Ab wann normale Arbeiterinnen anstatt Pygmäen?

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
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Soulfire
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#1 Ab wann normale Arbeiterinnen anstatt Pygmäen?

Beitrag von Soulfire » 25. Juni 2010, 14:13

Ich frage mich, wieviele Pygmäen üblicherweise schlüpfen, bevor die ersten "richtigen" Arbeiterinnen kommen.
Bei meiner Lasius cf. flavus Königin "Oskar" sind nämlich mittlerweile ~20 "Arbeiterinnen" geschlüpft, die alle noch so klein bzw. nicht viel Größer sind, wie die ersten Winzlinge, die geschlüpft sind (~2mm). Auf jeden Fall kein Vergleich zu den Lasius cf. flavus bei mir im Garten! (~3-4mm)

Ist das normal, das soviele Pygmäen schlüpfen?
Oder könnte es evtl. doch eine andere gelbe Lasius Art sein, die einfach kleiner ist?
Oder habe ich einfach mal wieder einen Knick in der Optik? :spin2:


Kleingeister brauchen Ordnung, Ein Genie beherrscht das Chaos!

Ich halte Formica sanguinea, Temnothorax cf. nylanderi, Lasius cf. flavus, Lasius cf. niger, Formica rufibarbis, Formica cunicularia, Tetramorium sp., Camponotus vagus

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Timae
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#2 AW: Ab wann Arbeiterinnen statt Pygmäen?

Beitrag von Timae » 25. Juni 2010, 14:30

Hallo,

der Übergang von Pygmäen zu Arbeiterinnen geschieht langsam nach und nach. In der Regel werden die ersten 10-20 Arbeiterinnen als Pygmäen bezeichnet.

Wenn du bei einer Bevölkerung von ca. 50 Arbeiterinnen immer noch keine 3-4mm großen Arbeiterinnen erkennst, kann es sich wahrscheinlich um eine andere kleinere species handeln.

lieben Gruß,
Tim


-Camponotus ligniperda
-Messor barbarus

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Schildkroet
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#3 AW: Ab wann Arbeiterinnen statt Pygmäen?

Beitrag von Schildkroet » 25. Juni 2010, 14:33

Hey!

Diese Pygmäen-Geschichte ist ja schon interessant und ich glaube da gibt es auch noch so einige Ungereimtheiten.

Aber deine Frage lässt sich glaube ich recht einfach logisch ergründen, zumindest ist das meine Meinung:
Die Pygmäen treten ja im Prinzip als "Sparversion" der Imagines auf, um quasi Arbeitskraft schnell und, in Bezug auf Ressourcen, günstig zu schaffen, da die Gyne meist zu beginn nur Ihre Flugmuskulatur als Energievorrat hat.
So kann überhaupt erst begonnen werden, Ressourcen für die Kolonie zu sammeln.
Diese dann eingetragenen Ressourcen in Form von Energie und Proteinen kann man dann wieder in größere und effizientere Imagines investieren.

Deshalb meine direkte Antwort: Sobald konstant genug Energie und Proteine eingetragen werden.

Je besser eine Kolonie versorgt ist, desto größer werden ja auch im später die Arbeiterinnen. Eine Kolonie die nur mit Honig versorgt wird, wird immer etwa skleinere Imagines entwickeln.

Ich meine auch, dass sozialparasitäre Gynen ihren Brutbeginn nicht mit Pygmäen initiieren, sondern aufgrund der vorhandenen Ressourcen gleich mit Imagines beginnen.

Aber alles in allem ist das meine Eigeninterpretation dieser Thematik und ich kann nichts wissenschaftlich begründen.
Vielleicht ist es auch ganz anders als ich es darstelle!

Würd mich freuen wenn noch jemand etwas sagt, der sich sicherer in dieser Thematik fühlt :spin2:


___Schildkroet


Edit: @Timae: Woran machst du diese Zahlen fest? Denn ich konnte bisher nirgendwo so genaue Zahlen lesen!
Würde aber nicht sagen, das "In der Regel" "die ersten 10-20 Arbeiterinnen als Pygmäen bezeichnet" werden. der Begriff Pygmäen bezieht sich in dieser Form ja nicht auf eine Losnummer, sondern die Größe im Vergleich zu Vollentwickelten Imagines.


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Wiseman
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#4 AW: Ab wann Arbeiterinnen statt Pygmäen?

Beitrag von Wiseman » 25. Juni 2010, 15:44

Schildkroet hat geschrieben:Ich meine auch, dass sozialparasitäre Gynen ihren Brutbeginn nicht mit Pygmäen initiieren, sondern aufgrund der vorhandenen Ressourcen gleich mit Imagines beginnen.


Da muss ich widersprechen. Auch bei sozialparasitärer Gründung treten trotz ausreichender Nährstoffversorgung durch die Wirtsarbeiterinnen Pygmäenarbeiterinnen auf.

Das ist ja auch das Dilemma bei der Sache. Bisher gibt es meines Wissens keine hinreichende wissenschaftliche Erklärung für das Auftreten von Pygmäenarbeiterinnen bei der Koloniegründung. Geringe Nährstoffzufuhr konnte ebenso ausgeschlossen werden wie das vermutete Auslassen des letzten Larvenstadiums.

Das Auslassen des letzten Larvenstadiums wäre eine logische Erklärung gewesen, da die Jungkönigin Nährstoffe sparen könnte und ihr schneller Arbeiterinnen zur Seite stehen würden. Es wäre auch eine gute Erklärung für die geringe Größe der Pygmäen gewesen. Man konnte aber nachweisen, dass das letzte Larvenstadium nicht ausgelassen wird.

Eine Nährstoffunterversorgung wurde als Ursache widerlegt, in dem man im Labor Eier koloniegründender Königinnen in Kontrollnester etablierter Kolonien einbrachte. Trotzdem die daraus entstehenden Larven optimal mit Nährstoffen versorgt wurden, entwickelten sie sich zu Pygmäenarbeiterinnen.



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lordalexalex
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#5

Beitrag von lordalexalex » 25. Juni 2010, 15:48

Wenn du bei einer Bevölkerung von ca. 50 Arbeiterinnen immer noch keine 3-4mm großen Arbeiterinnen erkennst, kann es sich wahrscheinlich um eine andere kleinere species handeln.
Nicht unbedingt!!! Denn die ganz ausgewachsenen Arbeiter kommen erst bei einer großen Koloniegröße vor...wenn sich die Kolonie das Leisten kann, viele Ressurcen für nur eine einzelne Arbeiterin auszugeben.

Ich meine auch, dass sozialparasitäre Gynen ihren Brutbeginn nicht mit Pygmäen initiieren, sondern aufgrund der vorhandenen Ressourcen gleich mit Imagines beginnen.
Auch Semiclaustrale gründende Gynen bringen bei großer Protein versorgung ausgewachsene Arbeiter zum Vorschein.

greetz Alex

Eine Nährstoffunterversorgung wurde als Ursache widerlegt, in dem man im Labor Eier koloniegründender Königinnen in Kontrollnester etablierter Nester einbrachte. Trotzdem die daraus entstehenden Larven optimal mit Nährstoffen versorgt wurden, entwickelten sie sich zu Pygmäenarbeiterinnen.
Ich glaube, das bestimmt die Königin, was für nachkommen volgt.(im Fall der Pygmäen, eine Sparversion)
z.B:Geschlechtstiere, die könnte man schon im Larvenstadium bestimmen.
Oder es hängt davon ab, dass es der Anfang der Eierablage ist und die Eier "billig" gemacht sind.

greetz Alex


:) Freue mich auf gute Bewertungen :)
Halte: Camponotus ligniperdus, Messor barbarus, Tetramorium sp., Camponotus maculatus var. citrinus
und Lasius cf. emarginatus.
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#6 AW: Ab wann Arbeiterinnen statt Pygmäen?

Beitrag von Schildkroet » 25. Juni 2010, 16:22

MoiN!

Wiseman hat geschrieben:Eine Nährstoffunterversorgung wurde als Ursache widerlegt, in dem man im Labor Eier koloniegründender Königinnen in Kontrollnester etablierter Kolonien einbrachte. Trotzdem die daraus entstehenden Larven optimal mit Nährstoffen versorgt wurden, entwickelten sie sich zu Pygmäenarbeiterinnen.


Ich vermute und meinte eher eine nährstoffbedingte Pygmäenbildung, welche durch die Gyne selbst gesteuert werden kann.

Hier ist bspw. ein Artikel, in dem erwähnt wird das das Erbgut des Männchens einen Einfluss darauf hat, welcher Kaste der Nachwuchs angehört: http://www.netzeitung.de/sport/248113.html

Aber wie schafft die Gyne es, das die ersten Arbeiter immer kleiner und keine Majore oder Soldaten sind?
Vielleicht kann sie es in irgendeiner Form steuern?
Im Falle der Pygmäen z.B. mit einer unterentwickelten "Eizelle"? Oder "Sperma" eines bestimmten Männchens.
(Nennt man das auch bei Insekten Eizelle und Sperma?)

Aber das ist alles wirklich sehr schwamig und problematisch und ich glaube, dass wir hier keine Ergebnisse liefern können, wenn es nicht einmal die Herren Wissenschaflter schaffen. Die grübelten ja etwas intensiver über diese Geschichte :spin2:


___Schildkroet


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Imilius
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#7 AW: Ab wann Arbeiterinnen statt Pygmäen?

Beitrag von Imilius » 25. Juni 2010, 16:22

Hallo Soulfire!

Ich würde einfach abwarten. Es dauert eine Weile bis die ersten größeren Arbeiterinnen kommen. Wer es entscheidet und wann es genau geschiet, dass ist für die meisten ein Rätsel. Auf jeden Fall kann es nicht an der Nahrung liegen.

Zur Zeit halte ich eine kleine Kolonie Camponotus vagus. Habe sie mit 5 Pygmäen erhalten. Jetzt habe ich 16 Arbeiterinnen, die sich aber von der Größe her kaum unterscheiden. Die zehn Larven, die sich vor einigen Tagen verpuppt haben, sind auch nicht viel größer, obwohl ich der Kolonie genug Ressourcen angeboten habe. Meiner Meinung hatte die Kolonie die Möglichkeit viel größere Arbeiterinnen auszubilden, da genug Nahrung vorhanden war.
Aber sie wollte es nicht. Ich habe auch, während der Gründungsphase, meine Lasius niger Königin gefüttert. Die Nahrung (Zuckerwasser, Obstfliegen, Stubenfliegen) hat sie dankbar angenommen, jedoch konnte ich beim Schlüpfen der ersten Arbeiterinnen keinen all zu großen Größenunterschied feststellen. In meinen Augen waren es Pygmäen.

Also liebe Ameisenhalter, hier kann ich nur raten:

Vielleicht geht es einfach nur um Zeit. Pygmäen verpuppen sich schneller als viel größere Arbeiterinnen. Da sie wegen ihrer geringen Größe wenig Ressourcen benötigen und die Phase des Verpuppens schnell erreichen, als eine Larve die doppelt so groß ist.
So kann die Kolonie schnell wachsen und expandieren. Sie hat auch keine andere Wahl, da die Konkurrenz zahlenmäßig stärker ist.

Es dauert auch ne gewisse Zeit bis Camponotus ligniperda, Camponotus herculeanus oder Camponotus vagus Majoren ausbilden. Ob sie jetzt bei einer Koloniestärke von 30 oder 50 Arbeiterinnen entstehen, ist bei jedem Halter unterschiedlich, aber kein Halter hat es erlebt, dass nach 3 Pygmäen ein Major schlüpft. In der Natur wäre es auch eine Fehlinvestition. Wenn ein Major während der Futtersuche erbeutet wird, war die lange Entwicklungszeit (vom Ei bis zum Imago) und die investierten Ressourcen umsonst. Majoren brauchen einfach mehr Zeit sowie Ressourcen als Pygmäen.

Also wie schon gesagt, basiert hier alles auf Spekulation

Gruß Imilius



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Wiseman
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#8 AW: Ab wann Arbeiterinnen statt Pygmäen?

Beitrag von Wiseman » 25. Juni 2010, 19:36

Schildkroet hat geschrieben:Ich vermute und meinte eher eine nährstoffbedingte Pygmäenbildung, welche durch die Gyne selbst gesteuert werden kann.


Ja, schon klar, dass Du darauf hinaus wolltest. Deshalb erwähnte ich, dass Pygmäen auch bei sozialparasitischer Gründung entstehen, obwohl sie hier gar nicht nötig wären. Somit kann man wohl nicht von einer direkten Steuerung durch die Gyne ausgehen, sondern hier spielen vermutlich, wie Du bereits angedeutet hast, Gene eine Rolle, die dafür sorgen, dass die erste Arbeiterinnengeneration auf jeden Fall Pygmäen sind, egal wie günstig die äußeren Umstände auch sein mögen.

Das ist auch der Grund, warum es in Formica polyctena-Nestern ungewöhnlich viele kleine Arbeiterinnen gibt. Sie nehmen ja regelmäßig begattete Jungköniginnen auf, so dass es einen ständigen Nachschub an Pygmäen gibt.



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