Nipagin als Parasitenbekämpfer?

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Raimund
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#9 AW: Nipagin als Parasit-Bekämpfer?

Beitrag von Raimund » 1. Juli 2010, 22:08

DermitderMeise hat geschrieben:ich finde für so eine Aussage musst du eine, eigentlich eher mehrere glaubwürdige Quellen angeben; so einfach in den Raum gestellt ist das wenig wert.

Habe ich als mündliche Aussage von meiner Laborleiterin erfahren (Doktor seit '92). Zu Parabenen fiel ihr direkt was ein und ich glaube sie weiß wovon sie da spricht.

Am besten ließt du dir einfach den Artikel auf Wikipedia durch. Ist zwar nicht sehr umfassend, aber enthält das wichtigste. Mehr Quellen such ich jetzt nicht, das kannst du selber machen. Parabene & Krebs bringt sogar die Auto-Vervollständigung von Google zusammen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Parabene

Gruß Raimund



riverjack
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#10 AW: Nipagin als Parasitenbekämpfer?

Beitrag von riverjack » 1. Juli 2010, 23:17

Hallo,

@Merkur: es gibt selbst bei uns in Deutschland eine, in Ameisen parasitierende Kernkeule. Leider ist auf den damaligen Fotos nur wenig zu erkennen. Gesichert ist meine Aussage daher keinesfalls!

Quelle:

http://dgfm-ev.de/index.php?id=zmykol_732

LG, riverjack



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aFormica
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#11 AW: Nipagin als Parasitenbekämpfer?

Beitrag von aFormica » 2. Juli 2010, 00:00

Hallo Krabbeltierfan!

Mit der Anwendung von Nipagin habe ich einige Erfahrung, die ich gern mit dir teile. Ich arbeite in einem Fliegenlabor, dh ich züchte Drosophila zu Forschungszwecken. In deren Futterbrei ist Nipagin zur Schimmelvorbeugung. Ohne Nipagin schimmelt der Brei schon nach wenigen Tagen.

Wie schon bei Wiki zu lesen ist, ist Nipagin wenig wasserlöslich. Du musst es also in einem organischen Lösungsmittel verdünnen. Bei mir kommen dabei 30g auf 100ml Lösungsmittel. Hier verwende ich grundsätzlich Ethanol. Es wird reiner Alkohol benötigt, kein vergällter und der ist ziemlich teuer.
Im Futterbrei der Fliegen sind 125 ml des in Alkohol gelösten Nipagin auf etwa 20 l Brei. Das entspricht dann einer 160 fachen Verdünnung! Um also einen Liter insektenverträgliche Dosis herzustellen benötigst du:
0,23g Nipagin, welches du in 6,25 ml unvergälltem, absolutem Alkohol löst (das dauert ne weile, nach etwa 20 min Rühren sollte die Flüssigkeit wieder klar sein) und dann mit 993,25 ml Wasser (oder Honigwasser?) auffüllst.
Das soll nur ein Rechenbeispiel sein. Es soll verdeutlichen wie wenig Nipagin du tatsächlich brauchst.

Die Dosis macht das Gift!

Eine Vereinfachung des Rezepts fällt mir noch ein: Man nehme 1 Volumen Nipagin und löse es in dem gleichen Volumen Lösemittel (hier Alkohol) und verdünne dies mit 159 Volumen Honigwasser.

Zu der Quelle, die DermitderMeise angibt muss ich bemerken, dass Nipagin nur an Säugern getestet wurde. Macht ja auch Sinn, mit diesen Tierversuchen sollte die Toxizität für die humane Anwendung erfasst werden. Wir wollen aber wissen wieviel davon vertragen Insekten?

Ich habe mit oben beschriebener Dosierung keine negativen Erfahrungen gemacht. Aber ich hatte auch noch nie verpilzte Fliegen geschweige denn Ameisen zu behandeln.
Wie wirksam dieses Honigwasser gegen die Verpilzung deiner Ameisen ist, kann ich dir leider nicht sagen. Aber vielleicht konnte ich dir in Bezug auf die Anwendung und Dosierung etwas weiterhelfen.

Ich drück dir und deinen Ameisen die Daumen, dass ihr Herr werdet über die gemeinen Schimmelpilze!

Viele Grüße, aFormica

PS: Zum Umgang mit Nipagin in Pulverform: Vorsicht ist die Mutter der Prozellankiste. Gehe vorsichtig damit um, benutze am besten Handschuhe und vermeide, dass Staub in die Luft kommt und das Einatmen desselben!



Gast
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#12 AW: Nipagin als Parasitenbekämpfer?

Beitrag von Gast » 2. Juli 2010, 09:15

Hallo riverjack,

Herzlichen Dank für die Nachricht! Das hatte ich übersehen. Wird gleich ins Ameisenwiki übertragen.

MfG,
Merkur

Edit: Der Eintrag wurde geändert: http://www.ameisenwiki.de/index.php/Cordyceps_sp.
"Pilze in Ameisen" - das ist ein sehr kompliziertes Gebiet, wenn man sich mal ein wenig in die Literatur vortastet.



riverjack
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#13 AW: Nipagin als Parasitenbekämpfer?

Beitrag von riverjack » 2. Juli 2010, 09:25

Hallo Merkur,

danke schön.
Gelegentlich findet man im Net doch noch brauchbare Sachen. Muß aber gestehen, dass ich erst nach Deinem Posting direkt danach gesucht habe.

LG, riverjack



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#14 AW: Nipagin als Parasitenbekämpfer?

Beitrag von Krabbeltierfan » 2. Juli 2010, 10:29

Hallo aFormica,

danke für die sehr ausführliche Erklärung. Wie ich nun genau das mit der richtigen Dosierung hinbekommen soll, ist momentan noch so eine Frage. Schließlich habe ich weder eine feine Waage, noch diesen reinen Alkohol.

Vielleich kann ich mal die Apotheke meines Vertrauens fragen, die sollten ja alle nötigen Utensilien besitzen. Vielleicht können die das ja mischen. (Dann fällt auch das Hantieren mit Nipagin weg). Das Nipagin steht jetzt erstmal gut Verschlossen im Keller (dort wo niemand hinkommt), soll ja doch kein so unbeschriebenes Blatt sein ;)

Was man so alles für Ameisen tut...



DermitderMeise
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#15 AW: Nipagin als Parasitenbekämpfer?

Beitrag von DermitderMeise » 2. Juli 2010, 15:38

Hallo zusammen!
Raimund hat geschrieben:Habe ich als mündliche Aussage von meiner Laborleiterin erfahren (Doktor seit '92).

Oha, Laborgeflüster! :) Ich stehe dem ganzen eher abwartend gegenüber muss ich sagen; jedenfalls ist die Aussage, dass es (Zitat) krebserregend ist, nach derzeitigem Kenntnisstand nicht haltbar. Korrekt wäre, dass es im Verdacht steht, als ein Risikofaktor bei langer, andauernder Exposition (nur Brust?)Krebs zu fördern.
Auch Menschen mit einem Doktor irren sich gelegentlich. :)

Am besten ließt du dir einfach den Artikel auf Wikipedia durch.

Den Inhalt kannte ich schon, dort ist man auch eher abwartend. Gesunde Skepsis ist immer gut, Panikmache nicht.

aFormica hat geschrieben:Zu der Quelle, die DermitderMeise angibt muss ich bemerken, dass Nipagin nur an Säugern getestet wurde. Macht ja auch Sinn, mit diesen Tierversuchen sollte die Toxizität für die humane Anwendung erfasst werden. Wir wollen aber wissen wieviel davon vertragen Insekten?

Naja, wenn es darum geht dass diese Substanz Krebs bei Menschen auslösen soll, beziehe ich mich logischerweise auch auf Menschen. ;)
Allerdings finde ich diese ganze Schädigungs-Diskussion etwas übertrieben, wenn Methylparaben im Gelee Royal enthalten ist, Bienen damit also ihre Königin füttern. (klick) Dazu kommen noch Millionen (~iarden?) Drosophila, deren Futter damit versehen war und die nicht auffällig häufiger sterben. Das könnte daran liegen, dass das Zeug wie bei uns einfach verstoffwechselt wird.
Ausprobieren und darüber berichten! :) Soweit ich es verstanden habe, ist es bei unserem Krabbeltierfan eh so etwas wie die letzte Rettung, da sollte das legitim sein.

Ich habe mit oben beschriebener Dosierung keine negativen Erfahrungen gemacht. Aber ich hatte auch noch nie verpilzte Fliegen geschweige denn Ameisen zu behandeln.

Ich kenne es aus der Drosophilazucht so, dass man eine Spatelspitze (Messerspitze) vom Nipagin über das fertig eingefüllte, weitgehend erkaltete Substrat gibt - jedenfalls funktioniert das anscheinend auch. Ist wahrscheinlich wie mit den Rezepten vom Droso-Brei: Jeder hat sein eigenes und das ist natürlich das beste. :D

PS: Zum Umgang mit Nipagin in Pulverform: Vorsicht ist die Mutter der Prozellankiste. Gehe vorsichtig damit um, benutze am besten Handschuhe und vermeide, dass Staub in die Luft kommt und das Einatmen desselben!

Trotz allem unterschreibe ich das so, denn das gilt für alle Pulver, die mindestens reizend sein können - sauberes Arbeiten muss eben sein.

Krabbeltierfan hat geschrieben:Wie ich nun genau das mit der richtigen Dosierung hinbekommen soll, ist momentan noch so eine Frage.

Das macht die Apotheke meistens gerne, einfach mal nachfragen.

viele sommerliche Grüße!
DmdM



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#16 AW: Nipagin als Parasitenbekämpfer?

Beitrag von Krabbeltierfan » 4. September 2010, 17:43

Nach langer Zeit nun wieder eine Aktualisierung: Der Pilz ist weg!

Folgendes ist passiert: Zum Glück musste ich nicht mehr groß mit Nipagin "rummatschen", denn Phil hatte mit einen netten Tipp gegeben: Herr Kalytta soll da was haben... . Natürlich, voll übereifer, gleich mal bei Herr Kalytta angerufen und ihm die gesamte Geschichte geschildert. Dank netter Beratung und der Schilderung zweier noch schlimmerer Fälle seinerseits, welche gut endeten, schöpfte ich neuen Mut. Schnell wurde ein bisschen dieses Mittels gegen Versandkosten verschickt und kam dann auch schnell bei mir an.

Nach 2-3 Tagen ohne alternative waren die Ameisen dann so weit, dass sie das 1:1 Gemischt zu sich nahmen. Es starben noch 1-2 Ameisen, dann war alles vorbei. Keine Toten, keine Pilzkörperchen. Die letzten Arbeiterinnen schlüpften, dann waren es ca. 60-70 Arbeiterinnen. Leider hatten sie nun keine Sklaven mehr, die sind während des Befalls alle umgekommen.

Nun sitzen die Ameisen alle mit prallen Gastern im Nest und warten wohl auf die Winterruhe. Es gibt keine Brut mehr, weder Eier, Larven noch Puppen. Das ist etwas schade. Zwar bin ich mir nicht sicher ob eine so zeitige Winterruhe normal ist, schlecht scheint es ihnen allerdings nicht zu gehen. (Unter gleichen Bedingungen haben sie zuvor ja trotz Pilz viele Arbeiterinnen aufgezogen).

Das wars also. Was das Mittel genau beinhaltet weiß ich nicht. Hab allerdings auch nicht gefragt.

Im Nachhinein bitte ich um ein bisschen Hilfe, hatte das in folgendem Thread schonmal formuliert:http://www.ameisenforum.de/europa-flohm ... 40673.html

Wie gesagt sie haben keine Sklaven mehr, eine etwas stärkeres Volk ist vielleicht besser für die Winterruhe geeignet. So könnten sie im Frühjahr richtig durchstarten... .

MfG und vielen Dank an alle Rat- und Tippgeber :)



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