Sawasdee krub
da beginne ich doch schon wieder mit einem Zitat, das wird langsam zur schlechten Gewohnheit bei mir
Egal, eine mehr oder weniger...
"Endogene Winterruhe" -ich glaub es einfach nicht weil meine C. herculeanus auch im Oktober noch Eier gelegt haben...
Ein verbreitetes Problem: bewiesene Vorgaenge der Natur sind
keine Glaubensfrage!!!
Auch wenn die Halter es gerne anders haetten und leider auch propagieren, aber Abweichungen der Regel haben immer einen Grund!
Und zuerst ist der Grund zu suchen, dann die Regel in Frage zu stellen...
Wie lange hast Du Dein Volk denn im Warmen gehalten? Und haben sie das ganze Winterszenario verpasst und normal weiter geeiert bis zum naechsten Jahr
Winterruhe?
So koennte ich auch schreiben: ich glaube nicht, das Wasser auf der Herdplatte kocht... weil ich den Kessel immer zu frueh von der Platte nehme!
Mir erscheint aber dieses von Dir beschriebene Verhalten im Ganzen schon sehr seltsam, da
Camponotus ligniperdus/herculeanus nur zwei Gelege pro Saison produzieren, und zwar ein Fruehjahrsgelege und ein Sommergelege! Durchgehende Eiablage ist nicht angezeigt, abgesehen vielleicht von einem diversen mickrigen Ei als Nachzuegler der Gelege!
endogen gesteuerte
Winterruhe:
Niemand behauptet, dass die Voelker einen Gnom mit Taschenkalender unterm Kopfkissen haben, der Anfang Oktober losrappelt und den Ameisen als formicoides Sandmaennchen den Schlaf in die Augen streut... waere auch ne Schweinearbeit bei den hunderten von Augen pro Nase!
Der gesamte Jahresrhytmus bei jeder Art, egal ob Sommer-,
Winterruhe oder Paarungszeit, ist eine fliessende, glitschige Angelegenheit anhaenig an wahrscheinlich Brutaufzucht, Nahrungsumsatz/Aktivitaet und Durchsnittstemperatur. Diese leidige Erfahrung hat wohl jeder mehrjaehrige Ameisenhalter schon erleiden muessen.
In der Natur synchronisiert sich dieser Glitsch mit der kalendarischen Jahreszeit recht zuverlaessig... aber in der Haltung entgleist die innere Uhr regelmaessig und oft erheblich! Womit wir ja wieder dabei sind zu beweisen, dass Naturbeobachtung und Haltung nur aeusserst bedingt und fast abstrakt zu vergleichen sind!!
So habe ich
C. ligniperdus/herculeanus - Voelker bereits nach 3.5-4 Monaten in die
Winterruhe gehen sehen, andere haben es satt ueber 7 Monate ausgehalten. Andere Arten ohne endogene
Winterruhe koennen aehliche Abweichungen zeigen.
6beinige Laborratten, deren Art ich vergessen habe (irgendwas mit T), konnten durch Buschinger sogar derart manipuliert werden, das ein 3monatiger Turnus Sommer/Winter erreicht wurde... und trotzdem eine Geschlechtstierproduktion/Zucht ueber (tatsaechliche) Generationen gelang!
Nun, die
Gattung Camponotus jedenfalls zeigt einige Vertreter mit ausgepraegtem endogenem Jahresrhythmus (Paarungszeit, Sommer- und
Winterruhe, Gelege), der stoerrisch eingehalten wird, unabhaengig der klimatischen Jahreszeit!
Und das, Chuby, ist keine Glaubensfrage!
Oder wie Du meintest kann es auch sein, dass sie überhaupt nicht begattet ist und die Brut von vorher zugesetzt wurde...
Voll Scheisse, aber totalst... Altersdemenz mit 30, hatte ich ganz vergessen!
Bitte hilf mir, wo fasel ich von "
Seine Gyne sei unbegattet" und "zugesetzter
Brut"??
Ich kann mich nicht mehr erinnern, schwarzes Loch und Ausfallerscheinung, das klingt nach neuer Pflegestufe HUSSA.
Glaube ich nicht, vor allem dann nicht wenn man der claustral gründenden Königin keine zusätzliche Nahrung anbietet...
Natuerlich ist das Gesaess ihrer Majestaet kein
Perpetuum formicobile... das schrieb ich ja auch nicht!
Ich schrieb, dass eine Eiablage (wenn ueberhaupt) ohne Schwierigkeit moeglich ist,
bis die Vorraete aufgebraucht sind, und dann ist schlagartig Schluss, weil die
Gyne in stabiler Ruecklage den Loeffel abgibt!
Ich korrigiere nur die Aussage "...immer schwieriger..."
Das Forum steckt voll von Beispielen, in denen die
Gyne, mutwillig oder versehentlich unbegattet, Wochen und Monate Gelege produzierte und die unbefruchteten Eier fras, oder wahrscheinlicher die daraus (zur Unzeit) schluepfenden maennlichen
Larven determinierte!
Warum ist das Wichtig zu wissen?
Der limitierende Faktor, der ein neues oder weiteres Gelege verhindert, ist
nicht der Nahrungsvorrat der
Gyne, sondern der Wille/der instinktive Ausloeser der Eiablage.
Bei zB
Lasius ist wahrscheinlich der ausloesende Faktor des zweiten Geleges die Verpuppung der ersten
Brut, da zu diesem Zeitpunkt gelegte Eier dann
Larven hervorbringen, wenn die Pygmaen des ersten Geleges schluepfen und die zweiten
Larven dann versorgen koennen. (Zu vermuten, ob das voellige Fehlern koeniglicher Eier ebenfalls ein neues Gelege initiiert.)
Da dieses zweite Gelege
ohne Zufuetterung entsteht, ist also von den Vorraeten her mindestens ein zweites hoeherwertiges (keine Pygmaen) und groesseres Gelege moeglich.
Weiterhin versorgen die Pygmaen die
Gyne oftmals nicht mit Nahrung, sondern werden ihrerseits von der
Gyne versorgt und geben die Futtersaefte an die
Larven weiter. Das heisst, die komplette Aufzucht des zweiten Geleges kann und wird aus den Vorraeten der
Gyne erfolgen, zusaetzlich wird noch ein 3. und 4. Gelege produziert bzw bei zB
Lasius niger erfolgt der Uebergang zur permanenten Eiablage.
Und jetzt behauptet noch bei Gelegeverlust: "es wird immer schwieriger" oder gar "da musst Du aber jetzt zufuettern"... diese Tips sind sinnvoll wie eine Sitzstange fuer Goldfische!
Wenn die
Gyne ueberhaupt noch weitere Gelege produzieren
will, dann kann sie es ohne Probleme... und wenn sie nach 4 Gelegen immernoch keinen weiblichen Nachwuchs hat, dann wird sie auch in 17 Jahren noch nichts auf die Karre bringen!
In diesem Thread nun: sie wird ohne Probleme die
Larven aufpaeppeln und ein weiteres Gelege schlummert bereits in den Ovarien, ohne Zufuetterung!
Vestehe nicht ganz was Du damit meinst, wenn sie schon fouragieren ist die Winterruhe wohl definitiv vorüber, evtl liegt hier auch ein definitorisches Mißverständnis vor...?
F
uragieren heisst nicht, dass die
Winterruhe beendet ist! Es heisst nur, dass es warm genug ist, um den Arbeiterinnen Ausgang zu ermoeglichen!
Die
Winterruhe definiert sich nicht ueber das aktuelle temperaturbedingte Aktivitaetspotential, sondern durch den physiologischen Zustand der
Brut, der koeniglichen Ovarien sowie der Zusammensetzung der Haemoplymphe! Das ist ein elementarer Unterschied zum
Winterschlaf und zur
Winterstarre!
(Ok, schelte mich oh Pseudo-Hermes ob dieser superflachen Definition... ich habs verdient!)
Eine kurze Waermephase beendet also nicht die
Winterruhe, das waere ja auch evolutionaerer Suizid!
Aber Chuby, eine Frage bleibt noch offen:
warum sollen ausgerechnet Kohlenhydrate den Proteinbedarf der
Larven decken bzw die Larvenaufzucht vorantreiben?
Bitte begruende Deine Enmpfehlung der Zufuetterung von Zuckerwasser/Honig.
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!