User des Monats Oktober 2024   ---   Denis  ---   Danke vom TEAM Ameisenforum  

Lasius cf. niger: Reaktion auf Tageslicht

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Benutzeravatar
KayRay
Halter
Offline
Beiträge: 710
Registriert: 17. Juli 2009, 20:30
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#1 Lasius cf. niger: Reaktion auf Tageslicht

Beitrag von KayRay » 23. September 2009, 01:27

Ich halte seit diesem Jahr eine Lasius niger-Gründungskolonie.
Anfangs im RG in einer dunklen Schublade und jetzt in einer Arnena mit zugang zu einer Erdfarm. Ich habe sie Anfangs täglich zu Beobachtungszwecken aus der Schublade genommen und bei normalem Tageslicht beobachtet. Die ersten paar Tage nachdem die ersten Nachkommen die adulte Phase erreicht hatten herrschte bei diesem Vorgang auch beträchtliche Aufregung, welche sich aber auch nach kurzer Zeit wieder legte und nach einigen Tagen garnicht mehr auftrat. Sie schienen sich also etwas an die Erschütterungen und das Licht gewöhnt zu haben. Nach der Umsiedlung machten sie keinerlei Anstalten in die bereitgestellte abgedunkelte Übergangsvorrichtung (Rotfalienkonstrukt mit Befeuchtung) oder direkt in die Farm umzuziehen.
Sie verweilen also bis jetzt in ihrem Tags hellen RG und zeigen keine negativen Reaktionen auf die Umstände. Sie fressen gut, es wird reichlich Brut produziert und es schlüpfen beständig neue Arbeiterinnen.
Sie reagieren jedoch sehr empfindlich auf Erschütterungen mit hektischem umherwuseln.
Die Königin wird nicht wie bei meinen Lasius cf. flavus in Sekundenschnelle von fast allen sich in der Nähe befindlichen Arbeiterinnen bestiegen und und einer großen Traube vom Licht abgeschirmt. L. flavus bringt auch augenblicklich die Brut in dunklere Bereiche.
Meine L. niger dagegen haben sie in hellen Bereichen wie in dunkleren in gleichen Maßen positioniert.
These:
Die Ameisen können sich an Licht "gewöhnen" und es akzeptieren so dass kein Stress mehr verursacht wird und sich negativ auf die Kolonie auswirkt.


Mitdenken tut nicht weh.
Und hilft dem Mensch seid eh und je.
:)

Benutzeravatar
Gummib4er
Halter
Offline
Beiträge: 820
Registriert: 27. Oktober 2006, 16:58
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal

#2

Beitrag von Gummib4er » 23. September 2009, 07:11

Hey,
das was du dort bei deinen Lasius niger beobachtest, hat vielleicht auch nur etwas mit ihrer Umzugsfaulheit zu tun. Sobald sie in die Farm ziehen, kannst du es testen. Einfach die halbe Farm mit Rotfolie verdunkeln und die andere hälfte offen lassen. Dann kriegst du zumindestens für deine Kolonie ein Ergebnis, welches natürlich noch nicht sehr Aussagekräftig ist. Wie heißt es so schön jeder Mensch ist anders und das trifft auch auf Ameisenkolonien zu.

LG
Henning


Das ist ein Test ;)

Benutzeravatar
Rachsucht
Einsteiger
Offline
Beiträge: 43
Registriert: 3. Juni 2009, 14:07
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#3 AW: Lasius cf. niger: Reaktion auf Tageslicht

Beitrag von Rachsucht » 23. September 2009, 12:32

Als ich ähnlich vorgegangen bin, weil ich in aller Hektik einen Umzug provozieren wollte, hat sich meine Lasius cf. niger Queen in die hinterste Ecke positioniert.
Wenn du Tannennadeln anbietest, würden sie das komplette RG zu pflastern. Zumindest haben sie das bie mir gemacht. Nun hab ich keinerlei Sicht mehr auf das Befinden meiner Kolonie.
Nicht nur die Umzugsfaulheit kann hier ein Grund sein. Sondern auch der Umstand, dass die Winterruhe heftig an die Tür klopft!


Ich halte:
Lasius cf. niger seit 05.07.2009

Benutzeravatar
KayRay
Halter
Offline
Beiträge: 710
Registriert: 17. Juli 2009, 20:30
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#4

Beitrag von KayRay » 23. September 2009, 15:22

Ich biete ihnen alle möglichen Materialien zum bauen an..
Sand und kleine Pflanzenteile wurden auch schon ins RG gezogen aber nur an den Eingang, was ja eher eine Schutzmaßnahme gegen potentielle Feinde ist.
Sie bräuchten ja keine 4cm in das direkt am Eingang des RG liegende dunkle Folienkonstrukt gehen. Problematisch ist auch, dass ich das RG nicht mehr befeuchten kann.
Klar ist, dass sie dunklere Orte wahrscheinlich schon vorziehen würden aber es scheinbar auch nicht schädlich ist sie permanent Licht auszusetzen.


Mitdenken tut nicht weh.
Und hilft dem Mensch seid eh und je.
:)

chrizzy
Halter
Offline
Beiträge: 1537
Registriert: 29. Mai 2006, 19:42
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 5 Mal

#5 AW: Lasius cf. niger: Reaktion auf Tageslicht

Beitrag von chrizzy » 23. September 2009, 16:31

Hallo,
Anfangs im RG in einer dunklen Schublade und jetzt in einer Arnena mit zugang zu einer Erdfarm. Ich habe sie Anfangs täglich zu Beobachtungszwecken aus der Schublade genommen und bei normalem Tageslicht beobachtet. Die ersten paar Tage nachdem die ersten Nachkommen die adulte Phase erreicht hatten herrschte bei diesem Vorgang auch beträchtliche Aufregung, welche sich aber auch nach kurzer Zeit wieder legte und nach einigen Tagen garnicht mehr auftrat. Sie schienen sich also etwas an die Erschütterungen und das Licht gewöhnt zu haben.
eine Gewöhnung an Erschütterungen und Licht ist bei Ameisen kaum möglich... zu einer solchen Gedächtnisleistung (sie müssten sich ja langfristig über Tage hinweg merken, was passiert, es mit vorherigen Geschehnissen abgleichen und Schlüsse daraus ziehen wie "keine Gefahr") sind diese Instinktgelenkten Tiere mWn nicht fähig. Andernfalls könnte man sie ja auch gut "dressieren", was leider nicht möglich ist.

Wahrscheinlicher ist es, dass die Beleuchtungsstärke bzw. die Erschütterungen nicht immer gleich stark waren.

Nach der Umsiedlung machten sie keinerlei Anstalten in die bereitgestellte abgedunkelte Ãœbergangsvorrichtung (Rotfalienkonstrukt mit Befeuchtung) oder direkt in die Farm umzuziehen.
Das kann mit der Umzugsfaulheit zusammenhängen, bzw. ist das sehr wahrscheinlich. Ich halte seit Jahren Lasius niger und kann mir gut vorstellen, dass sie bei einer kleinen Kolonie (du schreibst ja Gründerkolonie) lieber miese Umstände in Kauf nehmen, als das Risiko des Umzugs einzugehen.

Auch andere Faktoren (ungeeignete Folie...) können eine Rolle spielen.

Sie verweilen also bis jetzt in ihrem Tags hellen RG und zeigen keine negativen Reaktionen auf die Umstände. Sie fressen gut, es wird reichlich Brut produziert und es schlüpfen beständig neue Arbeiterinnen.
Ohne etliche Vergleichskolonien, manche mit und ohne Verdunkelung, absolut nicht aussagekräftig bzw. für dich nicht zu beurteilen - und selbst dann kann man als Laie sicher viel zu wenige Faktoren in Betracht ziehen, um ein befriedigendes Ergebnis zu erhalten.
Du hast scheinbar nicht mal eine einzige andere Lasius niger Kolonie... nix für ungut ;)

Natürlich wird das Kolonieleben nicht sofort eingestellt und die Kolonie geht deswegen nicht gleich ein, auch Selbstmord begehende Imagines sind eher selten...

Sie reagieren jedoch sehr empfindlich auf Erschütterungen mit hektischem umherwuseln.
Logisch... Licht im Nest heißt Nest offen, und Nest offen heißt Feind kommt leicht rein, und Erschütterung heißt potentieller Feind. Kann ich bestätigen: Mit Lichtschutz werden die Ameisen im Nest längst nicht so stark von Erschütterungen tangiert als ohne.


Wie genau sehen bei dir die "dunkleren Bereiche" aus? Wo finden sich diese?


Die Ameisen können sich an Licht "gewöhnen" und es akzeptieren so dass kein Stress mehr verursacht wird und sich negativ auf die Kolonie auswirkt.
Ameisen werden natürlich nicht ständig hektisch herumwuseln, wenn Licht ins Nest fällt. Das wäre innerhalb kürzester Zeit der Tod der Kolonie. Somit kann man sie "scheinbar" an Licht gewöhnen. Aber lässt sich daraus schließen, dass es sich nicht negativ auswirkt? Zumal ohne irgendeinen vergleich... ich kann auch nicht sagen, dass mein Hund groß ist, wenn ich noch nie im Leben nen anderen gesehen habe ;) (doofes Beispiel).

lg, chrizzy

PS: 4cm sind für den Umzug einer sehr kleinen Lasius niger Kolonie für den Umzug exakt 4cm zu viel. Nicht umsonst steht überall, dass kleine Kolonien kaum umziehen werden ;)

Evtl. ist ihnen in derzeit auch der Faktor "Feuchtigkeit" schlicht wichtiger? Wer weiß das schon.

Fotos wären aber mal ne tolle Sache... ich vermute, dass das Stück mit der Folie so klein ist, dass von der Seite so viel Licht durchkommt, dass es für die Ameisen in punkto Helligkeit kaum einen Unterschied macht.

PS2: Lasius flavus ist für den Vergleich in punkto Sehen weniger gut geeignet.



PHiL
Halter
Offline
Beiträge: 1161
Registriert: 5. Juli 2008, 15:25
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 11 Mal

#6

Beitrag von PHiL » 23. September 2009, 17:03

Hi,

meine Lasius niger sind freiweillig ins helle gezogen, nämlich in den leeren Wassertank. Mittlerweile sind es über 100 Ameisen, incl Königin, die im hellen Teil wohnen. (Gibt hier auch einen entsprechenden Thread im Forum, bin nur grad zu faul zum Suchen)
Gewöhnen sie sich an das Licht? Ich denke schon; zumindest herrscht nach einer Weile Akzeptanz, denn warum sollten sie weiterhin aufgeregt sein. Ich habe ihnen schon alternativ Wohnungen angeboten, die aber nicht angenommen wurden. Typisch Lasius niger eben...
Wird aber Probleme bei der Winterruhe geben, fürchte ich.

Das "ins Licht umziehen" kommt oft wegen der Wärme vor; im Moment ärgert mich eine Kolonie, die noch im Reagenzglas wohnt und keine Arena hat; die sind an den Wattestopfen (an der Vorderseite) gezogen, minimal wärmer, und jetzt kann ich nicht mehr richtig öffnen um zu Füttern.

Grüße, PHiL



Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#7 AW: Lasius cf. niger: Reaktion auf Tageslicht

Beitrag von Gast » 9. August 2010, 16:01

Ist das ärgerlich wenn man lange Texte verfasst und dann alles mit einem falschen Klick weg ist. Ich fasse mich also in der Wiederholung sehr kurz:

Auch ich konnte nach Zweifeln an der roten Antstore Folie (die man durch jede beliebige Folienfarbe ersetzen kann, sofern sie etwas abdunkelt) und Versuchen mit Gynen von Lasius cf. niger über mehrere Tage und mit unterschiedlich starken Lichtquellen und Bestrahlungszeiträumen, sowie einer kleinen Kolonie die Schlussfolgerung ziehen, dass sie sich scheinbar daran gewöhnen können unverdunkelt zu leben. Alle Gynen haben Eier gelegt, wobei die Gynen von einer Wiese meiner Ansicht nach weniger empfindlich gegen Licht waren, als die aus dem Garten. Zudem zeigen sie nun keinerlei bemerkbare Reaktionen mehr, wenn man sie erneut bestrahlt. Vor 2 tagen waren die Reaktionen der verschiedenen Gynen noch anders. 3 von 5 reagierten auf Licht, 2 war es von Anfang an egal.



Benutzeravatar
Streaker87
Halter
Offline
Beiträge: 2159
Registriert: 16. Oktober 2005, 15:37
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 5 Mal

#8 AW: Lasius cf. niger: Reaktion auf Tageslicht

Beitrag von Streaker87 » 9. August 2010, 16:33

Ich stelle mir das so vor:

"Lieber ein Glasdach als garkein Dach" :)

Ich denke auch, dass die sich dran gewöhnen können. Viel schlimmer als kleine Kinder, die mit ihrer Taschenlampe ins Nest leuchten, was ich auch ab und an um nicht so sagen sogar häufiger tue ^^, sind wiederkehrende Erschütterungen.
Dabei ticken die Ameisen regelrecht aus, schnappen sich Brut und dergleichen, fressen dieselbe womöglich noch auf, aufgrund von zu viel Stress.
Aber das tolle an einem gläsernen Nest: Es riecht so wie immer, keiner stört einen etc. Es ist rundum eine gewohnte Umgebung für die Kolonie.

Naturnahes Halten heißt natürlich auch, die Ameisen bzw. Gyne im Dunkeln zu behalten, wenn sie (das bezieht sich aber nicht auf alle Arten) nur einmal in ihrem Leben (Hochzeitflug) das Licht der Welt erblickt (Nicht verwechseln mit der Geburt ;)).

Was den Bezug angeht: Semiclaustralgründene Gynen verlassen regelmäßig das Nest um auf Futtersuche zu gehen.

Ich würde jetzt also einfach mal die Behauptung aufstellen, dass man sich von Folie und Abdeckung befreien kann. Meine Lasius niger Kolonie (100+) lebt ohne Folie im RG. Ich lasse nur Gründerkolonien abgedeckt, weil manche Gynen doch etwas unruhig werden, wenn man sie aufdeckt, anleuchtet etc.

/edit:

@Gomar: Jup, kann ich unterschreiben.




Neues Thema Antworten

Zurück zu „Europäische Ameisenarten & Allgemeines“