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Pseudolasius cibdelus - Haltungserfahrungen

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Ossein
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#1 Pseudolasius cibdelus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Ossein » 18. Januar 2011, 11:26

Hier also, der angekündigte Haltungsbericht, der eigentlich deutlich mehr ein Halterbericht ist! Ich habe daruaf verzichtet hier eine genauere Beschreibung der Spezies an sich zu geben, sie ist unter http://www.ameisenforum.de/artbeschreibungen-steckbriefe/42062-pseudolasius-pseudolasius-cibdelus.html?ltr=P zu finden. Ich denke es wird jedem beim Lesen klar, wieviele Unsicherheiten mit einer Haltung einer unbekannten Art verbunden sein können. Andererseits aber ist die Haltung auch sehr spannend und herausfordernd...
Bitte entschuldigt die Länge, aber es sind Aufzeichnungen von Anfang November bis heute und nicht mit wissenschaftlichem Ernst geschrieben...
Das Becken für die Ameisen und die Entwicklung des selben ist hier zu sehen: http://www.ameisenforum.de/formicarien-andere-unterbringungen/42045-formicarium-biotop-pseudolasius-cibdelus.html




08.11.2010


Während ich hier sitze und die Beatles im Fernsehen höre, in schwarz/weiß Aufnahmen der Zeit, schreibe ich mal die ersten Bemerkungen zur

Pseudolasius cibdelus



machen. Angekommen ist ein wohl verpacktes Reagenzgläschen mit einer Kolonie P. cibdelus. Sie hatten innerhalb des Rgs schon ein Häufchen mit 5-8 Toten gemacht, was entweder für die rasche Organisation der Ameisen oder die gute Verpackung spricht. Ich tendiere dazu den Ameisen da mehr zuzutrauen, als den Menschen.
Gut, in inventarisiere mal weiter: Eine schöne, stolze und aufgeweckte kleine Gyne; ungefähr, Schätzmaß, 6-7mm lang, die ca. 10 lebenden Arbeiterinnen (und 5-8 tote) samt und sonders ca. 2-3mm lang.
Sie wirkten nach dem Öffnen wie benommen, waren wohl auch einen Tag länger unterwegs gewesen, als vorgesehen – soviel zur Organisationsfähigkeit der Spezies Homo sapiens. Ich bezweifle, dass es der Kohlendioxidgehalt war, der sie so sediert wirken ließ, aber es kann natürlich auch sein, ich habe da keinerlei Referenz.
Sie hatten enorme Schwierigkeiten zu klettern. Schon im RG sah ich, dass sie immer wieder auf den Rücken fielen, wenn sie die Kurve zu weit hoch gingen. Sah lustig aus und es scheint den Ameisen auch nicht an Beharrlichkeit zu mangeln.
(Das erinnert mich an einen Besuch in einem Terraristikladen heute, wo auf einer Scheibe eines Terrariums für Schildkröten ein Zettel stand, indem aufgeklärt wurde, dass die Schildkröten absichtlich und sinnvollerweise sich auf den Rücken legen, da dies ihre Kondition und Muskulatur stärke – dies müsse so sein!)
Nun ja, den Ameisen aber schien es wie gesagt nicht so viel auszumachen. Allerdings waren immer nur so ca. 5 überhaupt geschäftig. Die Königin und der Rest der Überlebenden drückten sich lieber in die gewohnte und feuchte Watte. Ich habe das RG fast transparent zu lassen um sie besser beobachten zu können, sowie auch sie zur baldigen Nestsuche anzuspornen. Es schien mir nicht recht dieses Domizil des Todes noch schmackhaft durch Verdunklung zu machen.
Draußen dann kam das nächste Problem. Sie stolperten über jeden zweiten zu trockenen Staubkorn. Das mag übertrieben klingen (und ist es auch), aber es muss schon gesagt werden, dass die Ameisen in ihrer Umwelt vornehmlich eine herausfordernde Aufgabe zu sehen scheinen.
Sie stürzen also auch bei feinem Sand an einem Abhang von wenigen Millimetern. Interessant.
Das verleitete mich zur Aussage, dass dort wo die herkommen Gott jeden Sandkorn einzeln erschaffen haben musste, damit diese Tiere überleben konnten.
Jetzt sind sie beinahe zur Gänze, ohne Brut, aus dem RG, die Königin wird hierhin und dorthin geleitet, mal scheint's von eigener Intuition, dann wieder aus Gehorsam ihren Arbeiterinnen gegenüber.
Würde auch klappen. Wären diese beiden Richtungen nicht in verschiedene Ecken des Formicariums führen.
Das heißt eigentlich liegen sie wohl recht ähnlich, nur dass die Arbeiterinnen die Gyne zu überzeugen versuchen scheinen eine Etage höher zu bauen, während sie es bodennah probieren will?
Auf jeden Fall bleibt die Brut im RG, soweit ich sehen kann. Vollkommen unbewacht. Ab und an schaut Ihro werte Vorsitzende Reproduzentin vorbei und geht dann wieder die gleiche Runde wie zu vor. Das schon ungefähr 20 Mal.
Vielleicht vergleicht sie persönlich das neue Nestareal?
Ich staune weiter.
Nach nunmehr ca. fünfzehn Minuten ist der wohl Pheromon umwölkte Weg weniger frequentiert. Nur vereinzelt wandern Arbeiterinnen die Kante entlang den Stein hoch und scheinen unter einem kleinen Stein, oder dahinter ihre Niederlassung gründen zu wollen. Sollen sie.
Die Königin habe ich dann nicht mehr gesehen, ich nehme an sie ist dem Rat der Arbeiterinnen gefolgt.
Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich ihr kein Foto abgerungen habe, aber weder Ausrüstung noch Respekt vor ihr in dieser sensiblen Phase ließen mich das wagen. Von den inzwischen vier fotografierenden Maschinen derer ich habhaft werden könnte (2 Handykameras und 2 Taschenkameras), hat keine die Möglichkeit ein 6mm großes Tier scharf abzulichten. Zumindest müsste ich lange herumprobieren und das hätte mir und der Reproduzentin unverhältnismäßigen Stress beschert. Wir haben erst einmal Honeymoon.


09.11.2010


Heute Morgen, 08:00h war es dann keine Ãœberraschung mehr, dass alle ausgezogen waren. Unter dem Stein, den sie in der Nacht noch auserkoren hatten ist keine mehr zu sehen. Aus Angst um die Brut, die sie schmählich im Stich gelassen hatten, habe ich den Wattebausch herausgezogen und vor die vermutete Niederlassung gelegt. Es wird, denke ich, nichts bringen. Die Ameisen waren durch die Reise und mein, wenn auch vorsichtiges und zurückhaltendes, Hantieren so gestresst, dass sie sich jetzt erst einmal der wichtigen Aufgabe widmen in Sicherheit sich zu mehren. „Macht Euch das Formicarium untertan!“, soag i.
Das RG habe ich jetzt ganz entfernt.
Dafür, dass ich sie so kurz habe entwickeln sich jetzt schon überraschend viele Trivialnamen: Tollpatschameise, Stehaufweibchen, Goldflöckchen.
Aber, don't Panic!, es bleiben immer die Pseudolasius cibdelus.
Ich bin mal sehr gespannt, wie die Geschichte weitergeht, heute Abend.


09.11.2010


Heute Abend, es ist um 22:00h, fouragieren sie frei im Becken. Sie sind durch Licht (Taschenlampe) fast nicht von ihrem Gang abzuhalten. Es gibt hin und wieder ein Innehalten oder gar eine Wegänderung, sobald ich sie aus dem direkten Licht nehme, gehen sie wieder ihrer vorherigen Beschäftigung nach, als sei nichts.
Meistens aber stört es sie gar nicht, scheinbar. Es wird interessant sein diese Augen zu untersuchen.
In der Regel sind sie bei den Pseudolasius eher unter-ausgeprägt, ja zum Teil auch nicht oder kaum ausgeprägt. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass die meisten Arten Bewohner des Grundes sind und das Licht als zu vernachlässigenden Sinnesreiz allmählich ganz negieren. Evolutionär gesehen.
Von meinen angenommenen Pseudolasius cibdelus ist allerdings angeblich auch eine Sichtung über alle Tageszeiten bekannt (meine ich zu erinnern, weiß aber nicht, wo das stand...).
Die Pseudolasius cibdelus Gyne im Netz, China-Ant-Database, zeigt eindeutig einen güldenen Gaster, meine Reproduzentin trägt allerdings ein samtig schimmerndes Schwarz.
Ob das schon reicht um eine P. sp. daraus zu machen; nö, ich bleibe vorerst bei Pseudolasius cf. cibdelus! Eine Untersuchung folgt.
Ansonsten scheinen sie es sich im feuchten Sandboden gemütlich gemacht zu haben, haben natürlich das trockene Ytong abgelehnt, ich habe sie auch erst einmal gelassen, werde versuchen sie zu einem späteren Zeitpunkt über die Feuchtigkeit zu locken – jetzt soll sie sich erst einmal ein wenig erholen.
Nach wie vor habe ich noch keine Arbeiterin das Glas der Wände betreten sehen.
Sie pilgern immer wieder zu dem Wattebäuschen mit den Eiern, ich kann allerdings mit bloßem Auge im Dämmerlicht nicht erkennen, ob sie etwas Brut in ihr Nest bringen. Ich werde es noch ein paar Tage liegen lassen. Ebenfalls habe ich darauf verzichtet den Honig und den Mehlwurm zu erneuern, ich glaube sie haben ein wenig von dem Honig genippt (ich sah eine Arbeiterin dran). Ich wollte sie nicht stören und werde morgen alles erneuern, das Ytong befeuchten, den „Zimmerbambus“ gießen, die Parrafinschicht kontrollieren und erneuern.


Nachdem ich mich also im Forum nunmehr vollkommen mit drei allesamt fragwürdigen, aber für mich logischen, Antworten der Lächerlichkeit preisgegeben habe, wende ich mich kurz nochmal dem Becken zu.


Eine gespenstische Stille hat sich um das Formicarium gelegt.
Springschwänze springen nicht,
sie schreiten geschwind.




Und weitere Belustigung.
Also, keine Arbeiterin zu sehen. Nichts. De nada. Nill.
Schlafen.


10.12.2010


Heute Frühschicht gehabt, daher erst früh nachmittags Zuhause, dann ein kurzes Stündchen in das Formicarium gesehen. Und in das Forum, und mir ist bei der Auseinandersetzung um die Pharaonenameise aufgefallen, wie nah dran ich am Thema bin. Also noch einmal unbekannte Ameise unbekannter Herkunft ist nicht.
Trotzdem sind sie da und wollen beobachtet werden. Sie haben auch noch gar nichts gemein mit Geschicklichkeit – erst heute Abend habe ich aus gegebenem Anlass, der noch zu erklären sein wird, ein paar Ameisen einen Schaschlikspiess hinauf klettern sehen. Also klettern können sie zumindest bei ausreichend rauer Unterlage. Nach wie vor habe ich sie noch nicht das Glas hochgehen sehen.


Folgendes: Ich habe eine sehr kleine Ameise. Ich habe ein schlechtes Gefühl, schon alleine was die Ausbruchssicherung angeht, wenn ich überhaupt keine Ameise sehe. Ich würde mir niemals sicher sein.
Daher also mussten sie umziehen. In den Ytong. Jetzt konnte ich natürlich versuchen sie auszutrocknen im Boden und sie dann in das Ytong ziehen zu sehen, idealerweise, oder sie quasi gewaltsam, solange die Größe noch beherrschbar war und ich wusste wo sie waren, in „den Berg“ setzen.
Alleine, weil ich wissen wollte was mit dieser, potentiell pestigen, Ameise geschieht und nicht blindes Vertrauen in die Gutherzigkeit der Ameisen habe, habe ich diesen gewaltsamen und grausamen Schritt getan.
Allerdings muss ich zu meiner Verteidigung anmerken, dass die Geschwindigkeit der Selbstorganisation enorm gewesen ist: Das Nestchen, dass ich zur Gänze aus dem Boden hob, hatte bestimmt 10 Arbeiterinnen, wenn nicht 12. Soviele hatte ich noch nicht lebend gesehen. War ihre Winzigkeit verantwortlich für dieses Verschätzen? Die Reproduzentin war wohl auf.
Ich hoffe inständig, dass sie nicht für meine Dummheit leiden müssen, aber ich denke es war sinnvoll sie sichtbar zu machen oder gar nicht zu halten.
Sollten sie eingehen, so würde ich mir Vorwürfe machen, alleine des Leides der Tiere wegen, aber ich musste wissen, was mit ihnen geschieht, sonst hätte ich keine Ruhe gehabt. Hoffentlich bleiben sie ungefähr da, wo es vorgesehen ist und explorieren nicht mutig alle Ecken und Ritzen. Ich werde nur noch nach dem Verbleib der Königin im Ytong schauen und dann ganz dunkel lassen für heute.


Und das habe ich nach circa 5 Std. zuschauen beschlossen, es ist gegen Mitternacht und ich resümiere: Ohne Dummheit ist noch keiner schlau geworden. Aber das stimmt nicht ganz.


11.12.2010


Hybris, nichts als Hybris! Der Ytong ist unbewohnt wie eh, irgendwo auf dem Bodengrund haben sie sich wieder ein gebuddelt – es wird sich zeigen müssen wo. Jetzt werde ich erst einmal nichts von ihnen mitbekommen – ich werde sie jetzt nicht schon wieder einem solch enormen Stress aussetzen. Wenn ich nur genau wüsste, wo sie sich niedergelassen haben.
Dummheit reiht sich an Dummheit.


Okay, *phew!*, ich habe sie gefunden. Sie haben sich an einer Steinecke eingegraben.
Eine Arbeiterin fouragiert im ganzen Becken – nach wie vor scheint sie das Glas konsequent zu vermeiden.


Jetzt gibt es Ruhe, ganz viel Ruhe, und ich muss mit meinem „schlechten Gewissen“ leben.


12.-17.12.2010


Keinerlei Sichtung einer Ameise, zum Teil von Beobachtungszeiträumen von 8 Std. – wie von, begrenztem, Erdboden verschluckt.


18.12.2010


Eine Arbeiterin schaut nachmittags aus dem Nesteingang hervor und wirkt etwas nervös – Antennen nach allen Seiten zitternd. Dann war sie auch schon wieder weg.


19.12.- 23.12.2010


Nicht eine einzige winzige Ameise gesehen, weiterhin fast 16 std. Beobachtungszeiträume – das bedeutet, vielleicht bedarf das Aufklärung, dass ich in Intervallen während 16/24 Std. immer mal wieder (mindestens 6x/Std.) das Formicarium nach Lebendigem abgesucht habe. Jetzt, wo ich die Trauermückenplage los bin, die Asseln sich eingelebt und verschwunden sind, ist das einzig Lebendige, dass ich zu sehen bekomme, ab und an ein kleiner weißer Springschwanz.


24.12.2010


Eine Plage bin ich meinen Ameisen! Ich hätte nicht ruhig Weihnachten feiern können, ohne mich einhundert prozentig davon zu vergewissern, dass das Nest noch lebt und v.a. in dem dafür vorgesehenem Becken lebt.
Ich habe also behutsam und sehr bedächtig die Krume über dem Nesteingang gelöst und habe ihn etwas freigelegt, so langsam, dass ich bei der ersten Begegnung mit einer Arbeiterin, ohne sie zu verletzen, aufhören kann. Und so war es denn auch nach ein 2 Minuten soweit und ich sah eine winzige Ameise.
Ich hob sie auf meine Hand und sah dieses unwahrscheinlich kleine Wesen, eins mit ihrem Auftrag mich zu vernichten. Den Gaster zwischen den Beinen und in die Höhe gerichtet. Ich will gar nicht davon ausgehen, dass das Bedrohungsverhalten war – es steht noch zur Debatte, ob ich sie nicht doch verletzt habe.
Aber, sie sah mir sehr entschlossen aus allen Ameisen zur Ehre zu gereichen – bei knappen 2mm.
Sie hat mich auf jeden Fall gewarnt mich in acht zu nehmen, wenn die mal groß (und viele v.a.) sind!
Sie haben ganz spät angefangen ihren Nesteingang zu inspizieren und einige von ihnen nutzten die Gelegenheit um durchs halbe Becken zu streifen.
Frohe Weihnachten.


25.12.2010 – 13.01.2011


Weiterhin keine Sichtung der Pseudolasius cibdelus. Ich habe versucht mit einem Schaschlikspiess und einem Pinsel zu provozieren, doch ich musste feststellen, dass sie woanders nisten, oder von den Asseln gefressen wurden. Morgen mehr – da suche ich intensiver nach den kleinen Chinesen.


13.01.2011


Eine gute und eine schlechte Nachricht: Die gute ist die, dass sechs Arbeiterinnen und die Gyne leben!
Die Gyne sieht etwas geschwächt aus, die Gaster ist gut ausgeprägt, aber auch nicht prall. Es waren keine Anzeichen für irgendeine Brut zu sehen. Ich habe mich mit dem Pinsel vorsichtig vor gearbeitet und recht bald sah ich die Arbeiterinnen und die Gyne. Summa summarum sind es noch einmal deutlich weniger Arbeiterinnen. Vielleicht war es doch ganz gut, dass ich eingegriffen habe. Ich hatte zunächst große Zweifel und mache mir Vorwürfe ungeduldig geworden zu sein, aber auf der anderen Seite gab es keinerlei sichtbaren Nesteingang und ich befürchtete auch, dass ich nicht bekäme, wenn die mir intuitiv richtig erscheinenden Haltungsparameter doch nicht so ideal und richtig wären. Offensichtlich war dies auch nicht der Fall, denke ich, wenn mindestens 5 Arbeiterinnen fehlen und keine Brut vorhanden war.
Auf der anderen Seite aber, kann ich auch nicht mit hundert prozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, dass mir die kleinen Eier überhaupt aufgefallen wären – so viel Mühe ich mir auch gegeben habe. Und sie könnten natürlich in der Tat eine Diapause machen – ihre rasche Reaktion legt nahe, dass sie nicht wirklich geruht haben.
Das sind aber alles Spekulationen. Ohne Beobachtung kann ich keine Erfahrung sammeln und nun noch weniger, als in der Vergangenheit, glaube ich das verantworten zu können, alleine auf meine Intuition zu bauen.
Der Stand also 1 Gyne, 6 Arbeiterinnen!
Jetzt in einem RG, mit ein wenig Sand, Wasser, einem Tröpfchen Honig und einer kleinen, toten Grille. Alles zusammen in einer flache Tupperware Dose. Sie liegen im Regal vor mir und werden so um die 20°C Durchschnittstemperatur haben.
Ich verspreche mir eine größere Überprüfbarkeit ihrer Gesundheit und glaube, dass sie zunächst mit dem Platz (25Lx14Tx5Hcm) vollkommen zufrieden sein werden.
Jetzt heißt es Daumen drücken!


14.01.2011


Ãœber Nacht haben sie sich an der Hinterseite unter das Reagenzglas versammelt und ihr „Biwak“ eingerichtet. Schienen alle wohlauf zu sein.


17.01.2011


Nachdem ich vorgestern zufrieden gesehen habe, dass sie in das Reagenzglas gezogen waren, habe ich sie mitsamt RG in das neu gestaltete, kleinere, Formicarium gesetzt. Das RG habe ich mit Erde bedeckt und ihnen auch einen kleinen Haufen vor das RG geschüttet, da ich glaube, dass sie sehr lichtempfindlich sind und bisher es vorgezogen haben in völliger Dunkelheit zu leben. Das mögen sie denn auch tun.
Das Becken habe ich mit Wüstengrund-Seramis und einer Humuserde gefüllt, ca. 10cm hoch, ein paar versprengte Steine, Kiesel, den obligatorischen chinesischen Accessoires und ein paar Bambusrohren von einem Windspiel, die ich, sozusagen als „Nistangebot“ in den Boden gesteckt habe, und das Becken ist fertig. Es wird weiterhin recht feucht gehalten werden.
Ich gehe bei der weiteren Pflege von einer Diapause aus und werde nur regelmäßig Honig zur Verfügung stellen. Sollte ich fouragierende Arbeiterinnen entdecken werde ich dann auch wieder Insekten anbieten.





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#2 AW: Pseudolasius cibdelus - Haltungs- und Halterbericht

Beitrag von Ossein » 23. Januar 2011, 19:51

23.01.2011

Es ist nur mitzuteilen, dass es nichts mitzuteilen gibt.
Das soll mich nicht davon abhalten, das nicht so stehen zu lassen. Der Klee sprießt, ebenso wie ein wenig Gras, und das Becken wird langsam lebendiger.
Man kann nicht sagen, dass die Pseudolasius cibdelus etwas dazu beitragen. Ich werde aber auch nicht noch einmal stören - ich habe weiterhin keinerlei Arbeiterin fouragieren sehen und kann nur vermuten, dass sie noch im RG nisten.
Ich möchte aber auch jetzt nicht noch einmal so bald stören und nachforschen - die Parrafinölschicht macht mich sicher, dass sie noch im Becken sind und das genügt mir zur Zeit. Vielleicht schaue ich nochmal in zwei Wochen nach, wenn sich bis dahin gar nichts getan hat.





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#3 AW: Pseudolasius cibdelus - Haltungs- und Halterbericht

Beitrag von Ossein » 31. Januar 2011, 22:57

[align=left]31.01.2011 (Nur ganz kurz...)


[/align]
Es ist soweit! Zum ersten Mal habe ich heute Abend zwei Arbeiterinnen fouragieren gesehen, ca. 22:30h war die erste Sichtung - ein Hinweis, dass sie eher nachtaktiv sind? Oder doch sehr vorsichtig, bei der kleinen Kolonie?
Auf jeden Fall aber ein Grund zur Freude. Ich werde sie mitfeiern lassen, in dem ich ihnen ein Tröpfchen Honig und zwei Drosophilas hineinlege.
Und dann jetzt auch nicht weiter schreiben, sondern einfach nur beobachten.

01.02.2011

Um zwei Uhr haben sie den Honig gefunden und mit ein wenig Erde beschüttet. Immer wieder kommt eine Arbeiterin und labt sich. An die Drosophilas sind sie noch nicht gegangen.

Inzwischen habe ich noch was geschlafen...

Es ist jetzt fast 10:00h und ich habe heute Morgen keine weitere Arbeiterin gesehen. Interessant ist, wie gezielt sie den Rand um den Honigtropfen versandet haben - ich nehme an, um sicherer an den Honig selbst zu kommen.
Etwas tiefer links neben der Muschel sind zwei Löcher zu sehen, das größere ist der Eingang zu ihrem Nest.

Bild

Das Becken selbst hat sich ein klein wenig seit dem letzten Update (#2) verändert. Ich musste die Bambusrohre wg. Schimmels herausnehmen (da sie sowieso überflüssig, tat mir das nicht weh) - dafür habe ich großzügig Moos verteilt, mal sehen wie der angeht.

Fotos sind bei meinem äußerst bescheidenem "Equipment" mit einem gewissen Aufwand verbunden, da es schwer für mich ist nicht stillstehende 2mm große Wesen scharf abzulichten. Versuchen werde ich es allerdings.


Diskutiert werden kann hier:

http://www.ameisenforum.de/meinungen...tml#post277669

EDIT: Vielleicht mag da ja auch der nette Bewerter ("oberflächlich") sich dort zu Wort melden und seine Erwartungen dort etwas präzesieren.



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#4 AW: Pseudolasius cibdelus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Ossein » 19. Februar 2011, 18:29

Das Formicarium ist ein wenig umgestaltet worden und beherbergt nun große Moosflächen. Die nicht recht passenden Bambusrohre mussten entfernt werden, weil sie schimmelten. Das Moos wiederum hält die Feuchte und bildet eine unglaubliche Oberflächenvergrößerung für die Pseudolasius cibdelus. Bald Bilder dazu.

15. - 18.02.2011


Immer mal wieder vereinzelte Sichtungen einer Arbeiterin, oft nur für kurze Zeit (5Min.), immer abends, nach 21:00h.

19.02.2011/Gegen 23:00h

Der ersten Arbeiterin folgte auch gleich die zweite und dieses Mal untersuchten sie gemeinsam die nähere Umgebung des Nesteingangs.
In die schon einmal so genutzte Muschelschale tat ich eine Tropfen Honig, den die beiden Ameisen innerhalb weniger Minuten fanden.
Dann kam eine dritte Arbeiterin dazu, nahm etwas Honig zu sich und ging wieder in's Nest. Ihr wiederum folgte eine vierte, mit einiger Verzögerung auch eine fünfte Arbeiterin.
So standen sie minutenlang und immer wieder am Honig und schlugen sich die Mägen voll: für sich, die Königin und die Brut.
Waren es beim letzten Mal wohl nur zwei Arbeiterinnen gewesen, die ich den Außendienst erledigen sah, waren es jetzt fünf, so dass ich annehme, dass sich die Kolonie langsam stabilisiert (ich gehe immer davon aus, dass mindestens eine Arbeiterin bei der Gyne bleibt).
Außerdem haben sie anscheinend den Nesteingang neben der Muschel Richtung Frontscheibe beinahe gänzlich verschlossen und kommen nun von der anderen Seite des Steins - versuchen sie sich vor dem großen Schemen mit dem aufdringlichen Atem und der Angewohnheit Welten ins Wanken zu bringen zu schützen? ;-)

Und zum allerersten Mal konnte ich sie fotographisch festhalten, auch wenn ich nicht alle fünf auf einmal:

Bild

Bild



(Ein Klick jeweils, und die Bilder sind groß genug sie auch zu erkennen...)


Diskutiert werden kann hier:

http://www.ameisenforum.de/meinungen...tml#post277669



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#5 AW: Pseudolasius cibdelus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Ossein » 30. März 2011, 22:44

Wer diesen Haltungs- und Halterbericht bis hier hin gelesen hat und immer noch mal reinschaut - ich danke sehr. Eure Geduld wird der, die ich mit meinen lieben kleinen Pseudolasius cibdelus habe, ähnlich sein müssen.

Man kann die letzten Wochen gut in einem Satz zusammenfassen:
Hin und wieder zeigte sich eine Arbeiterin kurz beim Furagieren, selten auch zu zweit, und dann lange nicht mehr.

Eine als Opfer dargebrachte kleine Grille verschmähten sie und ich habe mir vorgenommen auch keinen Honig mehr anzubieten, solange sie nicht mindestens zu dritt furagieren. Ich denke, dass sie sich sonst nicht zeigen, auch weil ihre Bedürfnisse gedeckt zu sein scheinen.
Dem erstmal widersprechend habe ich vor zwei Wochen einen kleinen, mit Blattläusen befallenen, Grasbüschel eingepflanzt.
Die Pseudoratio dahinter: Wenn sie schon keine Wurzelläuse finden, dann suchen sie vielleicht auch mal oberirdisch nach einer Kohlenhydratquelle. Und vielleicht wissen sie auch, wie man mit Blattläusen umgeht.

Heute dann die Überraschung: Ich sah eine Arbeiterin, wie sie, ziemlich unbeholfen wirkend, die Moosoberfläche und Grashalme entlang hastete, das Köpfchen weit erhoben, die Fühler nach oben gestreckt, hektisch die Luft abtastend. Immer wieder versuchte sie sich dem Grashalm entgegen zu strecken, der sie zu den Blattläusen führen konnte. Als sie diesen dann endlich erreichte tastete sie auch bei der ersten Begegnung gleich eine Blattlaus ab, ging weiter und betrillerte die zweite, diese dann länger und offensichtlich auch mit Erfolg.
Dann aber mußte ich auch schon gehen, die vermaledeite Arbeit rief zu laut, und ich konnte leider nicht sehen, wie es weiter geht.

Heute Abend sah ich dann gleich zwei Arbeiterinnen furagieren, allerdings wurden sie recht rasch durch die penetrante Taschenlampe wieder in den Untergrund getrieben.

Jedoch, vielleicht dem ein oder anderen zur Freude, ist beim Fotografieren ein Suchbild entstanden: Ehrlich, da ist eindeutig ein Köpfchen zu sehen.
Wer das findet, der kann sich ungefähr vorstellen, wie lange es dauert, bis ich verbuchen kann: Heute keine Arbeiterin gesehen. Oder eben doch.




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#6 AW: Pseudolasius cibdelus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Ossein » 11. Mai 2011, 11:22

Jetzt hat ja ein Update auch lange genug auf sich warten lassen.

Spitz auf Knopf


Längere Zeit habe ich jetzt nichts berichtet, weil auch wenig Sichtbares und Bemerkenswertes passiert ist.
Die Blattläuse wurden nicht angenommen, nach dem einmaligen Besuch der einen Arbeiterin.
Ab und an, wenn mindestens zwei Arbeiterinnen furagiert haben, habe ich einen Honigtropfen zur Verfügung gestellt, der, ein paar Stündchen, wunderbar angenommen wurde - ich habe allerdings nie beobachten können, dass sie Insekten angenommen haben. Weder kleine Fliegchen, noch kleinste Grillen (oder auch größere) oder andere angebotene Tierchen.
Allerdings habe ich ja auch, wie gesagt, meist nicht viel gesehen.

Vor ca. zwei Wochen allerdings schien sich etwas verändert zu haben: Wenn sie furagierten, dann alleine oder zu zweien, nie mehr.
Das Honigtröpfchen schütteten sie nicht mehr mit Sand zu, sondern ließen sich hineinfallen - ich sah zum ersten Mal suizidale Ameisen, im Glück ersoffen.
Zunächst dachte ich an eine vereinzelte Beobachtung, aber als ich vorgestern vergaß, wie ich es mir vorgenommen hatte, etwas Sand an den Honig zu sprenkeln, da war gleich die nächste Arbeiterin tot.

Heute sah ich dann, wie die Gyne aus ihrem Nest spaziert!

Obwohl mir nicht bewußt ist, dass sich irgendwelche Parameter geändert haben, scheint sich etwas rapide zum Nachteil entwickelt zu haben.

Rasch gehandelt: Tupperwarebox, ein Medikamentenverabreichungspöttchen mit Sand gefüllt, unten Loch rein, mit Nagel eines in den Sand vorgebohrt - die Gyne nahm es gerne und lieber als das Rg, in das sie zu ziehen sich beharrlich weigerte (sie wollte wohl immer unter das Rg, aber nie hinein).
Ein anderen Pöttchen habe ich mit genäßter Watte gefüllt, ebenfalls Loch unten rein, für den Zugang zum Wasser.
Auf ein Alufolienstückchen dann ein mini Tröpfelchen Honig und eine mini Grille - just in case.

Bild

Bild


Und jetzt sitze ich hier und fühle mich, im Hinblick auf die Pseudolasius cibdelus, beinahe vollkommen gescheitert.
Jetzt steht es Spitz auf Knopf, ob Ihr sie bald in der Kolonien-Totentafel wiederfindet, oder eine weitere Gründung, mit der gleichen Gyne, klappt.

Wie schon häufig gesagt inzwischen, eine so völlig unbekannte Art zu halten ist schwierig und die Gründe für das bisherige Scheitern können so zahlreich sein - auch weil es sich zunächst recht gut anließ, ist es mir vollkommen rätselhaft, warum die Entwicklung derart kippte.

Diskutiert werden kann hier!



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#7 AW: Pseudolasius cibdelus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Ossein » 1. Juli 2011, 22:57

Das Ende

Die Gyne habe ich tot aufgefunden, ohne jede Brut.

Sie hat tapfer gekämpft.

Ich habe viel zu spät verstanden, dass ich die Haltung von vorneherein noch schwieriger gemacht habe dadurch, dass ich sie "natürlich" in einer feuchten Umgebung mit zu vielen Unbekannten habe gründen lassen wollen.
Berichten des Verkäufers zufolge werden die Kolonien auch im Rg schon deutlich größer, als meine Anfangskolonie war und ich hätte sie auch deutlich länger im Rg halten sollen.

LG, Ossein.



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