Wie lange dauert das Schwärmen ?

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Martin1997
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#1 Wie lange dauert das Schwärmen ?

Beitrag von Martin1997 » 22. Mai 2011, 12:23

Hallo ich war gerade im Wald und wollte nach der Lasius fuliginosus Kolonie schauen. Da sehe ich das am Nesteingang sehr viele Ameisen waren. Mehr als normal.

Bei genaueren Betrachten sah ich dann auch geflügelte Ameisen. Mänchen und ein paar Gynen. Da die Kolonie sehr groß ist und sicher noch viele mehr Geschlechtstiere hat, schliesse ich daraus das das Schwärmen gerade begonnen hat. Desshalb habe ich sie noch eine halbe Stunde beobachtet und bin wieder gegangen.

Als ich mich gerade im Internet schlau gemacht habe und Lasius fuliginosus sehr interessant finde würde ich sie gerne halten.

Wie lange muss ich ca warten bis ich auf Gynensuche gehen kann ?


Schonmal jetzt danke für die Antworten.

LG



Gilthanaz
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#2 AW: Wie lange dauert das Schwärmen ?

Beitrag von Gilthanaz » 22. Mai 2011, 12:39

Bei Lasius niger und Lasius flavus habe ich schon gesehen, das die Vorbereitung auf das Schwärmen einige Stunden gedauert hat - viele Geschlechtstiere an den Ausgängen, der Rasen überlaufen mit Arbeiterinnen - und wenn es dann passt, geht es ganz schnell. Abflugpunkte werden erklommen und ganze Geschwader heben in kurzer Zeit ab.

Kaum 15 Minuten bis eine Stunde später einfach an die nächste Straße stellen, dort sieht man die Gynen am leichtesten. Gerade nach Lasius niger kann man kaum drei Schritte gehen, ohne eine potentielle Kolonie zu zertreten, sofern einige Nester in der Umgebung geschwärmt haben.

Ob das Verhalten bei Lasius fuliginosus auch so ist, kann ich Dir leider nicht beantworten; Würde aber erstmal davon ausgehen.

lg,
- G



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Martin1997
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#3 AW: Wie lange dauert das Schwärmen ?

Beitrag von Martin1997 » 22. Mai 2011, 12:48

Okay danke für deinen Tipp da ich eh in der Näe wohne kann ich eh öfters heute runtergehen.

Ich berichte wenn ich etwas gefunden habe.

LG



DermitderMeise
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#4 AW: Wie lange dauert das Schwärmen ?

Beitrag von DermitderMeise » 22. Mai 2011, 14:31

Hallo Martin,
die Geschlechtstiere von Lasius fuliginosus verhalten sich leider etwas trügerisch was das Schwärmen betrifft; sie sitzen tw. schon viele Tage vorher "in Bereitschaft" am Nesteingang, laufen tw. auch vereinzelt außerhalb des Nestes herum (und werden dann ggf. wieder von einer Arbeiterin zurückgebracht). Das mag auch irgendwie damit zusammenhängen, dass die Schwärmperiode von L. fuli. entweder sehr langgezogen, in zwei Hauptschwärme (wie Bernhard Seifert es in seinem Buch vorschlägt) geteilt ist oder eine Mischung daraus. Jedenfalls kann man daran leider nicht unbedingt ablesen, ob es "bald" so weit ist.

Die Gründung von L. fuli. ist leider alles andere als einfach, weil man zum richtigen Zeitpunkt über geeignete Arbeiterinnen (z. B. von Lasius umbratus) verfügen muss, die die Gyne dann auch noch akzeptieren müssen, denn die Art ist ein sozialer Hyperparasit, s. a. hier. Mit den "Standard"-Lasius (niger, flavus) führt der Gründungsversuch meist nicht zum Erfolg.



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christian
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#5 AW: Wie lange dauert das Schwärmen ?

Beitrag von christian » 22. Mai 2011, 16:45

Warum so kompliziert? Man kann doch einfach einen großen, polygynen Staat aufsuchen und sich ein paar dutzend Arbeiterinnen abzweigen, oder? Die Königinnen werden problemlos aufgenommen und gründen ganz normal. So hat es bei mir schon dreimal geklappt, ohne dass je etwas passiert wäre.
Will man jetzt den sozialen Hyperparasitismus v. Dendrolasius bis auf's letzte rauskitzeln will birgt das immer Risiken und selbst unter optimalen Bedingungen (= Natur) funktioniert das nur selten reibungslos. Da würde einem auch keine Erfahrung besonders nutzen, weil man eben auf viele Faktoren überhaupt keinen Einfluss hat.

Dem Erfolg bei den "Standardarten" kann man ganz gewaltig nachhelfen, in dem man die Tiere in ihrem "Bewusstsein" entweiselt, also längere Zeit (eine Woche müsste schon reichen) ohne Königin hält. Dann werden Königinnen deutlich leichter aufgenommen, auch bei eigentlich obligat monogynen Arten wie z.B. Lasius niger. Auch helfen würde eine Absenkung der Temperatur.

LG, christian



DermitderMeise
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#6 AW: Wie lange dauert das Schwärmen ?

Beitrag von DermitderMeise » 22. Mai 2011, 17:52

Hallo Christian,
christian hat geschrieben:Die Königinnen werden problemlos aufgenommen und gründen ganz normal. So hat es bei mir schon dreimal geklappt, ohne dass je etwas passiert wäre.

dann möchte ich die etwas verwegene Frage ;) stellen: Wie oft hat es denn so (oder anders) noch nicht geklappt?
ich habe mal den relevanten Teil fett gekennzeichnet; bei mir hat es mehr als dreimal genau so nicht funktioniert, weswegen ich diese deine Erfahrung auch nicht verallgemeinern würde. Auch bei Experimenten von Frank Mattheis (sind uns beiden bekannt, denke ich) wurden zugegebene Königinnen von der eigenen Art nicht akzeptiert.
Es gibt nicht nur zwischenartliche Unterschiede, sonder auch innerartliche; vielleicht unterscheiden sich "meine" und "deine" Kolonien ganz einfach deutlich in der Tendenz, eine "neue" (in der Natur eher: weitere) Königin aufzunehmen? Nichts genaues wissen wir nicht, aber es ist offensichtlich so.

in dem man die Tiere in ihrem "Bewusstsein" entweiselt, also längere Zeit (eine Woche müsste schon reichen) ohne Königin hält

Auch wenn ich nicht verstehe was du mit dem "Bewusstsein" meinst - das ist mir bekannt, nur muss man die vorher auch schon "auf Lager" haben, denn nach einer Woche ohne Versorgung ist eine Gyne von Lasius fuliginosus auch einfach gerne schon mal tot.

Schlussendlich mag ich einigen deiner Punkte wirklich zustimmen, anderen nicht; trotzdem ist es, naja, nicht der erfolgversprechendste Einstieg in die Ameisenhaltung, wenn man sich mit der fuliginosus-Gründung versucht.



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Martin1997
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#7 AW: Wie lange dauert das Schwärmen ?

Beitrag von Martin1997 » 22. Mai 2011, 20:41

Ja das mit dem Langziehen kann ich bestätigen sie sitzen immernoch dort wo sie den ganzen Tag auch schon waren. Ein paar krabbeln schon den Baum hoch aber wegfliegen tut keine Einzige.

LG



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christian
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#8 AW: Wie lange dauert das Schwärmen ?

Beitrag von christian » 26. Mai 2011, 15:52

Wie oft hat es denn so (oder anders) noch nicht geklappt?


Nie... jedenfalls bei Dendrolasius. Chthonolasius hat sich da schon deutlich schwerer getan, was aber wohl daran lag, dass ich keine "alten" Kolonien hatte, also weisellose.

Ich hatte ja schon geschrieben, dass man sich auf polygyne Staaten aufsuchen sollte, weil eben Winznester noch relativ obligat monogyn sind.

Ich habe mal eine Lasius fuliginosus Gyne gehalten, weil ich erst am nächsten Tag mir ein paar Arbeiterinnen holen wollte (war schon dunkel ;)) und sie war schon am nächsten Morgen tot. Bei anderen Parasiten gab's von mir ähnliche Beobachtungen, die Tiere halten sich wirklich nicht sehr lange. Man muss bei diesen Tieren eben etwas länger vorplanen, ob man sie halten will.

Mit "Bewusstsein" meine ich, dass die Tiere wirklich schon "gemerkt" haben, dass die Königin nicht mehr da ist- gibt man ihnen nicht genug Zeit, halten sie an ihrer Monogynität fest- genauso wie Ameisen auch nicht in der Sekunde anfangen haploide Eier zu legen, wenn die Königin ihr letztes Bein eingefaltet hat (obwohl das natürlich wieder ein Sonderfall ist, aber anderes Thema).

Solche Aussagen zu Verallgemeinern ist ganz schlecht, du weißt, dass ich das weiß ;).

LG, christian



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