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Messor barbarus - Fotos

Fotos von einheimischen und europäischen Ameisenarten.
anthropod
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#17 AW: Messor barbarus (in Bildern) - Fotos

Beitrag von anthropod » 30. Juni 2009, 14:08

Juni

Alle Lasius-Freunde mögen diesen Absatz mal überlesen und ein Bild vorspringen!
Dieses Jahr hab ich schon von Anfang an ein Ameisenproblem mit einer Lasius sp. Anfangs sind nur vereinzelt mal Ameisen ins Zimmer gekommen, was für mich kein Problem war. Später haben sie eine Ameisenstraße quer übers Fensterbrett angelegt und wurden langsam lästig. Darauf hab ich auf beiden Fensterseiten Gift ausgelegt. Leider wurde das überhaupt nicht angerührt, dafür ist eine gelbe Lasius daran zugrundegegangen, die mir vorher garnicht aufgefallen war. nachdem die letzten Wochen das Wetter sehr kalt war, sind über Nacht die Ameisen ins Haus gezogen. Auf einmal hundert Ameisen auf dem Fensterbrett und 200-300 Puppen, die offen auf dem Fensterbrett gelagert wurden. Dann haben sie sich drangemacht, in meine beste Zimmerpflanze einzuziehen. Eine 10 Jahre alte Dioscorea elephantipes, die ich von Samen an gepflegt und gehegt hab. (Bis letztes Jahr hatte ich viele seltene xerophytische Pflanzen, die aber im letzten harten Winter alle erfroren sind, bis auf die Dioscorea. Mit ein Grund für die Hinwendung zu Ameisen, da deren Platzbedarf geringer ist und kontrollierte Haltungsbedingungen einfacher herzustellen sind.) Die Erde wurde aus dem Topf getragen und zum Rand des Fensterbretts geschafft, wo sie frech in den Abgrund gestürzt würde. So leid es mir tut mußten nun härtere Maßnahmen ergriffen werden. Das unwirksame Gift wurde mit Zuckerwasser gemischt und darauf angenommen. Außerdem alle wurden alle Zimmerpflanzen mit einem Kontaktgift gegossen und die Puppen mechanisch entsorgt. Tag 0: 100 Ameisen gleichzeitig auf dem Fensterbrett, Tag 1: 100 Ameisen, Tag 2: 10 Ameisen, Tag 3: 5 Ameisen. Problem gelöst. Inzwischen bleiben es wieder unter fünf Ameisen, die sich gleichzeitig blicken lassen und mich nicht weiter stören.
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Aber zurück zu den Messor. Hier kabbern sie Mohn. Raps läuft auch gut und sogar an Kirschen haben sie sich nun schon rangetraut.
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Anfangs waren sie im neuen Nest sehr sauber. Mohn-Samen in der Ecke gestapelt.
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Die Temnothorax vertragen sich meist gut mit den Messor, manchmal gibt es aber auch Streit. Hier hat sich eine T. durch das Lüftungsgitter nach draußen gerettet, während auf der anderen Seite eine Messor auf ihre Rückkehr wartet. Einzelne T. waren aber auch schon im neuen Messor-Nest, bis in die linke untere Kammer und es hat noch nie Tote gegeben.
Nachdem ich die letzte Woche wieder Beiträge zu Zwangsumsiedlungen bei T. gelesen habe und immer noch nicht weiß, wie viele T. ich nun habe, hab ich mich auch dazu entschlossen. Über die letzten Wochen hatte ich den Temnothorax insgesamt fünf Ausweichnester angeboten, 2xYtong, Holz, halbe Walnuß und halbe Haselnuß, aber sie wollten nicht umziehen. In einem kleinen Eimer hab ich vorsichtig die Haselnuß geöffnet und halbiert. Alles rausgeschüttelt und alle Ausweichnester angeboten. Drin waren etwa 30 Ameisen leider ohne Königin, es sei denn, ich hab sie übersehen. Etwa 40 Puppen, davon drei sehr große, möglicherweise Geschlechtstiere; und 3 große Larven. Sie sind wieder in ihre halbe Nußschale gezogen. Daraufhin hab ich die Nußschale in ein Achtel zerteilt, das ihnen auch noch lieber war, als alle Ersatznester. Also hab ich in drei hohle Haselnüsse verschieden große Löcher gebohrt und in eine sind sie dann sofort umgezogen und inzwischen wieder an ihrem alten Platz. Mein Fazit: gefundene T.-Kolonien am besten sofort öffnen. Wenn man keine Königin mit dabei hat, kann man die Ameisen wieder am Fundort aussetzen. Bei mir klappt das wohl nicht mehr, weil sie sicher ihren Kolonie-Duft verloren haben. Bis zum natürlichen Ende dürfen sie noch bei den Messor bleiben.
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Eine Fliege, mit schon etwas angekauten Kopf, wird durch den Schlauch gezogen.
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Das bezogene Nest nach ein paar Tagen. Die Brut ist oben im Gang und teils mit der Königin im Anschlußstück. Die offenen Kammern werden zugemüllt und die Scheiben leider mit Exkrementen verschandelt.
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Sie trinken nun häufiger, auch die Temnothorax trinken gern. Bis der Tank voll ist dauert es 10-15 Minuten.
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Fischfutter wird immernoch gern genommen.
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Lecker, Wasser!
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Nanu? Eine kleine Messor zieht eine Major-Arbeiterin an den Antennen durch die Arena. Was mag da wohl passiert sein? Die Messor sind ja zügig ins neue Nest umgezogen und ich Dummer hab das alte Nest nicht gleich entfernt. Natürlich sind sie zurückgezogen und haben je nach Tageslaune das alte Nest oder beide benutzt. Die Königin war immer im Anschlußstück und die Brut immer größenteils im neuen Nest. Also rausekeln. Zuerst zwei Tage ohne rote Folie - kein Problem für die M. Dann zwei Tage zusätzlich beleuchtet - kein Problem. Für eine halbe Stunde auf 40°C erhitzt - hat den Messor nichts ausgemacht, nur ich hatte Angst um die Brut und hab dann abgebrochen. Jeweils 15 Minuten mit Kühl-Akku gekühlt unterbochen von 12 Stunden Pause - Umsomehr Ameisen sind in das alte Nest gekommen, wahrscheinlich wegen dem Kondenzwasser (später mehr). Aber sie haben dann mit der Zeit doch die Lust verloren und in einem günstigen Moment, wo nur fünf Ameisen im alten Nest waren, hab ich es entfernt. Die Ameisen, darunter zwei Majore hab ich mit einem Pinsel in die Arena gesetzt. media sind zwar manchmal dort zusehen, aber Majore waren noch nie draußen und offensichtlich hat das den Schwestern nicht so gefallen. Ein Major ist ins Nest gelaufen und der andere wurde 15 Minuten kreuz und quer durch die Arena gezogen. Ich hab zuerst gedacht, daß sie das unter sich klären und der Major sollte ja stark genug sein, hab die beiden dann aber doch mit einem Pinsel getrennt. Eine halbe Stunde später ziehen drei Ameisen am selben Major. Ich hab gleich eingegriffen und ihn mit dem Pinsel in den Schlauch zum Nest geschubst. Dort saß er dann mehr als einen Tag reglos und zusammengekauert in der Ecke, teilweise von anderen Ameisen geputzt. Inzwischen ist er wieder okay und hat keine sichtbaren Schäden.
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So ist etwa der aktuelle Stand, nur daß die Brut hier noch im Anschlußstück und inzwischen in der linken oberen Kammer ist. Das mit dem Kondenzwasser hat mich schon ins Grübeln gebracht und ich hab das neue Nest absichtlich zu stark bewässert mit intensiver Kondenzwasser-Bildung. Ich glaub, zum Ergebnis muß man nichts weiter sagen. Die leeren Kammern sind mit einer Mischung aus Müll, Samen und Steinen gefüllt. Das Boden-Niveau der beiden linken Kammern hat sich inzwischen angeglichen. Und jeden Tag werden die Steine hin- und hergeräumt -- das nächste nest hat keine verfüllten Kammern.
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Wie gesagt, gibt es nun zwei Majore. Der zweite war von der Entwicklungszeit normal, also zwei Wochen als Puppe und nicht wie der Erste fünf Wochen. Komisch. Es gibt auch viele weitere große Puppen. Es ist schade, daß das Nest so zugemüllt und mit Exkrementen verschandelt wird. Außerdem knabbern sie ganz schön an der Gips-Verkleidung rum. Und offensichtlich mögen es die Messor feuchter als bisher gedacht.

Ab jetzt werd ich etwas weniger oft aktualisieren, da es bestimmt erstmal nicht so viel neues geben wird.



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#18 AW: Messor barbarus (in Bildern) - Fotos

Beitrag von anthropod » 7. Juli 2009, 11:43

Juli

Inzwischen bekommen die Messor die meiste Nahrung selbst klein. Hier ist eine Mohnkapsel -- die kleinsten Arbeiterinnen kriechen in die Öffnungen oben und zerlegen die Kapsel von innen her. Auch Insekten muß ich nicht mehr anscheiden oder anbrechen. Aller zwei bis drei Tage gibt es eine ganze Steppengrille und zwischendurch mal ein paar Fliegen, je nachdem was mir so über den Weg läuft. Sie schaffen es teilweise auch die Grille durch den Schlauch (10mm) bis ins Nest zu bringen.
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So sieht's nun aus. Königin und Brut sind oben links. Die Körner sind im Anschlußstück rechts oben und im oberen Gang. Die Gänge wurden nun von Steinen befreit und sie sind dabei die linke untere Kammer auszuheben.
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Nun gibt es schon etwa zehn Major-Arbeiterinnen. Meistens bleiben sie im Nest, aber ab und zu schauen sie nun auch mal in der Arena vorbei.
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Ich versuch ja immer ihnen Früchte anzudrehen, an denen sie -- im Gegensatz zu den Temnothorax -- aber bisher nur mäßig bis garnicht interessiert waren. Melone wird aber super angenommen! Das Fruchtfleisch lassen sie da und lecken nur den Saft ab.
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Allgemein hat der Wasserbedarf deutlich zugenommen, obwohl sich die Temperaturen nicht groß geändert haben.
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Eine erste Ameise ist nun durch mein Verschulden gestorben -- im Kondenzwasser ertrunken. Man sollte aufpassen, daß die Tropfen nicht zu groß werden! Inzwischen sind nie weniger als zehn Messor in der Arena, teilweise bis zu fünfzig. Das macht die Müllabfuhr zur Qual, da ich außer dem Deckel keinen Ausbruchsschutz habe. Entsprechend verdreckt sieht es nun aus und die Anschaffung einer Profi-Arena mit PTFE-Schutz steht unmittelbar bevor. Gestern gab es eine kleine Überraschung: die Zahl der Messor hat sich in den letzten zwei Wochen verdoppelt! Nun sind es etwa 180. Entweder hatten sich bisher zu viele M. im Anschlußstück versteckt oder es liegt am guten und reichlichen Futter.

Wenn man (testweise) die Arena auf 25-30°C bringt geht bei den Temnothorax geht richtig die Post ab. Kein Zeichen mehr von Zurückhaltung oder versteckter Lebensweise. Durch die aktuelle Dominanz der Messor in der Arena haben sie es aber gerade etwas schwerer und sind weniger oft draußen. Die von den M. herausgebrachten Steine bieten aber schöne Verstecke und es gibt weniger Konflikte zwischen den Ameisen.

Außerdem hab ich das Jagdverhalten der Messor getestet. Es ist fast nicht existent. Für drei Tage war eine Fliege und für sieben Tage ein Silberfischchen in der Arena. Beide haben es überlebt und wurden am Ende in die Freiheit entlassen. Nur der Silberfisch hat einen Fühler eingebüßt. Die Messor scheinen sie garnicht wahrzunehmen, zumindest nicht visuell. Sie können Millimeter aneinander vorbeilaufen ohne daß etwas passiert. Wenn sie zusammenstoßen, springt die Messor zurück, beißend wieder vor und schnell wieder zurück. Allgemein sind die M. etwas aggressiver geworden. Wenn ich mit dem Pinsel Ameisen irgendwo entfernen will beißen sie sich so in den Pinsel fest, daß ich sie mit den Fingern nicht mehr vom Pinsel abstreifen kann, sondern warten muß, bis sie loslassen.

Mein Lasius-Problem hat nun ein Ende gefunden -- ich seh nur noch selten einzelne Ameisen. Allerdings werfen sie mir zur Strafe ihren Müll von draußen durchs angekippte Fenster.



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#19 AW: Messor barbarus (in Bildern) - Fotos

Beitrag von anthropod » 18. Juli 2009, 09:26

Juli

Inzwischen kommen die Messor auch mit einigen härteren Samen ohne Hilfe klar. Wenn sie Lust haben schaffen sie es wie hier in Melonen-Samen. Das härteste, was sie bisher geschafft haben waren frische Granatapfel-Kerne. Getrocknete schaffen sie aber nicht. Heute sind sie ganz wild auf Mais, der bisher noch nie angenommen wurde.
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Hier ist das Samen-Lager. Ich frag mich, wie viele Samen sie wohl für den Winter einlagern müssen?
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Sie fressen die Gips-Verkleidung im Nest ab...
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... und auch in der Arena wird in Ecken und Spalten fleißig gegraben.
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Hilfestellungen, wie ein danebengegangener Wassertropfen beim Auffüllen der Tränke, werden gerne angenommen.
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Die Temnothorax sp. sind über zwei Tage geschwärmt. Insgesamt zwei Königinnen und drei Männchen. Die Königinnen, hier im Bild, sind doch deutlich größer als die Arbeiterinnen und ich kann nun sicher ausschließen, daß in meiner Haselnuß eine Königin vorhanden ist -- schade.
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Hier ein Männchen, es ist fast ganz schwarz.
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Das ist die Haupt-Kammer. Der Protein-Bedarf hat die letzten Tage etwas abgenommen. Es gibt einige Puppen und größere Larven. Kaum kleinere Larven, dafür viele Eier. Trotzdem ist das Koloniewachsum erschreckend groß. Im Mittel hab ich die letzten Tage 20 neue Ameisen täglich bekommen. Es sind nun etwa 350. Ich kann mir kaum erklären, weshalb sich die Vermehrungsrate auf einmal so drastisch erhöht hat.
Es gibt weiter eine abwechslungsreiche Samenvielfalt -- inzwischen hab ich schon über 60 verschiedene Samen angeboten, von denen sie die meisten auch genommen haben. Bei den Proteinen gibt es auch mehr Abwechslung. Nun werden auch Käfer angenommen, Mückenlarven mögen sie auch. Eine angebotene Lasius cf. niger Königin nehmen sie nicht. Der Wasserbedarf ist weiter hoch, nun muß ich einmal täglich die Wasserschale auffüllen.
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Hier ein Größenvergleich: Eine Major-Arbeiterin über einer großen Larve, vorn Minor-Arbeiterinnen und im Hintergrund eine Media. Sie ist fast so groß, wie die Major, aber es fehlt der rotbraune Kopf.
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So sieht es heute morgen aus. Die Königin schaut interessiert Richtung Eingang. Oben links ist die Brut, die Kammer unten links wird zum Zerkleinern von Insekten und Samen benutzt. Das Lager ist weiter im oberen Gang, im Anschlußstück und in der oberen mittleren Kammer, in der auch noch 1/4 Steine sind. Die unteren Kammern wurden schon zur Hälfte von Steinen befreit und der meiste Müll wurde aus dem Nest geschafft, das sie weiterhin richtig einsauen.
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#20 AW: Messor barbarus (in Bildern) - Fotos

Beitrag von anthropod » 25. Juli 2009, 11:12

Juli

Heute gibt's doch schon wieder ein Update, weil ich gerade eine besonders große Puppe entdeckt hab -- mehr dazu weiter hinten.

Testweise hatte ich einen Knochen (Knochenmark) angeboten, den der Hund liegengelassen hatte und die Messor waren so wild darauf wie auf nichts anderes bisher. Allerdings nur am ersten Tag. An den Folgetagen haben sie den Knochen nicht mehr angerührt, obwohl ich ihn extra noch etwas weiter aufgebrochen habe.
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Eine sehr dumme Sache ist mir auch passiert. Teilweise füttere ich lebende Maden, bei denen mir auch bewußt ist, daß sie sich noch wehren können. Aber leider hab ich knapp 10 Ameisen durch eine unscheinbare etwa 12mm lange Made verloren, darunter die erste Media. Diese wurde tot zwei Tage lang durch die Arena getragen bevor ich sie entfernt habe. Von anderen Arten hab ich zwar schon von so einem Verhalten gelesen, aber noch nicht von Messor sp. Es sind weiter etwa 350 -- die letzten Zählungen lagen immer zwischen 320 und 360 -- das Wachstum ist also etwas gebremst worden. Ich hab festgestellt, daß sie Futtertiere die weniger lang überbrüht wurden mehr mögen als länger überbrühte Futtertiere. Man sollte aber trotzdem vorsichtig sein; einmal ist mir eine überbrühte Zitterspinne in der Arena wieder zum Leben erwacht, zum Glück ohne Schaden zu verursachen.
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Das ist meine Entdeckung von heute, eine Puppe mit wirklich riesigem Kopf. Zum Vergleich sind links und rechts zwei der bisherigen Majore. Es gibt also doch noch weiter größere Messor barbarus!
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Zur Abwechslung mal noch ein Bild meiner seit vier Wochen gründenden Tetramorium sp. Sie ist sehr ruhig und läßt sich Kontrollblicke fast nicht anmerken. Ich glaube sie hat etwas mehr Brut, als die Messor am Anfang und die Larven haben eine andere Form, sie sind fast hakenförmig gebogen, während die Messor-Larven nur ganz leicht gebogen und fast gerade sind. Die Gaster hat etwas an Masse verloren, was verständlich ist. Allerdings hab ich den Eindruck, daß Kopf, Mesosoma und Petiolus größer geworden sind -- hier zum Vergleich ein Bild vom Fundtag. Hoffentlich verlustiert sich kein fetter Parasit in der Königin, aber vielleicht täuscht auch nur die etwas andere Perspektive.
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#21 AW: Messor barbarus (in Bildern) - Fotos

Beitrag von anthropod » 1. August 2009, 16:40

Juli

Weiter gibt es hauptsächlich große Puppen und Larven und ein paar wenige Eier. Vielleicht geht es schon in Richtung Winterruhe? Das Wachstum hast sich jedenfalls deutlich ausgebremst -- es sind nun knapp 400 Ameisen.
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Inzwischen gibt es einige recht große Majore. Sie erreichen fast die Größe der Königin, wirken aber deutlich größer. Durch ihren bulligen Kopf wirkt die Königin dagegen nun richtig schlank. Media sind nun regelmäßig in der Arena unterwegs, auch selten mal Majore. Allerdings werden diese dort nur als Wassertank benutzt und kommen nicht auf die Idee was Schweres mit reinzutragen. Immerhin machen sie jetzt nicht mehr ausschließlich Brutbetreuung, sondern knacken endlich auch Körner.
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Der Wusel-Faktor nimmt langsam zu.
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Raps-Körner werden ins Nest gerollt. Die Ameisen laufen dabei rückwärts. Es ist nur eine kleine 5° Steigung Richtung Nest, trotzdem haben sie mit den Körnern Schwierigkeiten und wenn sie sie loslassen, werden alle tieferen Ameisen umgekegelt. Aber sie bleiben am Ball und irgendwann schaffen sie es. Manchmal könnte der Schlauch nun etwas mehr als 10mm Innendurchmesser haben!
Raps haben sie ja schon immer gern genommen und ich hab mir eine Zeitlang mühsam 50ml Samen aus den Schoten gepellt. Dann hab ich mir gedacht, vielleicht fällt bei der Ernte was daneben und ich kann schon gedroschenen Raps einheimsen. Und tatsächlich hab ich Glück gehabt und mir für die nächsten Jahre 6 Liter Raps sichern können (da lagen bestimmt zwei Schubkarren voll). Ich hab nur Staub, Erde und Rapstroh absieben müssen und mit super-wenig Arbeit einen riesen Vorrat bekommen.
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Melonen-Samen bekommen sie nun regelmäßig selbst aufgeknackt.
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So sieht's etwa aus. Die unteren Kammern sind bis auf wenige Steinchen leer und die Kammer oben rechts ist auch nur noch zu 3/4 gefüllt. Müll wird nur noch vereinzelt gelagert; nur das Einsauen der Scheiben macht mir noch Sorgen. Sie knabbern weiter gern am Gips und haben sich in einer Kammer auch schon 3mm nach unten in den Gasbeton gefressen.
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In der Brutkammer mögen sie es so am liebsten. Die Feuchtigkeit so zu halten ist allerdings ein schmaler Grat. Schnell laufen die Tröpfchen zu großen Tropfen zusammen und sorgen für den garantierten Ertrinkungstod.
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Lange aufgeschoben gibt es nun auch ein Exhaustor - juhu! Ich hoffe, daß dadurch die Entmüllung der Arena weniger aufwendig wird. Man nehme: Schlauch 10/14, Schlauch 6/8, eine Tic Tac Schachtel, ein kleines Stück Kabelkanal, 40µm-Edelstahl-Gewebe (Danke an den edlen Spender!), Kleber, Schere und Messer. Außerdem war noch die Bohrmaschine, eine Rundfeile und Silikon nötig.
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Also die Klappe im Deckel zugeklebt und gebohrt. Leider gab es keinen 14er Bohrer, deshalb wurde das 12er Loch auf 13mm aufgefeilt und der Schlauch hat dann auch gepaßt.
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Das Metallgewebe mit dem Kabelkanal-Stück fixiert und alles einsilikonisiert.
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Fertig. Ein erster Test hat schon ganz gut geklappt. Nur die ehemalige Klappe ist noch nicht ganz luftdicht und muß nochmal nachgeklebt werden.
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Die Ameisen versuchen die letzten Wochen unabläßig sich durch das Lüftungsgitter der Arena zu beißen. Bislang ohne Erfolg. Hier im Bild knabbert eine Media. Es gab ja mal eine Diskussion, ob es Edelstahl sein muß oder ob auch Alu reicht -- das Gitter im Bild ist aus Alu. Wenn die Ameisen mit ihren Zangen vom Gitter abrutschen gibt es ein lautes Klack-Geräusch bis zu Zimmerlautstärke. Wahrscheinlich wirkt die Arena als Resonanzkörper und wenn es zu sehr nervt verscheuche ist deswegen die Ameisen vom Gitter.
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#22 AW: Messor barbarus (in Bildern) - Fotos

Beitrag von anthropod » 5. August 2009, 23:22

August

Heute gibt's nur ein kleines Mini-Update -- die erste der neuen größeren Major-Arbeiterinnen ist geschlüpft. Hier ein Bild von der Brutkammer; langsam wird es wieder mehr und es sind wieder kleinere Larven zu sehen. Wenn man sich eine Linie vom Eingang zur gegenüberliegenden Wand vorstellt, kann man die Brut-Menge mit früheren Bildern gut vergleichen.
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Ab und zu entkommt auch mal eine Messor und wartet dann geduldig auf dem Arena-Deckel, daß ich sie wieder reinlasse. Inzwischen hab ich mehrfach eine besonders ausbruchskünstlerische Media auf der Hand gehabt -- sie versucht nichtmal zu beißen und versucht ruhig laufend wieder Richtung Arena zu kommen. Andere Ameisen haben nicht soviel Glück; 20cm von der Arena entfernt seilt sich eine Zitterspinne zu einer Lasius cf. flavus von draußen herab. Schnell ist sie an einem Faden nach oben gezogen und wird eingesponnen.
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Wenn die Spinnen fett genug sind, gehen sie dafür wieder an die Ameisen. Daß sich wie hier gleich noch vier Temnothorax draufstürzen ist dann doch selten. Woher der hohe Protein-Bedarf? Gibt es doch eine Königin? Also hab ich die Nuß nochmal geknackt und innerhalb einer Stunde sind sie in eine vorbereitete Ersatz-Nuß umgezogen. Es sind etwa 50 Ameisen und immernoch ein wenig Brut, etwa 10 Larven oder Puppen, keine Eier. Ob die Brut noch aus der Zeit der letzten Kontrolle ist oder aus unbefruchteten Eiern stammt -- keine Ahnung. Eine größere Temnothorax (Königin) könnte ich nicht entdecken. Insgesamt sind in den letzten Wochen aber etwa 5 Jungköniginnen und 10 Männchen geschwärmt.
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Die Unterseite der alten Nuß. Offensichtlich wird wenigstens ein Teil der Exkremente in der Arena abgeliefert, obwohl es so nicht besonders nachbarschaftlich ist.
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Das ist das bisher beste Bild der neuen großen Major-Arbeiterin. Im Moment hab ich ein paar Probleme gute Fotos hinzubekommen, weil das Glas scheinbar mehr spiegelt als früher.
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Hier ein Größenvergleich: Rechts die Königin über einer kleinen Major oder Media, links unten eine weitere Major. Die Neue ist einen knappen Millimeter größer als die Königin. Schon etwas merkwürdig, aber die Größenangaben im Internet scheinen sowieso sehr großzügig zu sein. Für Messor barbarus Königinnen sind Längenangaben bis zu 16mm im Umlauf, meine ist nur 12mm.
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Die Messor sind nun wählerischer. Steppengrillen werden nicht mehr angerührt. Zum Glück sind die letzten sowieso aufgebraucht. Gestern war ich in zwei Läden um neue Futtertiere zu besorgen und überall war alles ausverkauft. Wo gibt's dann sowas? Falls ich doch wieder mal was bekommen sollte werd ich mal Mehlwürmer oder Schwarzkäferlarven testen. So lange gibt's Fliegen und Spinnen, die gern genommen werden.
Der Exhaustor leistet dabei fantastische Dienste. In 15 Minuten kann man eine viertel TicTac-Schachtel voll Fliegen bekommen, ein minutenlanges Hinterherjagen für nur eine Fliege entfällt. Man muß die Kraft sorgfälltig einteilen; bei voller Leistung werden Spinnen total zermatscht und Fliegen zum Großteil betäubt oder getötet. Also Obacht bei der Nutzung für Ameisen.
Als Müllsauger funktioniert er nicht so gut. Zwar werden auch große Steine aufgesaugt, aber Müll ist so staubhaltig, daß es selbst durch das winzige Metallgewebe durchkommt und ich zwei Tage Staub abhusten mußte. Besser klappt es da die Ameisen aus der Arena abzusaugen, die Arena abzuklemmen und wie bisher zu säubern.

Die Ameisen sind nun tagsüber genauso aktiv wie nachts. Außerdem gibt es eine strenge Arbeitsteilung. Zum Beispiel schafft ein Müll-Rausbringer den Abfall raus, läuft leer zurück und bringt dann den nächsten Abfall. Er/sie kommt nicht auf die Idee, beim Rückweg Futter mit hineinzunehmen. Auch wenn die leckersten Samen vor der Nase liegen bleibt er beim Müll-Job. Beim Samensammeln wird nun öfters ein kleines Zwischenlager in der Arena eingerichtet, bevor es ins Nest geht. Kleinere Samen kommen per Übergabe ins Nest. Einige Ameisen schaffen die Samen den halben Weg zum Nest wo sie von anderen Ameisen entgegengenommen werden. Somit ergeben sich dann zwei Pendel-Strecken.
Rekrutieren funktioniert nun auch. Wenn sich eine neue Futterquelle erschließt, sind schnell 100 Ameisen in der Arena, nachdem die ersten Samen ins Nest gebracht wurden.
Außerdem sind sie schlauer oder wahrscheinlich stärker geworden. Das Futter für die Temnothorax hatte ich unter einem Teelicht-Alu-Teil, damit sich die Messor nichts abzweigen können. Media können die Abdeckung anheben und wegziehen, bevorzugt auf kleine Steine, damit die Minor drunterkriechen und an das Futter können. Also ist die Abdeckung nun noch gegen Verschieben und Anheben gesichert. Die Abdeckung wurde durch Ankleben einer Münze beschwert und auf einen Futternapf aufgesetzt.
Und nochwas fällt mir gerade ein. Manche Samen wurden nicht angenommen, wenn sie im Futternapf waren sondern nur, wenn sie direkt in der Arena lagen. Darauf hab ich einen Napf (wie die von einem bekannten Ameisenversand) mit Sandpapier angeschliffen und das hat das Problem gelöst. Inzwischen sind alle Näpfe aufgeraut. Die Ameisen können zwar auch die glatten Flächen hochkommen, aber das macht ihnen wahrscheinlich mehr Mühe.
So, ich hoffe daß ich diesmal wenigstens einen Teil mit untergebracht habe, den ich sonst immer vergesse zu erwähnen.



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#23 AW: Messor barbarus (in Bildern) - Fotos

Beitrag von anthropod » 15. August 2009, 16:54

August

Der Wasserbedarf ist weiter gestiegen, pro Tag brauchen sie nun etwa 1cm^3. Die Tränke ist nun mit Schaumstoff abgesichert. Das ist besser, denn bei der früheren Absicherung mit Steinchen ist doch ab und an mal eine Ameise ertrunken. Die Hauptaktivitätszeit hat sich nun voll auf den Tag verschoben und die Major-Arbeiterinnen sind inzwischen in alle Tätigkeiten mit eingebunden und oft auch in der Arena unterwegs.
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Inzwischen sind es etwas mehr als 450 Ameisen -- das Zählen wird zunehmend schwierig. Es ist mehr Brut vorhanden als jemals zuvor. Teilweise reicht die obere linke Kammer nicht aus und Brut wird in der unteren Kammer oder im Gang gelagert. Es gibt immer noch Steine im Nest und diese Woche wurden alle Samen umgeräumt und dabei ein paar Schimmelige rausgeworfen.
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Hier wieder mal die Brutkammer. Die Gänge sind mit 1cm Durchmesser inzwischen etwas eng und die größeren Ameisen müssen ziemlich die Beine anziehen, um durchzukommen.
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Der Tetramorium sp. geht's auch gut, die nächsten Tage sollte es die ersten Arbeiterinnen geben.
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Ich hab endlich Futtertiere bekommen: Schwarzkäferlarven. Die werden gern genommen und etwas vorzerstückelt sind sie gut transportierbar und können von den Ameisen im Nest zerkleinert werden. Allerdings sind sie im Vergleich zu anderen Futtertieren nicht sehr lange haltbar und werden schnell schwarz. Obwohl ich extra lang (ca. 2 min) überbrüht hab. Vom Preis/Gewicht-Verhältnis sind sie, glaub ich, besser als Steppengrillen.
Bei den Temnothorax konnte ich nun schon mehrfach ein Abducken und Unterwerfen beobachten, das es anfangs nicht gab. Meistens passiert beim Zusammenstoß oder beim Berühren von Messor und Temnothorax überhaupt nichts mehr und sie verhalten sich, als gehörten sie zusammen. Vielleicht mußten die T. erst den Koloniegruch der Messor annehmen oder sich anderweitig aneinander gewöhnen.



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#24 AW: Messor barbarus (in Bildern) - Fotos

Beitrag von anthropod » 6. September 2009, 20:50

Nach längerer Zeit ist wieder etwas Material für ein Update da.

August

Hier ist eins der Zwischenlager im Schlauch. Von rechts bringen die Ameisen Körner aus der Arena und legen sie ab. Von links kommen andere Ameisen aus dem Nest und holen die Körner dort ab. In beide Richtungen wird eine Pendel-Strecke eingerichtet.
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Anfangs haben sie ja Löwenzahn überhaupt nicht angenommen, inzwischen nehmen sie ihn, wenn auch etwas weniger gern, als andere Samen.
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Das Bild ist schon etwas älter. Langsam füllt sich das Nest -- ich hätte nicht gedacht, daß es dieses Jahr noch so voll wird. Das Zählen hab ich vorerst aufgegeben und werd nochmal einen Zählversuch starten, wenn sie in Richtung Winterruhe etwas inaktiver geworden sind. Wahrscheinlich sind es grob geschätzt um die 500.
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Das Nest wird immer voller und sie legen nun dauerhafte Lager in der Arena an. Wenn sie die Möglichkeit haben, werden die Lager mit größerem Material abgedeckt, so daß sie kaum sichtbar sind.
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So siehts im Moment aus. Die Gänge wirken nun zu schmal für den vielen Verkehr. Die Brut wird auf der kompletten Heizmatten-Fläche gelagert: In den Kammern oben links und Mitte, unten links und im oberen Gang. Im Gang teilweise so hoch gestapelt, daß kein Durchkommen mehr möglich ist.
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Größenvergleich: Eine der größeren Major-Arbeiterinnen und unterm rechten hinteren Bein eine noch nicht ausgefärbte kleinere Arbeiterin, wie ganz am Anfang.
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Links im Bild graben sie sich in Richtung Wassertank vor. Es ist sehr schlecht einsehbar, aber so zwischen 5 und 10mm haben sie schon geschafft.
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Es gibt auch immer mal wieder Todesopfer. Meist ist längere Zeit Ruhe und dann sterben mehrere Ameisen in kurzer Zeit. Die hier sind aus den letzten drei..vier Wochen.
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Vermehrt laufen die Ameisen mit senkrecht nach unten stehender Gaster herum.
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Einige schieben die Gaster sogar unterm Körper durch nach vorn. Ich konnte aber noch keine Ursache erkennen. Vielleicht sind sie einfach zu vollgefressen und die gaster ist zu schwer um sie weiter gerade nach hinten zu strecken. Komisch sieht's schon aus.
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Einige Ameisen habe ich auch dabei beobachtet, wie sie sich in der Arena ganz tief abducken, die Beine weit abstrecken und mit der Gaster auf den Boden trommeln.
Vom Schwamm aus dem Trinknapf werden teilweise Stücke herausgebissen, die dann im Nirgendwo verschwinden.
Die Schwarzkäferlarven brauch ich nicht mehr zu zerkleinern, inzwischen schaffen sie es sie selbst zu zerlegen und verdrücken davon fünf bis sieben Stück pro Woche.
Heute beginne ich die Heizdauer jede Woche um zwei Stunden zu reduzieren. Im Okober sind sie dann ohne Heizung und geplant ist sie je nach Brut noch vier Wochen bei Zimmertemperatur zu halten, bevor es noch ein wenig kühler werden wird.

Zum Abschluß nochmal meine Tetramorium sp. Sehr wusselig und aktiv, nicht scheu oder schreckhaft, sie zeigen wenig Reaktion auf Licht. Es sind nun schon zehn Arbeiterinnen -- eine ist leider in Kondenzwasser ertrunken. In nur drei Tagen sind sie ohne Zwangsmaßnahmen in das alte Messor-Nest umgezogen. Nun werden sie im noch angeschlossenen RG gefüttert, den Müll lagern sie noch im Nest. Und sie fressen auch wie die Messor die Gipsverkleidung vom Nest ab.
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