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Freilandhaltung in der Praxis

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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KayRay
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#1 Freilandhaltung in der Praxis

Beitrag von KayRay » 6. April 2010, 00:23

Mich würde interessieren ob es praktisch möglich ist eine Freilandhaltung bestimmter Ameisenarten zu realisieren. (heimischer Garten z.B.)
Ich stelle mir darunter ein portab(e)les Nest (mit gutem Einblick) vor.
Die Königin/nen sollten das Nest natürlich unter keinen Umständen verlassen können (Umzugsgefahr), während die Arbeiterinnen frei draußen furagieren können.
[Es müsste sich selbstverständlich um heimische Habitat-kompatible Arten handeln]

Ich interessiere mich so sehr dafür aufgrund folgender Aspekte:

-Man kann die Tiere unter natürlichen Bedingungen beobachten.
(Was besonders für Leute wie mich, die an Verhaltensforschung und natürlichen biologischen Prozessen und Systemen aller Art ihre Freude finden, eine große Bereicherung wäre.)

-Man bekommt bei sehr volkreichen Kolonien kein Platzproblem.
(Bei mir aufgrund der Wohnsituation schnell der Fall)

-Die Tiere leben gesünder/artgerechter. (Bei vollem möglichen Einblick)

-Die Ernährung kann selbst reguliert und gestaltet werden.

-Möglicher Einsatz als Schädlingsbekämpfung?

Ich bin an konstruktiver Kritik, Ideen, vlt. ERFAHRUNGEN und Umsetzungsvorschlägen interessiert.
(Versuche werde ich auf kurz oder lang so oder so durchführen)


Es läuft vermutlich darauf hinaus, dass das Entkommen der Königin nur mit Anpassung der Nestöffnungsgröße verhindert werden kann.
Oder gibt es da innovative Alternativen?

Lg Ray


(Benutzung der SF war unzufriedenstellend um hierzu Aüßerungen zu vermeiden, dies vorweg.)


Mitdenken tut nicht weh.
Und hilft dem Mensch seid eh und je.
:)

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christian
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#2 AW: Freilandhaltung in der Praxis

Beitrag von christian » 6. April 2010, 00:39

Also, ich habe mich mit diesem Thema auch schon ne Weile auseinander gesetzt und kam zu folgendem Resultat:
Was du brauchst ist

1. eine rot getönte Plexi/Glasscheibe
2. Oder eine normale Scheibe und einen kongruenten Stein
3. Schlauch in der Dicke deines Rg's
4. Reagenzglas
5. Heißkleber

Weitere Grundausstattung wäre ein Rg (braucht keinen Wassertank) und Gaze, die die Ameisen durchlässt, die du gerade reintun willst. Sollte aber fein genug sein, dass der Thorax (garantiert immer die breiteste Stelle am Körper, der Gaster könnte variieren) der Königin nicht hindurch passt. Die Gaze klebst du mit Heißkleber oder Silikonkleber an das Rg, nachdem du die Gyne reingetan hast. Das Rg gräbst du halb in die Erde ein und legst die Scheibe darauf. Wichtig ist hierbei, dass die Scheibe nicht auf das Rg drückt, aber trotzdem rundum auf der Erde liegt. Das kannst du z.B. durch einen kleinen Rundwall erreichen. Dann legst du das Stück Schlauch so an das Rg, das ein Gang vom Rg nach draußen führt. Es sollte aber eine kleine Lücke zwischen Schlauch und Rg sein, damit die Arbeiterinnen später ein Nest in Verbindung mit dem Rg graben können.
Die Methode mit dem Stein halte ich für besser, da diese Methode einen kompakten Wärmespeicher und bessere(n) Schutz vor Feinden/optik bietet. Meine Einschätzung ;).
Das Problem bei dieser Konstruktion werden die anderen Ameisen in deinem Garten sein; sie wittern einen neuen Konkurrent, den sie vernichten wollen. Was sie auch umgehend tun werden. Probiert habe ich es noch nicht :(.

mfG
christian



DieKuh
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#3 AW: Freilandhaltung in der Praxis

Beitrag von DieKuh » 6. April 2010, 08:41

Eine Freilandhaltung ist natürlich ein unglaublich interessantes Thema, und ich denke jeder hier im Forum würde eine erfolgreiche Haltung gerne verfolgen, aber bis jetzt ist mir nicht bekannt, dass es gelungen ist.

Wie von christian schon erwähnt wird bei der Freilandhaltung das Hauptproblem darin bestehen, schon exisitierende, deinen Garten bevölkernde Kolonien davon abzuhalten den neuen Konkurenten zu vernichten, bevor dieser wirklich gefährlich werden kann. Dabei musst du bedenken, dass auch kleine Arten sehr aggressiv sind, und du denen daher wohl kaum den Nestzugang verwehren wirst können.

Die RG Lösung die christian vorschlägt erscheint mir vielleicht mit Glück für eine Saison interessant, eine dauerhafte Lösung erscheint es mir nicht zu sein. Schließlich wird das RG irgendwann zu klein, da die Königin aber nicht hinaus kann muss die Kolonie anders ihr Nest erweitern. Auch kann man ein RG halb eingegraben vermutlich nicht wirklich durch die Winterruhe bringen.
Schließlich graben sich Kolonien in der Natur auch immer tiefer ein, das RG in dem die Königin aber festsitzt wäre dann zur Hälfte aus der Erde draußen, was bei Frost sich wohl kaum zu einem positiven Winterabschluss führen würde.

Das RG auszugraben und in die Winterruhe wo anders zu bringen stelle ich mir auch schwierig vor, denn die Ameisen neigen ja dazu allerhand Zeug in dieses zu tragen, beim bewegen müsste man dann schon sehr gut aufpassen um nichts zu beschädigen.

Das sind nur ein paar Dinge die mir dazu eingefallen sind, gibt sicherlich noch mehr Probleme. Was bleibt ist, dass es sicher unglaublich interessant wäre eine erfolgreiche Freilandhaltung zu beobachten, das heißt ich würde jeden HB dazu sofort verfolgen ;)



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InterLunium
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#4 AW: Freilandhaltung in der Praxis

Beitrag von InterLunium » 6. April 2010, 09:48

Hallo,
ich habe am 25.03.2010 eine Gründerkolonie (Angewachsen auf 15 Arbeiterinnen)von Lasius niger im Garten ausgesetzt.

Die Gyne (Schwarmmflug `09) stammte aus dem Garten, habe sie Gründen lassen und Überwintert.
Angewachsen auf 15Arbeiterinnen.

Das Nest ist eine 100er TickTack-Dose (die etwas größeren), in einem mit drei Kammern versehenen Ytong-Stein versenkt und alles mit einer Plexiglasscheibe abgedeckt.

Bild

Die Gyne wurde nicht extra abgesperrt, aus mehreren Gründen ; Wassereinbruch, Nesterweiterung, Umzug in tiefere Ebenen, Hitze im Sommer und Kälte im Winter, ...

Nun ja, den Ameisen gefiehl mein Ytong-Nest wohl nur zur Gründung und ersten Überwinterung. Der erste Tag würde noch im Ytong verbracht und am zweiten Tag war das Nest schon leer.

Ausgezogen in die :guckstdu: Natur, da kann ich natürlich nicht mit soeinem Ytong-Nest gegenhalten. Was mir bewußt war, doch hatte ich gehofft, etwas länger noch die Möglichkeit zu haben, die Ameisen im Nest zu beobachten.

Jetzt wohnen die Ameisen in der Erde unter dem YtongNest - Stein.

Nicht ganz so wie ich es wollte, doch ist es so auch völlig ok für mich.

Mfg
InterLunium



Gaster
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#5 AW: Freilandhaltung in der Praxis

Beitrag von Gaster » 6. April 2010, 09:57

Hey Leute,

ich werfe mal eine neue Idee in den Raum: Einen Schlauch vom Beobachtungsnest welches drinne steht zu einem Baum der im Garten steht. Diesen Baum am unteren Stamm vor "Ausbruch" sichern.
Ein Baum bietet reichlich Fläche zum Furagieren, er bietet Futter und wenn er entsprechend gewählt wurde, kann man dort die Ameisen auch beobachten. Die Möglichkeit, dort ein neues Nest anzulegen ist oft nicht vorhanden oder kann beseitigt werden.
Kontakt zu anderen Pflanzen oder Gegenständen durch die Äste muss natürlich beseitigt werden.

Edit: Zu der Frage in der Bewertung: Ja, das war ernst gemeint. ;)



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jkiefer
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#6 AW: Freilandhaltung in der Praxis

Beitrag von jkiefer » 6. April 2010, 10:08

Hallo,
ich frag mich warum dieses Thema in regelmäßigen Abständen aufkommt:
Nest in die Natur raustellen?
Offene Ameisenhaltung
... um nur zwei Threads zu nennen.

Wenn dann bitte so ein Vorhaben NUR mit Kolonien bzw. Gynen durchführen die auch von dort stammen. Alles andere hat dort nichts zu suchen! (Beachte den INFEKTIONSTHREAD)

Aber warum das jemand machen will? Keine Ahnung, denn warum sollte man sowas machen wenn sowieso schon mehr als genug Ameisen da draussen rumlaufen die nur darauf warten beobachtet zu werden. Gibt ja sogar sogenannte Ameisensteine die das beobachten erleichtern sollen: Ameisenbeobachtungsstein
Ausserdem wird es wohl in den meisten Fällen sowieso so enden das die neue und oftmals kleine Kolonie von bereits ansässigen Kolonien schnell vernichtet werden wird, ein Kunstnest ist da fast schon eine Einladung (keine Ausweichmöglichkeiten, schlecht zu verteidigen usw.) Ich bin mir nicht sicher, aber manchmal glaube ich gerade darauf kommt es manchem an... die Schlacht mitzuerleben -.-
Und sonst gibt es noch Probleme mit dem richtigen Ort, einmal richtig Sonne drauf und man hat eine gegrillte Gyne dank nichtvorhandener Ausweichmöglichkeiten. Ausserdem würden beim Versetzen (also Ortswechsel des Nestes) immer wieder alle furagierenden Ameisen verloren gehen, auf Dauer mit Sicherheit auch nicht gerade eine Stärkung der Kolonie...

Naja aber Ameisen gibts ja überall, da sind schon ein paar Versuche drin oder? (Vorsicht Ironie!)

MFG


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"Was für ein Ende soll die Ausbeutung der Erde in all den künftigen Jahrhunderten noch finden? Bis wohin soll unsere Habgier noch vordringen?"
(Plinius der Ältere, 23 - 79 n. Chr.)


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A-Meise
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#7 AW: Freilandhaltung in der Praxis

Beitrag von A-Meise » 6. April 2010, 11:22

Ich finde die Diskussion sehr Interessant und finde es schade das jetzt Moderator hier rein Platzt und miese Stimmung macht.

Warum soll man sich nicht seine Eigenen Gedanken zu dem Thema machen? Nochmal neu anfangen zu denken?

Wäre es nicht sinnvoller gewesen Beiträge zu verlinken die dazu passen würden,die neue Ideen einwerfen?

Ebenso wurde das schon mit den Heimischen Arten erwähnt und dies dürfte auch vollkommen klar sein

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Nun zum Thema. Die Lösung könnte darin liegen ein attraktiveres Nest als die freie Natur zu bieten, oder in einem Teil des Nestes schon einmal eine Kolonie stark werden zu lassen.

Das Neste sollte man dann beim aussetzen erweitern. Praktisch wäre in dem Fall auch Lasius niger, die sind wie ich gehört habe Umzugs faul und außerdem da sie eine Heimische Art sind sehr praktisch für unser Experiment.

Achten sollte man auch darauf, dass man sie während des ansiedeln im ersten Nest (noch Indoor) schon unter Natürlichen Bedingungen ernährt und auch sonst versucht Natur nah zu sein.

Die Schwierigkeit bei dieser Nestvariante sehe ich dabei, dass es schwer ist ein Nest zu machen das attraktiver als die Natur ist und dennoch gute Einsicht hat und allen Anforderungen der Ameisen entspricht.

Hm so jetzt muss ich erstmal weiter dazu nach denken :sleep:

Grüße A-Meise


Was macht eine Ameise wenn sie über den Fluss will :confused:
Sie nimmt das A weg und fliegt drüber:clown:

Krabbeltierfan
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#8 AW: Freilandhaltung in der Praxis

Beitrag von Krabbeltierfan » 6. April 2010, 11:45

@jkiefer: Ehrlich gesagt verstehe ich dich nicht, was ist daran bitte "böse"?

Ich habe über "Freilandhaltung" ebenfalls schon nachgedacht und mir einige Gedanken gemacht. In meinem Garten, wo man das Experiment mit einer Gyne aus dem vergangenen Schwarmflug ja durchführen kann, gibt es durchaus Orte an denen sich keine großen Ameisenkolonien etabliert haben. Es gibt zwei große Lasius niger Kolonien, doch an einer Stelle ist 100%ig keine Kolonie. Dort kann man so etwas z.B. durchführen.

Mein Gedankengang zur Durchführung geht wie folgt: Ein sehr großes Ytongnest (großer Block), auch mit nicht einsehbaren Gängen in die Tiefe, wir nahe der Hauswand plaziert. Vorteil: Immer etwas wärmer als die Umgebung und geschützt. Die oberen Gänge mit einer Plexiglasscheibe versehen und dann eine Gehwegplatte drauf. Einzusetzten ist eine etwas größere Kolonie, die den Ytong annimmt. Entweder man versucht, durch optimale Bedingungen die Kolonie zu halten oder man macht das mit einer Gitterstrucktur, gerade ebi Lasius niger durch den großen Großenunterschied zwischen Gyne und Arbeiterinnen gut durchzuführen.

Habe es selbst noch nicht gemacht, aber so stelle ich mir das i-wie vor. Vielleicht versucht das mal jemand?



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