Wieso nicht ausschließlich Nacktpuppen?

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Alimato
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#1 Wieso nicht ausschließlich Nacktpuppen?

Beitrag von Alimato » 13. Juli 2010, 22:01

Hi,
hab mal ne Frage, die wohl ein wenig Expertenwissen erfordert. Zuerst die Frage dann der Grund meiner Frage.

Frage:
Wieso entwickeln nicht alle Ameisenarten (ausschließlich) Nacktpuppen?

Grund der Frage:
Ich war bei meiner ersten Kolonie (Messor barbarus) „blutiger Anfänger“ und hatte damals auch keinen Zugang zum Internet zwecks Informationsbeschaffung. (nach dem was ich bis heute so in Erfahrung gebracht habe, ist es ein Wunder, dass ich die Kolonie erfolgreich hielt.) Folglich habe ich auch nie infrage gestellt, dass Messor barbarus Nacktpuppen entwickelt, dachte mir eigentlich überhaupt nichts dabei (einfach nur schön zu beobachten). Mittlerweile (würde mich jetzt als „Anfänger“ bezeichnen) hab auch ich Unwissender begriffen, dass Messor barbarus eher die Ausnahme ist, zumindest nicht die Regel, und dass die meisten Ameisenlarven sich verpuppen(Kokonpuppen).

Wenn jetzt nicht bei Arten, die Kokonpuppen ausbilden, es auch mal zu Nacktpuppen käme, hätte ich mich wohl mit einem „das ist halt so Aufgrund von artspezifischen Erfordernissen“ zunächst zufrieden gegeben. Aber da offensichtlich Arten die Kokonpuppen ausbilden, („wenn vermutlich keine Bodenpartikel vorhanden sind, an denen sie ihre Spinnfäden/seide befestigen können) sich auch wunderbar als Nacktpuppe entwickeln können, kann das spinnen eines Kokons ja nichts grundsätzliches mit der Entwicklung von Larve zu Imago zu tun haben(also kein artspezifisches Erfordernis).

Bei z.B. Schmetterlingen müssen die Raupen „meist“ alleine, unbewacht und der Witterung ausgesetzt die Metamorphose zur Imago durchleben, somit lässt sich leicht ein Grund für die Verpuppung der Raupe finden: Schutz vor äußeren Einflüssen, jeglicher Art.

Bei staatenbildenden Insekten scheint dieses Argument jedoch obsolet. Ameisen jeglicher Art (nehme ich an) schützen ihre Puppen vor so ziemlich allen Gefahren und begünstigen normalerweise sogar ihre Entwicklung(durch verbringen der Puppen an warme trockene Orte).
Trotzdem verspinnen sich viele/die meisten Ameisenlarven. Wobei ich davon ausgehe, dass das Verspinnen ein durchaus energieaufwendiger Prozess ist, welcher jedoch keinen Sinn zu machen scheint. Auch wenn ich von nichts eine Ahnung habe, aber davon ganz viel, war ich immer der Meinung, dass die Natur in der Regel äußerst Energie-effizient in ihren konkretisierten Erscheinungsformen auftritt, im Fall der Kokonpuppe bei Ameisen allerdings nicht.
Warum?

Danke an alle die sich an einer Antwort versuchen.

LG Alimato



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christian
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#2 AW: Wieso nicht ausschließlich Nacktpuppen?

Beitrag von christian » 20. Juli 2010, 19:22

Ich hatte mir das mit dem Kokon immer als Schutzmaßnahme erklärt. So haben z.B. thermophile Arten meißt einen Kokon und welche, die ihre Brut feucht lagern, eigendlich immer keinen Kokon. Messor barbarus soll man ja eine feuchte Kammer für die Brut und eine trockene für die Körner zur Verfügung stellen.

Und wer hat schonmal beobachtet, dass Messor barbarus ihre Nacktpuppen unter die Lampe gelegt hat? Meine tun's jedenfalls nicht, im Gegensatz zu meinen beiden Formica- Völker und Cataglyphis, die allesamt nur Kokonpuppen haben. Sie alle sind thermophile Arten.

So haben z.B. auch viele (alle?) heimischen Knotenameisenarten Nacktpuppen und die meisten bevorzugen feuchte Habitate, wie Wälder mit Flüssen o.ä..



Gast
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#3 AW: Wieso nicht ausschließlich Nacktpuppen?

Beitrag von Gast » 20. Juli 2010, 21:07

@ christian:

Bitte keine falschen Infos verbreiten. Besser sich erst informieren und dann auf die zuverlässigen Quellen verlinken!
ALLE Myrmicinae und Dolichoderinae haben Nacktpuppen, unabhängig vom Lebensraum. Myrmica spp.: eher feucht. Temnothorax, z.B. T. affinis, hoch in Bäumen in trockenen Zweigen, im Sommer tagsüber sehr warm. Leptothorax acervorum in der Arktis (!), in Mitteleuropa von der Ostseeküste bis in die Alpen auf > 3.000 m!
Der Unterschied zwischen den Unterfamilien besteht sowohl in den feuchten Tropen als auch in der Wüste als auch im Mittelmeergebiet, in den gemäßigten Breiten und in der Subarktis.

@ Alimato:
Welche Faktoren in der Evolution dafür gesorgt haben, dass Ponerinae und andere "ursprüngliche" Unterfamilien einschließlich der (allermeisten) Formicinae, die Kokonbildung beibehalten haben und die Larven sich innerhalb eines Kokons verpuppen, ist unbekannt.
Weshalb manche Formicinae im Sommer auf die Kokonbildung verzichten, ist ebenso unbekannt.

Der erste Schritt wissenschaftlicher Erkenntnis ist, das Vorhandene festzustellen, und zwar zuverlässig. Also z.B. zur Kenntnis nehmen, dass alle Myrmicinae Nacktpuppen haben.
Danach erst macht es Sinn, nach den Ursachen zu suchen. Das geht aber nur experimentell, nicht mit Spekulationen à la "viele (alle?) heimischen Knotenameisenarten Nacktpuppen und die meisten bevorzugen feuchte Habitate, wie Wälder mit Flüssen o.ä.".

mfG,
Merkur



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