Und zum anderen dachte ich daran, wie hÀufig sich so vieles wiederholt, wenn auch immer wieder anders.
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[font=Franklin Gothic Medium]
[/font][font=Franklin Gothic Medium][size=100]Schildkröte[/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]: Vielleicht könnten Sie das beantworten, Dr. AmeisenbÀr. Besteht ein Signal von seiner Entstehung bis zu seiner Auflösung immer aus der gleichen Gruppe von Ameisen?
AmeisenbÀr [/font][font=Franklin Gothic Medium]: Nun, die Individuen in einem Signal lösen sich manchmal von der Gruppe und werden durch andere der gleichen
Krebs [/font][font=Franklin Gothic Medium]: Ich verstehe, warum die Signale stĂ€ndig die Kasten Verteilung in der Kolonie beeinflussen, und zwar als Reaktion auf die inneren BedĂŒrfnisse der Kolonie â die ihrerseits die Ă€uĂere Situation, in der sich die Kolonie befindet, reflektieren. Deshalb wird die Kastenverteilung â wie sie sagten, Dr. AmeisenbĂ€r â stĂ€ndig in einer Weise auf den Stand gebracht, der letzten Endes die AuĂenwelt reflektiert.
Achilles [/font][font=Franklin Gothic Medium]: Wie aber steht es mit den Zwischenstufen der Struktur? Sie sagten, daĂ man sich die Kastenverteilung am besten nicht in Form von Ameisen oder Signalen vorstellt, sondern in Form von Teams, deren Mitglieder andere Teams sind usw.,bis man zur Ameisenstufe gelangt. Und sie sagten, das wĂ€re der SchlĂŒssel zum VerstĂ€ndnis der Tatsache, wie die Kastenverteilung als Codierung von Information ĂŒber die Welt beschrieben werden konnte.
AmeisenbĂ€r [/font][font=Franklin Gothic Medium]: Ja, auf all das komme ich gleich zu sprechen. Ich ziehe es vor, Teams genĂŒgend hoher Stufe als âSymboleâ zu bezeichnen. Aber achten sie darauf, daĂ die Bedeutung dieses Worts von der gewöhnlichen in einigen wichtigen Punkten abweicht. Meine âSymboleâ sind [/font][font=Franklin Gothic Medium]AKTIVE[/font][font=Franklin Gothic Medium] T[/font][font=Franklin Gothic Medium]EILSYSTEME[/font] eines komplexen Systems, und diese setzen sich zusammen aus aktiven Teilsystemen tieferer Stufe... Sie unterscheiden sich deshalb sehr stark von den [font=Franklin Gothic Medium]PASSIVEN[/font][font=Franklin Gothic Medium] Symbolen, die sich auĂerhalb des Systems befinden, wie die Buchstaben des Alphabets oder musikalische Noten, die unbeweglich auf ein aktives System warten, das sie verarbeiten soll.
Achilles [/font][font=Franklin Gothic Medium]: Oh, das ist ziemlich kompliziert, nicht wahr? Ich hatte keine Ahnung, daĂ Ameisenkolonien solch eine abstrakte Struktur haben.
AmeisenbĂ€r [/font][font=Franklin Gothic Medium]: Ja, es ist wirklich bemerkenswert. Aber all diese Strukturschichten sind nötig, fĂŒr die Speicherung der Art von Wissen, die es einem Organismus erlauben, in jedem vernĂŒnftigen Wortverstand âintelligentâ zu sein. Jedem System, das eine Sprache beherrscht, liegt im Wesentlichen die gleiche Anzahl von Stufen zugrunde.
Achilles [/font][font=Franklin Gothic Medium]: Verflixt und zugenÀht. Moment mal. Wollen Sie damit andeuten, daà mein Gehirn im Grunde nichts anderes ist als eine hin und her rennende Horde von Ameisen?
AmeisenbĂ€r [/font][font=Franklin Gothic Medium]: Kaum! Sie nehmen mich etwas zu buchstĂ€blich. Die unterste Stufe kann völlig verschieden sein. Sicherlich sind die Gehirne von AmeisenbĂ€ren nicht aus Ameisen zusammengesetzt. Wenn man aber im Gehirn ein oder zwei Stufen höher steigt, erreicht man eine Stufe, deren Elemente genaue Entsprechungen in anderen Systemen von gleicher Intelligenz haben â so etwa wie Ameisenkolonien.
Schildkröte [/font][font=Franklin Gothic Medium]: Das ist der Grund, Achilles, warum der Gedanke vernĂŒnftig ist, Ihr Gehirn auf eine Ameisenkolonie, nicht aber bloĂ auf ein Ameisengehirn abzubilden.
Achilles [/font][font=Franklin Gothic Medium]: Ich weiĂ das Kompliment zu schĂ€tzen. Aber wie lĂ€Ăt sich eine solche Abbildung durchfĂŒhren? Zum Beispiel: was entspricht in meinem Gehirn den Teams tieferer Stufen, die man âSignaleâ nennt?
AmeisenbĂ€r: Oh, ich bin nur ein Dilettant, was Gehirne anbetrifft, und deshalb kann ich Ihnen die Abbildung nicht in all ihren glorreichen Einzelheiten darstellen. Aber â und Sie mĂŒssen mich korrigieren, Herr Krebs, wenn ich mich tĂ€usche â ich möchte annehmen, daĂ die Parallele des Gehirns zum Signal einer Ameisenkolonie der Impuls eines Neurons ist; oder es ist vielleicht ein Vorgang in gröĂerem MaĂstab, wie z.B. ein Muster neuronaler Impulse.
Krebs [/font][font=Franklin Gothic Medium]: Ich wĂŒrde dem wohl beipflichten. Aber glauben Sie nicht auch, daĂ fĂŒr die Zwecke unserer Diskussion es zwar wĂŒnschenswert, aber nicht entscheidend ist, die genaue Entsprechung zu umreiĂen? Die Hauptidee scheint mir die zu sein, daĂ solch eine Entsprechung tatsĂ€chlich existiert, auch wenn wir sie im Moment nicht genau zu definieren wissen. Ich möchte nur einen Punkt in Frage stellen, Dr. AmeisenbĂ€r, den Sie erwĂ€hnt haben, und der die Stufe betrifft, bei der angelangt man des Glaubens sein darf, daĂ die Entsprechung beginnt. Sie denken anscheinend, daĂ ein S[/font][font=Franklin Gothic Medium]IGNAL [/font][font=Franklin Gothic Medium]eine direkte Entsprechung in einem Gehirn haben könnte, wĂ€hrend ich glaube, daĂ eine solche Entsprechung wahrscheinlich erst auf der Stufe der [/font][font=Franklin Gothic Medium]AKTIVEN[/font][font=Franklin Gothic Medium] S[/font][font=Franklin Gothic Medium]YMBOLE[/font][font=Franklin Gothic Medium] und darĂŒber geben muĂ.[/font][font=Franklin Gothic Medium]
[/font] [font=Franklin Gothic Medium][size=100]AmeisenbÀr: Ihre Interpretation, Herr Krebs, kann sehr wohl genauer sein, als die meinige. Vielen Dank, daà Sie diese subtile Einzelheit ans Licht gebracht haben.[/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]
[/font] [font=Franklin Gothic Medium][size=100]Achilles: Was tut ein Symbol, das ein Signal nicht auch tun könnte?[/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]
[/font] [font=Franklin Gothic Medium][size=100]AmeisenbĂ€r: Die Dinge liegen ungefĂ€hr so wie beim Unterschied zwischen Wörtern und Buchstaben. Wörter, also bedeutungstragende Einheiten, sind aus Buchstaben zusammengesetzt, die als solche keine Bedeutung tragen. Das gibt eine gute Vorstellung vom Unterschied zwischen Symbolen und Signalen. Es ist wirklich eine nĂŒtzliche Analogie, solange sie sich erinnern, daĂ Wörter und Buchstaben [/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]PASSIV[/font][font=Franklin Gothic Medium], Symbole und Signale aber [/font][font=Franklin Gothic Medium]AKTIV[/font][font=Franklin Gothic Medium] sind.[/font][font=Franklin Gothic Medium]
[/font] [font=Franklin Gothic Medium][size=100]Achilles: Das will ich tun, aber es ist mir nicht ganz klar, warum die Betonung des Unterschieds zwischen aktiven und passiven Einheiten so wichtig ist.[/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]
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[/font] [font=Franklin Gothic Medium][size=100]AmeisenbĂ€r: Der Grund ist der, daĂ die Bedeutung, die man einem beliebigen passiven Symbol beimiĂt, also etwas einem Wort auf einer Buchseite, sich tatsĂ€chlich von der Bedeutung ableitet, die entsprechende aktive Symbole in Ihrem Hirn haben. Die Bedeutung von passiven Symbolen kann man also nur richtig verstehen, wenn sie mit der Bedeutung aktiver Symbole in Beziehung steht.[/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]
[/font] [font=Franklin Gothic Medium][size=100]Achilles: Gut. Aber was verleiht einem S[/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]YMBOL[/font][font=Franklin Gothic Medium] â natĂŒrlich einem aktiven â Bedeutung, wenn Sie doch sagen, daĂ ein [size=100]S[/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]IGNAL[/font][font=Franklin Gothic Medium], sehr wohl eine gute selbststĂ€ndige Einheit, keine besitzt?[/font][font=Franklin Gothic Medium]
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[/font] [font=Franklin Gothic Medium][size=100]AmeisenbÀr: Das hÀngt alles mit der Art und Weise zusammen, mit der ein Symbol bewirken kann, daà andere Symbole ausgelöst werden. Wird ein Symbol aktiv, dann tut es das nicht in Isolation. Es schwimmt in einem Medium, das durch die Kastenverteilung charakterisiert ist.[/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]
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[/font] [font=Franklin Gothic Medium][size=100]Krebs: NatĂŒrlich gibt es im Gehirn so etwas wie eine Kastenverteilung nicht, aber die Entsprechung ist der âZustandâ des Gehirns. Das ist die Beschreibung des Zustands aller Neuronen, all ihrer Verbindungen und der Erregungsschwelle jedes Neurons.[/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]
[/font] [font=Franklin Gothic Medium][size=100]AmeisenbĂ€r: Also gut. Nehmen wir fĂŒr âKastenverteilungâ und âGehirnzustandâ eine gemeinsame Bezeichnung und nennen wir sie einfach âZustandâ. Nun lĂ€Ăt sich der Zustand auf tiefer Stufe oder auf hoher Stufe beschreiben. Eine Beschreibung tiefer Stufe des Zustands einer Ameisenkolonie verlangt die mĂŒhsame Spezifizierung des Ortes, an dem jede Ameise sich befindet, ihr Alter und ihre
[/font] [font=Franklin Gothic Medium][size=100]Achilles: Wie steht es mit einer Beschreibung auf der Stufe der Signale oder Teams?[/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]
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[/font] [font=Franklin Gothic Medium][size=100]AmeisenbĂ€r: Eine Beschreibung auf dieser Stufe wĂŒrde irgendwo zwischen die Beschreibung auf tiefer Stufe und die Beschreibung auf der Symbolstufe fallen. Sie enthielte sehr viel Information ĂŒber das, was an spezifischen LokalitĂ€ten in der ganzen Kolonie tatsĂ€chlich vor sich geht, obgleich sicherlich weniger detailliert als eine Beschreibung einer Ameise nach der andern, da Teams aus Klumpen von Ameisen bestehen. Die Beschreibung eines Teams nach dem andern ist wie eine Zusammenfassung der Beschreibung einer Ameise nach der anderen. Man kann jedoch zusĂ€tzliche Dinge hinzufĂŒgen, die in der Ameisenbeschreibung nicht vorhanden waren â so etwa die Beziehungen zwischen den Teams und die Anzahl von verschiedenen Kasten hier und dort. Diese zusĂ€tzliche Komplikation ist der Preis, den man fĂŒr das Recht auf Zusammenfassung entrichten muĂ.[/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]
[/font] [font=Franklin Gothic Medium][size=100]Achilles: Mich interessiert es, die Vorteile der Beschreibung auf verschiedenen Stufen zu vergleichen. Die Beschreibung höchster Stufe scheint mir am meisten ErklĂ€rungskraft zu besitzen, weil sie einem das anschaulichste Bild der Ameisenkolonie vermittelt, obgleich sie seltsamerweise den wichtigsten Bestandteil vermeintlich weglĂ€Ăt â die Ameisen.[/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]
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[/font] [font=Franklin Gothic Medium][size=100]AmeisenbĂ€r: Aber sehen Sie, obgleich es so aussieht, sind die Ameisen nicht der wichtigste Bestandteil. Zugegeben: wenn es sie nicht gĂ€be, wĂŒrde die Kolonie nicht existieren, aber etwas Ăquivalentes â ein Gehirn â kann existieren, ganz ohne Ameisen. So kommt man also von einem höheren Standpunkt aus betrachtet ohne Ameisen aus[/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]
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[/font] [font=Franklin Gothic Medium][size=100]Achilles: Sicher wĂŒrde keine Ameise Ihre Theorie begeistert begrĂŒĂen.[/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]
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[/font] [font=Franklin Gothic Medium][size=100]AmeisenbÀr: Nun, ich habe noch nie eine Ameise mit einem höheren Standpunkt getroffen.[/SIZE][/font][font=Franklin Gothic Medium]
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(âGödel, Escher, Bach, ein Endlos Geflochtenes Bandâ, Douglas R. Hofstadter, 14. Auflage, 1995 (Original 1979 engl., 1985 de.), Klett-Cotta, Seiten 347pp, manuell abgetippt, Rechtschreibung des Originals belassen)
Wen es immer noch interessiert, dem kann sicher irgendwie das ganze, zum Teil sehr amĂŒsante - mit nettem Bezug zum Ameisischen - Script zur VefĂŒgung stellen.
Was ich sagen möchte, ist nur, dass Analogien durchaus denkbar und möglich und erkenntnisfördernd sein können, auch ohne absolute Genauigkeit in den Entsprechungen.
Es ist allzu offensichtlich, dass Muster sich widerspiegeln und wiederholen in den verschiedenen Ebenen und allzu deutlich, dass sie von einigen gemeinsamen Gesetzen bestimmt werden, als dass man dort nicht schauen wollte.
Und was liegt nÀher, als sich genau die Bruchstelle anschauen zu wollen, wo das Einzelne eben verschwimmt und das Ganze betrachtet wird.
Und wie verĂ€ndern sich da die GesetzmĂ€Ăigkeiten und warum?
Mir scheint das eine lohnenswerte Aufgabe.
Vielleicht komme ich demnÀchst mit etwas Luhmann ?:ironie:
Ganz ehrlichen Dank an die Geduld aller Betroffenen, aber wir sind sicher noch nicht am Ende, ever.
LG, Ossein.