diesen auch die Beute abnimmt (schmarotzen teilweise regelrecht bei Paraponera), weiß ich auch nicht, wer hier wen kopiert.
Vielleicht kopiert hier aber auch keiner jemanden, sondern es ist nur die parallele anpassung an den gleichen Lebensraum.
Giagantiops ist in nahezu jedem geeigneten Hohlraum in der Natur zu finden, ob das nun ein alter Cecropia Stamm, eine Cola Dose, ein Stein oder Termitennest ist.

MfG



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Frank Mattheis
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#4 AW: Infos zu Gigantiops destructor

Beitrag von Frank Mattheis » 6. Februar 2009, 14:11

Swagmann, versteh uns nicht falsch, ist schon Klasse, was Du da an Informationen zusammengetragen hast.
Aber Mimikry halt ich auch eigentlich für zu weit hergeholt, eher wie moglie meint Parallelevolution. Solche goldgelben Fühlergeisseln kennen wir auch von anderen trop. Ameisen, auch aus dem asiatischen Raum, v.a. anderen Ponerinen. Dazu könnte man mal Gerhard und auch moglie befragen, die haben da sicher die meisten Erfahrungen.
Möglicherweise sind diese im Licht leuchtenden Fühlergeisseln auch nützlich bei der optischen Kommunikation von Arten mit guten Augen. Gigantiops und sicher auch Pachycondyla apicalis erkennen Artgenossen auf der Distanz, ohne direkten Körperkontakt. Zumindest Gigantiops führt dann regelrechte Begrüssungszeremonien aus, ritualisierte Bewegungen, ähnlich denen mancher Springspinnen oder Fruchtfliegen. An diesen Bewegungen erkennen die Tiere die Artzugehörigkeit des Gegenübers. Das ist natürlich nützlich, vor einen Kontakt zu wissen, dass der Gegenüber der eigenen Art angehört.
Natürlich aber können die Gigantiops die Koloniezugehörigkeit des Gegenübers erst mit dem Kontakt prüfen.
Koloniefremde Artangehörige werden in Kommentkämpfen, mit Drohungen und vorerst ohne Gewalt des Feldes verwiesen. Verlassen Fremde das Revier nicht, kommt es bei den Gigantiops zu erbitterten Kämpfen, die Fremde wird dank der guten Augen hartnäckig verfolgt und u.U. getötet.

LG, Frank.



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swagman
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#5 AW: Infos zu Gigantiops destructor

Beitrag von swagman » 6. Februar 2009, 15:10

Nee Frank, da gibt´s doch nichts falsch zu verstehen.
Das mit der Ähnlichkeit stand halt in dem Text und ich fand es interessant, weshalb ich es dazugeschrieben habe.
Man sollte auch bedenken, dass der Text von 1922 stammt.

Mich haben aber eher die Beschreibungen des Lebensraumes und der Lebensweise interessiert. Solche Dinge bleiben ja unverändert und sind für die Haltung vielleicht ganz nützlich. Zumindest, wenn man versucht die Becken naturähnlich einzurichten.
Deswegen freu ich mich auch über deine und moglies Beteiligung an diesem Thread.
Die Beschreibungen der Shops sind ja schön und gut, aber mir reicht so etwas nicht.
Durch eure Erfahrungen in der Haltung und durch die Beobachtungen in natürlichen Lebensraum dieser Ameisen wir das doch gleich viel "persönlicher".
Zum Beispiel das stehlen von Nahrung war wieder etwas neues für mich. Sehr interessant.
Insofern hat sich dieser Thread so entwickelt wie ich gehofft habe.
Kann es gar nicht mehr erwarten bis die kleine Kolonie bei mir ankommt.^^



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Frank Mattheis
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#6 AW: Infos zu Gigantiops destructor

Beitrag von Frank Mattheis » 6. Februar 2009, 19:44

Solche alten Texte sind oft sehr interessant. Gerade weil die Verfasser oft sehr bildhaft und authentisch schrieben, ich schmökere gerne in solchen alten Büchern und Quellen.
Die Beschreibungen des Lebensraumes und der Lebensweise sind sicher noch aktuell. Sie haben sich nicht verändert.
Die Gigantiops sind sehr gewandt und clever, vllt. füllen sie im Regenwald eine ähnliche Rolle wie in unseren Wäldern Formica fusca, nur eben viel effizienter aufgrund ihrer viel besseren Augen und Möglichkeiten. In der Haltung ist ihre wache und aufmerksame Art stets neu zu erleben, die Tiere sind dabei schlau genug, ohne Angst, aber stets absprungbereit von erhabenen Punkten die Eingriffe des Pflegers in ihrem Lebensraum zu beobachten. Ich habe manchmal das Gefühl, als "wüssten" die Gigantiops, was vorgeht, wenn ich zB. neuen Zucker gebe. Mein Vorgehen wird aus vielen Augen beobachtet, kaum ist das Terrarium geschlossen und die Situation übersichtlich und ruhig, finden sich einige am Zuckernapf ein. Und zwar sehr viel mehr, als vorher den Napf routinemässig kontrollierten.
Ich kann mir auch gut vorstellen, was moglie schildert. Bei mir "beklauen" die Gigantiops die mit Beute beladenen Crematogaster. Immer aber vorsichtig, den günstigen Moment abwartend.

LG, Frank.



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#7 AW: Infos zu Gigantiops destructor

Beitrag von Frank Mattheis » 7. Februar 2009, 14:58

Nicht dass hier wieder eine Diskussion über Intelligenz bei Ameisen entsteht...
So könnte man ja meinen Beitrag verstehen, wenn ich von der Schlauheit und Wachheit der Gigantiops berichte.
Wie auch manche andere Art sind die Gigantiops eben Opportunisten, mit ihren Möglichkeiten beobachten sie ihre Umwelt und sind immer auf der Suche nach neuen Nahrungsquellen und Eindrücken. Sie erkennen ihre Chance, wenn es darum geht, andere Ameisen evtl. zu beklauen.
Sie registrieren auch, wenn sich die Zuckertränke auf "wundersame" Weise füllt..:). Es scheint so, als hätten die Erfahrenen, Älteren unter ihnen, die diesen Vorgang schon mehrmals beobachtet haben, gelernt, dass es nun lohnt, die frischgefüllte Zuckertränke zu besuchen.

LG, Frank.



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#8 AW: Infos zu Gigantiops destructor

Beitrag von moglie » 9. Februar 2009, 00:04


Sie registrieren auch, wenn sich die Zuckertränke auf "wundersame" Weise füllt..:)


Ich denke auch, dass manche Ameisen bis zu einem gewissen Grad lernfähig sind, dazu gehört z.B. P. apicalis, Paraponera und Gigantiops. Denke, dass P. apicalis und Gigantiops sich viel von Insekten ernähren, die von großen Tieren aufgewühlt werden und sie daher automatisch von großen beweglichen "Tieren" angezogen werden, zumindst hat sich bei mir füher oder später immer Gigantiops oder apicalis eingefunden wenn ich lange an einer Stelle "gewühlt" habe, die kann natürlich auch durch andere Einflüsse ausgelöst worden sein, z.B. durch den typischen Geruch von frisch aufgewühlter Erde.

MfG



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