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Temnothorax cf. crassispinus - Haltungserfahrungen

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Temnothorax
fehlfarbe
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#1 Temnothorax cf. crassispinus - Haltungserfahrungen

Beitrag von fehlfarbe » 24. März 2011, 23:59

Hallo Leute,

hier im Forum liest man ja immer mal was über Temnothorax nylanderi/crassispinus, vor allem wenn es um die Vergesellschaftung von Ameisen geht. Deswegen war ich heute und gestern mal etwas bei uns im Wald unterwegs um 1 oder 2 Kolonien für zu Hause zu finden. Eigentlich wollte ich eine Kolonie mit meinen Camponotus ligniperdus vergesellschaften, aber nachdem ich bemerkt habe wie gut man diese kleine Art in einer kleinen Arena beobachten kann, werde ich wohl noch etwas warten, bevor ich eine Kolonie mit zu den Camponauten gebe.

Zum Bestimmungsthread geht es hier
Eine gute Artbeschreibung habe ich nicht gefunden, allerdings wird T. crassispinus im "Seifert" als parapatrische Schwesternart zu T. nylanderi beschrieben. Daher verweise ich vorerst mal auf den Steckbrief von T. nylanderi.
Das "cf." in der Titelbezeichnung habe ich dazu geschrieben, da man wohl ohne Mikroskop nicht genau zwischen beiden Arten unterscheiden kann. Laut "Seifert" befindet sich die Grenzlinie zwischen T. nylanderi und T. crassispinus allerdings weiter westlich zwischen Freiberg und Leipzig. Daher ist T. crassispinus für meinen Fundort (östl. von Dresden) sehr wahrscheinlich.

Bei Kolonie #1, die ich gestern (24.03.2011) gefunden habe, bin ich mir allerdings noch nicht sicher, ob eine Königin dabei ist.
Bei Kolonie #2 bin ich mir allerdings sehr sicher zwischen den Arbeiterinnen eine Gyne gesehen zu haben.

Beide Kolonien haben auf jeden Fall schon Brut. Die Anzahl der Arbeiterinnen lässt sich schwer schätzen, da ich die Eicheln nur "angeknackt" habe und es deshalb unmöglich ist die Arbeiterinnen im Inneren zu zählen.

Kolonie #1 befindet sich in einer Rocher Box, die einen Boden aus einem Spachtelmasse-Lehm-Gemisch hat. Sie wohnt weiterhin in ihrer Eichel, wobei ich heute eine CF-Karten Schutzhülle als Nest angeboten habe. Mal schauen ob sie es für gut empfinden. Ansonsten werde ich mich bemühen ihnen ein Kork- oder Holznest zu bauen.
Als Nahrung bekommen sie zurzeit eine Honiglösung und Mücken, die bei uns im Keller an der Wand herum hängen. Seit gestern Abend habe ich bereits 4 Mücken verfüttert, die fachgerecht zerlegt werden. Von der Mücke, die ich gestern gegeben habe, lagen heute nur noch die Beine und Flügel herum.
Sie zeigen auch eine hohe Aktivität. Es sind ständig 2-4 Arbeiterinnen am fouragieren.

Kolonie #2 befindet sich derzeit noch mit ihrer Eichel in der Fundbox (ausgewaschener Directions Haarfarbtopf) , da ihre Arena noch etwas ausdünsten muss. Als Nest biete ich ein Mini Plexiglas Nest an, das aus 3 Schichten besteht. Der Boden des Nestes und der Arena wurde ebenfalls mit einem Spachtelmasse-Lehm-Gemisch ausgefüllt. Ich werde die Kolonie wohl morgen oder übermorgen in ihre neue Arena setzen. Heute habe ich ihnen zumindest eine Mücke und einen Tropfen Honiglösung gegeben.

Beide Nester werden mit Paraffinöl gesichert.

Bild 1, 3, 4: Arbeiterinnen von Kolonie #1 beim zerlegen der Mücken
Bild 2: Nest von Kolonie #1
Bild 5, 6: Arena von Kolonie #1
Bild 7, 8: Arena von Kolonie #2

Die Farben sind leider etwas blöd, da das Licht leider nicht das beste war.

Hier geht es zum Diskussionsthread
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#2 AW: Temnothorax cf. crassispinus - Haltungserfahrungen

Beitrag von fehlfarbe » 25. März 2011, 23:40

Heute habe ich Kolonie #2 mit ihren Eichelresten in die Arena getan. Es gab natürlich erst einmal ein riesiges Durcheinander bis sich alle wieder gesammelt hatten. Aber dadurch konnte ich auch noch mal einen Blick auf die Königin werfen. Sie leben derzeit noch in ihrem offenen Eichelrest, da sie den Eingang zum Plexinest noch nicht gefunden haben. Ich hoffe, dass sich das bald ändert, sonst muss ich mir mal Gedanken und ein kleines Kork- oder Holznest machen. An Mücken und Honigwasser wird derzeit kaum Interesse gezeigt. Auf einem Foto sieht man, dass einige Larven vorhanden sind.

Kolonie #1 bewohnt weiterhin ihre leicht lädierte Eichel, die wie eine kleine Festung in der Arena steht. Ich habe heute wieder 2 Mücken verfüttert, die schnell entdeckt und zerlegt wurden. Im CF Hüllen Nest sieht man ab und zu mal eine Arbeiterin sitzen. Mal schauen, wie sich das entwickelt.

Fotos von Kolonie #2:
1) Königin
2) Arbeiterinnen und Larven
3, 4) Arbeiterinnen
5) Arbeiterin schleppt eine Schwester
6, 7, 8) Eichelrest, der weiterhin als Nest genutzt wird
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#3 AW: Temnothorax cf. crassispinus - Haltungserfahrungen

Beitrag von fehlfarbe » 31. März 2011, 23:19

Kolonie #2 ist gestern aus ihrer zertrümmerten Eichel in das neue Haselnuss Nest gezogen. Leider kam meine neue Kamera erst heute, sonst hätte ich die Szenerie aufgenommen. Sah sehr putzig aus, wie sich die Arbeiterinnen gegenseitig (u.a. auch die Gyne) ins neue Nest geschleppt haben. Leider ist die Plexiglasscheibe etwas verschmiert, daher sieht man auf dem Foto nicht all zu viel.

Der Hunger auf Proteine ist bei beiden Kolonien weiterhin sehr groß. Ich verfüttere fast täglich mehrere Mücken und kleinere Spinnen und immer mal wieder einen Tropfen Honiglösung. Wird Zeit, dass die Fliegen wieder heraus kommen, ich denke die sollten eine ideale Nahrungsquelle für die kleinen sein. An so einer Mücke ist ja jetzt nicht so viel dran/drin.

Bild 1: Arena von Kolonie #2 mit abgedecktem Haselnuss Nest
Bild 2: Blick ins Haselnuss Nest
Bild 3: *nom nom nom* Kolonie #1 beim Honig schlürfen
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#4 AW: Temnothorax cf. crassispinus - Haltungserfahrungen

Beitrag von fehlfarbe » 5. April 2011, 10:43

Beiden Kolonien geht es gut. Sie futtern kräftig Proteine und Honig, sogar mehr als meine anderen Kolonien.
Bei Kolonie #2 konnte ich jetzt mal die Brut zählen und komme auf ca 20 Larven.

Anbei noch ein kleines Video, das ich bei den Fütterungen aufgenommen habe:



(Am besten in HD ansehen ;) )



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#5 AW: Temnothorax cf. crassispinus - Haltungserfahrungen

Beitrag von fehlfarbe » 6. April 2011, 22:18

Ich bin immer wieder über den Hunger von Kolonie #1 erstaunt. Sobald sie etwas verwertbares finden, wird es durch mehrere Arbeiterinnen in wenigen Stunden zerlegt. Mehlwürmer werden komplett ausgehöhlt und Fliegen werden bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt (Bild 1). Mich interessiert nun wirklich, wie viel Brut die Kolonie zu versorgen hat und ob denn überhaupt eine Gyne vorhanden ist. Mein Korknest haben sie ja leider auch verschmäht, deswegen habe ich ein zweites Haselnuss Nest gebaut, dass gegenüber dem von Kolonie #2 etwas verbessert wurde. Bei deren Nest habe ich immer das Problem, dass es herum wackelt, wenn ich versuche die Abdeckung ab zu machen oder drauf zu setzen. Deswegen habe ich unter das neue Nest eine (bzw. 2, aber die erste war zu klein) schwere Unterlegscheibe als Standfuß geklebt (Bild 2, 3). Dadurch sollte das Nest stabiler stehen. Leider ist mir der Eingang etwas groß geraten (Bild 4), aber ich denke, dass sie den, so wie Kolonie #2, mit Eichelresten verkleinern werden.
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#6 AW: Temnothorax cf. crassispinus - Haltungserfahrungen

Beitrag von fehlfarbe » 16. Mai 2011, 22:06

Mal wieder ein kleines Update:
Die beiden Formicarien befinden sich nun seit ein paar Wochen in meinem Schlafzimmer, da ich dort mehr Platz zur Verfügung habe. Die Temperaturen sind deswegen etwas tiefer, aber trotzdem sind beide Kolonien noch weiterhin recht aktiv. Honigwasser und Insekten werden gern angenommen.
Da ich bei Freunden noch ein paar Rocher Schachteln abgreifen konnte, hat Kolonie #2 seit heute eine etwas größere Arena und somit den gleichen Platz wie Kolonie #1. Zusätzlich habe ich Kolonie #2 noch das Haselnuss Nest mit der Unterlegscheibe angeboten, das Kolonie #1 wohl nicht so gut findet wie ihre zerbröckelte Eichel. Dadurch erhoffe ich mir einen noch etwas besseren Einblick, da die Scheibe des derzeitigen Nestes leider einige Fettflecken hat, die vor allem beim Fotografieren sehr stören können. Außerdem steht das zweite Nest durch die Unterlegscheibe viel sicherer und kann nicht so einfach umkippen.
Brut hat Kolonie #2 recht viel, wie man auf den Bildern gut erkennen kann. Ich frage mich ab wann Geschlechtstiere ausgebildet werden.
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#7 AW: Temnothorax cf. crassispinus - Haltungserfahrungen

Beitrag von fehlfarbe » 4. Juli 2011, 02:17

Am 29.06.2011 konnte ich bei Kolonie #1 ein Geschlechtstier, ich vermute mal ein Männchen, aus machen, dass durch die Rocher Box gewandert ist. Zwischendurch wurde es auch mal von einer Arbeiterin gepackt und durch die Box getragen bzw. gezerrt. Lustigerweise hat es das Männchen irgendwie geschafft in die Box vom Kolonie #2 zu kommen, wo es allerdings etwas mit der Paraffin Schicht zu kämpfen hatte. Ich habe das Tier dann wieder in die Box von Kolonie #1 getan, damit es nicht gefressen wird. Am nächsten Morgen lag es allerdings tot in der Box und wurde ab und zu von Arbeiterinnen herum getragen.
Brut ist, so weit ich das bei Kolonie #2 sehen kann, eine Menge vorhanden. Bei Kolonie #1 habe ich ja leider immer noch keine Nesteinsicht. Eventuell werde ich die Tage mal ein weiteres Haselnuss Nest bauen und in die Box legen und hoffen, dass sie von allein umziehen und ansonsten die Eichel aufknacken. Mich würde es schon sehr interessieren, ob nun eine Gyne vorhanden ist oder nicht.

Anbei noch ein Video mit dem Geschlechtstier und einem Blick ins Nest von Kolonie #2:




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#8 AW: Temnothorax cf. crassispinus - Haltungserfahrungen

Beitrag von fehlfarbe » 5. Oktober 2011, 02:12

Viel Neues gibt es nicht zu berichten. Beiden Kolonien geht es gut. Proteine und Honig werden weiterhin gut angenommen. Geschlechtstiere konnte ich keine weiteren aus machen.
Da es mich sehr interessiert hat, ob Kolonie #1 nun eine Gyne hat oder nicht, habe ich vor ein paar Tagen das Nest doch noch geknackt und ein Haselnuss Nest mit Plexiglasscheibe als Alternative angeboten. Die Kolonie ist innerhalb weniger Stunden in die Haselnuss umgezogen.
Und siehe da, Kolonie #1 hat nicht nur eine Gyne, die ich beim Umzug erblicken konnte, sondern ist um einiges größer als Kolonie #2. Brut ist eher weniger vorhanden.

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Ich hätte nie gedacht, dass eine so große Kolonie in eine so kleine verdorrte Eichel passt. Wenn man sich die Eichel allerdings mal genauer ansieht, erkennt man, dass sie mehrere Schichten hat, zwischen denen sich die Ameisen bewegen können. Das erhöht die nutzbare Fläche um ein vielfaches und lässt auch große Kolonien darin Platz haben.

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