Bienen und Ameisen

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
Holbee
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#1 Bienen und Ameisen

Beitrag von Holbee » 11. Juli 2010, 19:44

Hallo liebe Ameisenfreundinnen und -freunde,

Euer Wissen und Eure Erfahrung mit Ameisen möchte ich mir zunutze machen, und ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen.

Seit fast drei Jahren halte ich Bienen. Wir wohnen (mit den Bienen) auf einem größeren Waldgrundstück, Ameisen sind deshalb reichlich da, sowohl die große Waldameise - einige Haufen sind etwas weiter weg im Wald - wie auch die kleine Lasius niger. Die gibt es hier reichlich und überall.

Meine Honigbienen treffen die Ameisen an zwei Stellen. Einmal auf Bäumen, auf denen die Ameisen die Blattläuse pflegen, um ihre süßen Ausscheidungen zu erhalten. Auch die Bienen sind an den Ausscheidungen der Blattläuse interessiert, die heißt dann Honigtau und wird in ihren Waben zu dem begehrten und teuren Waldhonig. Wer von den Menschen, die den leckeren Waldhonig genießen, weiß schon, dass das Läusepipi ist ...
Die andere Stelle ist in den Beuten (so heißen die Kästen, in denen man Bienen hält), und zwar halten sich die Ameisen auf den Rändern zwischen den einzelnen Zargen (so heißen die einzelnen aufeinander stehenden Kästen einer Beute) und besonders unter dem Deckel auf. Zum Teil in großen Mengen, so dass die Ränder schwarz sind. Sogar Larven (oder Puppen?) hab ich dort gesehen. Die Zargen sind aus Styropor, für die Ameisen ist es offenbar kein Problem, sich Gänge und Höhlen in das Styropor zu nagen.

Ich denke, die Ameisen lieben diesen Aufenthaltsort in den Beuten, weil sie so nah dem begehrten Honig sind. Obwohl ich innen auf den Waben noch keine Ameisen gesehen habe.

Vor ein oder zwei Tagen wollte ich die Ameisen auf den Zargenrändern fotografieren, um ein Bild hier einzustellen. Zu meiner Überraschung waren alle Ameisen weg, bis auf ein paar vereinzelte. Wie kann das sein? Honig war genug in den Waben, die Bienen hatten in den heißen Tagen sehr fleißig Nektar eingetragen. Haben sie geschwärmt? Sind dann erstmal alle weg? Vielleicht weiß von Euch jemand eine Erklärung für das Verschwinden der Ameisen.

Ich glaube nicht, dass sie für immer weg sind. Die Ameisen kommen bestimmt wieder. Ich weiß nicht recht, ob ich sie lassen kann oder ob ich Schäden für die Bienen befürchten muss. Aus dem Imkerforum.de weiß ich, das schwächere Bienenvölker von Ameisen zerstört wurden. Aber eben schwächere. Solche Völker könnte man aber durch bestimmte Maßnahmen wieder stark werden lassen, insofern wäre das ein Schaden, den die Ameisen anrichten. Ob sie nachhaltig die Styropor-Beuten kaputt machen können, weiß ich noch nicht. Die eingenagten Gänge und Höhlen sind aber schon ein Mangel.

Ameisen können einen weiteren Schaden verursachen. Sie schleppen nämlich die aus der Beute durch den Gitterboden fallenden Varroa-Milben (ein Bienen-Schädling) weg. Die fängt man extra mit einer untergeschobenen Lade auf, um aus den herabgefallenen Milben und anderen Teilen aus dem Bienenstock Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand des Bienenvolkes zu ziehen.

Was kann man tun, um Ameisen fern zu halten von Plätzen, wo sie nicht erwünscht sind? In diesem Fall von den Bienen-Beuten. Und gleichzeitig die Frage, wie weit kann man Ameisen in den Beuten dulden?

Auf Antworten von Seiten der Ameisen-Liebhaber bin ich sehr gespannt.


Grüße aus der heißen Nordheide
Holbee



Krabbeltierfan
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#2 AW: Bienen und Ameisen

Beitrag von Krabbeltierfan » 11. Juli 2010, 19:58

Willkommen im Forum.

Von Schädigung durch Ameisen bei Bienenvölkern habe ich am Rande mal etwas mitbekommen, jedoch ist das nicht so im Augenmerk des Ameisen-Halters.

Was machen Ameisenhalter, um Ameisen dort zu behalten wo sie hingehören?

Also "wir" benutzen da zu z.B. Vaseline oder Paraffin, das kann man z.B. um die Stelzen von den Beuten schmieren (wenn sie auf Stelzen stehen). Da gehen Ameisen nicht rüber. Es sollte des öfteren mal erneuert werden, ist allerdings ein sehr günstiges Mittel und kann leicht erneuert und aufgetragen werden. Schon sollten die Ameisen nicht mehr bei den Bienen sein.

Sonst einfach die Beuten auf einen Untersatz stellen, der von Wasser umgeben ist. Somit eine Art Wassergraben bauen. Das solle auch Funktionieren. So sollten die Ameisen auch fern bleiben.

MfG



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Boro
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#3 AW: Bienen und Ameisen

Beitrag von Boro » 11. Juli 2010, 20:18

Hallo Holbee!
Zuerst herzlich willkommen im Forum!
Zu diesem Thema kann ich empfehlen diesen Artikel zu lesen und dich mittels PN an den Autor zu wenden. Er hat da jedenfalls einige Erfahrung!
http://www.ameisenforum.de/europ-ische-ameisenarten-allgemeines/camponotus-fallax-special-t38381.html
L.G.Boro



Holbee
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#4 AW: Bienen und Ameisen

Beitrag von Holbee » 12. Juli 2010, 12:19

Hallo Boro,
vielen Dank für Deinen Hinweis auf den Thread mit dem Bericht von Sajiki. Sajiki ist ja auch Bienenhalter und weiß daher wirklich, worum es geht.

Durch diesen Bericht bin ich sehr beruhigt, was Schäden und Gefahren für Bienen und Beuten durch Ameisen betrifft. Er weckt darüberhinaus mein Interesse an den Ameisen, ich sehe sie ein bisschen als Gäste. Offenbar könnten sie auch den Bienen von Nutzen sein, durch das Abräumen toter Insekten im Stock, vielleicht sogar dem Entfernen von unerwünschten Stockbewohnern (Wachsmotten, die allerdings selber auch von Nutzen sein können).

Wie erkenne ich, um welche Ameisenart es sich handelt, die meine Beuten bewohnen? Durch das Lesen hier im Forum kam ich auf Lasius niger. Nach dem Bericht von Sajiki und gerade auch die Bilder könnten es auch die Camponotus falax sein.

Könnte ein Bild der Ameisen helfen, die genaue Art zu bestimmen? Ich werde gleich mal eine Aufnahme machen und hier einstellen. Bis dahin erstmal Tschüß.

Holbee
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Boro
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#5 AW: Bienen und Ameisen

Beitrag von Boro » 12. Juli 2010, 15:22

Hallo Holbee!
Ja, das ist eine Lasius sp., vielleicht Lasius niger. Ich glaube, dass man bei den Lasius-Arten etwas aufpassen muss, sie sind interspezifisch dominant, aggressiv und neigen zu volkreichen Populationen. Große Völker könnten vielleicht den Bienen gefährlich werden.......
Sajiki beherbergt Camponotus fallax, eine arboricole Art, die möglicherweise ihr Verhalten an die Bienen irgendwie angepasst hat, als es noch in grauer Vorzeit Wildbienen in hohlen Bäumen gab. Die begatteten Gynen scheinen im Rahmen des Schwärmens solche Bienenstöcke geradezu anzusteuern. Außerdem bildet die Art nur kleine Völker aus, die Arbeiterinnen sind hier scheu und weichen jeder Konfrontation aus. Sie dürften auch von der Wärme des Bienenstocks profitieren.
Da beide Arten über Ameisensäure verfügen (im Gegensatz zu den Myrmicinen), wäre es denkbar, dass bei irgeneiner Gelegenheit verspritzte Säure (in geringem Maße) der Varroa-Milbe auch nicht gefallen dürfte.
Sajiki´s Camponotus fallax wäre - glaube ich - ein idealer Partner. Hier habe ich etwas zu der Art geschrieben:
http://ameisenforum.de/fotoberichte/kleine-mitteleurop-camponotus-arten-fotobericht-t28748.html
L.G.Boro



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#6 AW: Bienen und Ameisen

Beitrag von Sajikii » 12. Juli 2010, 21:14

Guten Abend!

Ja, man mag es nicht glauben, obwohl die Ameisen mitten in der Natur leben, bevorzugen sie extrem gerne Styropor (nur so als ein Hinweis für Beobachtungsnester).

Camponotus fallax ist wahrlich ein sehr netter Zeitgenosse in der Imkerei. Als bedrohte Art sollte man ihr auch den Lebensraum bieten, wenn sie ihn braucht, finde ich.

Der hauptsächliche Grund, warum Ameisen sich bei Bienenvölker aufhalten, ist die Stockwärme. Es ist nicht der Honig oder die organischen Überreste eines Bienenvolkes, dass sollte man eher Zweitrangig betrachten. Also die von den Bienen produzierte Wärme wird fast ausschließlich nur dann von den Ameisen genutzt, wenn viel Brut vorhanden ist. Dies konnte ich bereits bei Lasius emarginatus und selten aber doch, bei Camponotus vagus beobachten. Alles was unterm Deckel übrig bleibt sind die Kokonhüllen vom geschlüpften Ameisennachwuchs. Das würde auch das plötzliche verschwinden der von dir beobachteten Ameisen erklären, Holbee! Nur Camponotus fallax scheint es zu lieben, unterm Deckel durchgehend zu wohnen.

Wie ja schon erwähnt wurde, kann Lasius niger oder Lasius emarginatus unter Umständen für den Imker lästig werden. Ameisen- und Bienenschohnend kann man normales Backpulver quasi auf die Folie unter dem Deckel damit schön eindecken, dies beugt starke Deckelbelagerungen vor. Die Lasius werden gezwungen wieder in die Erde zu wandern. Das funktioniert wirklich gut.

Schöne Honigernte und guten Abend wünscht,

Sajiki


LG

Holbee
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#7 AW: Bienen und Ameisen

Beitrag von Holbee » 12. Juli 2010, 22:49

Guten Abend Sajiki, guten Abend Boro,

vielen Dank für die kompetenten Stellungnahmen. Sie liefern mir einen weitgehenden, interessanten Einblick in die Welt der Ameisen.

Es handelt sich doch mit ziemlicher Sicherheit um Lasius niger in meinen Beuten. Wie gesagt, jetzt sind sie weg. Um eine zu fotografieren, musste ich extra die Gemüllschieber absuchen. Das kann ja an der großen Hitze in diesen Tagen liegen, durch die sie an der Stockwärme nicht interessiert sind, und daran, dass die Brut der Ameisen (die ich gesehen hatte) inzwischen geschlüpft ist.

Der Tipp mit dem Backpulver scheint gut zu sein, weil es Ameisen fern hält und dabei schont (den Bienen schadt's doch wohl auch nicht). Es ist aber nur bei festeren Folien durchführbar. Ich benutze zum Teil gazeartige Folien, das Backpulver würde bei denen durch fallen. Aber wenn Backpulver die Ameisen fern hält, nehme ich eben die dickeren Folien.

Ich wünsche auch eine gute Honigernte, bei mir ist demnächst die zweite fällig, wahrscheinlich mit viel Linde. Jetzt tobt bei einem oder zwei Völkern schon die Drohnenschlacht! Das empfinde ich immer ein bisschen wie das Einläuten des Saisonendes bei den Bienen.

Grüße aus der immer noch heißen Nordheide
Holbee



Erne
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#8 AW: Bienen und Ameisen

Beitrag von Erne » 13. Juli 2010, 00:05

Ameisen und Bienen ergibt, wo es passt, eine Lebensgemeinschaft, die voneinander profitieren.
Wo Bienen Leben gibt es auch Sterbefälle, die gerne von Ameisen entsorgt (verwertet) werden.
Als Imker ist das nicht immer so locker zu sehen.
Lasius niger nutzen gerne die Styroporbeuten unserer Bienen als Erweiterung ihres Nestes.
Dabei richten sie mitunter nicht unerheblichen Schaden an.
Sie nagen Gänge ins Styropor und zerstören so die Struktur der Beuten.
Gibt dadurch Öffnungen, die vorher nicht vorhanden waren, nicht beabsichtigt sind und von den Bienen zwar manchmal zum Ein/Ausfliegen benutzt werden, sonst aber nicht weiter bewacht.
Nach der Sommersonnenwende, mit geringer werdender Tracht, sind das Öffnungen durch die Fremdbienen gerne eindringen, um zu räubern.
Dabei kann für ein schwächeres Volk erheblicher Schaden entstehen.

Weiter zu beobachten, Völker in Waldgebieten, aufgestellt um Honigtau zu ernten, stehen meistens dort, wo es auch Waldameisen gibt, Formica rufa/polyctena.
Große Völker dieser Arten gehen auch an Bienenvölker und versuchen dort einzudringen.
Für kleinere, schwächere Bienenvölker mehr als ein Problem.

Bei der Ernte der Blattlausauscheidungen sind Bienen und Ameisen Nahrungskonkurrenten.
Ein Bienenvolk bringt es auch auf eine größere Anzahl von Arbeiterinnen, dazu werden Bienenvölker meist zu mehreren aufgestellt.
Bleibt für mich die Frage in wieweit Bienen den Ameisen die lebenswichtigen Kohlenhydrate wegfuttern?


Grüße



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