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Serviformica sp. beobachten u. erkennen - Fotobericht

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#17 AW: Serviformica sp. beobachten u. erkennen - Fotobericht

Beitrag von checker » 14. Oktober 2009, 12:33

Hallo,
vielen Dank für die Antwort. Da ich in Boros Bericht gelesen habe das Formica clara größer ist: Wie groß sind Arbeiter und Königin bei

Formica clara?

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Boro
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#18 AW: Serviformica sp. beobachten u. erkennen - Fotobericht

Beitrag von Boro » 14. Oktober 2009, 14:29

Ich habe im Internet und in der Literatur nirgends brauchbare Angaben zur Größe dieser Art gefunden. Ich muss daher meine eigenen Beobachtungen einbringen:
1. Formica (Serviformica) sp. die Arbeiterinnen sind 5-7mm, auch jene der cinerea-Gruppe sind keinesfalls größer. Es gibt nicht nur innerhalb eines Volkes verschieden große Arbeiterinnen (wie bei den nahe verwandten Waldameisen), sondern es gibt auch Völker, die insgesamt durchschnittlich größere od. kleinere Arbeiterinnen aufweisen. Vielleicht ist das wie bei einigen Waldamameisenarten auf Monogynie (größere A.) und Polygynie (kleinere A.) zurückzuführen.
2. Die Länge der Königinnen würde ich mit 8-10mm angeben. Auch hier gibt es wieder Unterschiede: Die Königinnen v. F. fusca u. F. cunicularia sind meist (nicht immer) eine Spur kleiner als jene von F. rufibarbis u. F. clara. Bei F. fusca gibt es auch Microgyne, die sind kaum größer als eine durchschnittl. Arbeiterin.
3. Auch die Männchen sind bei der Gattung Formica im Vergleich zu anderen Gattungen/ Arten relativ groß: Sie sind durchwegs schwarz gefärbt (mit Ausnahme der Beine) und erreichen oft die Körperlänge der Königinnen!
4. Formica cf. clara ist für mich die einzige Serviformica-Art, deren große Arbeiterinnen bis zu 8mm Länge erreichen u. auch einen etwas kräftigeren Körperbau aufweisen. Bei diesen großen und ausgesprochen aggressiven Arbeiterinnen ist das Mesosoma durchwegs hellrot, dunkle Pigmente sind in diesem Körperabschnitt so gut wie nicht vorhanden. Allerdings ist diese von mir gezeigte Art bisher nicht offiziell "typisiert". Ich hab irgendwo ein Bild mit einem mm-Papier, wenn ich es finde, stelle ich es hier ein!
3.a). Die Königinnen der letztgenannten Art unterscheiden sich bei Betrachtung mit freiem Auge nicht von jenen v. F. rufibarbis.
L.G.Boro
P.S.: Diese Ameise ist etwa 8mm lang, auch wenn man den hier sichtbaren vollen Kropf in Rechnung stellt. Das Tier ist nicht etwa von mir vorher mit Honigwasser "gemästet" worden, sondern ich habe es mitten aus einem Kampfgeschehen herausgefischt. Das ist ein Mitglied jenes Volkes, das den Amazonenameisen das Fürchten lehrte: Diese an sich gefürchteten Krieger wurden nicht nur an der Nestplünderung gehindert, sondern vertrieben, über viele Meter bis zu deren Nest wütend verfolgt und oft getötet. (Bericht bei den Amazonenameisen Polyergus rufescens)
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#19 AW: Serviformica sp. beobachten u. erkennen - Fotobericht

Beitrag von checker » 14. Oktober 2009, 17:12

Hallo,
danke das du das alles rausgesucht hast!
Also kann man daraus schließen das die Königinnen von F. clara und F. rufibarbis gleich sind und die Arbeiterinnen der F. clara größer und kräftiger als die von F. rufibarbis sind. Eignen sich beide gut zur Haltung?

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Boro
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#20 AW: Serviformica sp. beobachten u. erkennen - Fotobericht

Beitrag von Boro » 14. Oktober 2009, 19:08

Es gibt für die 2 Arten Unterscheidungskriterien, die im SEIFERT angeführt sind und jetzt noch einmal ausführlich erforscht wurden. MERKUR hat die Arbeit hier verlinkt: http://www.ameisenforum.de/neues-aus-medien-wissenschaft/37432-namens-nderung-formica-lusatica-zu-formica-clara.html.
Für den Laien ist eine Unterscheidung einzelner Exemplare mit freiem Auge kaum möglich. Mit viel Erfahrung und Kenntnis der relativen Bestimmungsmerkmale kann man das eher schaffen.
Beide Arten sind zur Haltung geeignet, man muss aber bedenken, dass F. clara sehr verstreut vorkommt und insgesamt eher selten ist. Ich weiß es nicht auswendig, aber sie dürfte in einigen Ländern auf der Roten Liste stehen und solche Arten sollte man prizipiell nicht halten. Und F. rufibarbis tut es auch, sie ist in allen Erscheinungsmerkmalen sehr ähnlich.
L.G.Boro



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Boro
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#21 AW: Serviformica sp. beobachten u. erkennen - Fotobericht

Beitrag von Boro » 3. Mai 2011, 11:32

Besonderheiten bei F. fusca

Immer wieder wird auch hier im Forum über die Frage diskutiert, ob F. fusca noch im Jahr des Schwärmens ein Nest gründet oder erst im darauffolgenden Frühjahr.
Inzwischen habe ich beide Varianten kennen gelernt. SEIFERT schreibt, die Gynen "sollen" erst im Folgejahr mit der Eiablage beginnen. Es dürfte wohl mit dem Schwärmtermin zusammenhängen, dieser wird für die Niederungen im Vergleich mit der sonstigen Serviformica-Verwandtschaft eindeutig später angegeben: Alate Mittel 2. August (21. Juni, 15. Sept.). Wenn also das Schwärmen erst im Aug./Sept. stattfinden sollte, dürfte die Zeit bis zum Okt. für das Aufziehen der Brut zu kurz sein. Da Formica spp. ohne Brut überwintern, werden dann erst gleich keine Eier gelegt.

Am 1. Mai musste ich zu meiner Überraschung aber feststellen, dass in einigen Nestern v. F. fusca bereits Puppen v. weibl. Geschlechtstieren vorhanden sind und auch die restliche Geschlechtstierbrut weit fortgeschritten ist. Ein lokales Phänomen kann es nicht sein: Benachbarte Nester v. F. cunicularia zeigten eine nicht so weit fortgeschrittene Entwicklung der Brut. Vor einigen Tagen konnte ich etliche Nester v. F. cinerea u. F. fuscocinerea untersuchen, in denen die Brut ebenfalls nicht so weit fortgeschritten war.
Gut, es ist bekannt, dass im Frühjahr in den meisten Nestern v. Serviformica spp. vorrangig die Geschlechtstierbrut aufgezogen wird, die Brut v. Arbeiterinnen wird "zurückgestellt".
Jetzt ergibt sich die entscheidende Frage: Warum entwickeln sich Geschlechtstiere in Nestern v. F. fusca so früh - mitunter früher als bei den deutlich zeitiger schwärmenden anderen Serviformica spp.? Die Anwesenheit v. Geschlechtstieren in einem Nest durch längere Zeit stellt sicher eine Belastung für die Gesamtentwicklung des Volkes dar.
Eine mögliche Erklärung wäre, dass die Geschlechtstiere v. F. fusca für die Ausreifung der Geschlechtsorgane länger brauchen als die übrige Serviformica-Verwandtschaft.
Anbei zwei Bilder der Geschlechtstierbrut:
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#22 AW: Serviformica sp. beobachten u. erkennen - Fotobericht

Beitrag von syafon » 3. Mai 2011, 19:48

Hallo Boro!

Ein insgesamt, sehr interessanter und wertvoller Thread mit tollen Bildern und präzis guten Erklärungen. Ein schönes Serviformica spp. Nachschlagewerk für den Laien. :)

Hast du so eine frühe Aufzug von Geschlechtstieren bei F. fusca schon häufiger beobachten können? Ich nehme an nicht, da du von einer Überraschung sprichst.

Könnte es mit dem trockenen und sehr warmem Frühjahr zu tun haben? Ich weiß nicht, wie die Wetterlage in Kärnten war, aber in Vorarlberg haben wir extrem niedrige Wasserstände. Es gab so gut wie keinen Niederschlag mehr seit Mitte Februar (heute hats mal etwas mehr geregnet).

Ich bin auf jeden fall gespannt, ob es dieses Jahr einen ganz frühen Formica fusca Termin bei dir gibt, C. vagus war ja bei dir auch schon früh dran mit den ersten Versuchen. Wie du sagst, es ist eigentlich eher eine Last für die Kolonie.

lg
syafon


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Boro
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#23 AW: Serviformica sp. beobachten u. erkennen - Fotobericht

Beitrag von Boro » 8. Mai 2011, 19:22

Hallo syafon!
Ich schließe aus der Tatsache, dass benachbarte andere Serviformica-Arten mit der Brutentwicklung nicht weiter sind, dass es nicht an der Witterung liegen kann. Es wird dort bei F. fusca bald die ersten Geschlechtstiere geben und die schwärmen dann aber erst in der Regel im Juli od. August, d. h. sie sitzen vielleicht 3 Monate einfach nur im Nest "herum". Bei den "bunten" Serviformica-Arten gibt es Geschlechtstiere Ende Mai/Anfang Juni und die schwärmen dann aber bald.
L.G.Boro



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#24 AW: Serviformica sp. beobachten u. erkennen - Fotobericht

Beitrag von Boro » 21. Mai 2011, 16:42

Arbeiterinnen der cinerea-Gruppe mit rötlichen Farbanteilen.

Normalerweise sind die 3 Mitglieder der cinerea-Gruppe (cinerea, fuscocinerea, selysi) grau/dunkelgrau-silbrig gefärbt. Der silbrige Effekt kommt von der starken Pubeszenz, die praktisch die gesamte Körperoberfläche bedeckt. In der Natur kann man die 3 Arten nicht unterscheiden, möglicherweise kann das ein Experte mit einer sehr guten Lupe. Laut SEIFERT (S. 302 f.) gibt es auch hin und wieder Populationen mit rötlichem Mesosoma bei F. cinerea u. F. fuscocinerea.
Ich habe schon einmal in Südkärnten einzelne Nester gefunden, die zu dieser Beschreibung passen. Nun aber habe ich an der Drau (Hauptfluss Kärntens) ein paar Nester gefunden, wo verstärkt rötliche Pigmente vorhanden sind. Sowohl F. cinerea als auch F. fuscocinerea sind im fraglichen Gebiet vorhanden, um welche der Arten es sich handelt, kann ich nicht sagen.

1. Hier haben wir sie: Die roten (rotbraunen) Beine und der rötliche Scapus fallen sofort auf. Eigentlich sind die Beine sonst bestenfalls braun. Siehe hier: http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/39989-8-exkursion-mit-der-kamera-s-dk-rnten-fotobericht.html
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2. Man sieht jetzt, dass abgesehen vom rötlichen Scapus auch die Fühlergeißel braun gefärbt ist. Pronotum und Mesonotum zeigen eindeutig diffus verteilte rote Pigmente in der grauen Grundfarbe. Dazu kommt ein deutlicher Rotanteil am Kopf (Clypeus, Wangen, auch die Mandibeln).
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3. Noch etwas näher: Der flüchtige Beobachter in der Natur könnte diese Arbeiterinnen mit Formica cunicularia verwechseln. Allerdings sind Bewegungsabläufe u. vor allem die bewohnten Habitate völlig verschieden.
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