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Wird Myrmica langsam von Lasius und Formica verdrÀngt?

Allgemeine Fragen und Themen ĂŒber europĂ€ische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Sawyer
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#9

Beitrag von Sawyer » 22. November 2009, 12:28

http://www.ameisenforum.de/fotoberichte ... 32252.html
Hab noch einen interessanten Thread gefunden.



PHiL
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#10

Beitrag von PHiL » 22. November 2009, 12:53

Hallo,

hier wird ja einiges durcheinander gebracht, aua. Warum gibt es denn noch Fliegen, wenn der Mensch eindeutig dominant mit seiner Fliegenklatsche ist?
Also, erstmal. Formica fusca verdrÀngt gar nichts, die sind absolut undominante EinzelgÀnger. Sie ernÀhren sich oft durch den "Klau" von Futter, das gerade Myrmica oder Àhnliche Arten herumtragen. deshalb sind sie recht flink, und haben ein ausgeprÀgtes Sehvermögen um andere Arten zielsiche rzu erkennen.
Myrmica rubra wird nicht unbedingt von Lasius niger verdrĂ€ngt in GĂ€rten. Das ist Quatsch; es kommt immer auf die, ich nenne es mal Beschaffenheit, des Gartens an. Mein Garten ist sehr trocken an vielen Stellen, ohne sonderlich große schattige, feuchte Bereiche. Deshalb habe ich hier vorwiegend wĂ€rmeliebende Arten, Lasius alienus, Lasius niger und sehr hĂ€ufig sind auch Tetramorium, welche die extrem trockenen mikrohabitate dominieren.
Unter den etwas schattigeren BĂ€umen und im GemĂŒsegarten leben Lasius niger und Lasius flavus eng TĂŒr-an-TĂŒr, dafĂŒr jedoch keinerlei Tetramorium.
Myrmica rubra gibt es in meinen Garten nicht, auch wenn ich schonmal einen Versuch der auswilderung in dder NĂ€he meines Teiches versucht habe, welche aber dank Lasius niger sehr schnell gescheitert ist.
DafĂŒr finde ich den nahegelegenen Sumpfgebiet und den feuchten, sehr schattigen WĂ€ldern ĂŒberhaupt keine Lasius. Myrmica rubra oder Ă€hnliche Arten dominieren hier ohne Gnade. Heimvorteil fĂŒr sie, Lasius niger kann hier gar nicht siedeln und will es auch nicht. Sie siedeln dafĂŒr am sonnenbeschienen Feldwegrand. KĂ€mpfe gibt es nur sehr selten.
Damit hier aber kein falsches Bild von Myrmica entsteht: Es gibt auch trockenliebende Myrmica, wie beispielsweise Myrmica sabuleti. Diese oder zum verwechseln Àhnliche Arten finde ich im Trockenrasen NSG zu hauf, dominierend neben Lasius psammophilus, Tetramorium und anderen Lasius. Trotzdem gibt es auch hier eine Mirkohabitats Einteilung; Myrmica kommt in den schattigen Bereichen vor, in denen idR kein normaler Rasen wÀchst. Und dort wo dieser Rasen wÀchst leben die anderen Arten, an den sonnenbeschienensten Stellen wieder die Tetramorium usw.

Da verdrÀngt niemand den anderen, solange zumindest die Habitate nicht durch den Menschen zerstört werden.
Ein gutes Beispiel mit einem Futterkampf zwischen Formica fusca und einer Trockenrasen Myrmica sp. habe ich gemacht.
NatĂŒrlich kommt es hin und wieder zu kĂ€mpfen das ist die ganz normale Konkurenz.
Puh, etwas schwammig ausgedrĂŒckt, aber ich hoffe, ihr versteht was ich meine. Die Bestimmung ist meißtens eher unsicher geewsen, ich hoffe ihr verzeiht mir dass ich nicht ĂŒberall ein "cf" dazwischen gezwĂ€ngt habe.


GrĂŒĂŸe, PHiL



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Boro
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#11 AW: Wird Myrmica langsam von Lasius und Formica verdrÀngt?

Beitrag von Boro » 22. November 2009, 15:37

Im Prinzip gibt es eine Dominanzhierarchie. Lasius niger etwa steht in dieser - gemessen an der GrĂ¶ĂŸe - ziemlich weit oben. Bei mir im Garten beobachte ich die Situation schon seit vielen Jahren. Lasius niger und Lasius emarginatus sind bei mir die absoluten Herrscher, da mĂŒssen sich Formica cunicularia, Formica fusca, ja sogar F. rufibarbis unterordnen. Aber auch scheue EinzelgĂ€nger wie Camponotus truncatus oder Camponotus fallax ergreifen bei einem zufĂ€lligen Aufeinandertreffen sofort die Flucht. Tetramorium sp. kann in die Tiefe "abtauchen" und kleinere Arten wie Dolichoderus quadripunctatus od. Temnothorax sp. "ducken" sich und halten still, bis die Gefahr vorbei ist. Die von mir so "geliebte" Lasius niger erweitert in fĂŒr diese Art optimalen LebensrĂ€umen ihr Territorium und duldet vor allem keine Neuankömmlinge: Gegen ein seit einem Jahr etabliertes Nest von Manica rubida (!!) bildeten sie eines Tages eine 8m lange Heereskolonne, die die Art völlig ausrottete. Ich habe schon seit Jahren mit ihren VernichtungsfeldzĂŒgen gegen meine Pheidole pallidula im Glashaus zu kĂ€mpfen und konnte einmal einen Angriff auf eine mittelgroßes Nest von Formica cunicularia beobachten, wobei die Nestbewohner in völliger Panik in alle Richtungen fliehen mussten.
Insgesamt halte ich vor allem Lasius niger fĂŒr eine ausgefuchste Taktikerin. Eine ganze Palette von VerdrĂ€ngungs- und Eroberungsmechanismen kommt da zur Anwendung: Vom langsamen Anschleichen unter AusnĂŒtzung aller Deckungen (Bodenvertiefungen, BlĂ€tter, dichte GrasbĂŒschel), Anlegen von
StĂŒtzpunkten als "Versorgungsbasis" und BrĂŒckenköpfen fĂŒr weiteres VorrĂŒcken, ĂŒberfallsartigen Angriffen, nĂ€chtlichen Angriffen usw. ist das ganze Repertoire vorhanden.
Daneben kommt es dann vor allem auf die Teamarbeit an, die diese Art hervorragend beherrscht. So ist es ohne weiteres möglich auch viel grĂ¶ĂŸere Ameisen zur Strecke zu bringen. Davon abgesehen dĂŒrfte das Abspritzen von Gift auf empfindliche Körperstellen der Gegner effektiver sein, als der Stich mit einem Stachel, fĂŒr dessen Einsatz erst eine geeignete Stelle am Körper der Gegener gesucht werden muss. Nebenbei ist das StĂ€rkeverhĂ€ltnis der Populationen von Bedeutung.
Was Myrmica sp. betrifft, kommt es erstens auf die Art (einige haben gelernt, den VerdrĂ€ngungsbestrebungen zu widerstehen) und auf das Habitat an.PHiL hat Recht, wenn er meint, dass die Situation nicht verallgemeinert werden kann. Eine schattige Gartenecke interessiert L. niger nicht, außer es gibt dort zufĂ€llig ein GewĂ€chs mit LĂ€usekolonien. Solche Dauernahrungsquellen werden immer hartnĂ€ckig verteidigt.
L.G.Boro



Sawyer
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#12

Beitrag von Sawyer » 22. November 2009, 16:58

Muss fĂŒr das Giftspritzen nicht auch eine empfindliche Stelle gefunden werden?



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Streaker87
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#13

Beitrag von Streaker87 » 22. November 2009, 17:50

Quelle Wikipedia:

AmeisensĂ€ure ist eine relativ instabile, farblose, klare und leicht flĂŒchtige FlĂŒssigkeit. Bei 8 °C erstarrt die AmeisensĂ€ure zu einem farblosen Feststoff.
Fand ich nur grad erwĂ€hnenswert :) Also ist jetzt die Zeit, um sich ĂŒber die Lasius spec. Völker her zu machen ;)

Außerdem noch:

Trifft eine einzelne Arbeiterin auf ein (fĂŒr sie allein) zu großes Beutetier, so greift sie es meist trotzdem an und versucht ihm mit den Kiefernzangen eine Wunde zuzufĂŒgen, in die sie aus der GiftdrĂŒse AmeisensĂ€ure sprĂŒht. Die leicht flĂŒchtige AmeisensĂ€ure signalisiert Artgenossen, dass UnterstĂŒtzung gebraucht wird.




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barney
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#14 AW: Wird Myrmica langsam von Lasius und Formica verdrÀngt?

Beitrag von barney » 22. November 2009, 18:24

also bei uns da gibts ĂŒberall am Waldrand jede Menge Myrmica rubra und außerdem noch je ein Nest Raptiformica und Camponotus ligniperda. Die Myrmica rubra laufen ĂŒberall, auch teilweise auf den Nestern der beiden anderen Arten rum, werden aber quasi nicht beachtet und können tun und lassen was sie wollen.
Im Gegensatz hab ich schon gesehen dass vereinzelte Camponotus ligniperda dem Nest von Raptiformica zu nahe kamen und sofort attackiert wurden. Das Zusammentreffen von je einem Camponotus ligniperda Major und einer Raptiformica lĂ€uft immer fast gleich ab. Obwohl die Camponotus fast doppelt so groß ist und viel krĂ€ftiger aussieht versucht sie meist sofort zu flĂŒchten. Die Raptiformica verfolgt sie dann und beißt sie so lange in die Hinterbeine bis sie sich zum Kampf umdreht. Dann verbeißt sich die Raptiformica sofort in die Mandibeln der Camponotus damit sie sie nicht beißen kann. Durch den Tumult werden dann meist zĂŒgig noch ein paar Raptiformica aufmerksam und greifen auch an. Der Kampf dauert maximal 3 Minuten, dann ist die riesige Camponotus tot.
Wollt ich nur mal sagen, weil ĂŒberall steht dass die Camponotus ligniperda innerhalb von Sekunden mehrere Waldameisen zerstĂŒckeln können, ich allerdings gegenteilige Erfahrungen gemacht habe und sie chancenlos gegen Raptiformica sind.
lg



Sawyer
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#15

Beitrag von Sawyer » 22. November 2009, 18:45

Ein Major von Camponotus ligniperda ist als den Raptiformica unterliegen. Interessant.
Was mich wundert, dass die rubra gar nicht beachtet werden?

ZurĂŒck zum Stachel und der GiftdrĂŒse: Was ist denn giftiger? Die SĂ€ure oder das Stachelgift? Ich meine, wenn die SĂ€ure als Atemgift wirken wĂŒrde, wĂŒrden dann nicht auch die Formica und Lasius selber sterben?



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Streaker87
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#16

Beitrag von Streaker87 » 22. November 2009, 19:10

wenn die SĂ€ure als Atemgift wirken wĂŒrde
Die Frage ist, tut sie das? Leicht flĂŒchtige SĂ€uren sind zwar nicht zu unterschĂ€tzen, aber das trifft eher auf starke SĂ€uren (bzw. Laugen) zu.

Außerdem heißt es:

Die leicht flĂŒchtige AmeisensĂ€ure signalisiert Artgenossen, dass UnterstĂŒtzung gebraucht wird.
In Gasform ist die AmeisensĂ€ure sicher ein besserer Signalstoff als in flĂŒssiger Form. Schon allein ein MolekĂŒl kann ausreichen, um eine Kaskade ("Signal-Lawine") hervorzurufen.
WĂ€re die AmeisensĂ€ure in flĂŒchtiger Form zu aggressiv, wĂ€re sie als Signalstoff unnĂŒtz.

/EDIT: Ich glaube aber nicht, dass die SĂ€ure allein der Signalstoff ist. Was verspritzt wird, ist ein Cocktail, der aus mehreren Komponenten besteht, unter anderem der SĂ€ure.




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