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Bericht: Ausbruch bei Lasius niger, Kampf gegen Formica fusca

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chrizzy
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#1 Bericht: Ausbruch bei Lasius niger, Kampf gegen Formica fusca

Beitrag von chrizzy » 5. April 2009, 12:12

Hallo,

gestern hatte ich, wie wohl jeder Ameisenhalter hin und wieder, einen richtig schwarzen Tag - wohl den schwärzesten Tag meiner Laufbahn. Es gab einen großen Lasius niger Ausbruch, die natürlich den Weg ins Formica fusca - Becken gefunden haben...

Ja, was ist Schuld? Ich behaupte, ein Materialfehler. Die Ameisen kamen bei meiner Ameisenfarm durch einen nicht dicht sitzenden Deckel raus. Allerdings habe ich diesen seit Tagen - also seit dem Ende der Winterruhe - nicht abgenommen. Ich habe immer genau kontrolliert, da gab es keine Ausbrüche. Das heißt, er muss wohl unter leichter Spannung gestanden haben und etwas nach oben gerutscht sein. Aber natürlich ist auch immer der Halter schuld, der nicht aufmerksam genug war, diese Möglichkeit nicht mit eingeplant hat, und den Fehler beging, die Tiere mal wieder zu unterschätzen.

Folgendes hat sich vermutlich zugetragen, ich war erst am Ende der Handlung dabei.

Ja, nachdem der Weg nach draußen offen stand, sind die klugen Ameisen wohl gleich auf die Suche nach was auch immer gegangen - gefunden haben sie das Formicarium meiner Formica fusca Kolonie. Dieser Feind war zu nahe, das Nest nur einige cm vom eigenen weg, und musste vernichtet werden. Ich weiß nicht, was der erste Angriffspunkt war - ich vermute stark, das Nest, das scheinbar bombensicher für Formica fusca war, aber Lasius niger fand einen Weg hinein.

Zu meinem und ihrem Glück waren die Formica fusca so "klug", recht bald zu erkennen, dass sie zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen waren (vlt. so um die 70 Arbeiterinnen, gegen einige hundert Lasius niger). Nunja, dann lief das "Sklavenhalterangriff-Notfallprogramm" durch die Köpfe der Tierchen. Zur Erklärung: Formica fusca wird in der Natur häufig von Sklavenhaltern angegriffen, und versucht meist, sich selbst mit möglichst viel Brut möglichst hoch oben und möglichst weit weg in Sicherheit zu bringen. Brut war noch kaum vorhanden, diese wurde auch nicht gerettet.

Die Tiere haben also fluchtartig das Nest verlassen, ich konnte kaum Tote im Nest erkennen.

Ja, das war dann ca. der Zeitpunkt, als mein Vater mich von unten panisch gerufen hat.

Ich habe sofort erkannt, was los ist, zuerst ins Nest gesehen - und war mir sicher, das wars für die Kolonie. Dann hab ich die Arena "gecheckt"... oha... moment... zu groß für ne Arbeiterin... das muss die Königin sein!!
Ja, auch sie war so klug sich in Sicherheit zu bringen, und flüchtete gerade vor einer Lasius niger Arbeiterin, die ihr hinterhe lief. Sofort hab ich den Exhaustor, den ich als schon etwas erfahrenerer Halter immer Griffbereit habe, genommen, die Königin eingesaugt und gerettet. Dann habe ich oben, am Rand der Ausbruchsicherung, weitere Tiere entdecken können, die natürlich ebenfalls gerettet worden sind.

Viele Arbeiterinnen waren in Kämpfe verwickelt, teilweise konnten die Formica fusca ihre Kontrahenten abschütteln und sich noch nach oben retten, wo sie dann von mir gerettet wurden. Ich denke ich habe noch ca. 2 dutzend Tiere retten können. Einige haben sich auch am Boden "totgestellt", was wirklich erstaunlich gut geklappt hat. Ein paar heldenhafte Kämpferinnen gab es auch...
Leider war das Formicarium das tödliche Gefängnis für viele Formica fusca. Lasius niger kam rein, Formica fusca nicht raus.

Naja, irgendwann zwischen dem Verfluchen der ewig kleinen Lasius niger und der ewig beschi**enen Farm und meiner eigenen Unachtsamkeit, habe ich dann auch noch einen Schlauch zum einsaugen nicht richtig präpariert und plötzlich 15 Formica fusca Arbeiterinnen ausgespuckt und teilweise verschluckt. Das war der Teil, an dem ich wirklich nah dran war, das Hobby aufzugeben und den ganzen Krempel einfach in den Garten zu kippen... aber ja, intraspezifische Homogenisierung und so, kann man ja auch nicht einfach machen.

Naja, die geretteten Formica fusca habe ich in ein Rg verfrachtet. Wie gesagt, die Königin mit ca. 2 dutzend Tieren. Einige davon aber mit verdrehten Gastern, fehlenden Gliedmaßen oder noch an ihnen hängenden, toten Lasius niger Arbeiterinnen. Zumindest die Königin scheint unverletzt. Ich hoffe, es gibt jetzt nicht noch viel mehr Ausfälle...

Die Arena gleicht einem Schlachtfeld, viele tote auf beiden Seiten.
Ein Detail: Scheinbare Planlosigkeit und mangendes Teamwork auf Seiten der Lasius niger. Die Ameisen gingen nicht im Team vor, wie in der Natur unzählige Male beobachtet (auffäligste Kampfstrategie: Auseinanderziehen des Gegners an den Extremitäten bei zahlenmäßiger Überlegenheit, so kann er sich nicht mehr wehren und wird getötet). Ich konnte ausschließlich Zweikämpfe beobachten, nie haben 2 Lasius niger Arbeiterinnen gemeinsam eine Formica fusca angegriffen. Sie haben sich lediglich alleine an den Extremitäten festgebissen - und im Zweikampf waren sie Formica fusca unterlegen und so sind mind. ebenso viele Lasius niger gestroben, wie Formica fusca. Letztere haben dann die körperlich unterlegenen und an ihnen hängenden Lasius niger meist schnell töten können. Sonst hätte ich vermutlich keine Formica fusca retten können.

Wäre es also möglich, dass diese auffälligste der Lasius niger - Kamftaktiken erst erlernt werden muss und nicht angeboren ist? Bisher mussten meine Tiere eigentlich nie gegen einen lebenden Feind kämpfen, hatten also keine Erfahrung.
Oder war es die besondere Formica fusca Fluchtstrategie?


Naja, weiter im Text, ich habe jetzt die Formica fusca Arena, die jetzt mehr ein Friedhof ist, mit der Lasius niger Arena verbunden, und werde sie heute im laufe des Tages von diesen befreien. Das Nest habe ich in den Kühlschrank gestellt, ich werde die Scheibe abtrennen und die trägen Lasius niger Arbeiterinnen dann einfach in die Arena kippen. Den eigentlichen Lasius niger Ytong habe ich ebenfalls abgetrennt, dieser wird in Zukunft den Formica fusca dienen (Platzgründe, der ist kleiner, und jetzt ist die Formica fusca Kolonie auch so klein...).

Die Farm wird fortan in der Arena stehen, also ein internes Nest.

Vogelspinnen, Formica cinerea und die Ãœberleibsel der Formica fusca habe ich erstal in ein anderes Zimmer gebracht, da ich gestern vermutlich nicht mehr alle Lasius niger Arbeitrinnen erwischt habe.

Jetzt werde ich gleich noch genauer den Schaden überprüfen und einen konkreten Plan entwickeln.

Mitteilungsbedürfnis gestillt...

lg, chrizzy
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#2 AW: Bericht: Ausbruch bei Lasius niger, Kampf gegen Formica fusca

Beitrag von chrizzy » 5. April 2009, 16:51

Hallo,

die Formica fusca Kolonie scheint alles recht gut überstanden zu haben. Sie sitzen dicht gedrängt im abgedunkelten Rg und tatsächlich konnte ich ein kleines Eipaket entdecken! Entweder ich habe es gestern übersehen, und einer Arbeiterin gelang es, dieses zu retten, oder die Königin hat in der Nacht bereits Eier gelegt, was ein wirklich gutes Zeichen wäre. Morgen werde ich das Rg wieder öffnen und sie einstweilen in meiner 20*10cm-Notfallarena unterbringen. Das neue 40*30cm-Becken wurde heute bei Antstore bestellt.

In der Arena, die ich an die Lasius niger Arena angeschlossen habe, werden die Leichen fein säuberlich zusammengetragen. Es sind zwar nicht ganz so viele Lasius niger wie Formica fusca (von letzteren schätze ich ganz grob um die 40 +/-10), aber sie hatten dennoch ordentliche Verluste.
Ich denke, ich werde diese Arena wirklich als Lasius niger Arena weiterführen... Formica fusca wird eine neue erhalten, ebenso wie ein neues Ytongnest. Einstweilen müssen sie im Rg bleiben.

Die Farm wird morgen in die große 60*30er Arena gestellt - so etwas wird mir sicher nie wieder passieren. Ab jetzt werde ich eine mehrstufe Hochsicherheitsausbruchsicherung verwenden, bestehend aus Deckel, und verschiedenen Schichten verschiedener Rutschmittel (PTFE normal, PTFE mit Wasser gemischt, Paraffinöl, Pflanzenöl), die Ecken als Schwachstellen werden besonders verstärkt. Ich habe in dem Zimmer ja auch noch 2 Vogelspinnen und 2 andere Kolonien, da gehe ich ab jetzt bei keinem der Völker mehr ein Risiko ein.

Ne, so was darf einem Halter, der schon lange genug dabei ist, um seine "Pappenheimer" zu kennen, nicht passieren...

lg, chrizzy



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#3 AW: Bericht: Ausbruch bei Lasius niger, Kampf gegen Formica fusca

Beitrag von Fraaap » 5. April 2009, 16:58

chrizzy hat geschrieben:Ne, so was darf einem Halter, der schon lange genug dabei ist, um seine "Pappenheimer" zu kennen, nicht passieren...



Aber natürlich darf so etwas passieren. Wer würde auch mit einem Ausbruch rechnen, wenn der Deckel eigentlich gut gesessen hat? Und von dem gleich folgenden Überfall auf die Serviformica mal ganz zu schweigen... Aus Fehlern, auch wenn ich den Fehler gar nicht mal so eng bei dir sehe, lernt man aber immerhin. Künftig werde auch ich doppelt so gut kontrollieren. :baeh:

Gruß
Fraaap



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#4 AW: Bericht: Ausbruch bei Lasius niger, Kampf gegen Formica fusca

Beitrag von TPE » 5. April 2009, 21:31

Guten Abend,
@chrizzy:
Erstmal möchte ich meine Anteilnahme betonen, das tut mir wirklich leid für dich. Aber aus Fehlern lernt man, immerhin hat die Kolonie überlebt und die Königin ist noch am Leben, denk mal andersrum. Hol dir morgen ein großes Eis und denk nicht mehr daran.

Aber zweitens würde ich gern fragen, warum du deinen Lasius niger- Ytong zukünftig für deine Formica fusca nehmen willst? Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist, wegen dem Geruch, du weißt doch: Der wichtigste Sinn der Ameisen ist der Geruchssinn. Ich würde an deiner Stelle alles so lassen wie es war, d.h.: Den Lasius niger lässt du ihren Ytong und den Formica fusca lässt du ebenfalls ihr Nest. Das mit der Arena kann ich eig. verstehen, außerdem hast du die neue Arena für Formica fusca jetzt wohl schon bestellt...(?)

Ansonsten wünsche ich dir alles Gute mit dem Neuanfang deiner Formica fusca- Kolonie...
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#5 AW: Bericht: Ausbruch bei Lasius niger, Kampf gegen Formica fusca

Beitrag von chrizzy » 5. April 2009, 21:47

Hoi,

ja, natürlich ist mir das mit den Duftstoffen etc. klar. Die Nester werden morgen von mir geöffnet und gründlich gereinigt, in heißem Wasser "eingelegt" und dann getrocknet, anschließend neu mit Glas und Silikon geklebt. Sollte ausreichen, um die Ameisen dann nicht weiter zu stören - wenn sie nicht einziehen, dann werde ich halt andere Nester anbieten ;)

Großes Eis... gute Idee^^

Ja, die neue Arena habe ich bestellt. Es wurde langsam sowieso eine Erweiterung für das Lasius niger Formicarium nötig...

lg, chrizzy

Übrigens - das Wort "Leichenschmaus" nehmen Lasius niger wörtlich...



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#6 AW: Bericht: Ausbruch bei Lasius niger, Kampf gegen Formica fusca

Beitrag von Fraaap » 5. April 2009, 21:53

Zu den Ytongs: Ich habe schon mehrere Ytongs in denen Kolonien gestorben sind für neue Kolonien eingesetzt, ohne diese vorher zu reinigen. Bisher gabs damit keinerlei Probleme... ich denke, die "Duftstoffe" werden bei der erneuten Nestverwendung eindeutig überbewertet.

Gruß
Fraaap



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#7 AW: Bericht: Ausbruch bei Lasius niger, Kampf gegen Formica fusca

Beitrag von TPE » 5. April 2009, 22:01

Naja, aber man kann die Meisen andererseits auch nicht fagen (zumindest noch nicht), ob es ihnen so gut geht. Nartürlich würden mit der Zeit ihre Duftstoffe andere übertönen, aber gerade wenn es bereits ein neg. Aufeinandertreffen der beiden Kolonien gab, würde ich das Risiko nicht eingehen, die Tiere über einen gewissen Zeitraum hinweg zusätzlich zu quälen. Aber das muss chrizzy schon selber wissen, wie es besser ist.(Ok, kochen ist nart. auch gut)
Da sollte man direkt einen Versuch machen, ob die Ameisen einen anderen Ytong bevorzugen würden, oder nicht...aber als Mensch kann man das sowieso nicht wissen...


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#8 AW: Bericht: Ausbruch bei Lasius niger, Kampf gegen Formica fusca

Beitrag von Smaug » 5. April 2009, 22:04

Ich sehe bei der Wiederverwendung des Ytongs bei anderen Kolonien keine Probleme, denn in der Natur kommt es häufig vor, dass verlassene Nester von neuen Völkern in Besitz genommen werden.



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