Frage/Problem mit Camponotus ligniperda

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
Andy_ac
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#1 Frage/Problem mit Camponotus ligniperda

Beitrag von Andy_ac » 24. April 2009, 15:00

Hallo miteinander.

Habe mich hier mal registriert, weil ich doch ein Problemchen mit meiner "Kolonie" habe. Sufu hab ich versucht, aber komme nicht an die richtigen posts, daher versuch ich es mal hier:

Habe vor einem Jahr meine Camponotus ligniperda Königin mitsamt ihrer 5 Helferinnen im Reagenzglas in ein mit Waldboden gefülltes Terrarium gesetzt. Die Bodenhöhe variiert zwischen 5 und 15 cm. Weil die Kleinen sich wohl in Holz ganz wohl fühlen, hab ich einen kleinen halbmorschen Baumstumpf ins Becken gesetzt.
Die Ameisen sind innerhalb einer Stunde aus dem Glas unter den Stumpf gezogen und dann hab ich sie monatelang nur sporadisch einzeln am Futternapf zum Heimchenkauen erwischt. 2 mal dachte ich, dass sie tot wären, da ich auch "Ohrwürmer" und Asseln und so komische schwarze Käfer im Waldboden hatte, jedoch fand ich jedesmal im oder unter dem Baumstumpf Ameisen und Eier/Larven. Daher hatte ich sie dann auch ab September nicht mehr belästigt.
Nun Folgenes:
Ich habe das Becken nicht kühl gelagert oder so, hatte sich einfach nicht ergeben. Trotzdem hatten die Kleinen wohl auf Winterpause geschaltet, da sie nicht mehr am Futterplatz auftauchten oder sonstwie rumliefen.
Trotz meines Vorsatzes hab ich dann vor ein paar Tagen mal geschaut ob überhaupt noch was lebt. Gefunden hab ich im Holzstumpf dann eine vereinsamte Königin, keine Eier oder so in Sicht oder sie waren gut versteckt. Nachts habe ich Madame dann im Becken rumlaufen sehen, offensichtlich auf der Suche nach irgendwas.

Ich geh also davon aus, dass ausser ihr nix mehr lebt von den Ameisen, daher nach all dem Text mal meine Fragen:

1. Hätt ich, wenn ich die Ameisen nicht abkühle, weiterfüttern sollen bzw es wenigstens anbieten sollen?

2. Welche genauen Auswirkungen hat der fehlenden Winterschlaf? Fängt die Queen jetzt einfach von vorn an mit Koloniegründung oder braucht die dafür ihren durchschlafenen Winter?

3. Was ist mit den restlichen Ameisen passiert?

4. Kann ich davon ausgehen, dass die Queen auf ihren nächtlichen Touren auch wirklich Futter findet, wenn ichs tagsüber ins Becken werf?

5. Wie vertragen sich Ameisen bzw Königinnen mit anderen Waldbewohnern wie den Ohrwürmern? Fressen die vielleicht die Ameiseneier oder Ameisen selbst auf?

6. Hätt ich die Königin nicht gefunden, hätte ich gar nicht mehr mit Heimchenfüttern angefangen. Von wann bis wann sollte man auf jeden Fall füttern?

7. Wie kriege ich die Queen in der beschriebenen Umgebung dazu möglichst viele Eier zu legen?



Viel Text sorry, aber wollte präzise sein.



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Boro
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#2 AW: Frage/Problem mit Camponotus ligniperda

Beitrag von Boro » 24. April 2009, 15:17

Hallo Andy ac!
Zuerst herzlich willkommen im Forum.
Der Gattungsname wird immer mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben und muss mindestens einmal auch ausgeschrieben werden (auch der Artname), weil das für die Suchfunktion von Bedeutung ist.
Schade, dass das mit deinen Ameisen so gelaufen ist, du hast dich doch ziemlich bemüht.
1. Camponotus ligniperda gehört zu den wenigen Arten, die eine vorwiegend endogen gesteuerte Winterruhe einhält (also auch bei höheren T.). Inwiefern diese Haltung negative Auswirkungen zeigt, ist umstritten. Es ist jedenfalls nicht positiv. Während der Winterruhe wird nicht gefüttert.
2. Nach erfolglosem Gründungsversuch erfolgt meist kein zweiter Gründungsversuch.
3.Die Arbeiterinnen dürften tot sein, darauf lässt auch das Herumirren der Königin schließen. In einem funktionsfähigen Nest mit Arbeiterinnen verlässt die Königin das Nest nicht mehr.
4. Die Königin findet sicher Futter.
5. Ob Ohrwürmer Ameiseneier fressen dürfte noch nicht untersucht worden sein.
6. Du kannst auf jeden Fall füttern, es besteht aber die Möglichkeit, dass sich deine anderen Tierchen über das Futter hermachen.
7. Wie schon oben gesagt, ob die Königin noch einmal einen Gründugsversuch unternimmt, ist fraglich.
Beste Grüße v. Boro



Imago
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#3 AW: Frage/Problem mit Camponotus ligniperda

Beitrag von Imago » 24. April 2009, 15:39

Hallo Andy_ac!

1. Hätt ich, wenn ich die Ameisen nicht abkühle, weiterfüttern sollen bzw es wenigstens anbieten sollen?
Camponotus ligniperda unterliegt einem endogenen Rhythmus!
Bitte lesen:
http://www.ameisenforum.de/europaeische-ameisenarten-allgemeines/endogener-exogener-jahresrhythmus-t34342.html

2. Welche genauen Auswirkungen hat der fehlenden Winterschlaf? Fängt die Queen jetzt einfach von vorn an mit Koloniegründung oder braucht die dafür ihren durchschlafenen Winter?
Siehe Antwort eins. Dem noch hinzu:
Einheimische Ameisen sollten in jedem Falle immer eine Winterruhe bekommen mit angepasten klimatischen Verhältnissen. Es gibt spekulativ andere Beobachtungen (von Haltern aus diesem Forum) bei Gründungskolonien von Lasius spec. welche aber eher haltlos sind, da eine Winterruhe in der Natur von Nöten ist um die Winterzeit zu überstehen. Auch Camponotus ligniperda sollten kühl über den Winter gebracht werden, der endogene Rhythmus ist kein Freiticket die Ameisen warm überwintern zu lassen. Folgen der fehlenden Winterruhe können sein: Weniger Brut, Larvenfressen, weniger Geschlechtstiere, Arbeiterinnensterben, Dies ist jedoch alles nicht wissenschaftlich erwiesen.
Für eine erneute Gründung sehe ich wenig Chancen. Was aber nicht heißt das es zu 100% ausgeschlossen ist. Genau kenne ich mich da nicht aus, vielleicht kann jemand anders Dir da weiter helfen. Ich denke eher das die Gyne ohne Arbeiterinnen bald sterben wird.

3. Was ist mit den restlichen Ameisen passiert?
Die sind evtl. in der warmen Winterruhe verstorben, da sie ihren Stoffwechsel nicht richtig herunterfahren konnten auf Grund der Wärme. darum haben sie mehr Energie verbraucht als üblich. Ist aber auch nur Spekulation. Wie sie verendet sind, bleibt denke ich mal fraglich. Hast Du keine Chitin Reste gefunden?

4. Kann ich davon ausgehen, dass die Queen auf ihren nächtlichen Touren auch wirklich Futter findet, wenn ichs tagsüber ins Becken werf?
Camponotus ligniperda gründen claustral, sobald die ersten Arbeiterinnen (Pygmäen) vorhanden sind, wird sie von diesen über Trophallaxis ernährt/gefüttert. Also demnach braucht die Gyne im Normalfall ihr Leblang nicht auf Nahrungssuche gehen. Ob sie es macht wenn es sein muss? Also ihr Nest aktiv verlässt und nach Nahrung furagiert weiß ich nicht, tut mir leid.

5. Wie vertragen sich Ameisen bzw Königinnen mit anderen Waldbewohnern wie den Ohrwürmern? Fressen die vielleicht die Ameiseneier oder Ameisen selbst auf?
Die Ameisen verteidigen Nest und Brut bis zum Tod, gerade Camponotus ligniperda werden in Nestnähe sehr agressiv, bei fünf Arbeiterinnen wird die Aggresivität eher geringer ausfallen. Aber gegen einen Ohrwurm dürften 5 Pygmäen und eine Gyne die Oberhand behalten.

6. Hätt ich die Königin nicht gefunden, hätte ich gar nicht mehr mit Heimchenfüttern angefangen. Von wann bis wann sollte man auf jeden Fall füttern?
Vor und nach der Winterruhe. Aufgrund des endogenen Rhythmusses kann man nichts genaueres sagen.

7. Wie kriege ich die Queen in der beschriebenen Umgebung dazu möglichst viele Eier zu legen?
In dem man sich im Vorfeld der Haltung informiert und nicht erst in Nachhinein. Lies Dich im Forum schlau, dann kommst Du auch schneller dahinter was bei Dir alles schief gelaufen ist!

http://www.ameisenforum.de/vbseiten.php?page=3

Hauptseite – AmeisenWiki

http://www.ameisenforum.de/europaeische-arten/

LG Imago

EDIT: Boro war schneller!



Andy_ac
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#4 AW: Frage/Problem mit Camponotus ligniperda

Beitrag von Andy_ac » 24. April 2009, 15:44

Hi Boro,

dass die Königin evtl. gerade etwas unmotiviert ist, hatte ich dem wenigen zur Verfügung stehenden Futter zugeschrieben. Ich füttere jetzt vermehrt und hoffe dass sie nochmal loslegt, was soll sie auch sonst tun? Ist das typisch für Ameisenköniginnen, dass sie nur einmal gründen und wenns schiefgeht nur noch ihre Lebenszeit absitzen?
Mich würde halt interessieren, weshalb die Arbeiterinnen vielleicht tot sind und ob es einen Zusammenhang zu den höheren Temperaturen gibt (höhere Temperatur -> höherer Stoffwechsel -> keine Nahrungsaufnahme -> Verhungern?) und warum dann die Königin nicht tot ist.

Irgendwie blöd zu wissen, dass man zwar eine Königin im Becken hat, aber nicht weisst ob sie überhaupt nochmal loslegt :P



Andy_ac
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#5 AW: Frage/Problem mit Camponotus ligniperda

Beitrag von Andy_ac » 24. April 2009, 15:51

ah gut danke erstmal, macht ja leider nicht viel Mut.

Ich hatte mich informiert und wusste auch dass sie Winterruhe brauchen, bin aber davon ausgegangen, dass sie einfach extrem wenig fressen bei höheren Temperaturen und im Waldboden immer irgndwelche toten Tiere sind, die zur Not gefressen werden können.
Daher hatte ichs riskiert, weils diesen Winter halt gar nicht passte das Becken woanders hinzuschaffen. Treibender Gedanke war "Ameisen sind zäh, die packen das" :)

Naja ich hoff einfach mal und versuchs zur Not nächstes Jahr nochmal

Danke erstmal euch beiden



Imago
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#6 AW: Frage/Problem mit Camponotus ligniperda

Beitrag von Imago » 24. April 2009, 16:07

Hast Du denn auch eine Wasserquelle angeboten?

Dein Anfangspost ist ja doch ausführlich, aber von einer Wasserquelle steht da nichts, kann natürlich auch sein, dass es nicht maßgeblich war davon zu schreiben, aber interessieren würde es mich jetzt doch.

LG Imago



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Imilius
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#7 AW: Frage/Problem mit Camponotus ligniperda

Beitrag von Imilius » 24. April 2009, 16:16

Hi Andy ac!

Tut mir echt Leid für deine kleine Kolonie, aber vielleicht gibt es ja noch eine Chance für deine Queen.


Ich würde die Königin in ein Reagenzglas stecken und ihr die nötige Zeit und Ruhe geben. Wenn du Glück hast, gründet sie erneut. Hin und wieder würde ich sie füttern (Zuckerwasser für die Stärkung und ab und zu kleine Fliegen).

Also bei mir hat es bei meiner Formica rufibarbis Königin funktioniert. Als alle meine 14 Arbeiterinnen gestorben sind und die Königin auch dem Ende nahe war, habe ich sie mit Zuckerwasser fit gemacht und sie dann ins Reagenzglas gesteckt. Sie hat zwar viel Zeit und Ruhe gebraucht, aber am Ende konnte ich immerhin 3 Pygmäen und 12 große Larven zählen, die gerade dabei sind sich zu verpuppen.
Das Reagenzglas eignet sich am Besten. Da man den Zustand der Königin immer im Blick hat.

Viele Grüße Imilius!!!!



Andy_ac
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#8 AW: Frage/Problem mit Camponotus ligniperda

Beitrag von Andy_ac » 24. April 2009, 20:01

Zu dem Wasser:
Ich habe Pflanzen im Becken und die giess ich. Ich machs so, wenns draussen regnet giess ich entsprechend, ums etwas realer zu halten :)

Das mit dem Reagenzglas ist eine gute Sache, hab meins leider nicht mehr. Bin mir auch halt nicht absolut sicher, ob wirklich alle Ameisen tot sind. Ich hatte mich damit letztes Jahr schonmal geirrt. Da hatte ich das gesamte Becken leergemacht und den Holzstumpf genau abgesucht und nix gefunden.
Als ich dann resigniert und wütend den klotz auf den Boden hab fallen lassen, fielen plötzlich zig Ameisen und die Königin raus :P

Seither hab ich etwas Hemmungen da nochmal mit Gewalt alles rauszuholen.

Trotzdem... ich denk drüber nach, ist eine gute Idee



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