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Formica pratensis - Nester in unserer Umgebung

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Clypeus
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#1 Formica pratensis - Nester in unserer Umgebung

Beitrag von Clypeus » 3. Februar 2010, 17:57

Auf der Suche nach der Braunschwarzen Rossameise (Camponotus ligniperda), habe ich die nähere Umgebung unseres Wohnsitzes in etwa 5 Kilometern Umkreis genauer untersucht. Neben der gesuchten Art bin ich auch auf Formica pratensis gestoßen- eine Waldameisenart, die aber eher auf warmen Trockenrasen mit hohem Gras und ggf. auch niedrig wachsenden Gebüschen anzutreffen ist. Diese Ameisenart baut auch Hügel, die in der Größe denen der Waldameisen nur minder nachstehen. Da sie aber häufiger an sonnenexponierten Stellen stehen, besteht bei dieser Art kein Grund, die Nester so hoch zu bauen, wie dies andere hügelbauende Formica s. str. tun. Als Baumaterial der von mir gesehenen Nester dieser Art konnte ich kleine Holzstückchen ausmachen- dies lag wohl daran, dass diese in der Nähe wegen anthropogener („menschlicher“ ->Griechisch: Anthropos- Mensch) Einflüsse in großer Fülle vorhanden waren, nicht genutzt wurden, und somit von den Ameisen zum Bau ihres Hügels nach Belieben verwendet werden konnten.

In der näheren Umgebung konnte ich bisher 3 Nester dieser Art entdecken, ein weiteres, sehr kleines auch auf einer kaum benutzten Weide, hier ist eine genauere Bestimmung noch nicht erfolgt. Das angesprochene Nest befindet sich außerdem in einer eher feuchten Umgebung, was die Art Formica pratensis noch unwahrscheinlicher macht, da diese, wie oben gesagt, eher vegetationsarme, wenn auch ggf. mit Büschen versehene, trockene Habitate bevorzugt, wie ich es jedenfalls beobachten konnte.

Das Größte der von mir gefundenen Nester hatte eine geschätzte Größe von minimal 1,50x1,50m, maximal können in Breite und Länge noch einige Dezimeter dazukommen. Das Nest befindet sich teilweise in direkter Nachbarschaft mit Büschen und anderen niedrig wachsenden Gewächsen, und in der längsten Zeit des Tages außerhalb der Diapause der Ameisen im Sommer/Frühling/Herbst ist das Nest direkt von der Sonne beschienen. Es befindet sich direkt an einem Gehweg; neben den Büschen ist als nächste Vegetationsstufe Trockenrasen auszumachen,
der den gesamten Boden bedeckt. [1- Das große Nest- Gesamtansicht]

Das kleinere Nest hat seinen Standpunkt etwa einen Kilometer von dem großen Nest entfernt. Es ist deutlich kleiner und nicht in die Höhe gebaut. Als Materialen wurden Gräser, Nadeln und andere weitere naturrelle Baustoffe verwendet. Das Nest selbst ist umringt von hoch wachsendem Trockenrasen, in der Nähe des Nestes ist das Gras allerdings kürzer gewachsen [2- Das kleine Nest- Gesamtansicht].

Die Arbeiter selbst sind den ganzen Tag unermüdlich beschäftigt. Beim großen Nest konnte ich wochenlang eine Ameisenstraße beobachten, die von mehreren hundert Individuen, gar sogar tausenden, gebildet wurde. Die Spur der Straße selbst verlor sich im Gebüsch, allerdings vermute ich, dass sie zu einem Kirschbaum führt, dessen süße Früchte die Ameisen wohl anlocken.

Auf dem Nest selbst herrschte natürlich auch ein „großes Krabbeln“- wenn ich mir die Arbeiter anschaute, kamen sie mir größer und bulliger vor als die anderen Waldameisenarten, abgesehen von Formica (Raptiformica) sanguinea; Dies allerdings möge mein Eindruck sein und nicht als Tatsache angesehen werden. Die Arbeiter legten auch ein recht großes Sehvermögen an den Tag. Sie schienen mehrere Dezimeter weit sehen zu können und machten sich immer angriffsbereit, wenn ich mich näherte. Es darf als selbstverständlich erachtet werden, dass ich einige der Ameisen auf meine Hand krabbeln ließ, wo sie mich sofort bissen. Ihre Attacken waren kaum zu spüren, nur an einer Stelle, an der mich ein Dorn verletzt hatte, war der Angriff deutlich zu spüren. [3-7- diese Bilder zeigen mehrere der Arbeiter].

An einem Tag im Herbst konnte ich auf dem großen Nest drei Königinnen ausmachen. Sie waren nicht sonderlich groß und waren im großen „Gewusel“
nur durch ihre Flügel zu erkennen. Um Männchen handelte es sich meines Erachtens nicht; Die Köpfe der Alaten [alat-> geflügelt] waren dafür eindeutig zu groß in Relation zum restlichen Teil des Körpers [8- Der Flügel einer Königin ist zu sehen, die hier allerdings wieder in ihr Nest zurückkehrte].

Die Ameisen betrieben auch Trophobiose, da es in der Nähe auf einigen Gewächsen große Blattlauspopulationen gab [9- einige Ameisen beschützen die Blattläuse und nehmen Nahrung auf]. Auf jeden Fall werde ich in diesem Jahr, wenn die Kolonie wieder aktiv wird, weitere Beobachtungen anstellen und sie noch als Ergänzung in einem neuen Beitrag zeigen.

Zu der Waldameise Formica pratensis:
Systematik
Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Familie: Ameisen (Formicidae)
Unterfamilie: Schuppenameisen (Formicinae)
Gattung: Waldameisen (Formica)
Art: Große Wiesenameise (Formica pratensis)

Diese Arbeiter dieser Art sind 4,5- 9,5 mm groß, die Geschlechtstiere dagegen 9-11 mm.

F. pratensis ist meist monogyn, selten polygyn. Viele Personen konnten zahlreiche polydome Kolonien von F. pratensis vorfinden, bei mir war dies nicht der Fall. Dies liegt daran, dass es in der näheren Umgebung der von mir gesehenen Nester keine besonders dominanten Ameisenarten wie F. rufa zu geben scheint. F. pratensis gründet sozialparasitär in den Nestern von Sklavenameisen, Serviformica, meist bei Formica (Serviformica) cunicularia.

Als erwähnenswert darf auch die Ausbildung einer zweiten Generation von Geschlechtstieren genannt werden, die in wenigen Monaten Abstand voneinander schwärmen! Die erste Generation schwärmt von Ende April bis Mitte Juli, die zweite dagegen zwischen Mitte August bis Ende September.

Die Bilder sind leider nicht sehr gut gelungen, da ich mich mit der Kamera und ihren Tücken noch nicht auskannte. Dies möge mir verziehen werden in der Aussicht auf bessere Bilder in der wärmeren Jahreszeit.

[1] Das große Nest

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[2] Das kleine Nest

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[8]

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chris1994
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#2 AW: Formica pratensis- Nester in unserer Umgebung

Beitrag von chris1994 » 3. Februar 2010, 18:13

Wow gute Bilder. Ich liebe diese Art sie sehen einfach wunderbar aus!!

LG


Bei mir in Haltung: Lasius niger(> 1000 A.), Formica fusca (400-500 A.), Formica sanguinea (300-350 A.) Camponotus ligniperdus(35 A.), Temnothorax unifasciatus (1 A)

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Clypeus
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#3 AW: Formica pratensis- Nester in unserer Umgebung

Beitrag von Clypeus » 3. Februar 2010, 18:22

Du findest die Bilder gut :confused:

Danke dir!

Im Sommer und im späten Frühjahr werde ich weitere Bilder dieser Art machen.
Selbstverständlich wird die Bildqualität etwas anspruchsvoller sein und ich werde mich beim Fotografieren wohl anstrengen müssen. Allerdings ist es nicht leicht, eine einzelne Arbeiterin dieser Art zu fotografieren. Sie verschwindet häufiger in einem Loch im Bau, hinter Baumaterialen oder taucht in der Masse anderer F. pratensis- Arbeiter unter. Die Ameisen scheinen immer in Bewegung. Allerdings treten sie oft in Abwehrhaltung auf, wenn ich mich zu sehr nähere, was sie natürlich auch verweilen lässt und bessere Möglichkeiten für bessere Aufnahmen bietet. Die Ameisen haben wirklich wie die anderen Formica- Ameisen ein recht gutes Sehvermögen.



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Ameise-Sica
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#4 AW: Formica pratensis - Nester in unserer Umgebung

Beitrag von Ameise-Sica » 3. Februar 2010, 19:17

kein kommentar!:respekt:Sehr schöne Tiere!



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