Ameisen-Anfänger sucht den richtigen Weg

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Moriquendi
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#1 Ameisen-Anfänger sucht den richtigen Weg

Beitrag von Moriquendi » 22. Mai 2011, 14:26

Hallo liebe Ameisen-Community,

seit einiger Zeit befasse ich mich nun mit dem Gedanken, mir ein Formikarium samt Kolonie zuzulegen. Im Vorfeld nehme ich mir extra viel Zeit, mir genügend Wissen für eine artgerechte Haltung anzueignen. Daher habe ich auch schon einige Threads, sowie die Anfängerhilfe hier im Forum, durchgelesen und bedanke mich schonmal für das angebotene Wissen und die Tips, welche durch persönliche Erfahrung untermauert, durchaus behiflich waren und sind.

Zu Beginn stellt sich natürlich die Frage nach der Art, da auf sie alle anderen Anforderungen aufgebaut werden.

Meine Wahl fällt auf Myrmica rubra. Sie scheint mir als "Anfänger-Ameisen-Art" sehr gut geeignet zu sein. Vorallem ihr eusoziales Verhalten und der Nestbau interessieren mich als Biologie-Studenten sehr. Bedeutet die Tatsache, dass sie Zweignester bildet, dass sich eine Kolonie auf zwei Farmen bzw. Ytong-Nestern o.ä. bei Platzmangel ausbreitet?
(Da Lasius niger sehr nesttreu ist, hoffe ich, das dieses Verhalten bei Myrmica rubra nicht dermaßen stark ausgeprägt ist. Wenn doch, gebe ich ihnen natürlich die Zeit, die sie brauchen.)

Um die Nestbautätigkeit zu verfolgen, war mein erster Gedanke bei der Nestwahl eine Farm mit angeschlossener Arena. So können sie sich nach ihren Wünschen ausbreiten und es existieren keine unnötigen Kammern, die als Müllhalde missbraucht werden. Allerdings habe ich von einigen Nachteilen der Farm gelesen und dass sie von erfahreneren Haltern nicht empfohlen wird. Was ratet ihr mir?

Als Ausbruchschutz verwende ich natürlich einen Deckel sowie PTFE oder Öle. Dies sollte kein Problem darstellen.

Sollte ich noch etwas beachten bei der Einrichtung des Formikariums und der Arena? (Als Substrat werde ich wohl eine Lehm-Sand-Mischung verwendet, ind er Arena schön fest und trocken und in der Farm/Nest natürlich feuchter.)

Ich hoffe meine Gedanken waren bisher waren korrekt, wenn nicht bin ich für Kritik gerne offen, schließlich sollen es die roten Winzlinge gut bei mir haben.

Danke



MurofNesiema
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#2 AW: Ameisen-Anfänger sucht den richtigen Weg

Beitrag von MurofNesiema » 22. Mai 2011, 16:05

Freut mich, dass du dich bereits vorinformiert hast macht nicht jeder :D
Wilkommen im Forum.

Da dein Hauptaugenmerk anscheinend auf dem Nestbau der Kolonie liegt ist Myrmica rubra eine gute wahl. Der Grund ist, dass Myrmica rubra polygyn gründen kann / gehalten werden kann. Durch die hohe Arbeiterinenzahl und das bei polygyner Gründung schnelle Koloniewachstum ermöglichen unter umständen Tatsächlich eine "Zweignestbildung".
Natürlich ist dies in der Gefangenschaft eher so zu sehen, dass sie einfach mehrere Farmen bevölkern können. Ob es sich bei Farm nummer Zwei dann wirklich um ein Zweignest handelt oder ob dieses für die Ameisen einfach zu Farm nummer eins zählt wirst du jedoch nie beweisen können. ^^

Zur Frage was noch zu beachten ist:

1: Bist du Allergiker? Es gibt Menschen die sind auf die piekser von Myrmica rubra allergisch reagieren.
2: Das wichtigste bei der Ameisenhaltung ist Geduld.
3: Bei der Einrichtung der Arena solltest du darauf achten, dass Einrichtungsgegenstände oder mögliche Pflanzen (z.B. Tillandsien) nicht mit Gift behandelt sind. Wenn du Steine aus der Natur reinlegen möchtest, dann schütte vorher kochendes Wasser drüber oder lege sie in den Backofen um mögliche Untermieter in der Arena auszuschließen.
4: Der Ausbruchsschutz muss von Zeit zu Zeit erneuert werden, Paraffienö lz.B. bildet nach einiger Zeit Tröpfchen die dann wieder glattgewischt werden müssen.
5: Winterruhe sollte eingehalten werden, Myrmica rubra unternimmt jedoch auch bei recht kühlen Temperaturen noch Erkundungsausflüge, informiere dich da noch genauer.


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Moriquendi
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#3 AW: Ameisen-Anfänger sucht den richtigen Weg

Beitrag von Moriquendi » 22. Mai 2011, 19:58

Vielen Dank MurofNesiema für deine Antwort.

Kann es denn dann, so wie du es dargestellt hast, Probleme zwischen den zwei Nestern geben (ich bin noch lange nicht soweit, dass ich mir zwei Farmen anlege, nur interessiert mich das), oder sind die Ameisen, da sie alle von der gleichen Königin abstammen und quasi die gleiche "Famillie" sind, friedlich zueinander?

Ich leide an keiner mir bekannten Allergie und die restlichen Punkte waren mir schon bekannt. Danke, dass du mich auf die möglichen Erkundungsflüge in der Winterruhe aufmerksam gemacht hast. Das war mir noch nicht bekannt.

Nun nochmal zur Farm:
Ist sie wirklich nicht so ideal für die Ameisen, oder habe ich ihren Ruf nur subjektiv schlechter durch die verschiedenen Threads aufgenommen?



MurofNesiema
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#4 AW: Ameisen-Anfänger sucht den richtigen Weg

Beitrag von MurofNesiema » 22. Mai 2011, 22:26

Wenn die zweite Farm von ein und dem selben Volk genutzt wird wird es nie zu Streit kommen, die zweite Farm wird exakt den selben Nestgeruch aufweisen denn die Arbeiterinnen wandern ja frei zwischen den Nestern umher.

da sie alle von der gleichen Königin abstammen

Das muss nicht sein, Myrmica rubra kann polygyne Nester bilden.
Das bedeutet in der Natur, dass durchaus mehrere Gynen (Königinnen) nach dem Schwarmflug ein und den selben Ort für die Gründung auswählen können.

Für Ameisenhalter bedeutet dies, dass es möglich ist mehrere Gynen gemeinsam in einer Farm gründen zu lassen. Dabei bildet nicht jede Gyne eine eigene Kolonie sondern sie bilden gemeinsam eine schnell wachsende Kolonie in der im Optimalfall alle Gynen von den Arbeiterinnen gleichberechtigt versorgt werden.

Dabei ist zu beachten, dass die Gynen aus dem selben Schwarmflug stammen sollten. (Also Schwestern sein sollten).
Ich kenne keine wissenschaftlichen Untersuchungen dazu, bin mir aber fast sicher, dass eine Myrmica ruba Gyne aus k.a. Buxdehude nicht zusammen nit einer Myrmica ruba gyne aus München in ein und die selbe Farm gesperrt werden sollten!

Nun nochmal zur Farm:

Ideal für eine Ameise bedeutet nicht immer ideal für einen Halter.
In einer Farm werden kleine Kolonien wenn die Seiten nicht abgedunkelt sind wenig entlang der Scheiben graben -> Die Ameisen findens toll, du siehst aber nichts.
Farmen sind meiner Meinung nach schwerer zu befeuchten und sie sind stoß und umkippempfindlicher.
Ein Beispiel: Das Substrrat in der Farm ist recht trocken es wird die selbe Menge von wasser zugeführt die normalerweise auch zugeführt wird - durch die Trockenheit nimmt das Substrat das wasser langsamer auf als normal - und bums werden die Ameisen Nass oder noch schlimmer, die Brut stirbt.
Das ist nur ein Beispiel, wenn ein Seramiwasserspeicher und ein bewässerungsrohr eingebaut ist passiert sowas natürlich nicht.

Ytong -> Die Tiere können nicht buddeln, die Haltung ist weniger naturnah und die Ameisen können die Kammer oder Tunnelgrößen nicht selbst bestimmen. Bei stehenden Ytongnester ist es fast unmöglich die Glasscheibe 100% dicht abschließend mit den Kammerränden zu verbinden.
Dafür: Praktisch keine Schimmelgefahr, gute Sicht (z.B. durch rote Folie).
Ein liegender Ytong ist meiner Meinung nach am praktisten für den Halter.

Gips -> Wird von vielen als schöner als Ytong angesehen, da glatt. Ein wenig schwieriger zu bearbeiten als Ytong. Dafür können Nester sowohl in Form gegossen als auch gekratzt werden oder theoretisch sogar mit Lebensmittelfarbe gefärbt.
Aber: Die Nestbelüftung kann bei langen schläuchen meiner Meinung nach in Gips suboptimal sein. (Kondenswasser, Sauerstoff (falls in Schalung gegossen) etc.)

Kork/Holz -> Weis ich nichts drüber, ich hätte aber Angst, dass es morsch wird oder, dass die sich durchknabbern :D Weis jedoch nicht ob diese Furcht begründet ist.

Gel -> Ist Quatsch.

Steckschwämme und andere synthetische Gebilde -> Einige Ameisenarten können darin selbstständig Gangsysteme anlegen, ich kenne mich damit jedoch nicht aus.

Becken -> Der Halter sieht garnichts, Schimmel o.ä. kann nicht erkannt werden. Aber die Ameisen können frei nach Lust und Laune in jede Himmelsrichtung bauen wie sie möchten. Ist am naturnähesten aber nicht sonderlich benutzerfreundlich.


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#5 AW: Ameisen-Anfänger sucht den richtigen Weg

Beitrag von Moriquendi » 22. Mai 2011, 23:32

Vielen Dank für die Informationen zur Polygynie. Hört sich auf jedenfall sehr interessant an.

Ich schwanke gerade ziemlich zwischen Ytong und und Farm, wobei ersteres ein paar Punkte gut gemacht hat. Ich finde rein optisch, die Farm einfach hübscher, aber wenn die Ameisen nicht gerade an den Scheiben (welche ich wegen des Lichts mit roter Folie abkleben würde) graben werden, dann bringt mir das natürlich auch nicht soviel, zumal hier öfter das Problem angesprochen wird, dass das Substrat die Scheiben verschmiert...

Ytong scheint ja was Feuchtigkeit und Beobachtung, sowie Sauberkeit angeht, eine ziemlich gute Wahl für einen Anfänger zu sein.

Meine Wahl fällt daher wahrscheinlich auf Ytong - vielleicht wird ein zweites Nest, wenn ich erstmal mehr Erfahrungen im Bezug auf Ameisenhaltng gemacht habe, eine Farm beinhalten.
An der Arena ändert die Wahl ja eh nichts, die ist ja ein klares muss. :)



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#6 AW: Ameisen-Anfänger sucht den richtigen Weg

Beitrag von Imago » 23. Mai 2011, 04:46

Hallo!

Ich wollte nur einmal darauf hinweisen das Myrmica ruginodis etwas größer ist, jedoch die gleichen Bedingungen wie Myrmica rubra benötigt.

Evtl. hast Du dann mehr von der Art.

LG Imago



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#7 AW: Ameisen-Anfänger sucht den richtigen Weg

Beitrag von Moriquendi » 23. Mai 2011, 11:05

Vielen Dank für deinen Tipp, Imago.

Ich denke, ich habe mir das gedanklich ganz gut vorgestellt und werde in den nächsten Tagen mal anfangen zu basteln :). Dabei hat das Ytong-Nest gewonnen. Es vereint die Bastelei mit einer gewissen Sicherheit, dass am Anfang nicht soviel schief gehen kann. Da ist mir die Farm zu uneinsichtig und Einsturzgefährdend ;). Vielleicht werd ich demnächst mal Bilder reinstellen.

Danke für Eure Hilfe!



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#8 AW: Ameisen-Anfänger sucht den richtigen Weg

Beitrag von Moriquendi » 24. Mai 2011, 16:47

Nochmal ich ;),

ich habe mir nun den Ytong besorgt, die Maße für mein Nest wird wohl 30x20x10 sein. Ich weiß, ist ziemlich groß, aber soll auch was länger halten und überschüssige Kammern werden verstopft.

Nur die Tiefe scheint mir ziemlich viel...sollte ich da lieber noch 2-3cm absägen? Wie tief sollten die Kammern sein? (Wird wahrscheinlich ein liegendes Nest)



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