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Frage zu Lasius fuliginosus

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
DermitderMeise
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#9 AW: Frage zur Lasius fuliginosus

Beitrag von DermitderMeise » 27. September 2010, 13:43

Hallo,
christian hat geschrieben:Natürlich werden sie das, sogar von anderen Nestern gleicher Art, auch wenn dort schon andere Königinnen sitzen. Hab's sogar schon selbst probiert

habe ich auch - mit dem Ergebnis, dass die Jungköniginnen von frisch aus einer großen Kolonie entnommenen Arbeiterinnen fast zerrissen wurden und nur durch menschliches Eingreifen gerettet werden konnten. Hattest du die Arbeiterinnen dazu evtl. länger ohne Königin gehalten? Lass mal ein paar mehr Angaben springen, bin an diesem Thema auch sehr interessiert! :)

Könnte so ziemlich alles sein, klingt aber nach Lasius sp.. Zur Info: Lasius niger ist ein (wenn auch nicht bevorzugter) Wirt v. L. fuliginosus.

Das stellt es falsch dar; in Kolonien in Gefangenschaft ist die Gründung zwar in Ausnahmefällen (!) bei Lasius niger gelungen, in freier Wildbahn hat man diese hingegen noch nie im Direktnachweis als Wirt gefunden.

saem hat geschrieben:Ist es hier egal ob die Königinnen von verschiedenen Kolonien abstammen können?
Vertragen sie sich?

Ja, solange sie noch ohne A. sind und gemeinsam gründen; ob wiederum sehr junge Kolonien im Jahr der Gründungn weitere Königinnen annehmen - keine Ahnung.

Oder die Frage ob es noch andere Ameisen gibt, welche die Lasiusarten wie umbratus als Wirt brauchen und es somit zu "Doppelbelegungen" durch einwanderne fuliginosus-Jungköniginnen kommt.

Soweit mir bekannt nicht.

Sorry wenn ich euch mit dieser Frage nerve, doch ist die Antwort für mich nicht ersichtlich.

Naja, wozu ist ein Forum sonst da? Und in diesen Fällen ist es wirklich so, dass man ein bisschen herumgelesen haben muss, um Antworten auf die Fragen geben zu können - wobei es dann auch schnell heißt: Das wissen wir (noch) nicht, kann man nicht mit Sicherheit sagen... Ein dankbares Thema also, um es sich näher anzuschauen. :)

Das das Sekret der fuliginosus abschreckend auf andere Arten ist, ist wohl belegt, doch sind sie sich das auch selbst bewußt? Solange ich sie nun beobachte, stelle ich fest, dass sie einer Auseinandersetzung mit anderen Arten eher aus dem Weg gehen.

Können Ameisen ihren Status reflektieren? Hm, wohl kaum - sehr wohl merken sie aber, wenn es kritisch wird. Solange ihnen den Raum niemand streitig macht den sie einnehmen, ist doch alles gut.
Dass sie eher einen friedlichen Eindruck machen, kann ich bestätigen. Warum auch nicht? Sie können es sich leisten!

Ausser mit den Auseinandersetzung mit den Roten Waldameisen habe ich noch keine weitere gesehen, und dass obwohl ihre Strassen oft nur wenige cm an fremden Nestern entlang laufen.

Dass artfremde Kolonien im eigenen Territorium toleriert werden, ist ein weit verbreitetes Phänomen, s. Stichwort Dominanzhierarchie - diese kümmern sich oft um andere Ressourcen oder beuten sie in anderer Weise aus, so dass sie der dominanten Art, salopp gesagt, nicht negativ auffallen.

Oh,da fällt mir ein, dass auch ich einmal beobachtet habe, wie sie auf ein Nest einer rötlichen Knotenameise stiegen, diese packten, ein paar cm weiter schleppten, um sie wieder loszulassen und diese Tätigkeit ständig zu wiederholen.

Über diese "sanfte" Art der Konfliktlösung (Wegtragen von artfremden A.) wurde hier an anderer Stelle schon berichtet, ich finde es nur gerade nicht wieder - vielleicht jemand anderes?

Wer hat in freier Natur je ein gemischtes Nest mit fuliginosus und niger gesehen?

S.o., anscheinend noch niemand.

Und werden sie nicht schnell zu zahlreich um sie artgerecht halten zu können?

Das dürfte sehr stark davon abhängen, wie viele Königinnen man denn nun tatsächlich in einer Kolonie hat.

beste Grüße!
PS: speziell in die nähere Umgebung; der Norden ist hier ziemlich unterrepräsentiert. ;)



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Isi
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#10 AW: Frage zu Lasius fuliginosus

Beitrag von Isi » 27. September 2010, 17:18

Servus,

Hier der Link zu dem gesuchten Fotobericht von Boro (friedliche Koexistenz zwichen Myrmica sp. und Serviformica sp.):http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/friedliche-koexistens-serviformica-sp-myrmica-sp-fotobericht-t39892.html,

Gruß, Isi



saem
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#11 AW: Frage zu Lasius fuliginosus

Beitrag von saem » 28. September 2010, 11:22

Moin moin alle miteinander,
ja so langsam verstehe ich meine schwarz glänzenden Mädels etwas besser.
Danke dafür.
Seit ca 10 jahren beobachte ich diese Art nun schon, und habe bei mir in der direkten Umgebung 13 größere Nester entdecken können. Sicher gibt es noch mehr, aber diese waren fast schon zu einfach zu entdecken.
Doch muß ich leider feststellen das zwei oder drei der Nester sich nun scheinbar am rande ihrer Existens befinden, da sie Zahlenmässig
extrem gesunken sind.
Was ja wiederrum die These bestätigt, dass wohl keine oder äußerst selten neue Jungköniginnen aufgenommen werden.
Mich würde mal interessieren wie denn eine künstliche Mischkolonie zwischen fuliginosus und niger aussieht. Wie ist die Arbeitsverteilung, und bleiben die niger nach erfolgreicher Nestgründung im normalen Nestalltag und erledigen alle Aufgaben wie die fuliginosus auch, oder werden sie das selbe Schicksal wie z.B. umbratus erleiden müssen? Diese sollen ja von den jungen fuliginosus-Arbeiterinnen regelrecht verdrängt werden und überleben das wohl nicht sehr lange...
Und hat schon mal jemand versucht-nachdem eine Gründung von fuliginosus bei niger im künstlichem Habiat erfolgreich war-weitere niger-Jungköniginnen zu integrieren? Um das mischverhalten und Anzahl beider Arten zumindest am Anfang ausgeglichen zu halten? Werden überhaupt niger-Jungköniginnen angenommen?
Ich seh schon, werde wohl noch ein bisschen weiterlesen müssen um evt selbst die Antwort darauf zu finden, und könnte mir vorstellen, dass die fuliginosus solches Ereigniss nicht zulassen würden..

Was ich erstaunlich fand ist dass fuliginosus selbst bei ziemlich bescheidenem Wetter und Regen weiterhin ihre Strassen füllen und geschäftigt am Arbeiten sind, während andere Arten anscheinend längst Zuflucht im heimischen Bau gesucht haben.

So, und nun werde ich mal versuchen den Herrn Frank Mattheis zu kontaktieren, denn ich bin mir sicher auf ein Zweignest mit allen Stadien, müllplatz usw gestoßen zu sein, doch in seinen guten und ausführlichen Berichten steht, das er es für unwahrscheinlich hält, dass sowas bei dieser Art vorkommt.
(Wo ich wieder bei meiner anfangsfrage angelangt bin)
Habe gestern jeweils fünf Ameisen der beiden Nestern entnommen und zusammen gesetzt.
Wenn es fremde Kolonien wären, dann sollten sie sich doch nicht akzeptieren, richtig?
Und da ich diese Kolonie bereits über Jahre beobachte und weiß wo das eigentliche Nest ist und ihre langen Strassen zu den umliegenden Bäumen entlanglaufen, war es für mich eine kleine Überraschung, seit dem Frühjahr nun dieses Zweignest zu sehen, welches sogar recht zahlreich daher kommt. Aufgefallen war mir das halt nur, weil wie ich bereits schrieb eine breite Strasse dazwischen gelegt wurde und somit diesen Baum von den restlichen trennte.
Diese beiden Nester sind ca 25 Meter von einander getrennt, die Kronen der Eichen berühren sich nicht, es findet zumindest oberirdisch keinen Kontakt/Austausch statt.
Mal sehen wie sich das erklären lässt..

Bis dahin beste Grüße,
Nordmännlein saem



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christian
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#12 AW: Frage zu Lasius fuliginosus

Beitrag von christian » 28. September 2010, 15:47

@DermitderMeise:
habe ich auch - mit dem Ergebnis, dass die Jungköniginnen von frisch aus einer großen Kolonie entnommenen Arbeiterinnen fast zerrissen wurden und nur durch menschliches Eingreifen gerettet werden konnten. Hattest du die Arbeiterinnen dazu evtl. länger ohne Königin gehalten? Lass mal ein paar mehr Angaben springen, bin an diesem Thema auch sehr interessiert! :)



Nein, ich habe sie genau 30 Min lang gehalten, bevor ich die Königin dazusetzte, die ebenfalls frisch vom Schwarflug vorher gefangen wurde. Allerdings habe ich die Arbeiterinnen vor dem dazusetzen kalt gestellt, im Kühlschrank.

Das stellt es falsch dar; in Kolonien in Gefangenschaft ist die Gründung zwar in Ausnahmefällen (!) bei Lasius niger gelungen, in freier Wildbahn hat man diese hingegen noch nie im Direktnachweis als Wirt gefunden.


Also, SEIFERT sieht das anders. Er schreibt in seiner Beschreibung auf Seite 293 unten:
"Mehrfach wurden gründende Königinnen in L. niger- Nestern gefunden, Erfolg aber offenbar gering, da aus dem Freiland bislang noch keine gemischten Arbeiterinnenpopulationen bekannt; Andrasfalvy gelang aber eine Laborgründung bei weisellosen L. niger."

Aus letzterem geht hervor, dass es möglich ist, sie zusammen gründen zu lassen. Wenn sich Königinnen in L. niger Nester finden ließen, wurden sie offensichtlich v. den Arbeiterinnen anerkannt. Da eine gefangenschaftliche Gründung erfolgt ist, werden die schlüpfenden Arbeiterinnen auch nicht bekämpft. Also ist L. niger kein bevorzugter Wirt (da es offenbar nicht immer funktioniert), aber trotzdem immerhin einer. So bin ich dadrauf gekommen.



saem
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#13 AW: Frage zu Lasius fuliginosus

Beitrag von saem » 28. September 2010, 17:57

Ahh, lese gerade dass es bei niger nur eine einzige Königin gibt, von daher erübrigt sich mein Gedankengang bei erfolgreicher Gründung der fuliginosus bei niger weitere niger-Jungköniginnen dazuzusetzen...

LG. saem



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