Polyrhachis dives bekämpfen sich

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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dominikvie
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#9 AW: Polyrhachis dives bekämpfen sich

Beitrag von dominikvie » 5. Juli 2011, 12:42

Hi Leute!
Leider, sind die neuen Becken noch nicht da und das fröhliche "abschlachten" geht weiter....:-(
Was mir auffällt ist dass die Männchen schnell getötet werden, wenn sie auf der Liste stehen ,jedoch die Arbeiterinnen erst gewaltsam abgeführt werden um dann ein paar Körperteile zu verlieren. Ein wenig wie in nem Mafia- Film^^
Einige Tode gab es jedoch auch. Ob es nun am Alter lag oder ob sie getötet wurden sind kann ich nicht sagen.

Mal sehen was passiert....



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dominikvie
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#10 AW: Polyrhachis dives bekämpfen sich

Beitrag von dominikvie » 16. Juli 2011, 16:44

Kleines Update^^

Also die Becken sind angekommen.... das bedeutet dass sie seit ein paar Tagen ca. 6 Meter Lauffläche haben.
Die Kämpfe sind deutlich weniger geworden, das herumtragen der Toten hat auch nachgelassen (anscheinend haben sie nen Platz gefunden der weit genug entfernt ist;-) "Nur" die Männchen werden weiterhin getötet und liegen im Becken verstreut.

Die Temperatur ist gleich mit der Zimmertemp. und die Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 40% und 50%
Thunfisch ist ihnen immernoch am liebsten aber Mehlkäferpuppen verachten sie auch nicht^^

Wie sieht es denn bei euren Poly. Kolonien aus? Fressgewohnheiten, Becken etc.?

lg



Sahal
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#11 AW: Polyrhachis dives bekämpfen sich

Beitrag von Sahal » 16. Juli 2011, 17:21

sawasdee krub

Polyrhachis ist eine riechende Gattung, jedoch sind die Ausdünstungen nicht unangenehm sondern eher "chemisch" und kaum wahrzunehmen. Eher ist ein ein pfefferartiger Geschmack auf Lippe und Zunge, wenn sehr intensiv eingeatmet.

Allgemein ist Polyrhachis dives eine sehr aggressive Art, die riesige Flächen beläuft und sehr luftig agiert. Der Bewegungsdrang ist also entsprechend hoch und kann niemals in einem Formikarium befriedigt oder auch nur annähernd nachgestellt werden. Mit mangelnder Belüftung können dann auch die Pheromone ala Alarm und Beute oder Angriff/Feind nicht im normalen Umfang abdampfen und bleiben zu lange in der Luft hängen, als Folge zusammen mit Platzmangel sind die kleinen Beißer quasi im Daueralarm bzw in Obacht und reagieren sofort und in unangemessener Weise auf kleine Störungen.

Pupt eine sich kurz erschreckende Arbeiterin ein unmotiviertes "Alarm" in die Welt, so dampft dieses normalerweise schnell und unbeachtet ab. In der Enge des Formikariums und den sowieso unter Erregung stehenden Arbeiterinnen weitet sich dieser entfleuchte "Huch"-Alarm sofort zu einer Angriffswelle aus und die nächstbeste Arbeiterin wird gegriffen und als Feind betrachtet und behandelt: zu Tode strecken!
Ihr werdet immer wieder sehen, dass Angriffe von einer Arbeiterin ausgehen und sich ausweiten... bevorzugt an stark/dicht belaufenen Stellen wie Futternapf und Nestnähe.


Eine sehr gute Belüftung und riesige Laufwege senken das Risiko dieser Angriffe binnen weniger Stunden, so meine Erfahrung.
Da Polyrhachis in der Arena oder am Nest keine hohe Luftfeuchte benötigen, ist ein fester Deckel nicht notwendig und kontraproduktiv. Ein entsprechendes Netz oder Lochgitter leistet bessere Dienste und sorgt für besseren Luftaustausch bzw abdampfen der Pheromone.

Es macht keinen Sinn, die Tiere durch lange Schläuche laufen zu lassen. Bei Polyrhachis geht es, im Gegensatz zu zB Acromyrmex und Atta, nur sekundär um die Bewegung, sondern primär um die Duftstoffe, also um wenig belaufene Flächen und wenig Kontakte zu Artgenossinnen. Hier sind zB viele kleine Zweige von Vorteil. Sehr gute Erfahrung habe ich auch mit einem Plattenauslauf: viele DIN A4 Polystyrolscheiben in 10cm Abstand montieren, senkrecht oder waagerecht ist Schnuller. (Nicht unter 10cm gehen, da sonst die Platten als Nest verbaut werden, siehe "Plattennest" bei Polyrhachis)

Das Herumschleppen der Toten ist ein anderer Mechanismus, aber hat gleiche Ursachen!
Polyrhachis, wie auch sehr viele andere Arten, sind es gewohnt, den Müll von einer Art Klippe in die Tiefe fallen zu lassen und so dem Müll nicht wieder zu begegnen bzw Unrat und Tote wie Untote nur auf deutlichen Müllplätzen vorzufinden.

Stirbt also eine Arbeiterin, wird versucht, diese schnellst aus dem Aktivitätsfeld des Volkes zu bringen und auf dem Müll zu entsorgen, oder bei baumbewohnenden Arten einfach vom Ast fallen zu lassen :D
Dies ist in den meisten Formikarium nicht möglich!
Erst findet sich keine Klippe, um den Müll fallen zu lassen, und dann strumpelt man noch alle Tarse lang wieder über den selben Müll.
Nicht nur die Toten werden also wieder aufgegriffen und aufs Neue eine geeignete Stelle gesucht, was letztendich wirkt, als würde die selbe Arbeiterin stundenlang SchleppiSchlepper spielen.

Abhilfe schafft hier oft eine Rampe, unter deren höchster Stelle eine Schale mit Ein- (furagierende Arbeiterinnen) und Aus-(Milben und ähnliches Gekröse)-bruchsbruchssicherung gestellt wird. Etwas Müll in der Schale und ans Ende der Rampe positioniert erleichtert den Damen die Entscheidung.


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#12 AW: Polyrhachis dives bekämpfen sich

Beitrag von dominikvie » 16. Juli 2011, 18:42

Hi Sahal
Die meisten Dinge aus deinem Post sind mir durchaus bekannt. Jedoch kann ich mir aus deinem Post noch ein, zwei Dinge rausfiltern die vielleicht noch nicht ganz bewusst im Kopf waren bzw. nicht mehr^^
Daher
Danke vielmals!

Die Lauffläche wird sich bestimmt in den nächsten Monaten noch vergrössern.
Mir steht ein 10qm Raum für meine Tiere zur Verfügung. (Die Nageranlage nimmt jedoch auch einen gewissen Platz von 2x2 Meter ein)
Mir ist bewusst dass es trotzdem nicht den nätürlichen Ausmassen entspricht aber bestimmt einiges grösser als bei manch anderem daheim. Den Unrat von einer Klippe zu werfen sollte man doch ermöglichen können.
Ich werd mich mal nach einem Glaszylinder umschauen;-)
Habe auch noch zwei Terrarien die ich gerne irgendwann anbieten würde jedoch weigern sich die örtlichen Glaser bohrungen vorzunehmen. Da sie alles nur maschnínell betreiben und keine Glasbohrer haben. Ich selbst bin eher ungeschickt was sowas angeht;-(
Die Schläuche haben alle "paar cm Lüftungen eingebaut" und ich versuche damit die Alarm Pheromone zu reduzieren bzw. nicht Stauen zu lassen.

Derzeit frage ich mich jedoch ob ich vielelicht doch eine Wärmequelle anbieten sollte?!
In vielen Berichten wird gesagt das es nicht benötigt wird aber ich werd es wohl mal (an den nicht so warmen Tagen) für ein paar Stunden anschalten. Die Koloniegrösse hat in den Letzen Monaten etwas gelitten und ich erhoffe mir dadurch den Wachstum etwas anzuregen. Brut ist in allen Stadien vorhanden. Sobald ich eine Wärmequelle einschalte wird schnell alles an die Scheiben gepackt.
Jedoch weiss ich nicht ob es sich nur um eine Gyne handelt oder es vielleicht doch mehrere sind.

Mal schauen^^

lg



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'wbk
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#13 AW: Polyrhachis dives bekämpfen sich

Beitrag von 'wbk » 17. Juli 2011, 01:34

Das wurde schonmal irgendwo diskutiert. Am Ende kam man auf den Schluss, das es zwei Auslöser haben kann zum einen wäre da die bereits von Fraaap genannte Ausdünstung der Ameisensäure. Oder da durch die vielen Königinnen Arbeiter mit stark verschiedenen Genen entstehen, und diese sich dann bekämpfen.
Also es sind im Prinzip mehrere Kolonien, und die vertragen sich nicht so gut wie das bei anderen Arten funktioniert, es kann immer nur ein Gen dominieren, daher bekämpfen sich die Arbeiter gegenseitig. Das verhält sich so wie bei einer Pleometrosegründung von Lasius niger, am Ende dominiert meist eine Königin und tötet die anderen. Wenn dies nicht geschieht, bekämpfen sich die Arbeiter bis schließlich eine Königin getötet wird. Ich habe das vor ein paar Jahren mal mit Polyrhachis dives getestet mit einer Kolonie die nur eine Königin hatte, das Bekämpfen wurde nach der Entnahme der anderen Königinnen immer weniger, da die Arbeiter der anderen Königinnen wegsterben und durch Arbeiter nur dieser Königin ersetzt werden, irgendwann hörte das Bekämpfen dann ganz auf und trat auch nicht mehr auf. Das heißt jetzt aber nicht das du deine Königinnen aus deiner Kolonie nehmen sollst.
Die Kolonien laufen auch mit diesem Bekämpfen gut genug.
Liebe Grüße, Tim.



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#14 AW: Polyrhachis dives bekämpfen sich

Beitrag von Sahal » 17. Juli 2011, 02:00

krub

die Schlussfolgerung kann nicht stimmen, und der Versuch ist mehr als fraglich!!!
Zum Einen sterben die Arbeiterinnen nicht binnen Wochen und es brauchte Monate zur Bereinigung, zum Anderen müssten sich die Völker auch in der Natur selbst bekämpfen und dezimieren, was evolutionärer Suizid wäre! Ein Volk mit 15 Gynen müsste so sehr mit Selbstzerfledderung beschäftigt sein, das Nebensächlichkeiten wie Nahrungssuche oder Verteidigung nebensächlich werden.

Vergessen wir auch nicht, dass dieses Problem der Verwandschaft alle polygynen Arten betrifft bzw betreffen müsste!
Zudem ist Lasius niger sicherlich nicht durch zerfallende Völker bedroht, wenn tatsächlich 2 Gynen überleben sollten und überleben, wie auch immer das geschehen ist.
Gerade bei Lasius niger sind in der Vergangenheit erfolgreich Völker zusammen geführt worden! Pushen mit arteigenen, nicht verwandten Puppen wird seit Jahren praktiziert, auch hier keine erkannten Feindschaften in den Völkern!


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#15 AW: Polyrhachis dives bekämpfen sich

Beitrag von dominikvie » 17. Juli 2011, 19:55

Hallo `wbk!
Das heißt jetzt aber nicht das du deine Königinnen aus deiner Kolonie nehmen sollst.


Das hatte ich auch nicht vor, zumal ich nur eine Königin in meiner Kolonie habe. (Denke ich)

Danke jedoch für deinen Gedankengang bzw. deine "Testresultate"

Ich werde jedoch erst einmal testen ob das kämpfen durch erweiterte Lauffläche und einer ausreichenden Belüftung in den Griff zubekommen ist.

Deine "Erklärung" Sahal finde ich einleuchtend zumindest zum grossen Teil.

Man darf jedoch nicht vergessen das jede Ameisenart sich unterscheidet und daher es schon die kleine Möglichkeit besteht das die Brut einer Königin (bei Poly zb.) dominanter ist als die der anderen.
Ob diese jedoch nachweisbar oder nennenswert ist, weiss ich nicht.

Danke jedenfalls euch beiden!

gruss



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