Hallo Boro,
ich bin ein Besucher aus dem benachbarten
Spinnenforum und habe deinen Beitrag mit sehr viel Interesse gelesen (Guido hätte ja viel früher mal was sagen können). Ich habe von Ameisen überhaupt keine Ahnung, kenne mich aber um so besser mit Spinnen, vor allem den Gnaphosiden aus.
Ich möchte dir zuerst zu den gut nachvollziebaren Beobachtungen gratulieren, die so genau vor dir wahrscheinlich noch niemand gemacht hat. Vor allem zu einer evtl. Beutespezialisierung der
Callilepis-Arten habe ich in der entsprechenden Fachliteratur noch nie etwas gelesen.
Daran anschließend gleich meine erste Frage: Wir pflegen seit einiger Zeit ein europäisches Fach-Wiki für Spinnentiere (
http://wiki.spinnen-forum.de/index.php?title=Hauptseite). Dort könnten deine Informationen und Bilder sehr gut eingebunden werden. Wenn du einverstanden bist, würde ich gerne einiges von deinen Beobachtungen dort zitieren und einige der Bilder in die entsprechenden Artikel einbauen. Damit das ganze Hand und Fuß hat, und eine gewisse Nachvollziehbarkeit gewährleistet ist, bräuchte ich dafür aber deinen vollen Namen. Zusätzlich wäre es ideal, die
Callilepis-Art sicher bestimmt zu haben. Wenn du mir ein paar Exemplare zuschicken würdest, könnte ich die bestimmen (es kann gut sein, dass es die etwas südlicher verbreitet
C schuszteri ist).
Zur „großen, ungewöhnlich gezeichneten
Callilepis“. Das war eine
Gnaphosa-Art (auch Familie Plattbauchspinnen (Gnaphosidae)), also eine nahe Verwandte. Die Gnaphosa-Arten sind nicht auf Ameisen spezialisiert, fressen aber alles, was sie überwältigen können und sind dabei nicht zimperlich (Laufkäfer, Wespen usw.).
Zu den arachniden Ameisenfressern: Die Liste ist immer noch nicht vollständig. Unter den Gnaphosiden gibt es einige Arten, die ihre Beute durch Einspinnen mit breiten Fadenbändern überwältigen und erst dann zubeißen (
Gattung Berlandina z.B.). Diese Arten sind zwar keine Ameisen-Spezialisten, fangen aber auf diese Weise viele Ameisen, weil sie als laufaktive Bodentiere in großer Zahl anfällig für diese Fangmethode sind.
Dann fehlen noch die
Euryopis-Arten (auch Kugelspinnen wie
Dipoena), die aber zugunsten ihrer Spezialisierung sogar den Netzbau aufgegeben haben und die Ameisen einfach so im freien Lauf einspinnen.
Dann würden mir noch die
Oecobius-Arten (Zeltdachspinnen) einfallen, die bei uns eigentlich nur in Warmhäusern und Gebäuden leben (in AT ist
O. navus glaube ich sogar richtig heimisch). Die dürften sich auch fast ausschließlich von Ameisen ernähren, die durch schnelles Umkreisen und dabei Einspinnen überwältigt werden.
Bei den
Micaria-Arten scheint es welche zu geben, die Ameisen fressen und andere, die sie zwar imitieren, aber nicht fressen. Das hat hier vielleicht zu Verwirrung geführt.
Aus den Tropen sind natürlich viele weitere ameisenfressende Spinnen und ihre Strategien bekannt.
Interessant wäre vielleicht auch noch die Bemerkung, dass es einige Spinennarten gibt, die entweder in Ameisennestern gefunden werden (z.B.
Mastigusa-Arten –Kräuselspinnen, Dictynidae) und andere, denen in der Literatur eine „Vergesellschaftung“ mit Ameisen nachgesagt wird. In beiden Fällen dienen die Ameisen höchstwahrscheinlich nicht als Beute. Was die räumliche Nähe zu den Ameisen trotzdem interessant für diese Arten macht, ist mir allerdings ein Rätsel.
Sorry, falls ich hier etwas mit der Tür ins Haus gefallen bin. Ich fand den Beitrag wie gesagt so bemerkenswert, das sich mich nicht zurückhalten konnte.
Viele Grüße und weiter so. Und keine Sorgen:
Callilepis ist nicht staatenbildend, ihre Anzahl und die damit verbundenen Verluste an Ameisen dürften gering bleiben
Arno