Hallihallo,

als ich von heute morgen im Düsseldorfer Wildpark für das Studium gelernt habe, landete doch tatsächlich ein Formica s. str. Männchen auf meinen Übungsblättern. Nach kurzer Zeit flog es weiter und ich ging auf die Suche nach Ameisennestern jeglicher Art, um Fotos des Ausschwärmens zu schießen.

Die Art konnte ich, als ich an einen der Nesthügel angekommen bin auf Formica polyctena schließen. Leider kam man an jedem Nesthügel nicht näher ran, da alle Hügel im Wildpark eingezäunt sind. Dennoch entstanden folgende ein paar Bilder.

Zunächst einer der Nesthügel, leider kann man nichts genaueres erkennen, da ich, wie gesagt, auf Abstand bleiben musste.



Hier sieht man die Einzäunung mal genauer:



Ich finde es klasse, dass der Wildpark die geschützten Waldameisen einzäunt, so kommt es nicht zu irgendwelchen Nestschädigungen durch Fremdeinwirkung und vor allen kleine Kinder können nicht auf dem Nest trampeln und sich wohlmöglich noch schwer verletzen. Dennoch konnte ich daher leider keine Bilder der alaten Jungköniginnen und Männchen schießen.

Ich entschloss ich aber ein paar Arbeiterinnen auf dem Gehweg zu fotografieren:

Noch nimmt sie mich nicht wahr


Eine Sekunde später erschrak ich als meine Kamera plötzlich dieses Foto anzeigte


Hier sieht man eine Ameisenstraße zu einem Zweignest, welches mitten im Wald lag. An diesem Hügel führte kein Gehweg vorbei.



Schließlich hatte ich das Glück ein Männchen auf meinen T-Shirt einzufangen und für 5 Minuten als Modell in ein Reagenzglas zu packen. Es wurde natürlich sofort nach ein paar Fotos der Freiheit entlassen. Es entstanden folgende Bilder:




Zum Abschluss noch einmal die Beschreibung der Kolonie:



So ich hoffe die Bilder gefallen euch!

Falls jemand im Umkreis von Düsseldorf noch etwas von den Schwärmen von Formica s. str. mitbekommen möchte, empfehle ich diese heute zu beobachten.

ich werde jetzt mal weiter lernen

liebe Grüße,
Tim

Schöne Fotos!

Allerdings hätte ich noch eine Frage zu dem zweiten Einzel- Makrofoto wo dich das Tierchen bedroht. Dort sieht man dick und breit eine Megakerbe im Clypeus? Du kennst dich eigentlich recht gut mit Bestimmungen aus- deshalb wollte ich mal nachfragen ob ich das richtig sehe, oder ob es sich hierbei um ein anderes Organ handelt (Unterlippe), das auf dem Foto ein bisschen so aussieht (zu dunkel etc.)? Nicht dass ich hier etwas verwechsele, aber es fällt mir hier nur schon auf

Meiner Ansicht nach sind solche rundum Nesthauben nicht geeignet. Eher ein weiträumiger, aber ein nach oben offener Zaun ist deutlich sinnvoller- viele Vögel benötigen Ameisen als natürliche Nahrungsquelle und laut Kirchner sollen Ameisen oft auch einen gewissen Anteil an Nahrung für Küken ausmachen, an den die Vögel wegen den Nesthauben nur noch in deutlich kleineren Mengen kommen.

Zwar trägt das Nest bei solchen Vögelangriffen immer wieder einen gewissen Schaden davon (bei Spechten), der aber in keinem Verhältnis zu den Schwarzwildattacken im Winter steht gegen die u.a. die Nesthauben gebaut wurden. Auch kann ein solcher Schaden relativ leicht wieder behoben werden und sollte das Nest nicht wesendlich beschädigen.
Menschen sind eine mindestens genauso große (global betrachtet, eine x-milliardenfache) Bedrohung, aber sie können bis auf die Schadstoffbelastung in den meisten Fällen nichts von hinter einem Zaun aus tun (er müsste natürlich etwas höher sein um solchen Waldrandale zumindest ein bisschen zurückzuhalten).

Na ja, meine Meihnung dazu . Seifert schreibt so weit ich weiß auch über die Gefahren der Nesthauben für die Umwelt in seinem Buch (weiß jetzt aber leider nicht genau wo).

Viele Grüß
christian

Hallo christian,

der Clypeus, auch Stirnplatte genannt, befindet sich zwischen den Fühleransetzen und oberhalb der Mandibeln, aber das weißt du ja sicherlich xD Ob das die Lippe ist, oder zum Clypeus gehört, kann man hier wirklich schwierig sagen. Seifert sagt, dass Formica polyctena die Mitte der Clypeusseiten weniger tief eingesenkt hat, jedoch bin ich mir sicher, dass es sich um F. polyctena handelt, da es mir auch das letzte Bild (Beschreibung der Kolonie) bestätigt hat.

Daher denke ich, dass es sich definitiv um die Lippe handelt.

Die Umzäunung um die Nester ist in diesem Falle besser, da, wie man auf Bild 2 sieht, der Nesthügel sich direkt am Gehweg befindet. Vögel haben auch außerhalb des Wildparkes genug Ameisennester, welche sie ihren Jungen verfüttern können.

liebe Grüße,
Tim

christian hat das richtig beobachtet! Die Fotos von "ein paar Arbeiterinnen am Gehweg" könnten also durchaus eine andere Art, nämlich Formica (Raptiformica) sanguinea zeigen. Der Clypeusvorderrand ist tatsächlich sehr deutlich eingebuchtet. Der gezeigte Nestbau spricht aber ganz gegen diese Art, sondern eindeutig für Formica s. str.(z. B. F. polyctena).
L.G.Boro

Hallo Boro,

ich konnte in der nähe des F. polyctena Nestes keine weiteren Ameisennester sichten. Außerdem näherte sich die Arbeiterin nach dem Fotografieren dem Nest, es spricht demnach viel dafür, dass sie aus diesem Nest stammte.

liebe Grüße,
Tim

Wäre evtl. eine gemischte Kolonie aus Formica s. str. und Formica sanguinea möglich?
Irgendwo hatte ich einmal gelesen, jemand hätte ein Nest aus F. rufa, F. sanguinea und F. fusca bestehend, in seinem Garten.

#Post 6 (den Namen zu schreiben ist ein bisschnen nicht möglich ):
Prinzipiell ist eine solche Vermischung möglich, aber in diesem Fall äußerst unwahrscheinlich. Zwar können kleine Kolonien von Formica s.str. sp. von Formica sanguinea überfallen und besiegt werden- mit anschließender Plünderung als Folge. Anders als bei den meisten anderen Arten werden die Puppen von F. rufa dann aufgezogen und die geschlüpfte Brut als gleichwertige (von wegen Sklaven ) Arbeiterinnen im Nest gehalten. Laut Seifert machen etwa 1,5% der F. sanguinea Nester ein Mischnest mit anderen Waldameisen. Anders sieht es jedoch in einem solchen mittleren bis eher großen Nest aus, dass knapp 900.000 Arbeiterinnen und ca. 1100 Königinnen besitzen sollte. Hat dieses nun einen Formica sanguinea- Nachbar mit 5000 Arbeiterinnen, ist aus Sicht der F. sanguinea nicht viel gegen eine solche Übermacht zu tun. Zwar gilt F. sanguinea als Kampfstärker, was in diesem Fall aber auch nichts nutzt . Also wird das Volk F. sanguinea vollständig vernichtet und ein großer Teil (wenn nicht alles) der Brut einfach gefressen; Inwieweit F. rufa Fremdbrut aufzieht, kann ich dir leider nicht mit Sicherheit sagen. Aber selbst wenn ein gewisser Teil der Brut den Angriff überlebt und aufgezogen wird, so ist die Wahrscheinlichkeit dann doch äußerst gering, das Tim eine solche Arbeiterin auf dem Gehweg findet (geschätzt 1: 100.000). Daher halte ich es für wahrscheinlich, dass er einfach ein bisschen weit vom Nest entfernt einen einzelnen Scout gefunden hat, der wohl recht schnell danach von den Formica s.str. gegrillt wurde (Überschreitung der Territorialgrenzen).

Will heißen: Die Vermischung geht von Formica sanguinea aus, nicht von Formica rufa, d.h. in diesem Fall: Nein.

Viele Grüße
Christian