Umsiedelung einer Camponotus ligniperdus Kolonie

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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syafon
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#1 Umsiedelung einer Camponotus ligniperdus Kolonie

Beitrag von syafon » 13. Juni 2010, 19:13

Hallo liebe Ameisenfreunde!

Als ich heute auf Futtersuche für meine Mädls war, sind mir auf einmal an einem großen Sandhaufen neben dem Freibad einige Camponotus ligniperdus Arbeiterinnen aufgefallen. Diese hatte ich davor noch nie dort gesehen. Ich habe mich dann mal etwas genauer umgesehen, und habe tatsächlich den Eingang entdeckt, der unter einem kleinen Stück Holz genau in diesen Sandhaufen führt. Das Nest liegt definitiv im Sand, und nicht an der rechts auf dem Bild angrenzenden Wiese. Unter dem Sandhaufen ist betoniert, da kommen sie nicht durch, und es gibt auch keinen direkten Anschluss an die Wiese... Die Kolonie dürfte recht groß sein, sind etliche Majore am furagieren, der Eingang wird von mehreren Arbeiterinnen aller Größen bewacht.

Auf den Bildern sieht man den Sandhaufen (1), den Bereich des Nestes etwa (2) und den Nesteingang (3). Der Nesteingang ist am unteren Ende des oben liegenden Holzstückes auf dem 2. Bild.

Bild Bild Bild

So, jetzt kommen wir zum eigentlichen Problem an der Sache. Dieser Sandhaufen wurde dieses Jahr im März aufgeschüttet, da auf dem benachbarten Sportplatz eine neue Beachvolleyballanlage gebaut wird. Dieser Sand ist dann dafür vorgesehen. Bauende der Anlage soll Ende Juni - Mitte Juli sein. Sprich die Kolonie ist in ziemlich großer Gefahr, da sie das wahrscheinlich nicht überleben werden, wenn da große Bagger ankommen und den Sand abtransportieren...

Nach ein paar Überlegungen bin ich dann drauf gekommen, dass das die Kolonie sein muss, die ich seit diesem Frühling vermisse... :D
Denn letztes Jahr habe ich etwa 10 Meter weiter entfernt unter einer Fichte in einem kleinen Mischwäldchen eine Kolonie entdeckt, dort konnte ich allerdings dieses Jahr kaum mal eine Arbeiterin furagieren sehen, auch der Nesteingang schien verschwunden. Konnte mir das lange Zeit nicht erklären, jetzt ist mir klar, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit dort eingezogen sein müssen, da es dort wesentlich wärmer wird tagsüber als am alten Standort.

Jetzt zu meinen Fragen:
Wäre es sinnvoll, einen Versuch zu starten auf gut Glück das Nest auszuheben und hoffen, dass die Königin dabei ist und es überlebt?

\\Edit:
Falls ja, wäre es am sinnvollsten mit einem großen Behälter hinzugehen, und langsam das Nest Stück für Stück in den Behälter zu verfrachten - von außen nach innen praktisch sich vorzuarbeiten? Oder wird die Gyne dann so schnell weg sein, dass ich die nicht mehr finde und verurteile ich dann die Arbeiterinnen zum Tod?

Was kann ich sonst machen um sie zum umziehen zu bewegen binnen nichtmal einem Monat?

Es gäbe genug Standorte etwas außerhalb des Ortes, wo sich die Damen sehr wohl fühlen würden. Ein Mischwald in dem ich schon etliche C. ligniperdus Kolonien gefunden habe. Da finde ich sicher ein schönes Plätzchen, wo sie ihren Frieden hätten. Die Frage ist, wie ich das bewerkstellige, sie da raus zu bekommen?

Hoffe mir kann jemand helfen.

lg
syafon


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Clypeus
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#2 AW: Umsiedelung einer Camponotus ligniperdus Kolonie

Beitrag von Clypeus » 13. Juni 2010, 19:16

Ich habe zwar keine Idee, wie man den Ameisen helfen könnte, finde es aber toll, dass du dir für die Ameisen ein bissel Arbeit aufbürden willst! :clap:



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Boro
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#3 AW: Umsiedelung einer Camponotus ligniperdus Kolonie

Beitrag von Boro » 13. Juni 2010, 21:31

Hallo syafon!
Vielleicht ist das Nest doch in dem Holz? Das sieht mir wie der Rest eines Baumes aus, möglicherweise kann man das Holz wegreißen und alles blitzschnell in einen großen Plastiksack tun, oben zubinden und abtransportieren?
L.G.Boro



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syafon
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#4 AW: Umsiedelung einer Camponotus ligniperdus Kolonie

Beitrag von syafon » 13. Juni 2010, 23:17

Hallo Boro!

Nein, das Nest ist definitv nicht in dem Holzstück. Das ist nicht der Rest eines Baumes, das ist nur ein kleines Stück Holz (habe es kurz mal angehoben, um den Nesteingang eindeutig zu identifizieren). Das Holz ist vielleicht einen halben Meter lang, ist leicht beweglich (sehr wenig Gewicht) und liegt eigentlich nur auf dem Sand, besteht zum Großteil nur aus Baumrinde, also da haben sie imho keine Möglichkeit so eine große Kolonie unterzubringen, eventuell unterirdisch in dem Holz...

Auf dem zweiten Bild sieht man zwei Holzstücke. Das untere der beiden lässt sich komplett anheben, da sind nach anheben einige Arbeiterinnen rausgefallen (da habe ich das Nest zuerst vermutet). Da wird allerdings keine Brut gelagert, da waren nur 3 - 5 Majore an der Unterseite des Holzes.
Als ich dann das andere Stück Holz angehoben habe, ging die große Aufregung los. Da bemerkte ich auch schnell, dass dort der Eingang war, allerdings ließ sich das Holzstück fast komplett wegziehen (an der Oberseite gehalten, an der Unterseite ist es im Sand vergraben), ohne dass ich Brut entdecken konnte oder ähnliches. Es gab dann im unteren Bereich des Holzes (auf Bild 3 hab ich nochmal den Eingang abgebildet) starke Unruhe und es waren mehrere Arbeiterinnen aufgebracht. Sollte sich das Nest in dem Holz befinden, wäre es trotzdem in den Sand eingebaut, denn ich hatte es eigentlich so weit es ging angehoben, aber am sichtbaren Teil des Holzes gab es weder Brut noch sonstige Anzeichen für das Nest. Daher bin ich mir ziemlich sicher, dass es sich im Sand selber befindet (möglich, dass es unterirdisch im Holz liegt, so nicht festzustellen... -.-)

lg
syafon


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Boro
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#5 AW: Umsiedelung einer Camponotus ligniperdus Kolonie

Beitrag von Boro » 14. Juni 2010, 08:45

Recht häufig wirkt sich auch häufige Störung eines Nestes positiv auf die Abwanderungsbereitschaft aus. Wenn man etwa das von dir angesprochene Holz über dem Eingang herauszieht und u. U. ein wenig nachgräbt, kann es durchaus sein, dass sich das Volk zur Abwanderung entschließt. Wenn eine wiederholte Störung zum Erfolg führen sollte, erfolgt der Exitus meist am gleichen od. nächsten Tag.
Mit dieser Methode habe ich schon zweimal erfolgreich je ein großes Nest dieser Art zur Auswanderung gedrängt, weil sie meinen Polyergus rufescens-Nestern bedrohlich nahe kamen. Für diese sehr seltene Art ist Camponotus ligniperdus eine echte Gefahr!
L.G.Boro



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syafon
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#6 AW: Umsiedelung einer Camponotus ligniperdus Kolonie

Beitrag von syafon » 14. Juni 2010, 10:34

Hallo Boro!

Danke für den Tipp! Dann werde ich das mal versuchen. Ich werde einfach mal das Holzstück rausziehen und dann kann ich sicher auch genaueres sagen, inwiefern das Teil des Nestes ist oder eben nicht. Und dann werde ich sie solange stören, bis sie ausziehen, natürlich ohne Schaden anzurichten.

Eine Neststörung jetzt ist sicher besser als eine durch einen 20 Tonnen Bagger ^^

Werde dann weiter berichten, obs geklappt hat.

lg
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ko89
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#7 AW: Umsiedelung einer Camponotus ligniperdus Kolonie

Beitrag von ko89 » 5. Juli 2010, 22:16

syafon, wie schauts aus?
War die Umsiedlung erfolgreich? Hast lange nicht mehr geschrieben.



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syafon
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#8 AW: Umsiedelung einer Camponotus ligniperdus Kolonie

Beitrag von syafon » 6. Juli 2010, 13:08

Huhu!

Danke ko89 für die Erinnerung *schäm* Ich bin derzeit ziemlich im Studienstress... das Semester geht dem Ende zu.

Also folgendes ist passiert.

Ich habe mich erstmal diesem Holzstück gewidmet, wo ich die Arbeiterinnen zuerst aufgescheucht hatte, habe geschaut, ob dieses Stück Holz das mögliche Nest ist. War es nicht...

Dann habe ich mich vorsichtig in den Sand vorgearbeitet. Die bereits dicht verwurzelten Pflanzen machten die Sache nicht ganz einfach, ich traute mich allerdings nicht mit dem Spaten ranzugehen, bevor ich nicht 100% sicher sein konnte, wo genau das Nest im Sand ist. Daher habe ich mich mal langsam vorgearbeitet. Immer wieder fielen mir Arbeiterinnen auf, die aus dem Sand purzelten, je weiter ich mich vorarbeitete. Allerdings nur vereinzelte, niemals die Anzahl, die ich erwartet hatte bei der Koloniegröße.

Irgendwann war ich mir dann nicht mehr so sicher, dass sich das Nest tatsächlich dort drin befindet. Und es war tatsächlich so, es gab zwar einen Nestausgang dort, aber der Haupteingang des Nestes lag etwa 5 Meter weiter rechts auf Bild (1) unter einer großen Weide. Wie gesagt, es gibt einen Nestausgang dort, aber inwieweit dort tatsächlich Brut gelagert wird oder sich Arbeiterinnen aufhalten, kann ich nicht genau sagen, allerdings bin ich mir inzwischen sicher, dass der Hauptteil des Nestes sich unter der angesprochenen Weide befindet, was mich beruhigt und eine weitere Störung nicht nötig macht.

Bilder werde ich noch nachreichen. Sorry für die "unnötigen" Umstände... ;)

lg
syafon


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