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Abzweigung aus Ameisenhaufen - verboten oder nicht?

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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#17 AW: Abzweigung aus Ameisenhaufen - verboten oder nicht?

Beitrag von Gast » 14. April 2010, 20:29

Zitat Klasi, post # 10:
@ Merkur, ich gebe dir natürlich Recht damit, dass es wirklich verboten ist, hälst du es jedoch für schlimm wenn man, wie der Herr Dr. Seifert sagt bis zu 20 Arbeiterinnen entnimmt?
Ich weiß nicht wodrin die Gefahr besteht wenn man wenige entnimmt, klar kann man sagen, "was wäre wenn es alle machen würden" machen aber nicht alle.
Wir alle interessieren uns für diese Tiere, wodrin besteht dadurch diese Gefahr für diese Tiere, ich meine jeden Tag sterben soo viele von ihnen.
?!
Eins muss ich aber noch klarstellen, Gel Farmen, Tiere unsinnig tötten und Ameisenhaufen zu zerstören ist Misst, und vorallem letzteres ist zurecht verboten, ich würde jedoch gerne mal Waldameisen beobachten, denn diese gibt es bei mir leider nicht.
Also gut, noch mal ganz deutlich:
Der Gesetzgeber kann unmöglich festlegen, wer wann wie viele Tiere einer geschützten Art an sich nehmen darf. Gesetze müssen ein klares Gebot oder Verbot festlegen, da ist kein Platz für wischi-waschi-Interpretationen. (Diebstahl ist nun mal Diebstahl, ob es um Ware im Wert von 1,- € geht oder um 1.000,- €). Hat jemand gute Gründe für das Sammeln, kann er sich an die zuständige Naturschutzbehörde wenden und bekommt ggf. die Genehmigung. - Im Falle einer Anzeige und ggf. Verhandlung wird der Richter bei 20 entnommenen Ameisen (oder 1 geklauten Euro) sicher nicht die Höchststrafe verhängen; eher wird er das ganze Verfahen wegen Geringfügigkeit einstellen. Nur darf man eben nicht das Recht in die eigene Hand nehmen und entscheiden: "Auch wenn's verboten ist, ich nehme mir jetzt mal die Tiere (den Euro vom Klassenkameraden), weil ich das möchte".

Die Entnahme auch nur von 20 Tieren ist z.B. IMMER damit verbunden, dass der Sammler ein Vielfaches an Ameisen zertrampelt, v.a. bei Waldameisen.
Ein Beispiel dafür, wohin Unkenntnis und Missachtung bestehender Gesetze führen können, kannst Du hier nachlesen (bitte auch die verlinkten Threads beachten):
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?t=1098

Waldameisen beobachten in der Umgebung Rheda-Wiedenbrück: Das ist in NRW. Frag’ doch mal bei jemand von der dortigen ASW an; vielleicht kannst Du mal bei einer Umsiedlung o.dgl. dabei sein:
http://www.ameisenschutzwarte.de/asw.php?action=show&verein=7

mfG,
Merkur



Jan
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#18 AW: Abzweigung aus Ameisenhaufen - verboten oder nicht?

Beitrag von Jan » 14. April 2010, 23:12

Hallo Zusammen,

Endlich komme ich dazu hier zu schreiben, nachdem ich gerstern abend zu müde war und mich beim zu Bett gehen noch eine halbe Stunde über diesen Thread aufgeregt habe.

Zwar würde ich mich viel lieber mit den im Folgenden angesprochenen Usern in einer live Diskussionsrunde unterhalten, aber das ist schlecht möglich...

Noch eine Anmerkung: Ich will niemanden persöhnlich angehen, ich glaube man kennt auch meine Grundeinstellung zu einem solchen Thema, aber in der Sache werde ich hart sein.

Leider hat mein Post relativ wenig mit der Startfrage des Threadstellers zu tun, aber auch darauf möchte ich eingehen:

@ nepos:

Der Beobachtungsbehälter wird einfach mit Sand gefüllt.

Sammelschale neben Ameisenhaufen oder Ameisennest aufstellen, die Tiere laufen durch den Schlauch ins Gefäß.
Steht hier irgendwo Waldameisen? -- Nein.
Darf man dann automatisch Bezug auf Waldameisen nehmen? -- Nein.
Waldameisen bauen zwar auch "Haufen" aber niemand wird dieser Firma aus der Formulierung "Ameisenhaufen" einen Strick drehen können.
Die werden sagen sie sprechen von Lasius Haufen oder Ähnlichem und damit ist die Sache gegessen.

Natürlich wird es vielleicht auch Fälle geben wo sich jemand an einem Waldameisenhaufen "bedient", aber wo kein Kläger, da kein Richter.
Erst selber miterlebt als ich gestern erfuhr, dass ein Junge aus der Stufe über mir im Biologie LK eine Facharbeit über Ameisen schreiben wollte und dazu geplant hatte einen Waldameisenhaufen anzuzünden und das "Fluchtverhalten und die Restrukturierung des Volkes" dabei zu beobachten.
Er hat dann übrigens doch über ein anderen Thema geschrieben.

Es hätte aber genausogut passieren können, und keine Macht der Welt hätte das rückgangig machen können. Nicht schön, aber es ist so. Womit ich mich schon meinem Hauptteil nähere...


Nun ist das wohl ein neuer Anlauf dieser Firmen, die sich um die Erhaltung unserer Natur einen Schei..dreck kümmern, so lange sie nur Dumme finden, die ihnen die total ungeeigneten Ameisen-Sterbekisten gut bezahlen.:mad:


Als Initiator der ersten "Hinweisaktion" muss ich sagen, dass mir der damalige direkte Hinweis eindeutig zu weit ging. Damals wie Heute finde ich das Produkt immer noch besch...eiden, allerdings wird es nunmal verkauft, mit zwielichtem Hinweis oder auch nicht, und dagegen können Sie, Ich, die DASW, von mir aus die Bundesregierung und auch die EU nichts tun...
Worauf ich hinaus will... All Ihr Ärger und Ihre negativen Gedanken sind die Sache nicht wert und die wunderbare Lebenszeit schon dreimal nicht die man sich dadurch versauert. Das ist viel wertvoller als Papier...

Zuerst noch die Einzelstatements:

Ich denke, als Ameisenliebhaber sieht man es nicht gern, wenn jemand einfach mal so 20 Arbeiter aus einem Ameisennest- welcher Art auch immer- entnimmt und dann womöglich zu Hause die "Präparate" "vergammeln" lässt.


Mannoman, ich weiß ja nicht in welcher Traumwelt Du lebst. Was meinst Du wie viele Zigtausend Ameisen von Wissenschaftlern der verganenen 200 Jahre präpariert wurden. Wenn Du das Wort "vergammeln" wirklich ernst meinst machst Du Dich ein gutes Stück lächerlich. Stell Dir doch mal die Wissenschaft ohne Präparate vor. UND AUCH PRIVATPERSONEN sollen und dürfen Präparate sammeln wenn man sein aufrichtiges Vergnügen daran hat.
Hast Du übrigens schonmal Fotos von manchen Präparatsserien gesehen?
Habe mal ein Bild gesehen aus einem Museum in Wien, da ist eine Cataglyphisserie aus der Türkei. Wie präpariert? Die Ameisen mehr zerquetscht als irgendwie anders getötet grob auf Plättchen mit Kleber geklatscht, fertig. Dagegen ist jegliche kleine Privatsammlung Kunst.
Mein dringender Rat auch an andere hier: Bleibt auf dem Boden und nehmt euch selbst nicht zu wichtig. Das hört sich neunmalklug und arrogant an, ich meine es aber einfach so. Argumentationen und Polemik wie hier ist absolut unprofessionell und absolut an den Fakten geschweige denn der Realität vorbeifabuliert.


Seine Empfehlung an "übermotivierte ehrenamtliche Natürschützer und Behörden" ist nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt ist: Gesetz ist Gesetz; Waldameisen sind geschützt und dürfen nicht entnommen werden, schon gar nicht um sie in einer Ameisenfarm tot zu pflegen.


Das Waldameisen nicht für Ameisenfarmen dauerhaft entnommen werden sollten ist glaube ich klar. Ich widerspreche Ihnen aber auf das allerschärfste auf Ihre pauschale und emotionale Kritik an den Worten von Herrn Seifert. Ich kann nicht verstehen was Sie mit diesem Ausspruch erreichen wollten: Ihre Meinung kundzutun, mit Übereifer (denn nichts als Übereifer ist es hier) Naturschutz zu betreiben oder persöhnliche Kritik an Herrn Seifert als Person zu üben.

Ich habe keine Ahnung ob es persöhnliche Differenzen zwischen Ihnen und Ihm gibt, wenn nicht, rate ich dringend dazu jemanden den man im Anliegen für Ameisen und Ameisenschutz wohl als Freund einstufen kann nicht so pauschal und emotional anzugreifen. Das ist äußerst unfair dem Angegriffenen gegenüber.
Das ist nicht richtig.



Hallo Klasi,

es ist völlig irrelevant, ob es tatsächlich schlimm ist wenn du einige Arbeiterinnen entnimmst oder nicht. Gesetz ist Gesetz, Waldameisen dürfen nicht entnommen werden, wer etwas anderes tut verstößt dagegen und kann unter Umständen bestraft werden.


[font=Times New Roman]Die Entnahme auch nur von 20 Tieren ist z.B. IMMER damit verbunden, dass der Sammler ein Vielfaches an Ameisen zertrampelt, v.a. bei Waldameisen. [/font]
[font=Times New Roman]Ein Beispiel dafür, wohin Unkenntnis und Missachtung bestehender Gesetze führen können, kannst Du hier nachlesen (bitte auch die verlinkten Threads beachten): [/font]


EBENSO DER VERLINKTE THREAD.



-- VS --

Ich weiß nicht wodrin die Gefahr besteht wenn man wenige entnimmt, klar kann man sagen, "was wäre wenn es alle machen würden" machen aber nicht alle.
Wir alle interessieren uns für diese Tiere, wodrin besteht dadurch diese Gefahr für diese Tiere, ich meine jeden Tag sterben soo viele von ihnen.



Ich bin wirklich erstmal erschrocken über die obigen kommentierten und unkommentierten Statements.
Schon hier sei gesagt das ich zu 100 % Klasis Meinung teile.

Das Naturschutzrecht ist eins der vernachlässigtsten Rechtszweige (nicht auf allen Gebieten natürlich) den es nach meinen bisherigen Erfahrungen gibt. In solchen Spezialfällen wie bei den Ameisen haben Behörden überhaupt keine Ahnung.
Die DASW übernimmt hier auf weltweit einzigartige Weise eine besondere und wichtige Aufgabe. Zum einen in der Aufklärung und Wissensvermittlung, zum Anderen im praktischen Schutz. Ich bin wirklich stolz Mitglied der ASW Bayern zu sein, Menschen zu kennen die sich leidenschaftlichst für Ihre Aufgaben einsetzten und glücklich über das, was ich in meiner Stadt bis jetzt über diese Funktion lokal erreichen konnte.

Es mutet wie Wahnsinn an wenn dann jemand kommt und jungen Menschen, welche sich für diese Tiere ebenfalls interessieren, noch am ehesten begeisterungsfähig sind und die Welt von morgen lenken müssen mit trockensten Paragraphen von der Ausübung ihrer Faszination und der Bildung einer inneren Bindung an diese Natur abzublocken, fast zu übergehen wie als wären Gesetzte alles was zählt und unfehlbar richtig. Solche Zustände gab es in der DDR, allerdings war das doch eher unangenehm was ich so gehört habe.
Zumal ganz sicher jedes Jahr mehr Waldameisen bei Baumaßnahmen umkommen als alle Mitglieder der jetztigen Ameisencommunity für ihre "Präparatsammlung" oder bei "Beobachtungsausflügen" schaffen würden.
Zumal eine Entnahme von 20, 50, 100 Arbeiterinnen aus einem größeren Nest/ Kolonie diesem Volk NICHT auf Dauer schaden würden.
Zumal Arten wie rufa und polyctena gar nicht bestandsgefährdet sind.
Zumal jeder Mensch Fehler macht und machen dürfen soll.
Hält sich von den Anklägern jeder an Tempolimits auf Autobahnen???
Oder an Rauchverbote?
Oder hat jeder hier erst mit 18 seinen ersten Alkohol getrunken?

Chapeu falls das auf jemanden zutrifft. Doch auch diese Person müsste gemerkt haben dass es nebenher Abertausende Menschen gibt die das nicht tuen. Trotzdem geht die Welt nicht unter/ stirbt die Demokratie / entflammt wilde Anarchie. Tut mir schon wieder sehr Leid dass sich mein Post so aufbrausend und geladen anhört, aber gewissermaßen bin ich das.


Ich kann nicht glauben, dass man sich so auch noch die geringsten Chancen auf einen Nachwuchs im Ameisenschutz verbaut.
Dann gehen die Kinder eben heim, und schauen sich die gekauften Ameisen ausm Shop an. Besser?
Wenn man Ihnen den Zugang so verwehrt werden sie Waldameisen kennen, ja, aber die Exoten sind dann doch interessanter. Könnte ich niemandem verübeln. Natur muss mit Emotionen dafür erlebt werden, damit man sich für sie begeistern kann, damit man eine Leidenschaft entwickelt, das treibt ein Leben lang an.
Hölldobler entdeckte mit seinem Vater Camponotus und garantiert wird das nicht das letzte Nest gewesen sein das er geöffnet hat und wahrscheinlich wird er auch mal mehr gemacht haben als nur einen Stein zu lupfen.
Wilson schreibt selber, dass das Prägendste für sein Leben der frühe Umgang mit Natur und Tieren war, die zu seiner lebenslangen Leidenschaft dafür geführt haben.


Wilson hat Schlangen gehalten, gefangen und vieles mehr. Er hat alles Leben auf einer Insel vernichtet und das war ein nicht unbedeutender Schritt in seiner Laufbahn.


Man sollte in der Realität bleiben und den Menschen die Freiräume lassen, die man sich selber mindestens wünscht.

Zwischen dem Hin und Her zwischen "Ohne Worte" und noch mehr schreiben überwiegt jetzt aber erstmal das Ende.
Ich hoffe ich habe mich einigermassen klar ausgedrückt.






Schönen Abend,


Jan


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#19 AW: Abzweigung aus Ameisenhaufen - verboten oder nicht?

Beitrag von Moya » 14. April 2010, 23:56

Mein Post galt lediglich der Aufklärung über die Gesetzeslage. Mir damit einen Strick drehen zu wollen finde ich durchaus anmaßend. Gesetze haben ihre Berechtigung. Sie regeln das soziale Miteinander nicht nur unter den Menschen selbst, sondern auch mit ihrer Umwelt.

Jeder von uns hat sie bestimmt schon gebrochen, wie Du so schön aufgezeigt hast. Dann ist es aber nur gerecht, wenn man auch zurückgibt. Sei es als Freiheitsstrafe, Geldstrafe oder gemeinnütziger Arbeit. Ob es nun um einen Diebstahl geht, Mord oder eben unerlaubte Eingriffe in die Natur. Zurückzugeben haben wir dann!

Es war nie Sinn meines Posts Menschen daran zu hindern Natur am eigenen Leibe zu erleben. Es gibt nichts schöneres, als die Natur während eines Spaziergangs nah zu erleben. Man sollte sich nur stets bewusst sein wo die Grenzen liegen. Nicht nur im eigenen Gewissen, sondern eben auch im gesellschaftlich entwickelten Gewissen, den Gesetzen.

Aufklärung ist meines Erachtens da genau der richtige Weg. Emotionslos. Sodass sich jeder selbst dazu eine Meinung bilden kann. Deshalb die neutrale Aufklärung über die Gesetzeslage.

Moya



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#20 AW: Abzweigung aus Ameisenhaufen - verboten oder nicht?

Beitrag von Gast » 15. April 2010, 12:05

(zu post # 18) Hallo Jan,

Ich glaube, Du solltest Deinen Eintrag doch noch mal sorgfältig lesen und überdenken. Vieles ist richtig, manches ist leider völlig falsch interpretiert.

Beispiel Seifert. Ich stehe mit ihm sehr gut, und ich habe nicht ihn angegriffen! Was ich kritisiert habe ist, dass man eine Bemerkung herausgenommen und für die scheinbare Legalisierung der Entnahme von Waldameisen herangezogen hat. Seifert drückt eine Meinung aus; das darf er ja. Ich halte mich an die Fakten, wonach die Entnahme von Waldameisen durch Privathalter gesetzlich verboten ist (meine Meinung dazu äußere ich bewusst nicht; das würde wiederum zu Missverständnissen führen).

Wenn Du in dem Abschnitt im Seifert (2007) weiter liest, findest Du Sätze, die den Ameisenhaltern und –sammlern ganz gewiss nicht in den Kram passen, die ich aber vorbehaltlos unterstütze:
Das Absammeln einer Probe von 20 Individuen aus einem Waldameisennest stellt für dieses jedoch keinerlei Gefahr dar und sollte weder durch übermotivierte ehrenamtliche Naturschützer noch durch Behörden verfolgt werden.
Ein anderes Problem verdient dagegen mehr Aufmerksamkeit. Während noch vor 30 Jahren gar nicht daran zu denken war, daß irgendein Hymenopterensammler zum Rückgang auch nur einer Art beitragen könnte hat sich die Situation mittlerweile gewandelt. In einem übervölkerten Land, in dem sich die Brennpunkte der Biodiversität auf flächenmässig immer kleiner werdende Habitatinseln konzentrieren und die Naturnutzung durch Freizeitaktivität ein Maximum erreicht hat, können Belastungen durch fortwährendes Umdrehen von Steinen, Abspalten von Borke oder Öffnen anderer Mikrohabitate lokal zu signifikanten Lebensraumzerstörungen führen. Angesichts der zunehmenden Zahl insbesondere von Freizeitmyrmekologen und Menschen, die Ameisenhaltung als unterhaltsames Hobby betreiben, sowie der bedauerlichen Entwicklung kommerziellen Handels mit lebenden Ameisennestern [413], ist zu befürchten, daß die immer wieder aufgesuchten "berühmten" Gebiete durch Sammler deutlich geschädigt werden. Es sollte daher selbstverständlich sein, daß beim Sammeln von Arten nicht nur höherer Gefährdungsgrade so schonend wie möglich vorgegangen wird. Bei rein faunistischen Untersuchungen kann auf ein Beschädigen der Nester oft verzichtet werden.

Ich kann unmöglich auf alle Details Deines Beitrags eingehen. Aber ein weiteres Beispiel will ich noch aufgreifen. Es ist der folgende Abschnitt:
Es mutet wie Wahnsinn an wenn dann jemand kommt und jungen Menschen, welche sich für diese Tiere ebenfalls interessieren, noch am ehesten begeisterungsfähig sind und die Welt von morgen lenken müssen mit trockensten Paragraphen von der Ausübung ihrer Faszination und der Bildung einer inneren Bindung an diese Natur abzublocken, fast zu übergehen wie als wären Gesetzte alles was zählt und unfehlbar richtig. Solche Zustände gab es in der DDR, allerdings war das doch eher unangenehm was ich so gehört habe.
Zumal ganz sicher jedes Jahr mehr Waldameisen bei Baumaßnahmen umkommen als alle Mitglieder der jetztigen Ameisencommunity für ihre "Präparatsammlung" oder bei "Beobachtungsausflügen" schaffen würden.
Zumal eine Entnahme von 20, 50, 100 Arbeiterinnen aus einem größeren Nest/ Kolonie diesem Volk NICHT auf Dauer schaden würden.
Zumal Arten wie rufa und polyctena gar nicht bestandsgefährdet sind.
Zumal jeder Mensch Fehler macht und machen dürfen soll.
Hält sich von den Anklägern jeder an Tempolimits auf Autobahnen???
Oder an Rauchverbote?
Oder hat jeder hier erst mit 18 seinen ersten Alkohol getrunken?
Denke mal folgerichtig über diese markigen Sätze nach:
Die logische Konsequenz ist: Wir können viele Gesetze abschaffen, weil sie ja doch übertreten werden!
Also:
Weg mit dem Naturschutz!
Weg mit den Verkehrsgesetzen!
Weg mit dem Alkoholverbot für Jugendliche!
- und so weiter –

Nochmals:
Zumal eine Entnahme von 20, 50, 100 Arbeiterinnen aus einem größeren Nest/ Kolonie diesem Volk NICHT auf Dauer schaden würden.
Zumal Arten wie rufa und polyctena gar nicht bestandsgefährdet sind.
Also: Auch weg mit der Ameisenschutzwarte!
Von einem Mitglied dieses Verbandes, zumal einem Mitglied der besonders strengen ASW Bayern, lesen sich Deine Ausführungen doch zumindest befremdlich.
Die Entnahme und Haltung von Ameisen (außer Waldameisen) ist ja in ganz Deutschland völlig legal (soweit sie nicht aus einem Naturschutzgebiet entnommen werden), auch der private und kommerzielle Handel sind uneingeschränkt gestattet.
Dein Argument: „Es mutet wie Wahnsinn an wenn dann jemand kommt und jungen Menschen, welche sich für diese Tiere ebenfalls interessieren, noch am ehesten begeisterungsfähig sind und die Welt von morgen lenken müssen mit trockensten Paragraphen von der Ausübung ihrer Faszination und der Bildung einer inneren Bindung an diese Natur abzublocken, fast zu übergehen wie als wären Gesetzte alles was zählt und unfehlbar richtig“
– das geht also an den Tatsachen völlig vorbei! Die jungen Menschen haben doch ihr Spielfeld, und nichts spricht dafür, dass sie ausgerechnet Waldameisen oder Tiere aus Naturschutzgebieten dafür verbrauchen müssen!

Nix für unguat,
Merkur


Edit: Habe die Bemerkung "Außerhalb Bayerns..." getilgt. Danke für den Hinweis, Cictani!



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#21 AW: Abzweigung aus Ameisenhaufen - verboten oder nicht?

Beitrag von Cictani » 15. April 2010, 14:16

Merkur hat geschrieben:Außerhalb Bayerns ist ja die Entnahme und Haltung von Ameisen (außer Waldameisen) völlig legal


Auch in Bayern ist das völlig legal. Die ASW Bayern ist halt generell gegen die Haltung von Ameisen, dadurch wird es allerdings nicht illegal. Genauso wird die Haltung exotischer Ameisen nicht illegal wird, nur weil die ASW Deutschland dagegen ist.



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#22 AW: Abzweigung aus Ameisenhaufen - verboten oder nicht?

Beitrag von Jan » 15. April 2010, 16:08

Hallo Zusammen,

@ Moya: Verzeihung, falls es so rübergekommen ist als würde ich Dir irgendetwas vorwerfen.
Mein Post galt lediglich der Aufklärung über die Gesetzeslage. Mir damit einen Strick drehen zu wollen finde ich durchaus anmaßend.
Du hast vollkommen Recht, Du hast nur Fakten gepostet, und mein Post war nicht an Dich gerichtet. Dein Post war in diesem Thread wahrscheinlich bis jetzt der Beste, weil er hier ein paar Usern nochmal die Augen über die tatsächliche Gesetzeslage geöffnet hat.


@ Merkur

Vielen Dank für Ihre Antwort.
Ich werde mir über mein Geschriebenes nochmal Gedanken machen.
Merkur hat geschrieben:
Beispiel Seifert. Ich stehe mit ihm sehr gut, und ich habe nicht ihn angegriffen! Was ich kritisiert habe ist, dass man eine Bemerkung herausgenommen und für die scheinbare Legalisierung der Entnahme von Waldameisen herangezogen hat. Seifert drückt eine Meinung aus; das darf er ja. Ich halte mich an die Fakten, wonach die Entnahme von Waldameisen durch Privathalter gesetzlich verboten ist (meine Meinung dazu äußere ich bewusst nicht; das würde wiederum zu Missverständnissen führen).

Wenn Du in dem Abschnitt im Seifert (2007) weiter liest, findest Du Sätze, die den Ameisenhaltern und –sammlern ganz gewiss nicht in den Kram passen, die ich aber vorbehaltlos unterstütze:
1. Ich kenne leider die Version von 2007 nicht. In der alten Fassung ist nach dem zitierten Satz sinngemäß Folgendes genannt:
"Bei der geringen ANzahl von Hobbymyrmekologen ist eine Gefährdung durch Sammelaktivität derzeit ausgeschlossen. Viel bedrohlicher ist der Lebensraumverlust durch Baumaßnahmen."

Weiterhin ging es hier explizit um die Entnahme von ein paar Arbeiterinnen von einem kleinen Privatman. Das halte ich weiter für uneingenommen vertretbar.
Ich kann unmöglich auf alle Details Deines Beitrags eingehen. Aber ein weiteres Beispiel will ich noch aufgreifen. Es ist der folgende Abschnitt:

Denke mal folgerichtig über diese markigen Sätze nach:
Die logische Konsequenz ist: Wir können viele Gesetze abschaffen, weil sie ja doch übertreten werden!
Also:
Weg mit dem Naturschutz!
Weg mit den Verkehrsgesetzen!
Weg mit dem Alkoholverbot für Jugendliche!
- und so weiter –


Richtig, viele Gesetzte werden doch übertreten.

Abschaffen deswegen? NEIN, das wäre das gegenteilige Extrem zum kompletten Ignorieren von bestehenden Gesetzten.

Finde ich beides nicht gut. Ich möchte den ausgeglichenen Mittelweg gehen und dabei auf den wichtigsten Teil meines Verstandes hören:
Den gesunden Menschenverstand!
Und der sagt mir, dass Beide extreme schlecht sind, weil sie auf der einen Seite totale Kontrolle innerhalb der Gesetzte und auf der anderen Seite Anarchie steht. Die Realität ist nie pauschal und einfach, im Gegenteil sie ist sehr kompliziert und vielschichtig und jeder Mensch einzigartig.
Deswegen darf man nie Menschen pauschal beurteilen.
Es gibt nicht "die Ameisenhalter", "die Shopbetreiber" und "die Naturschützer". Das sind viel zu heterogene Gemeinschaften.
Pauschal zu sagen: "Ok, wenn Du hier einen Gesetztesübertritt propagierst, dann sofort weg mit allem" bringt uns nicht weiter, weil es nicht real ist/wird. Wir sollten unter den gegeben Fakten in der Realität diskutieren.
Fakt: Vom Gesetzt verboten. Fakt: In 99% nicht überprüfbar, ahndbar oder "abstellbar". Würde diese Person hier nicht fragen könnte sie und 10.000 Andere es trotzdem machen ohne das Sie, ich oder irgendjemand dieser Community etwas davon mitkriegt. Also sollte man vernünftig und in einem gewissen Maß offen damit umgehen.

Nochmals:
Also: Auch weg mit der Ameisenschutzwarte!
Von einem Mitglied dieses Verbandes, zumal einem Mitglied der besonders strengen ASW Bayern, lesen sich Deine Ausführungen doch zumindest befremdlich.
Die Entnahme und Haltung von Ameisen (außer Waldameisen) ist ja in ganz Deutschland völlig legal (soweit sie nicht aus einem Naturschutzgebiet entnommen werden), auch der private und kommerzielle Handel sind uneingeschränkt gestattet.

Auch hier etwas pauschal ; )
Oben ist meine Meinung zu Pauschalität zu lesen. Die "ASW Bayern" (wieder so eine Menschengruppe) ist besonders streng. Ich bin es nicht. Weil ich es nicht für richtig halte. Das heißt trotzdem nicht, dass ich alles andere uneingeschränkt gutheisse, bitte nicht vergessen ;). Und das werde ich jedem aus der ASW Bayern oder sonstwem der meine Meinung zu diesem Thema hören möchte so sagen. Ich bin nicht die ASW und die ASW nicht ich. Ich bin ein engagiertes Mitglied weil ich glaube dass das Ziel dieses Vereins ein wichtiges und richtiges ist. Das heißt nicht, dass ich alle Methoden automatisch gutheisse.


– das geht also an den Tatsachen völlig vorbei! Die jungen Menschen haben doch ihr Spielfeld, und nichts spricht dafür, dass sie ausgerechnet Waldameisen oder Tiere aus Naturschutzgebieten dafür verbrauchen müssen!

Nix für unguat,
Merkur
Gebe Ihnen teilweise Recht. Aber die Sache ist die, dass man Dinge die unwichtig sind auch als solche einstuft.
Und wenn nun mal junge Menschen Waldameisen präparieren / beobachten oder mal Bienen aus einem Naturschutzgebiet aufziehen geht die Welt nicht unter. Das muss man sich auch in diesen ökologisch gesehen katastrophalen Zeiten trotzdem vor Augen führen.
Ich habe gesehen wie sich Waldameisennester neu gebildet haben, nachdem das Waldstück in dem sie lebten von Harvestern und Baggern regelrecht umgedreht wurde. Sie haben sich erholt. Natürlich war der Verlust vermeidbar. Trotzdem werden sie an diesem Standort überleben. Das zählt auf lange Sicht. Und Sie werden wohl auch so wie ich einsehen dass der Beobachtungsdrang von Jugendlichen weit wenig zerstörerisch ist als der von Harvestern und Baggern.
Sie sind nicht auf die Nennung von Hölldobler und Wilson eingegangen, vielleicht ist das in Ihren Augen ja nicht vergleichbar.
Aber auch Sie werden denke ich zustimmen dass es Abermillionen von jungen Menschen und Alten bzw. schon Verstorbenen weltweit gibt, die sich, als sie noch jung waren, intensiv mit der Natur /bestimmten Tiergruppen in ihrer nahen Umgebung beschäftigt haben. Tiere gehalten, beobachtet, präpariert oder auch getötet haben.
Das ist/war im Einzelfall nicht schön und gerechtfertigt. Sie haben es trotzdem getan. Und die Welt dreht sich noch mit diesen Tieren auf ihr darauf. Natürlich wird das ganze ernst wenn die Nachfrage / Aktivität in eine Richtung zu groß wird und damit Ausbeutung beginnt. Zweifelsfrei ist das auch schon bei Ameisen in einem mir unbekannten Maß der Fall.
Nicht schön und nicht gut. Trotzdem wird ein an Natur interssierter Jugendlicher dieses System verstärken oder Arten ausrotten nur weil er sich in seinem Stadtwald mal Waldameisen fängt.
Soweit sind wir noch nicht und ich hoffe es wird nie soweit kommen.


Viele Grüße,

Jan


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#23 AW: Abzweigung aus Ameisenhaufen - verboten oder nicht?

Beitrag von Gast » 15. April 2010, 17:44

Hallo Jan,
Ich kenne leider die Version von 2007 nicht.
Schade. Jetzt steht das so in der Seifert-Ausgabe von 2007, ca. 12 Jahre nach Niederschrift der ersten Auflage. 1995 gab es noch keinen Ameisenhype und keinen kommerziellen Ameisenhandel.
Weiterhin ging es hier explizit um die Entnahme von ein paar Arbeiterinnen von einem kleinen Privatman. Das halte ich weiter für uneingenommen vertretbar.
Auch Du bist nicht der Gesetzgeber! Und so wenig wie sich ein ertappter Waldameisensammler mit der Formulierung von Herrn Seifert verteidigen kann, so wenig kann er das mit Hinweis auf seinen oder Deinen „gesunden Menschenverstand“.
Man stelle sich vor, einer der Ameisenschützer beobachtet einen Jungen, wie er an einem Waldameisennest seine Ameisenschachtel zu füllen versucht (es gibt DASW-Angehörige, die sehr oft durch „ihre“ Reviere streifen). Ein paar Tage später sieht er denselben Knaben, zusammen mit zwei gleich gesinnten Freunden, wie sie wieder Ameisen entnehmen. Ihm platzt der Kragen, er folgt den „Tätern“ um ihre Adressen heraus zu finden, und erstattet Anzeige.
Der Ameisenschützer hat das Gesetz hinter sich. Die Verteidigung der Täter mit der Bemerkung von Seifert ist was? „Das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt ist“. Ist jetzt verständlich, was ich gesagt habe?

Die Startfrage des Threads war: „Abzweigung aus Ameisenhaufen - verboten oder nicht?“
Unter der Prämisse, dass die allermeisten Menschen unter einem Ameisenhaufen eben einen WA-Haufen verstehen, kann ICH nur sagen, dass es verboten ist. Nicht mehr und nicht weniger.

In der Werbung eines der Läden las ich, dass „die kleinen Ameisen aus dem Garten nicht geeignet sind“. Das ist für mich nur leicht verdeckt die Empfehlung, nach draußen zu gehen und Waldameisen zu nehmen. Eine andere Art/Gattung größerer Ameisen wird ja nicht empfohlen (die werden die Verkäufer der Gelfarmen ebenso wenig kennen wie ihre Kunden).
Und wenn nun mal junge Menschen Waldameisen präparieren / beobachten oder mal Bienen aus einem Naturschutzgebiet aufziehen, geht die Welt nicht unter.
Lieber Jan, darf ich darauf hinweisen, dass Du (übrigens so wie viele andere Ameisenfreunde in den Foren-Diskussionen) doch selbst ziemlich mit den Extremen argumentierst? Wo Du mir weiter oben Ähnliches vorwirfst?
Deswegen darf man nie Menschen pauschal beurteilen.
Vor dem Gesetz (und vor Gott) sind alle Menschen gleich ;-)
Im Ernst: Gesetze können nicht individuell zugeschnitten werden. Gibt’s Gegenmeinungen?
„Sie sind nicht auf die Nennung von Hölldobler und Wilson eingegangen, vielleicht ist das in Ihren Augen ja nicht vergleichbar.“
Ein leider altes Argument. Bewusst extremes Gegenargument: Können wir mit der Freigabe von Waldameisen für Hobby-Myrmekologen erreichen, dass sich daraus eine Anzahl weiterer Hölldoblers und Wilsons entwickelt?
Aber auch Sie werden denke ich zustimmen dass es Abermillionen von jungen Menschen und Alten bzw. schon Verstorbenen weltweit gibt, die sich, als sie noch jung waren, intensiv mit der Natur /bestimmten Tiergruppen in ihrer nahen Umgebung beschäftigt haben. Tiere gehalten, beobachtet, präpariert oder auch getötet haben.“
Wie bei dem oben behandelten Unterschied zwischen Seifert 1996 und 2007 muss man beachten, dass sich die „Zeiten“ ändern; gerade heutzutage sogar ganz ungemütlich rasch.

Was Wilson und Hölldobler und andere in ihren jungen Jahren (vor mehr als 50 Jahren!) gemacht haben, war damals für die Natur noch recht belanglos. Man hat das auch nicht so wahrgenommen. Es waren damals auch in Deutschland oder USA allenfalls eine Handvoll Myrmekologen.

Jetzt werden diese Gelfarmen etc. offenbar in Massen verkauft. Eine Produktion lohnt sich ja erst bei entsprechendem Absatz. Ich habe keine Zahlen, aber denke, dass allein in Deutschland jährlich 10.000 oder mehr gekauft werden dürften. Zum Vergleich:
Laut einem Beitrag im amerikanischen Forum hatte die Los Angeles Times im August 2002 berichtet, dass die von Milton Levine 1956 entwickelte Ameisenfarm seither (bis 2002) in 20 Millionen Exemplaren verkauft wurde. „Der Verkauf läuft noch immer hervorragend“. Das wären im Schnitt jährlich gegen 450.000 Stück, wohl mehrheitlich in den USA.
http://www.ameisenwiki.de/index.php/Archiv_%C3%A4lterer_Ereignisse#Uncle_Milton_Ant_Farm_50_Jahre_alt
In den USA ist das Problem der Besetzung einfach geregelt: Man kauft die Ameisen per Gutschein dazu (Pogonomyrmex u.a., die in dem Gel tatsächlich graben).

Nun stelle man sich vor, dass in Deutschland vielleicht ein paar Tausend Käufer solcher Farmen in den Wald ziehen und ihre Schachteln mit (Wald-)ameisen zu befüllen suchen….

So, mehr Zeit kann ich auf diese Debatte leider wirklich nicht verschwenden.

MfG,
Merkur



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#24 AW: Abzweigung aus Ameisenhaufen - verboten oder nicht?

Beitrag von jkiefer » 15. April 2010, 22:05

Ach Leute,

Herr Seifert hatte mit diesem Satz mit Sicherheit nicht im Sinn einen Freibrief für die Plünderung von Waldameisennestern auszustellen. Ich schaffe es ehrlich gesagt auch nicht diesen Satz so zu interpretieren, vorallem wenn man den Kontext aus seinem 2007 erschienenen, überarbeiteten Buch kennt.
Auch muss man die Zeit berücksichtigen in der dieser Satz erstmals niedergeschrieben wurde. 1996 war an tausende "Ameisenhalter" (Zahl weiter stark ansteigend) allein in Deutschland noch gar nicht zu denken, oder das sich ein Markt für Ameisenkolonien /-königinnen entwickeln könnte. Auch nicht das vielleicht hunderte "Ameisenhalter" in die Naturschutzgebiete rennen, und dort nach neuen, seltenen Arten für ihre Haltung suchen und ohne Rücksicht alles einsammeln dessen sie habhaft werden können.

Naja mittlerweile ist "Ameisenhaltung" ja schon fast zu einer "Mode" verkommen! Mit all den negativen Auswüchsen die bei "besonderer Tierhaltung" immer mitspielen (Sammelwahn, Tier als Statussymbol usw.)! Damals war es ein "Hobby" (man müsste wohl eher von Leidenschaft reden) das nur sehr wenige betraf.
Frei nach dem Motto: "Was man kennt und für Gut befindet, das schützt man auch!" wurde damals und wird heute noch versucht die Menschen für Ameisen zu begeistern, und sie davon zu überzeugen das Ameisen nicht die lästigen kleinen Biester im Garten, sondern durchaus schützenswert, interessant und wichtig sind!

Das Problem ist nur, dass das wohl nicht unbedingt klappt, zwar gibt es heutzutage mittlerweile tausende Ameisenhalter, aber wirkliche Ameisenschützer sind immernoch eher selten dabei! Vielmehr hat die Entwicklung der letzten Zeit, mit all den Negativ-Beispielen die auch hier im Forum zu finden sind, gezeigt, das die Ameisen leider schon fast vor den "Ameisenhaltern" geschützt werden müssen!

Es mag aber durchaus noch Situationen geben, in der solch eine Entnahme auch ohne Ausnahmegenehmigung immer noch, vorsichtig ausgedrückt, in Ordnung ist, nur muss man da wiederrum von Situation zu Situation unterscheiden. Wenn ein Biologiestudent am Rande seines Studiums mit Ameisen zu tun hatte, sich beginnt für Ameisen zu interessieren und mal aus einem Hügel eine kleine Nestprobe entnimmt und versucht zu bestimmen, ist das etwas ganz anderes wie wenn hunderte Leute sich so ein Gel-Dingens kaufen und diese mit Waldameisen füllen (lieber ein paar mehr für den Fall das welche sterben -.-). Es muss dazu gesagt werden, ich habe keine Ahnung wie schwer bzw. leicht es ist an solch eine Ausnahmegenehmigung zu kommen.

Zu den Präparaten will ich auch noch kurz was sagen, immerhin wurde ich ja namentlich erwähnt.
Was Clypeus, meiner Meinung nach, sagen wollte, ist nicht das Präparate und Präparatsammlungen gänzlich sinnlos oder unnötig sind, sondern das derartiges, für Zwecke die keinerlei wissenschaftlichem Kontext entspringen, unnötig ist. Ich denke da z.b. an manche Schmetterlingsammlungen wo nur Angeberei und der "ästhetische Wert" dahintersteht. Oder auch an Käfer, die aufgrund ihres Namens ein beliebtes Sammelobjekt sind und deshalb fast bis zur Ausrottung gesammelt und präpariert werden!

Wofür sollte auch beispielsweise ich, der noch keinerlei wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht werden kann, eine umfangreiche Sammlung von Präparaten bestehend aus ausreichend großen Nestproben anlegen und dafür auch noch lebende Tiere töten? Zwar interessiere ich mich sehr für die Determination und Ökologie der einheimischen Ameisenarten und will natürlich auch wissen womit ich es da zu tun habe, aber oft ist es mir nicht Wert deshalb z.b. seltene Arten zu töten und zu präparieren (hab letztens z.b. eine Arbeiterin von, wie ich denke Leptothorax gredleri gefunden, konnte es aber nicht übers Herz bringen diese zu töten und einer genaueren Bestimmung zu unterziehen auch wenn es sich damit soviel ich weiß um den Erstnachweiß dieser Art hier in meiner Region gehandelt hätte).
Auf der anderen Seite, warum sollte ich Arten töten und präparieren die ich auch mit einer 20-fach Lupe einwandfrei bestimmen kann, aus diesem Grund habe ich z.b. auch keine Dolichoderus quadripunctatus in meiner "Sammlung" (was man halt so Sammlung nennen kann, bei 9 Arten und vielleicht 40 Individuen insgesamt).
Wenn alles beruflich so läuft wie ich es mir erträume (Ameisen müssen endlich stärker in der naturschutzfachlichen Planung berücksichtigt werden, vielleicht kann ich ja was dafür tun ;) !!!) werde ich eines Tages vielleicht dazu gezwungen sein, sozusagen als Beweis, Nestproben zu sammeln und dafür auch Tiere zu töten. Denn ohne Belegmaterial ist jede Artenerhebung so ziemlich sinnlos.
Also auch hier wieder eine Sache die nicht pauschalisiert werden kann und darf!


Und jetzt hoffe ich das die "Streithähne", nachdem sie so lange aneinander vorbeigeredet haben (unglückliche Formulierungen, Pauschalisierungen usw. taten ihr Übriges), erkennen das sie soweit mit ihren Ansichten gar nicht auseinanderliegen wie sie vielleicht glauben!

Lg


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"Was für ein Ende soll die Ausbeutung der Erde in all den künftigen Jahrhunderten noch finden? Bis wohin soll unsere Habgier noch vordringen?"
(Plinius der Ältere, 23 - 79 n. Chr.)


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