Wird Myrmica langsam von Lasius und Formica verdrängt?
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#10
Hallo,
hier wird ja einiges durcheinander gebracht, aua. Warum gibt es denn noch Fliegen, wenn der Mensch eindeutig dominant mit seiner Fliegenklatsche ist?
Also, erstmal. Formica fusca verdrängt gar nichts, die sind absolut undominante Einzelgänger. Sie ernähren sich oft durch den "Klau" von Futter, das gerade Myrmica oder ähnliche Arten herumtragen. deshalb sind sie recht flink, und haben ein ausgeprägtes Sehvermögen um andere Arten zielsiche rzu erkennen.
Myrmica rubra wird nicht unbedingt von Lasius niger verdrängt in Gärten. Das ist Quatsch; es kommt immer auf die, ich nenne es mal Beschaffenheit, des Gartens an. Mein Garten ist sehr trocken an vielen Stellen, ohne sonderlich große schattige, feuchte Bereiche. Deshalb habe ich hier vorwiegend wärmeliebende Arten, Lasius alienus, Lasius niger und sehr häufig sind auch Tetramorium, welche die extrem trockenen mikrohabitate dominieren.
Unter den etwas schattigeren Bäumen und im Gemüsegarten leben Lasius niger und Lasius flavus eng Tür-an-Tür, dafür jedoch keinerlei Tetramorium.
Myrmica rubra gibt es in meinen Garten nicht, auch wenn ich schonmal einen Versuch der auswilderung in dder Nähe meines Teiches versucht habe, welche aber dank Lasius niger sehr schnell gescheitert ist.
Dafür finde ich den nahegelegenen Sumpfgebiet und den feuchten, sehr schattigen Wäldern überhaupt keine Lasius. Myrmica rubra oder ähnliche Arten dominieren hier ohne Gnade. Heimvorteil für sie, Lasius niger kann hier gar nicht siedeln und will es auch nicht. Sie siedeln dafür am sonnenbeschienen Feldwegrand. Kämpfe gibt es nur sehr selten.
Damit hier aber kein falsches Bild von Myrmica entsteht: Es gibt auch trockenliebende Myrmica, wie beispielsweise Myrmica sabuleti. Diese oder zum verwechseln ähnliche Arten finde ich im Trockenrasen NSG zu hauf, dominierend neben Lasius psammophilus, Tetramorium und anderen Lasius. Trotzdem gibt es auch hier eine Mirkohabitats Einteilung; Myrmica kommt in den schattigen Bereichen vor, in denen idR kein normaler Rasen wächst. Und dort wo dieser Rasen wächst leben die anderen Arten, an den sonnenbeschienensten Stellen wieder die Tetramorium usw.
Da verdrängt niemand den anderen, solange zumindest die Habitate nicht durch den Menschen zerstört werden.
Ein gutes Beispiel mit einem Futterkampf zwischen Formica fusca und einer Trockenrasen Myrmicasp . habe ich gemacht.
Natürlich kommt es hin und wieder zu kämpfen das ist die ganz normale Konkurenz.
Puh, etwas schwammig ausgedrückt, aber ich hoffe, ihr versteht was ich meine. Die Bestimmung ist meißtens eher unsicher geewsen, ich hoffe ihr verzeiht mir dass ich nicht überall ein "cf" dazwischen gezwängt habe.
Grüße, PHiL
hier wird ja einiges durcheinander gebracht, aua. Warum gibt es denn noch Fliegen, wenn der Mensch eindeutig dominant mit seiner Fliegenklatsche ist?
Also, erstmal. Formica fusca verdrängt gar nichts, die sind absolut undominante Einzelgänger. Sie ernähren sich oft durch den "Klau" von Futter, das gerade Myrmica oder ähnliche Arten herumtragen. deshalb sind sie recht flink, und haben ein ausgeprägtes Sehvermögen um andere Arten zielsiche rzu erkennen.
Myrmica rubra wird nicht unbedingt von Lasius niger verdrängt in Gärten. Das ist Quatsch; es kommt immer auf die, ich nenne es mal Beschaffenheit, des Gartens an. Mein Garten ist sehr trocken an vielen Stellen, ohne sonderlich große schattige, feuchte Bereiche. Deshalb habe ich hier vorwiegend wärmeliebende Arten, Lasius alienus, Lasius niger und sehr häufig sind auch Tetramorium, welche die extrem trockenen mikrohabitate dominieren.
Unter den etwas schattigeren Bäumen und im Gemüsegarten leben Lasius niger und Lasius flavus eng Tür-an-Tür, dafür jedoch keinerlei Tetramorium.
Myrmica rubra gibt es in meinen Garten nicht, auch wenn ich schonmal einen Versuch der auswilderung in dder Nähe meines Teiches versucht habe, welche aber dank Lasius niger sehr schnell gescheitert ist.
Dafür finde ich den nahegelegenen Sumpfgebiet und den feuchten, sehr schattigen Wäldern überhaupt keine Lasius. Myrmica rubra oder ähnliche Arten dominieren hier ohne Gnade. Heimvorteil für sie, Lasius niger kann hier gar nicht siedeln und will es auch nicht. Sie siedeln dafür am sonnenbeschienen Feldwegrand. Kämpfe gibt es nur sehr selten.
Damit hier aber kein falsches Bild von Myrmica entsteht: Es gibt auch trockenliebende Myrmica, wie beispielsweise Myrmica sabuleti. Diese oder zum verwechseln ähnliche Arten finde ich im Trockenrasen NSG zu hauf, dominierend neben Lasius psammophilus, Tetramorium und anderen Lasius. Trotzdem gibt es auch hier eine Mirkohabitats Einteilung; Myrmica kommt in den schattigen Bereichen vor, in denen idR kein normaler Rasen wächst. Und dort wo dieser Rasen wächst leben die anderen Arten, an den sonnenbeschienensten Stellen wieder die Tetramorium usw.
Da verdrängt niemand den anderen, solange zumindest die Habitate nicht durch den Menschen zerstört werden.
Ein gutes Beispiel mit einem Futterkampf zwischen Formica fusca und einer Trockenrasen Myrmica
Natürlich kommt es hin und wieder zu kämpfen das ist die ganz normale Konkurenz.
Puh, etwas schwammig ausgedrückt, aber ich hoffe, ihr versteht was ich meine. Die Bestimmung ist meißtens eher unsicher geewsen, ich hoffe ihr verzeiht mir dass ich nicht überall ein "cf" dazwischen gezwängt habe.
Grüße, PHiL
- Boro
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#11 AW: Wird Myrmica langsam von Lasius und Formica verdrängt?
Im Prinzip gibt es eine Dominanzhierarchie. Lasius niger etwa steht in dieser - gemessen an der Größe - ziemlich weit oben. Bei mir im Garten beobachte ich die Situation schon seit vielen Jahren. Lasius niger und Lasius emarginatus sind bei mir die absoluten Herrscher, da müssen sich Formica cunicularia, Formica fusca, ja sogar F. rufibarbis unterordnen. Aber auch scheue Einzelgänger wie Camponotus truncatus oder Camponotus fallax ergreifen bei einem zufälligen Aufeinandertreffen sofort die Flucht. Tetramorium sp . kann in die Tiefe "abtauchen" und kleinere Arten wie Dolichoderus quadripunctatus od. Temnothorax sp . "ducken" sich und halten still, bis die Gefahr vorbei ist. Die von mir so "geliebte" Lasius niger erweitert in für diese Art optimalen Lebensräumen ihr Territorium und duldet vor allem keine Neuankömmlinge: Gegen ein seit einem Jahr etabliertes Nest von Manica rubida (!!) bildeten sie eines Tages eine 8m lange Heereskolonne, die die Art völlig ausrottete. Ich habe schon seit Jahren mit ihren Vernichtungsfeldzügen gegen meine Pheidole pallidula im Glashaus zu kämpfen und konnte einmal einen Angriff auf eine mittelgroßes Nest von Formica cunicularia beobachten, wobei die Nestbewohner in völliger Panik in alle Richtungen fliehen mussten.
Insgesamt halte ich vor allem Lasius niger für eine ausgefuchste Taktikerin. Eine ganze Palette von Verdrängungs- und Eroberungsmechanismen kommt da zur Anwendung: Vom langsamen Anschleichen unter Ausnützung aller Deckungen (Bodenvertiefungen, Blätter, dichte Grasbüschel), Anlegen von
Stützpunkten als "Versorgungsbasis" und Brückenköpfen für weiteres Vorrücken, überfallsartigen Angriffen, nächtlichen Angriffen usw. ist das ganze Repertoire vorhanden.
Daneben kommt es dann vor allem auf die Teamarbeit an, die diese Art hervorragend beherrscht. So ist es ohne weiteres möglich auch viel größere Ameisen zur Strecke zu bringen. Davon abgesehen dürfte das Abspritzen von Gift auf empfindliche Körperstellen der Gegner effektiver sein, als der Stich mit einem Stachel, für dessen Einsatz erst eine geeignete Stelle am Körper der Gegener gesucht werden muss. Nebenbei ist das Stärkeverhältnis der Populationen von Bedeutung.
Was Myrmicasp . betrifft, kommt es erstens auf die Art (einige haben gelernt, den Verdrängungsbestrebungen zu widerstehen) und auf das Habitat an.PHiL hat Recht, wenn er meint, dass die Situation nicht verallgemeinert werden kann. Eine schattige Gartenecke interessiert L. niger nicht, außer es gibt dort zufällig ein Gewächs mit Läusekolonien. Solche Dauernahrungsquellen werden immer hartnäckig verteidigt.
L.G.Boro
Insgesamt halte ich vor allem Lasius niger für eine ausgefuchste Taktikerin. Eine ganze Palette von Verdrängungs- und Eroberungsmechanismen kommt da zur Anwendung: Vom langsamen Anschleichen unter Ausnützung aller Deckungen (Bodenvertiefungen, Blätter, dichte Grasbüschel), Anlegen von
Stützpunkten als "Versorgungsbasis" und Brückenköpfen für weiteres Vorrücken, überfallsartigen Angriffen, nächtlichen Angriffen usw. ist das ganze Repertoire vorhanden.
Daneben kommt es dann vor allem auf die Teamarbeit an, die diese Art hervorragend beherrscht. So ist es ohne weiteres möglich auch viel größere Ameisen zur Strecke zu bringen. Davon abgesehen dürfte das Abspritzen von Gift auf empfindliche Körperstellen der Gegner effektiver sein, als der Stich mit einem Stachel, für dessen Einsatz erst eine geeignete Stelle am Körper der Gegener gesucht werden muss. Nebenbei ist das Stärkeverhältnis der Populationen von Bedeutung.
Was Myrmica
L.G.Boro
- Streaker87
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#13
Quelle Wikipedia:
Außerdem noch:
Fand ich nur grad erwähnenswert Also ist jetzt die Zeit, um sich über die Lasius spec. Völker her zu machenAmeisensäure ist eine relativ instabile, farblose, klare und leicht flüchtige Flüssigkeit. Bei 8 °C erstarrt die Ameisensäure zu einem farblosen Feststoff.
Außerdem noch:
Trifft eine einzelne Arbeiterin auf ein (für sie allein) zu großes Beutetier, so greift sie es meist trotzdem an und versucht ihm mit den Kiefernzangen eine Wunde zuzufügen, in die sie aus der Giftdrüse Ameisensäure sprüht. Die leicht flüchtige Ameisensäure signalisiert Artgenossen, dass Unterstützung gebraucht wird.
- barney
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#14 AW: Wird Myrmica langsam von Lasius und Formica verdrängt?
also bei uns da gibts überall am Waldrand jede Menge Myrmica rubra und außerdem noch je ein Nest Raptiformica und Camponotus ligniperda. Die Myrmica rubra laufen überall, auch teilweise auf den Nestern der beiden anderen Arten rum, werden aber quasi nicht beachtet und können tun und lassen was sie wollen.
Im Gegensatz hab ich schon gesehen dass vereinzelte Camponotus ligniperda dem Nest von Raptiformica zu nahe kamen und sofort attackiert wurden. Das Zusammentreffen von je einem Camponotus ligniperdaMajor und einer Raptiformica läuft immer fast gleich ab. Obwohl die Camponotus fast doppelt so groß ist und viel kräftiger aussieht versucht sie meist sofort zu flüchten. Die Raptiformica verfolgt sie dann und beißt sie so lange in die Hinterbeine bis sie sich zum Kampf umdreht. Dann verbeißt sich die Raptiformica sofort in die Mandibeln der Camponotus damit sie sie nicht beißen kann. Durch den Tumult werden dann meist zügig noch ein paar Raptiformica aufmerksam und greifen auch an. Der Kampf dauert maximal 3 Minuten, dann ist die riesige Camponotus tot.
Wollt ich nur mal sagen, weil überall steht dass die Camponotus ligniperda innerhalb von Sekunden mehrere Waldameisen zerstückeln können, ich allerdings gegenteilige Erfahrungen gemacht habe und sie chancenlos gegen Raptiformica sind.
lg
Im Gegensatz hab ich schon gesehen dass vereinzelte Camponotus ligniperda dem Nest von Raptiformica zu nahe kamen und sofort attackiert wurden. Das Zusammentreffen von je einem Camponotus ligniperda
Wollt ich nur mal sagen, weil überall steht dass die Camponotus ligniperda innerhalb von Sekunden mehrere Waldameisen zerstückeln können, ich allerdings gegenteilige Erfahrungen gemacht habe und sie chancenlos gegen Raptiformica sind.
lg
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#15
Ein Major von Camponotus ligniperda ist als den Raptiformica unterliegen. Interessant.
Was mich wundert, dass die rubra gar nicht beachtet werden?
Zurück zum Stachel und der Giftdrüse: Was ist denn giftiger? Die Säure oder das Stachelgift? Ich meine, wenn die Säure als Atemgift wirken würde, würden dann nicht auch die Formica und Lasius selber sterben?
Was mich wundert, dass die rubra gar nicht beachtet werden?
Zurück zum Stachel und der Giftdrüse: Was ist denn giftiger? Die Säure oder das Stachelgift? Ich meine, wenn die Säure als Atemgift wirken würde, würden dann nicht auch die Formica und Lasius selber sterben?
- Streaker87
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#16
Die Frage ist, tut sie das? Leicht flüchtige Säuren sind zwar nicht zu unterschätzen, aber das trifft eher auf starke Säuren (bzw. Laugen) zu.wenn die Säure als Atemgift wirken würde
Außerdem heißt es:
In Gasform ist die Ameisensäure sicher ein besserer Signalstoff als in flüssiger Form. Schon allein ein Molekül kann ausreichen, um eine Kaskade ("Signal-Lawine") hervorzurufen.Die leicht flüchtige Ameisensäure signalisiert Artgenossen, dass Unterstützung gebraucht wird.
Wäre die Ameisensäure in flüchtiger Form zu aggressiv, wäre sie als Signalstoff unnütz.
/EDIT: Ich glaube aber nicht, dass die Säure allein der Signalstoff ist. Was verspritzt wird, ist ein Cocktail, der aus mehreren Komponenten besteht, unter anderem der Säure.