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von Schildkroet » 20. April 2011, 15:09
Guten Tag!
Dashier ist ein Thema, zu dem ich auch einige Erfahrungen beisteuern kann!
Die Erfahrungen sammelte ich durch:
Wehrpflicht, begonnenem Studium und nun Wechsel zu einer Ausbilung.
Während der ersten drei Monate bei der Bundeswehr erlebte ich, was es für die Tierhaltung heißt, nur am Wochenende, und das nicht einmal jedes, zuhause zu sein und einem Elternteil ohne Erfahrung die Aufgabe dieser Haltung zu überreichen.
Man kann nicht eingreifen, wenn bspw. ein Heizstrahler ausfällt oder sich die Temperatursteuerung aufgrund einer herausgeflogenen Sicherung resettet - denn beim Kauf damals hat man natürlich nicht auf einen Memory-Effekt geachtet, da hat man ja noch jeden Tag nach dem Rechten gesehen.
Die Eltern sind selten so in der Materie, dass sie solche Fehler bemerken. Sie geben meist nur Futter und Wasser und teilen einem bei Telefonaten mit, sie haben mal hier und da einige Tiere in Bewegung gesehen.
Danach hatte ich glücklicherweise normale Dienstzeiten und konnte jeden Abend nach hause, da ich in der Stadt eingesetzt war, in der auch mein Elternhaus stand.
Doch kamen ab und an wieder Übungen dazwischen, in denen ich 3-14 Tage durchgehend im Gelände war, teilweise auch sehr kurzfristig, was vllt. mit einer kleinen Montage-Arbeit während der Ausbildung oder den Lehrgängen der Berufsschule, die außerhalb der Ausbildungsstätte stattfinden, vergleichbar ist.
Aber auch während der Ausbildung gilt: Man braucht zwischenzeitlich wieder jemanden, der in dieser Zeit über alles wacht.
Dann fing ich mit dem Studium an und dachte "Juhu, Wohnung, Tiere und lernen!"
Aber eine Wohnung muss man ersteinmal haben!
Ich erhielt kein Bafög, finanzierte somit mein Studium aus Ersparnissen und Zuschüssen der Familie - deshalb musste eine günstige Wohnsituation her.
Bezahlbare Einzimmerwohnungen sind in Studienstädten rar gesäht und sehr, sehr schwer zu ergattern, somit lief es auf ein WG-Zimmer hinaus.
Etwa 12-26qm standen zur Auswahl - aber, und das soll auch bei der Wohnungssuche bedacht werden:
In nicht jedem Haus sind Tiere erlaubt!
Mal abgesehen davon, dass viele potentielle WG-Mitbewohner nichts mit meinen Ameisen und Landeinsiedlerkrebsen anfangen können und sich teils sogar vor diesen Tieren ekeln.
Ich hatte meine Prioritäten falsch gesetzt und sagte mir: Ohne meine Tiere, ohne mich!
Das führte dazu, dass ich erst Ende Dezember, eine Woche vor Weihnachten (Anmerkung: Studienbeginn war im Oktober!), ein Zimmer in einer WG fand.
Davor lebte ich bei meiner Freundin mit in ihrem WG-Zimmer und bin jedes Wochenende die 200km nach Hause gefahren, um nach meinen Tieren zu sehen, was natürlich in Kombination mit den Anforderungen des Studiums ohne einen richtigen "Arbeitsplatz" (mit 2 Leuten auf 13qm ist das schon ätzend) tödlich war und auf Dauer an der Konzentration nagte.
Dann habe ich nicht alle Tiere dann mit in mein WG-Zimmer genommen, da ich den Platz einfach nicht hatte. Mein großes Terrarium für die Krebse blieb wieder bei meinen Eltern und brauchte Aufsicht und zwang mich, wenigstens alle zwei Wochen trotz knapper Finanzen und straffem Zeitplan die Fahrt nach hause anzutreten.
Naja, nun geht es wieder los: am 1.8. beginnt nun meine Ausbildung, da ich mich vorallem aus finanziellen Gründen gegen das Studium entschieden habe.
Nun muss ich die Tiere und meine Möbel ersteinmal wieder ins Haus meiner Eltern holen, um dann zwei Monate später wieder eine Wohnung nahe meiner Ausbildungsstätte zu beziehen.
Umziehen an sich ist ätzend genug, aber vorallem Ameisenkolonien, die nicht mehr in Reagenzgläsern wohnen, lassen sich nur schwerlich tranportieren und die Formicarien kann man nicht einfach mit auf den Möbelwagen klemmen.
Nun stehe ich erneut für der Wohnungssuche - Diesesmal soll es wirklich eine Ein- bis Eineinhalbzimmerwohnung sein, doch steht wieder oft bei den Anzeigen im Internet: Keine Haustiere - Tierhaltung untersagt oder - Tierhaltung ist mit der Vermietung abzusprechen.
Da vorallem Ameisen keinen sonderlichen Bekanntheitsgrad genießen, kann man sich vorstellen wie beinahe alle Vermieter reagieren, wenn man in ihren Augen Schädlinge ins Haus "einnisten" will.
Dazu muss ich sagen, ich bin kein Mensch, der die Tiere dann heimlich halten will, denn bemerkt es dann doch mal die neugierige Nachbarin von gegenüber, ist man Ruckzuck raus aus der Wohnung.
Deshalb Spiele ich lieber mit offenen Karten, wobei ich empfehle, diese nicht gleich beim ersten Telefonat auszuspielen!
Fazit für mich:
Ich ziehe nun in Erwägung, vorallem meine Ameisen vor Beginn der Ausbilung abzugeben bzw. werde sie abgeben, wenn ich keine Wohnung finde, in der ich diese halten kann.
Sie nun auf dauer bei meinen Eltern zu lassen, halte ich für unzumutbar, denn es sind meine Tiere und ich habe mich um sie zu kümmern - kann ich das nicht, müssen keine halbherzigen Übergangslösungen her, sondern ein Halter der Zeit hat.
Zum Glück bauen Ameisen keine Beziehung zum Halter auf, weshalb mir das Abgeben sehr leicht fällt und weshalb ich es auch in Erwägung ziehe, meinen Bestand auch zu verringern, wenn ich doch eine Wohnung finde, in der ich sie halten darf.
Bei den Landeinsiedlerkrebsen sieht es schon etwas anders aus:
Sie würde ich nur im äußersten Notfall abgeben.
Zum einen bieten sie bei der Nachfrage von Vermietern, welche Tiere ich denn halte, weniger Angriffsfläche und zum anderen reicht für alle Krebse ein großes Becken aufzustellen und ich muss mir nicht, wie bei den Ameisen, für jede Kolonie einen Stellplatz suchen.
So allem in allem ist die Tierhaltung sehr schwer, wenn man noch nicht gefestigt im Leben steht, denn wie ich es an mir nun sehe:
Man weiß nie, wie es kommt - ich hätte auch nie gedacht, dass ich das Studium wohl nach so kurzer Zeit abbrechen würde und mir Gedanken machen muss, wie ich wieder eine Wohnung finde, in der ich die Tiere halten darf.
Deshalb würde ich jedem, der noch nicht weiß, wo die Reise in den nächsten fünf Jahren hingeht, empfehlen, seine Tierhaltung auf ein Minimun einzuschränken, um flexibel und von seiner Freizeit nicht zu sehr belastet zu sein!
Das ist meine persönliche Meinung, die auf meinen Prioritäten beruht.
Argumente gegen meine Ansichten zu diesem Thema gibt es mit Sicherheit, doch ich habe für mich abgewägt und möchte mit meinem Beitrag keine Diskussion beginnen, sondern eben meine Erfahrungen preisgeben, auf dass andere Halter sie still und auf ihre Art für sich selber bewerten und verwerten können!
Mit freundlichem Gruße,
___Schildkroet
<Eine eigene Meinung ist gut, sie weiter entwickeln zu können, ist besser>
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