Ich hatte seinerzeit (dieses Thema gibt es ja schon ein paar Jahre) intensiven E-Mail-Kontakt mit Herrn Schreiber, bei dem wir ĂŒber seine Theorie diskutiert haben und ich ihm erklĂ€rt habe, wie die NestgrĂŒndung bei den Waldameisen ĂŒblicherweise ablĂ€uft, welche Umweltparameter entscheidend fĂŒr die Wahl des Neststandortes sind usw..
Ich habe mich diesbezĂŒglich auch mit einem Geologen an unserem Institut beraten und versucht die kartierten Waldameisennester Sachsens mit den bekannten aktiven Störungszonen abzugleichen. Allerdings konnte ich keinen signifikanten Zusammenhang erkennen. Herr Schreiber wies darauf hin, dass er sich vor allem auf Mikrostörungszonen bezieht, die ĂŒblicherweise nicht kartiert sind.
Letztlich versuchte ich ihm auch zu erlĂ€utern, warum Waldameisen als Neststandort eine aktive Störungszone wĂ€hlen könnten, z.B. aufgrund gröĂerer Bodenfeuchte (GrundwasserfĂŒhrung), einige zehntel Grad höhere Temperaturen, vermindertes Pflanzen-/Baumwachstum in der unmittelbaren Umgebung (bessere Sonneneinstrahlung).
Das kann durchaus dafĂŒr sorgen, dass Waldameisen (und sicher auch andere Ameisenarten), wenn die Möglichkeit besteht, einen solchen Neststandort bevorzugen. Allerdings gibt es auch jede Menge Standorte, bei denen nachweislich keine Störungszone im Untergrund steckt, oder wenn, es aufgrund der Ăberdeckung zu keinem messbaren Gastaustritt kommen kann. RĂŒgen ist so ein Beispiel: geologisch praktisch inaktiv und meistenteils von einer mĂ€chtigen tertiĂ€ren LöĂschicht ĂŒberprĂ€gt. Da wĂŒrde selbst bei Vorhandensein einer aktiven Störungszone kein CO2 austreten. Dennoch habe ich dort ĂŒberall Waldameisennester entdeckt.
Somit kann man keineswegs schlussfolgern: Waldameisennest = aktive Störungszone.
" hat geschrieben:Dann kam 'der GlĂŒckstag', an dem die Erde rumpelte, und Schreiber machte eine zweite, entscheidende Entdeckung: 'Die AmeisenaktivitĂ€t vor und nach dem Erdbeben war ungewöhnlich', erzĂ€hlt er. Die Tiere wichen von ihrem gewohnten Tagesrhythmus ab, wuselten vom Vorabend des Bebens an auffallend aktiv umher. Erst am Folgetag krabbelten sie wieder in ihren Bau zurĂŒck. Bei Nachbeben sei ein Ă€hnlich ĂŒberaktives Verhalten aufgefallen.
Tja, leider wurde ein Ă€hnliches Verhalten schon vor lĂ€ngerer Zeit auch bei anderen Tieren entdeckt (Kröten, RegenwĂŒrmer, Hunde, Katzen, WĂŒhlmĂ€use .....), ohne dass man bisher daraus ein verlĂ€ssliches FrĂŒhwarnsystem entwickeln konnte.
Unklar ist auch, wie ein solches FrĂŒhwarnsystem aussehen soll. Auch wenn Waldameisennester meist recht standorttreu sind, kommt es immer wieder zu UmzĂŒgen oder die Nester erlöschen. Somit mĂŒsste teure Messtechnik möglichst mobil und an vielen verschiedenen Nestern stationiert werden. Und selbst ErschĂŒtterungen z.B. durch BaumfĂ€llarbeiten können durchaus zu panikartigen Reaktionen der Ameisen fĂŒhren, was dann einen Ă€uĂerst kostspieligen Fehlalarm auslösen wĂŒrde.
Auch bei Verteidigung oder Nestumzug ist eine erhebliche AktivitÀtssteigerung zu beobachten -> Fehlalarm.
Die Frage wÀre auch, was dann im Winter ist, wenn die Tiere tief im Bau ihre
Winterruhe halten und schon aufgrund der niedrigen Temperaturen gar nicht in der Lage sind, irgendeine Reaktion auf ein in wenigen Stunden bevorstehendes Erdbeben zu entwickeln.
Letztlich ist das Ganze nur eine interessante Theorie, die aber bei genauer Betrachtung kaum zu einer praktikablen und verlĂ€sslichen Lösung fĂŒhren wird.