Weg mit den öden Ytongs, Ant Cubes usw.!

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Disp
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#17 AW: Weg mit den öden Ytongs, Ant Cubes usw.!

Beitrag von Disp » 8. April 2011, 21:05

Ich denke Insekten wird kaum "Leid" zugesprochen. Insekten sind halt nicht wie Hunde und Katzen bei denen man sofort sieht, dass Sie verdursten. Die Ameisen schuften schön weiter im den Staat aufrecht zu erhalten und liegen halt am nächsten Tag auf der Müllkippe.
Es gibt ja Leute die behaupten Fische (und Allgemein einige Tiere) empfinden keinen Schmerz weil "ihr Hirn nicht ausgeprägt genug ist".
Ist das trotzdem ein Grund Sie leiden zu lassen?

Meiner Ansicht nach nicht.

Und mal ganz ehrlich: solche Produkte sind eben nicht auf eine langfristige Haltung ausgelegt. Eher etwas für Kinder die mal eben in den Garten laufen, Arbeiterinnen holen und sie dann da rein stecken bis Sie verhungern, austrocknen oder sonstwie sterben

Wie soll man so was überhaupt befeuchten? Es bildet sich doch Schimmel und Kondenswasser!?



Cayal
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#18 AW: Weg mit den öden Ytongs, Ant Cubes usw.!

Beitrag von Cayal » 8. April 2011, 21:11

Wer den Film "Ameisen die Heimliche Weltmacht" kennt, weiß, dass z. B. Hölldobler diverse Kolonien in Acrylzylinder Formicarien hält. Das Ding ist ja nichts weiter als eine Billigausgabe davon.

Und wenn ein so angesehener Wissenschaftler Ameisen dort drin hält, kann man es den Leuten wirklich verübeln, wenn sie das nachmachen? Ich frage mich auch immer, was an einem Gips- oder Ytongnest natürlicher ist als an einem Acrylnest. Alle sind unnatürlich.


Lebst Du schon, oder empörst Du dich noch?

de_Calle
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#19 AW: Weg mit den öden Ytongs, Ant Cubes usw.!

Beitrag von de_Calle » 8. April 2011, 21:25

@Merkur:
Okay, bei Gelfarmen versteh ich das, die sind ja bekanntlich nicht zum Halten von Ameisen geeignet. Da kenne ich auch die Gründe, nur eben bei der Ant-o-sphere nicht.

Aber ich glaube du verstehst mich falsch.. dass du das Produkt nicht gut findest hab ich schon verstanden ;) Mir geht es um das warum. Das hast du mir noch nicht so recht beantwortet.

Ich will dir damit jetzt absolut nicht auf die Nerven gehen, aber ich denke, von einem 'Experten in Haltung' kann ich noch was lernen. Mehr will ich gar nicht.

@Imago:
Wenn ich das im Video richtig gesehen habe, kann man die Kugeln anordnen wie man will, dh. die Schläuche müssen nicht so steil gebogen sein.

@Disp:
Jede Kugel hat 8 Anschlüsse, die du zum Belüften sowie zum Befeuchten verwenden kannst.

@Cayal:
Genau das ist für mich der Punkt. Hier so ein Produkt schlecht zu machen, nur weil es "anders aussieht" finde ich eben nicht ok. Oder steckt mehr dahinter? Das interessiert mich einfach..

Ich finde es eben komisch über sowas zu lachen, während man selbst Ameisen aus ihrem natürlichen Lebensraum nimmt und sie in ein Terrarium/Ytong steckt, das sie als ihr Zuhause hinnehmen müssen. Wo ist da der Unterschied zu dem Ant-o-sphere?



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snuff
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#20 AW: Weg mit den öden Ytongs, Ant Cubes usw.!

Beitrag von snuff » 8. April 2011, 22:04

Die Aufmachung und die 'Werbung' spricht halt meiner Meinung nach genau die falsche Zielgruppe an. Das bekommt dann ein Kind geschenkt, das sich vorher nicht mit Ameisen/Ameisenhaltung auseinandergesetzt hat, stellt sich das ganze ein paar Monate ins Regal, und dann dürfte das bei 95% auch schon wieder zu langweilig sein und die Kolonie geht den Bach runter. Denke das ist das größte Problem an der ganzen Sache.
Die Idee an sich mit diesen Kugelnestern finde ich nicht schecht, allerdings sieht das hier halt ziemlich nach Spielzeug aus, und das sollten Ameisen ja nicht sein. Gilt übrigens für die ganzen Produkte auf der Website, bekommt man ja das Grausen. :)



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Ossein
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#21 AW: Weg mit den öden Ytongs, Ant Cubes usw.!

Beitrag von Ossein » 8. April 2011, 22:48

Tendenziell, de Calle, gebe ich Dir in einigem Recht.
Auch wenn Milton's Farm zigmillionenfach xfachsten Mist verkauft hat, sollte man sich auch das neue Ding genau anschauen, bevor man es be- oder gar verurteilt.
Das habe ich versucht zu tun. Ich fasse mal kurz zusammen (auch auf die Gefahr hin, mich und andere zu wiederholen):

0 - Völlig falsche Altersgruppeneinteilung, Zielgruppenwahl.
1 - Irreführende Werbung mit einem Ex-Entomologen, der Unsinn erzählt.
2 - Ausgerichtet auf die Haltung von Arbeiterinnen, nicht auf einen vollständigen Staat.
3 - Wird ohne jedes Substrat verkauft, i.Ü. im Gegensatz zu den mitbeworbenen Pflanzenkugeln und der Regenwurmfarm.
4a - Wieviele Kugeln braucht es um den Raum darzustellen, den ein 60x30x30cm Becken hat? Ich denke mal, ohne zu Rechnen, dass es mindestens das 2 1/2 fache an Kugeln bräuchte um die Möglichkeiten eines Beckens zu realisieren. Allerdings findet auch idealerweise eine gute Raumausnutzung statt.
4b - Wären zwanzig Kugeln. Kostet ca. 50 Euro (ohne Substrat und Ameisen, Überschlag gerechnet, mit Umrechnung von US-Dollar). Dafür richte ich mit etwas Geschick zwei herkömmliche Becken-Formikarien her, mit allem Drum und Dran (incl. Substrat).
5 - Das Nest kann relativ realistisch dargestellt werden - wenn man die Schlauchlängen nesttypisch verkürzt und natürlich Substrat eingesetzt wird (nur zur Hälfte, und dann mit gleichzeitiger Miniarena-Riesenkammer, oder gänzlich und dann kann man das Ding so bald nicht mehr öffnen?). Mit dem "Realismus" der "Furagierfläche" ist es nicht weit her.
6 - Wie kratzfest ist das Plastik eigentlich? V.a. Dingen nicht ganz unwichtig, wenn man dann doch Substrat einfüllen muss!
7 - Sind die Fugen, v.a. bei z.T. feucht gehaltenen Kugeln, nicht arg anfällig für Schimmel? V.a. da man ihn da nicht so rasch sieht.
8 - Rotlichtfrage! Läßt das Plastik wirklich nur das gewisse, für Ameisen unsichtbare, Spektrum durch?

Dieser Artikel ist meiner Meinung nach deswegen anders als die Gelfarmen zu bewerten, da er von der Sache an sich, mit Modifikationen, für die Haltung von kleinen Ameisenvölkern kleinerer Ameisen geeignet gemacht werden könnte. Konjungtiv doppelt, wohlgemerkt!
Zum Beispiel kann ich mir u.U. eine kleinere Kolonie Lasius niger da drin vorstellen; ich denke die würden sich anpassen.

Das ändert nichts da dran, dass ich eine klare Meinung zu dem Ding habe.
In dem, was es darstellt, als Konsumgut, als Kinderspielzeug, als Klaustrophobie induzierende Kugelwelt, widerspricht es meiner Vorstellung davon, wie ich Ameisen halten möchte.
Mal abgesehen davon, dass auch Hölldobler/Wilson Haltungsformen für das Labor entwickelt haben, die ähnlich wirken, so sind diese deutlich durchdachter und einfacher im Aufbau. V.a. Dingen ist die einfache Reinigung der Behältnisse ein wichtiger Punkt, weswegen diese Art Steckverschlüsse der Kugelhälften nicht vorkommen dürften...
Und auch H/W haben diese Gefäße wohl nicht zuletzt entwickelt, weil sie einen recht hohen Umsatz an Laborameisen haben und diese nicht über Jahre in diesen Behältnissen gehalten werden - auch wenn das im Film "Die heimliche Weltmacht" anders rüberkommt.
Im Übrigen aber lassen H/W in ihrer Haltung die Rotlichtfrage gänzlich außeracht. Sie vertreten die von meiner Beobachtung nicht gedeckte Erfahrung, dass fast alle Ameisenarten bei normalem Zimmerlicht ihr Verhalten unverändert zeigen.

Im Übrigen: der Erfahrung mit Milton's Antfarmen nach, bzw. mit der Werbung dafür und den Rezensionen darüber, findet man sehr schnell heraus, dass auch diese von einer sehr hohen Fluktuation der Bevölkerung ausgehen. Selten werden Tiere da länger als vier bis sechs Wochen gehalten, um dann wieder durch neue ersetzt zu werden.
Wenn deren Gelfarmen Ameisen schon ein "schönes, angemessenes Leben" versprechen, und gleichzeitig von wenigen Wochen Lebensdauer ausgegangen wird, Spezies übergreifend, dann darf man sich schon auch die Frage stellen, was die denn genau unter "Artgerechter Haltung" verstehen.

Etwas anderes als ich allemal.

LG, Ossein.



de_Calle
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#22 AW: Weg mit den öden Ytongs, Ant Cubes usw.!

Beitrag von de_Calle » 9. April 2011, 13:02

Danke für deine ausführliche Antwort Ossein :)

Ich glaube, dann habe ich euch bisher einfach falsch verstanden. Bei dem Punkt, dass wahrscheinlich der überwiegende Teil der Menschen, die das Produkt kaufen, Ameisen nur zum Spaß und unter völlig falschen Bedingungen halten, bin ich zu 100% bei euch!

Ossein hat geschrieben:Dieser Artikel ist meiner Meinung nach deswegen anders als die Gelfarmen zu bewerten, da er von der Sache an sich, mit Modifikationen, für die Haltung von kleinen Ameisenvölkern kleinerer Ameisen geeignet gemacht werden könnte.


Genau darum ging es mir. Ich dachte, das halten Merkur und Imago nicht für möglich. Dass man die Punkte 6-8 von dir noch genauer anschauen müsste, ist mir klar.

Naja wie gesagt, wahrscheinlich hab ich das einfach falsch verstanden ;)



Sahal
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#23 AW: Weg mit den öden Ytongs, Ant Cubes usw.!

Beitrag von Sahal » 10. April 2011, 12:54

sawasdee krub

man sollte bei diesem Thema doch 3 Dinge trennen:
- was sagt de Werbung und Anleitung
- was nehmen die Ameisen wahr
- wie kann man das Setup nutzen

Ab 6 Jahren empfohlen?
Das ist etwa das selbe Alter, das auch für den ersten Goldhamster angenommen wird. Dann doch lieber ein paar Insekten opfern, die wahrscheinlich eh unter dem Schuh eines Naturliebhabers enden würden, als einen bedauernswerten Goldhamster zu erpflegen!!
Aber keine Frage: die Beschreibung spottet jeder selbigen!

Nicht Artgerecht?
Die Ameisen werden doch gar nicht wissen, wie schpäßig oder albern (je nach Betrachter) die Behausung ausschaut! Wichtig ist für sie, dass es feucht und dunkel ist, sie graben können und Luft haben! Sobald die Kugeln (min. halb) mit Substrat gefüllt wurden, sehe ich ein prima Nest und dekoratives Objekt!
Selbst die Kammerverteilung mit langen Gängen dazwischen entspricht eher einem Naturnest als unsere enggepackten Porenbetonnester oder gar die heiligen RG.


Imago hat geschrieben:Ich kenne wenig Arten...nein sogar keine Art die solche Steigungen in einem Schlauch bewältigen kann.
Lasius niger, Camponotus ligniperda/C. herculeanus, Atta, Acromyrmex, Oecophylla, Myrmica rubra etc pp Alle konnten Schläuche erklimmen oder gar ein Acrylglasnest senkrecht ersteigen. Es war in den meisten Fällen gar möglich, mit Beute aufzusteigen. Und sollte es wirklich Probleme geben, weil evtl anderes Schlauchmaterial, hängt man eben einen Faden rein oder kratzt die Innenfläche etwas an...
Lediglich Messor structor hatte bei mir immer Probleme, Glas und Schlauch zu erklimmen.

Witzig bei steilen Schläuchen: wenn die Ameisen absteigen, lassen sie sich (zumindest einige Arten) gerne einfach fallen und schon regnet es Ameisen :D Bei Acromyrmex und Atta nervig, da die harten Damen hörbar auftitschen.


Hier fragt Ihr nach der Belüftung und Feuchte, aber versiegelt Eure Porenbetonnester mit durch Silikon verklebte oder Gips eingepasste Frontscheiben, ohne an Belüfung zu denken?
Das System ist derart undicht, dass mehr als genug Luft einsickern kann.


snuff hat geschrieben:Das bekommt dann ein Kind geschenkt, das sich vorher nicht mit Ameisen/Ameisenhaltung auseinandergesetzt hat, stellt sich das ganze ein paar Monate ins Regal, und dann dürfte das bei 95% auch schon wieder zu langweilig sein und die Kolonie geht den Bach runter. Denke das ist das größte Problem an der ganzen Sache.
Das ist Forenalltag und Du beschreibst den "Standard-Neuling", selbst gestandene Männer bekommen kugelrund erstaunte Augen: wie die brauchen auch Insekten?


Ossein:
0: oder auch nicht! Nichts ist so einfach am Leben zu erhalten wie eine Horde Ameisen, das bekommen auch und vor allem 6jährige hin. Wie oben geschrieben: besser Ameisen als Hamster oder Wellensittische und Kanine!

1-3: warum mit Substrat verkaufen, wenn der Sand aus dem Sandkasten reicht! Ich grins mich ja schon immer weg, wenn die Shops mit Dreck Geld machen :D Und mit Substrat kann ein Volk dort einziehen, warum nicht?

4: 60x30x30cm? Die meisten Becken der Einsteiger sind nichteinmal halb so groß! Wenn Du vergleichen willst, dann bitte mit Startersets und Briefmarken-Arenen! Rechnest Du die tatsächlich begehbare Fläche der Kugeln einschl Schläuchen, dann sind die Teile gar nicht so klein!

5:wenn man die Schlauchlängen nesttypisch verkürzt... ehem, Du meinst "verlängert" oder? Es gibt im Netz beeindruckende Gipsmodelle der Nester verschiedener Arten.
Aber selbstredend sollte hier eine Arena angeschlossen werden, keine Frage!

6+7: wie Kunststoff eben ist :) Aber das eingefüllte Substrat wird ja nicht geschubbert, sondern ruht! Die erste Kugelausführung hat bei mir mehrere Jahre, bis zu meinem Umzug, gute Dienste geleistet und war weder verkratzt noch als Kunststoff besonders schimmelanfällig :D

8: Rotlicht? Wie mutig, dieses gefährliche Thema aufzugreifen... wurde doch immernoch nicht bewiesen, das jeder einzelne verkackte Ameisen kein Rot sehen kann!
ABER: da die Ameisen ja bevorzugt IM Substrat hausen sollen, ist die Rotlicht-Frage hinfällig!

Ugh, und mein Rambo-Argument: solange RG als Gründungsnester verteidigt und genutzt werden, in denen Ameisen ihre But ungeschützt in Riesenkammern auf glattem Hallenboden offen lagern müssen... solange können diese Sets nicht schlecht sein!


Wie gesagt: die Sets sind so wie beschrieben Mist!
Können aber mit wenigen Handgriffen zu dekorativen Objekten und ameisentauglichen Nestern umgewandelt/aufgerüstet werden.
Persönlicher Geschmack sollte bei solchen Bewertungen keine Rolle spielen!


Hölldobler´s Ameisen, eine weltliche Heimmacht:
liegt es mir nicht im Gedächtnis, dass die gezeigte Anlage nur ein Show-Konstrukt ist, aber nicht zur kontinuierlichen Haltung dient?
Das würde mich auch wundern, da Ameisen dort offen über Brücken laufen können... aber sich durchaus fallen lassen.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

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chris1994
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#24 AW: Weg mit den öden Ytongs, Ant Cubes usw.!

Beitrag von chris1994 » 10. April 2011, 13:16

Es gibt sogar noch ein Video dazu wie die Ameisen einst auf unsere Erde kamen ;-)


http://www.insectkits.com/contents/en-us/d43.html#p95


Und dafür gibt man dann also Geld aus wenn man es doch viel artgerechter selber bauen könnte.

LG



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