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Diacamma rugosum - Haltungserfahrungen

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Diacamma
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#9 AW: Diacamma rugosum - Haltungserfahrungen

Beitrag von Ameisenhonsel » 27. März 2011, 22:52

Endlich wieder eine Neuigkeit.

Da die Hoffnungen, die wir in das zuletzt angefertigte Ytongnest setzten, sich in Schall und Rauch auflösten und der Klotz nichteinmal betreten wurde, lag jetzt eine sehr lange Spanne zwischen dem letzten Bericht und diesem hier. Es hat sich wirklich _nichts_ getan, immernoch wird ohne Unterlass Gammarus gefressen, die Tiere dachten nicht daran umzuziehen und weder Puppenhüllen noch tote Arbeiterrinnen wurden aus dem Nest getragen. Die Kolonie wurde somit in der ganzen Zeit weder größer noch kleiner.

In den letzten Tagen machten wir dann aber öfter die Beobachtung, dass Tiere versuchten, sich unter Steine und Wurzeln zu quetschen. Da dies sehr häufig auftritt, schließen wir daraus, dass die Kolonie einen neuen Nistplatz sucht. Da unser bisheriges Ytongnest aber (wie seine beiden Vorläufer schon) verschmäht wird, dachten wir erneut über eine neue Nestvariante nach. Dieses mal soll es ein liegendes Nest sein, wenige große Kammern und keine Gänge sind das Grundprinzip. Es ist leider nichts weiter als ein erneuter verzweifelter Versuch, die Kolonie zum Verlassen der Blumenerde zu bewegen - so langsam wollen wir wirklich mal sehen, was sich im Nest tut. :fluchen:

Das neue Nest (Fotos folgen unten) hat 2 große Kammern, die direkt aneinander angrenzen, ein schmaler Durchgang führt zur zweiten Kammer, die nur über die erste zu erreichen ist. Die erste (am Nesteingang) ist eher wärmer, da sie weiter im Bereich des Strahlers liegt, die zweite (direkt am Wassertank) ist eher feucht und geringfügig kühler. Beide Kammern haben wir erst sehr dünn mit Sand befüllt, sodass die Poren größtenteils aufgefüllt sind, dann mit einer dünnen leicht feuchten Schicht Erde bedeckt und zu guter Letzt mit Korkschnipseln (als weiteres Baumaterial) aufgefüllt. Wir hoffen, dass dies die Sache naturnäher macht und somit mehr Reiz auf die Ameisen ausübt.

Während sich über die Ameisen selbst nichts berichten lässt (selbst Dinge wie relative Außenaktivität oder sonstiges weisen keinerlei Veränderung auf), ist zu erwähnen, dass wir wieder auf das Füttern per Futterschälchen umsteigen. Die Springschwänze haben eine recht ansehnliche Populationsgröße erreicht und fressen meist schon Futter weg, bevor die Ameisen eine Chance haben, dieses zu entdecken. Sie werden von den Ameisen schon regelrecht verscheucht: bildet sich eine Traube von Springschwänzen um ein Futtertier herum und bemerkt dies eine Ameise, so wirft sie sich mit geöffneten Mandibeln hinein, um die Springschwänze zu vertreiben, allerdings nicht mit dem Beweggrund das Futter dann für sich zu beanspruchen - es wird nicht beachtet.
Ein Eindämmen des Springschwanzvorkommens ist also ebenfalls jetzt anzustreben.

Hier nochmals der Link zum Diskussionsthread: http://www.ameisenforum.de/meinungen-fr ... 42157.html


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#10 AW: Diacamma rugosum - Haltungserfahrungen

Beitrag von Ameisenhonsel » 30. März 2011, 23:22

Heute schon ein schneller Nachtrag.

Das neue Nest wurde bisher nicht betreten. Es ist zum Mäuse melken. Das soll aber nicht Thema des Beitrags sein.

Das Verhalten einer Arbeiterin macht uns Sorgen.
Wir sahen sie am gestrigen Abend dabei, wie sie in der hinterletzten Ecke des Beckens (wer sich die Bilder weiter oben anschaut: hinten links, in einer kleinen Ritze zwischen Glasscheibe und Wurzel) immer wieder die Scheibe 3 Zentimeter weit hinaufkrabbelte, nur um dann wieder herunterzukrabbeln, dies zigmal am Stück sinnloserweise zu wiederholen und währenddessen (jetzt kommts) krampfhaft die Gaster und die beiden Hinterbeine absolut hektisch, fast schneller als man gucken kann, zu schütteln und vibrieren zu lassen. Teils sah es sogar aus, als würde sie mit einem Hinterbein die Gaster „kratzen“, ähnlich wie es bei einem Hund aussieht, der mit seiner Hinterpfote seinen Kopf kratzt.
Die erste Befürchtung galt natürlich einem etwaigen Milbenbefall, den das Tier abschütteln oder abkratzen möchte. Jedoch ist von Milben auf keinem der Tiere eine Spur, auch heute und bei genauem Hinsehen nicht. Das Individuum hat sich auch bereits wieder beruhigt, natürlich wissen wir nicht, welche Arbeiterin das jetzt genau war, aber keine schüttelt und wackelt sich mehr durchs Becken.
Weiß eventuell jemand wie dieses Benehmen zu deuten ist? Über Antworten und Ratschläge würden wir uns freuen --> http://www.ameisenforum.de/meinungen-fr ... 42157.html

Sonstiges: Dass einige der Tiere (nach dem bisherigen Stand genau zwei Stück) jeweils ein Hinterbein „steif“ haben, war ja seit Erhalt der Kolonie bekannt. Weder uns noch die Tiere selbst störte das. Nunja, heute bemerkten wir allen Ernstes wie ein Tier mit beiden Hinterläufen humpelte. Woran das liegt ist uns ebenfalls ein Rätsel. Weder haben die Kleinen mit Lebendfutter zu kämpfen noch fallen sie irgendwo hinab (das einzige Mal, dass eine Ameise sich bisher sonstwoher herabfallen ließ, war bei derjenigen, die eh einen Tag später starb)

In Sachen Nest: Wir werden die Tage eine 3Watt-Heizmatte besorgen und den Ytongstein von der Seite erwärmen. Sowohl reguläre große Heizung als auch Strahler werden dann abgeschaltet, sodass das Ytongnest die einzige warme Stelle im Becken ist. Irgendwie müssen wir die Kolonie ja so langsam mal von der Blumenerde wegkriegen.

Zu guter letzt noch ein Bild vom aktuellen Abfallplatz der kleinen Racker……es ist kein Witz…..den Gammarus dreist an die Scheibe geklebt, auf 17 Zentimetern Höhe. Das soll mal einer nachmachen….


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#11 AW: Diacamma rugosum - Haltungserfahrungen

Beitrag von Ameisenhonsel » 23. April 2011, 20:45

Wie die Zeit vergeht..

Nach einigen Wochen wieder ein Update.

Zum Umzug
Der neueste Tipp von dem wir Wind bekamen, lautete: Glasplatte auf die Erde, die Tiere würden dann schnell den Bereich unter der Platte beziehen. Wie hätte es schon kommen sollen? Natürlich ließ dieser Nestvorschlag die Ameisen erneut kalt. Die Hoffnungen auf einen Umzug haben wir aber inzwischen auch aufgegeben. Der Charme eines Erdnestes welches selbstverständlich am natürlichsten und somit am schönsten ist, ist auch nicht zu verachten.
Ãœber Brut werden wir dann wohl wie gehabt dauerhaft im Unklaren bleiben.

Zum Klima
Das Wetter ist uns schon zu warm, den Ameisen geht es bei den tagsüber im Becken herrschenden 30°C sehr gut, nurnoch der Strahler läuft, die Heizung ist hingegen inzwischen ganztägig abgestellt.
Nachts bewegt sich die Temperatur bei ca. 23°C.
Im Hinblick auf den Hochsommer befürchten wir nun allerdings, dass die Temperatur tagsüber die 35°-Marke nicht mehr unterschreiten wird. Über eine Kühlungsmethode werden wir uns deswegen auch noch Gedanken machen.

Zum Futter
Irgendwie lag ja schon auf der Hand, dass die Tiere die gefriergetrocknete Nahrung nur nehmen, weil nichts besseres vorhanden ist.
Die letzten 14 Tage verfütterten wir lebendige Stummelflügelfliegen.
Am ersten Tag nahmen die Ameisen gleich vier der Fliegen, an allen darauffolgenden Tagen durchschnittlich zwei, meist zwei lebendige und einige Stunden danach noch eine tote. Da diese Fliegen aber sehr umständlich sind und für Kopfzerbrechen in vielerlei Hinsicht sorgen [arg kurze Lebensdauer, schnelle Fortbewegung (fangt so'n Tier erstmal, ohne dass 10 andere aus der geöffneten Kiste rennen und über alle Berge sind...)], sind wir heute auf lebendige Mehlwürmer umgestiegen.
Zwei Mehlwürmer gaben wir ins Becken, einer wurde "genommen" ( genau, er wurde genommen und dummerweise nicht erlegt), ins Nest gebracht, welches er allerdings durch den Hinterausgang quicklebendig wieder verließ und sich nun versteckt (Warum werden Futtertiere nicht schnellstmöglich getötet......einige der Fliegen schafften es nach minutenlangen Nestaufenthaltes teils auch wieder auszubüchsen).
Der zweite Mehlwurm versteckte sich unter einer Tillandsie, nachdem eine Ameise es nicht schaffte ihn festzuhalten. Nun sind schon seit ein paar Stunden zwei Arbeiterinnen damit beschäftigt, die beiden Mehlwürmer auszubuddeln. Auch wenn sie noch nicht gefressen werden, das Interesse an ihnen ist vorhanden, was natürlich für den großen Hunger der kleinen Kolonie spricht.

Wo wir auch schon beim springenden Punkt wären:
Was wollen 9 Ameisen mit dieser verhältnismäßig riesigen Menge an Proteinen? Erst Gammarus, dann Fliegen und nun auch zwei Mehlwürmer auf einmal, Proteine werden stets genommen ohne (und jetzt kommts), ohne dass Nachwuchs auf den Plan tritt. Die Kolonie ist in den inzwischen dreieinhalb Monaten der Haltung nicht gewachsen.
Auch ohne den fehlenden Nesteinblick hätten wir dies nämlich zumindest durch entsorgte Puppenhüllen feststellen können. An einfach keinem Parameter kann es wirklich liegen....das Futter wird gern und häufig genommen, das Klima ist absolut stimmig. Wir sind in dieser Hinsicht absolut ratlos.

Weiteres Nennenswertes zum Lebendfutter
Auf Milben untersuchten wir stes jedes einzelne lebendige Futtertier so gut es ging, in der Milbeninfektionshinsicht sind wir also relativ entspannt.
Beim Kampf mit Fliegen spannt die jeweils furagierende Arbeiterin die Mandibeln weit auf und springt dann über eine Entfernung von 2-3 cm auf die Fliege. Das Gekebbel ist relativ wild, da die Fliegen sehr hibbelig und vital sind. Die Ameisen stechen meist solang hinein bis die jeweilige Fliege sich nicht mehr bewegt, dann trägt sie sie ins Nest.
Ab und zu kommt es vor, dass Futtertiere auch einfach so schnell wie möglich gepackt und ins Nest gezogen werden, auch wenn sie noch leben und sich nach Leibeskräften an Blättern, Erde und Wurzeln festklammern.
Was das soll ist uns ein Rätsel, da es nur Nachteile mit sich bringt.
Wie oben erwähnt, schaffen es noch lebende Futtertiere einfach andauernd wieder aus dem Nest zu entkommen. in keinem Fall haben die Ameisen es dann geschafft die Tiere selbst wieder einzufangen. Ein jedes Mal mussten wir mit der Pinzette nachhelfen und es der dem Futtertier nachrennenden Ameise vor die Nase halten, damit sie es wieder einfangen konnte. Wurde es dann getötet? Nein, wieder lebendig ins Nest gezogen und oft genug ging das Spiel 4-5 Mal in Folge so weiter, bis die betreffende Fliege endgültig im Nest blieb.


Zwar macht sich Entrüstung breit, jedoch wollen wir uns nicht aufregen und erst recht nicht beschweren. Es geht weiter.


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#12 AW: Diacamma rugosum - Haltungserfahrungen

Beitrag von Ameisenhonsel » 8. Mai 2011, 22:43

Gute Neuigkeiten!

Zuerst jedoch zum Neutralemotionalen:
Seit inzwischen einer Woche verfüttern wir Heimchen (teils lebendig, teils überbrüht).
Das scheint eine gute Dauerlösung zu sein und ist sowohl Fliegen als auch Mehlwürmern (von denen letztere einfach nicht geknackt werden können und somit nicht als Lebendfutter taugen) in Sachen Handhabung weit überlegen.
Genommen werden die Heimchen sehr gern, jedoch wieder das altbewährte Problem (lebendige Beute wird nicht getötet….teilweise nach einem ganzen Tag büchst noch lebendige Beute wieder aus dem Nest aus). Deswegen wird häufig genug erst überbrüht vorm Anbieten.

Die guten Neuigkeiten:
Heute haben drei Arbeiterinnen eine Puppe und drei Larven (zwei kleine und eine stattliche) durch die Pampa getragen! Endlich Nachwuchs :) Allerdings (wie könnte es anders sein) ist dies wieder mit Ungereimtheiten verbunden. Die Arbeiterinnen kamen jeweils aus dem Nest, spazierten mit der Brut zielstrebig zur links-hinten im Becken befindlichen Wurzel und legten sie in eine Nische im Holz, die allerdings nur ca. 1,5 cm tief ist. Der Transport der einen Puppe wurde sogar von 2 Ameisen bewerkstelligt, die eine eskortierte die andere. Einige Minuten später wurde der gesamte Kram allerdings wieder abgeholt und zurück ins eigentliche Nest gebracht. Unsere Truppe kann es nicht lassen. Im Ernst, kein Tag verstreicht, ohne irgendwelche Aktionen, die nur schwerlich zu deuten sind.

Also mal schauen, die Umstellung auf frisches Futter und das komplette Abschwören von Trockenfraß scheint also Früchte zu tragen (wirklich KEIN anderer Parameter außer diesem wurde verändert, es kann also nur daran liegen). Wenn jetzt noch Arbeiterinnen (und keine Männchen) aus dieser besagten Brut schlüpfen, ist Erleichterung angesagt.

Stand:
Gamergate: 0-1 (?)
Arbeiterinnen: 8-9 (?)
Puppen: 1-?
Larven: 3-?

Diskussionsthread:


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#13 AW: Diacamma rugosum - Haltungserfahrungen

Beitrag von Ameisenhonsel » 15. Mai 2011, 18:56

Hallo

Neues Nest:
Also, in den letzten Tagen wird (begonnen hat es mit dem kurzzeitigen Einlagern von Brut in einem ihrer Löcher) die Wurzel links-hinten auf Bodenhöhe ausgebuddelt. Das hat alles den Anschein, als suchten die Tiere wirklich einen neuen Nistplatz. Da sich das mit der Tatsache, dass einfach auf Teufel komm 'raus Ytongnester abgelehnt werden widerspricht, dachten wir über andere Nestmöglichkeiten nach (an der Wurzel links-hinten werden sie keinen Spaß haben, da ist es mit noch soviel Graberei schlicht einrichtungstechnisch nicht möglich, ein Nest zu bauen).
Hier ist nun ein Versuch mit einem Kokosfaserpflanzstabquerschnittsnest :yellowhopp:
Auf den Bildern unten sollte ersichtlich werden, wie das Teil aussieht; bewässerungstechnisch ist es allerdings soweit recht praktisch, da das "Dach" von oben kommendes Spritzwasser gut aufsaugt und speichert, außerdem sollte es definitiv genug Platz für die anscheinend expandierende Kolonie bieten. Korkstückchen sowie Kokosfaser im Inneren zur freien Gestaltung sind auch wieder mit von der Partie.

Etwas zum Futter: Trockenfutter wird überhauptnicht mehr angenommen, die Umgewöhnung auf Frisch-/Lebendfutter hat die Kolonie sehr wählerisch gemacht.

Etwas zur Brut: Auf dem Boden vorm Nesteingang liegt eine geöffnete Puppenhülle. Für ein Foto ist sie zu klein und hebt sich nicht zur Genüge vom Boden ab. Sie ist weder zerknittert noch eingedellt, also komplett in Form, allerdings am einen Ende geöffnet und leer. Natürlich ist dies auf den ersten Blick ein Grund zur Freude (die erste geschlpfte Arbeiterin?), jedoch behagt uns wenig dass die Hülle merkwürdigerweise eher klein ist...Dass dort eine 12mm große Arbeiterin rausgekommen ist, ist eher unwahrscheinlich und wir haben die Befürchtung, dass die Hülle aus was-weiß-ich für Gründen geöffnet und der Inhalt getötet/gefressen wurde.
Hat dazu jemand Erfahrung, oder kann uns jemand die durchschnittliche Puppengröße mitteilen, damit wir abschätzen können, ob doch möglich wäre dass dort eine "geglückte Geburt" vonstatten ging?

Hier dann die Fotos vom neuen Nest:
Hier einmal die Frontansicht



Hier einmal die Ansicht, wenn von links durchs Terrarium geschaut wird, man sieht die kleine "Eingangstür" :)




Und die hier hing da einfach mal so 'rum, nur an dem einen Bein und putzte sich dabei munter



Soooo.... aber ganz ehrlich: wird das Nest bezogen? Wird es überhaupt betreten?? Unsere Hoffnung geht gegen Null, basierend auf den Erfahrungen der letzten 4 Monate. Man kann es der Kolonie einfach nicht recht machen, außer man beabsichtigt es nicht und stellt 'ne Bromelie auf 'ne Wurzel. Würde sicherlich ein weiteres Mal funktionieren, bringt aber einfach zuviele Nachteile mit sich...


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#14 AW: Diacamma rugosum - Haltungserfahrungen

Beitrag von Ameisenhonsel » 28. Juni 2011, 00:43

Guten Abend

In den letzten vier Wochen tat sich wahrhaftig fast nichts neues, in den letzten paar Tagen häuften sich jedoch wieder Neuigkeiten.

  • Zuersteinmal sind ziemlich rasch aufeinanderfolgend drei weitere Tiere verendet. Das erste vor etwa einer Woche, die anderen beiden im 2-Tagesabstand danach. Somit sind insgesamt seit Ankunft der Kolonie (10 Tiere) vier verstorben.
    Allerdings sind wir uns inzwischen sicher, dass sich eine gesunde Gamergate in der Truppe befindet. Die Anzahl der Puppenhüllen, die überall verstreut im Becken liegen, ist deutlich angestiegen und die Außenaktivität, welche stetig zunimmt (nicht begründet durch die Wärme, sondern auch in den zurückliegenden kühleren Wochen) zeigt, dass eindeutig Arbeiternachwuchs auf den Plan getreten ist. Genaue Zahlen können wir nicht nennen, es ist mal wieder das altbewährte Problem der Einsicht. Ab und zu ist jedoch selbst durch das kleine Eingangsloch etwas zu erahnen.
    Keine Ahnung warum, aber vor etwa einer Woche konnten wir beobachten, wie nach dem Sprühen eine Arbeiterin direkt im Eingangsloch eine stattliche Puppe hektisch umplatzierte.
    Solche kleinen Details lassen also prima erahnen, dass es mit dem Nachwuchs nun endlich voll ins Rollen gekommen ist.
  • Futtertechnisch sind wir (da Heimchen für uns schlussletztlich doch mit zu vielen Nachteilen behaftet waren) nun auf Mehlkäferpuppen umgestiegen. Diese werden grundsätzlich überbrüht, da eine Entwicklung von Mehlkäfern innerhalb der Anlage verhindert werden soll. Gefüttert wird nur alle 3 Tage etwa, da die Kolonie momentan eher einen gesättigten Eindruck macht.
  • In einem schon länger zurückliegenden Beitrag merkten wir an, dass die Springschwanzpopulation ein unschönes Maß angenommen hat. Inzwischen hat die Sache sich gekehrt.
    Durch das Legen des Ameisenfutters auf Glasschälchen konnten wir den Springschwänzen nun wieder verwehren, einfacher an Futter zu kommen als gewollt. Einzig im Nest wuseln anscheinend noch viele Springschwänze (sichtbar am Nesteingang, immer wieder gehen Springschwänze ein- und aus).
    Das ist eine positive Entwicklung, da wir gesehen haben, dass Weiße Asseln vollkommen ausreichen für den Job des Schimmelbeseitigens, Bodenauflockerns, Futterreste pipapo und Springschwänze es im Endeffekt eher geschafft haben die Ameisen auf die Palme zu bringen (siehe Bericht vom 27.3.)
  • Einen Nachtrag gibt es ebenfalls an dieser Stelle. Wir pflanzten vor etwa 2 Monaten Gras im Becken, an vereinzelten Flecken, um die Anlage noch grüner zu gestalten. Uns ist schlicht entfallen, folgendes in den dort zeitnahen Bericht aufzunehmen: Als die Samen gestreut wurden, beziehungsweise noch während dies der Fall war, stürmte eine Arbeiterin auf die Samen los und trug einen nach dem anderen ins Nest ein….damit hörte sie erst am nächsten Tag auf. Was diese Art mit Samen möchte ist uns wirklich unklar, wahrscheinlich war es aber bloß Baumaterial. Merkwürdig ist jedoch der Elan, mit welchem die Dinger eingetragen wurden.
    Als sie schlussletztlich innerhalb des Nestes keimten, wurden die Grassprösslinge einfach hinausgeworfen und nun wachsen unterhalb des Nesteingangsloches einige Grashalme.
  • Das Kokosfasernest wurde selbstverständlich nicht bezogen (Resignation), jedoch fanden die Tiere totalen Gefallen an den Korkstückchen. Diese wurden eins nach dem anderen herausbugsiert und als Verkleidung für das Bromelienerdnest verwendet.
  • Verhaltensauffälligkeit: Hinten links türmen 2 Arbeiterinnen schon den ganzen Tag lang Erde auf ein größeres Moosstück.
    Mal sehen wie sich das entwickelt, noch haben wir nur die Vermutung, dass dort ein neues Nest gebaut wird. Das wäre naheliegend, denn wie schon in einigen vorangehenden Updates beschrieben, glauben wir, dass das momentane Nest inzwischen zu klein ist. Wenn die Truppe unsere zahlreichen Nestangebote nicht wahrnimmt, haben wir keine andere Wahl, als zuzuschauen, wie sie sich ihr eigenes Nest durch Aufwenden von überdurchschnittlich viel Arbeit irgendwo hinbasteln.
    Diese Aktion (da sie eindeutig das außergewöhnlichste ist, was die Kolonie bisher an Verhalten an den Tag gelegt hat) werden wir definitiv in mehr Einzelheiten dokumentieren, je nachdem was dort entsteht.
  • Als Blick nach vorn: Wir planen der Kolonie ein neues Terrarium einzurichten, welches vorerst nur ein Ytongnest enthält, was (da kein anderer Unterschlupf vorhanden) von der Kolonie bezogen werden muss. Pflanzen werden definitiv ebenfalls eingesetzt, aber erst nachdem die Kolonie sich im Ytongnest eingerichtet hat und nur wenig Gefahr besteht, dass wieder unter eine Pflanze gekrochen wird. Außerdem soll das neue Terrarium die Maße 60x45x45 haben, 60 in der Breite.
    Es ist einfach ein subjektives Gefühl, dass das momentane Becken für diese sehr schnellen und noch dazu großen Ameisen einfach zu klein ist; je mehr Auslauf sie bekommen, desto besser. Bei vorranschreitendem Wachstum verschärft sich dies ja zusätzlich.
Zum Abschluss möchten wir uns noch bei allen bedanken, die sich die Zeit nehmen, unseren Bericht zu lesen und ebenfalls bei denjenigen, die uns positiv bewertet haben :)
Dann kommt es uns nicht ganz so vor, als schrieben wir den Bericht nur für uns...

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#15 AW: Diacamma rugosum - Haltungserfahrungen

Beitrag von Ameisenhonsel » 28. Juli 2011, 00:59

Hallo,

Der eventuell letzte Beitrag im bisherigen Becken, die Pläne ein neues einzurichten werden immer wahrscheinlicher.

Also, die beim letzten Mal beschriebene Erdaufhäufung wurde wirklich zu einer Art Projekt für die Ameisen. Die Erde wurde vom Bereich unterhalb der Wurzel hinten links entnommen. Als die Erdschicht abgetragen war, wurden die Seramiskörner herausbugsiert und ebenfalls auf den Haufen geschmissen, der von Tag zu Tag größer wurde… Inzwischen sind die Körner im ganzen Becken verteilt (weiß der Geier warum die Tiere die Körner einzeln überall verteilen), sogar ins Nest werden ab und zu welche ein- und ausgetragen, was wohl der nestinternen Klimaregulation dient.
Der Bereich unter der Wurzel ist nun völlig freigelegt. Die Wurzel wurde beim Einrichten des Beckens mit Silikon auf einen Standfuß geklebt, sodass sie stehen kann. Dieses Silikon wurde anscheinend durchgebissen, denn die Wurzel hat sich mehr und mehr vom Standfuß gelöst. Glücklicherweise ist die Bromelie, welche nicht weit entfernt ist, groß genug, die Wurzel zu stützen, auch wenn letztere inzwischen schon in einer stärkeren Schräglage ist.
Wir dachten erst, die Tiere wollen den Bereich unterhalb der Wurzel als Zweignest nutzen. Jedoch können sie sich anscheinend nicht entscheiden…. Eine Arbeiterin (genau eine….wir würden die Hand ins Feuer legen, dafür dass es jedes mal ein- und dieselbe ist) „bewohnt“ das „Nest“ ganz allein, geht dort ständig ein und aus und zieht sich sogar Futter hinein (welches jedoch nach einer längeren Zeit von ihr ins wirkliche Nest gebracht wird), zudem konnten wir sogar zwei Tandemläufe beobachten, vom wahren ins neue Nest. Das geht nun inzwischen ca. zwei Wochen so, bewohnt werden wird es aber wohl nicht. Haben die Arbeiterinnen das Nest ausgehoben, es der Gamergate gezeigt (der Tandemlauf) und ihr gefiel es nicht? -Möglich. Aber was hat die Ameise vor, die allein dort haust?

Ein Pilz, eher zwei, haben sich anscheinend im Becken breit gemacht. Das Thema wurde mehr oder minder geklärt in folgendem Beitrag: http://www.ameisenforum.de/exotische-am ... 44252.html
Die beiden Fruchtkörper haben wir schlicht entfernt und die Ameisen stört(e) die Sache nicht. Einzige Verhaltensauffälligkeit ist, wie in dem verlinkten Thread beschrieben, dass die Tiere die Pilzflocken von unterhalb ihrer Nestwurzel abzwackten, dann aber auf das Moos legten, welches 2 Centimeter weiter oben auf der Wurzel liegt….

Zum Futter: Sowohl Mehlkäfer als auch Mehlkäferpuppen werden sehr gern angenommen, Mehlkäfer werden unversehrt wieder weggeworfen, hingegen werden die Puppen komplett ausgelutscht, bevor sie auf den Abfallhaufen kommen (die Käfer werden von uns vor dem Füttern halbiert, sodass ein mangelnder Zugang zum Käferinneren nicht der Grund für das Verschmähen jener sein kann) Wir bleiben also beim Verfüttern von Mehlkäferpuppen (bzw. Larven, falls sich in dem Moment nicht genügend verpuppt haben).

Zum Nachwuchs: Ab und zu erwischt man mal eine Arbeiterin, wie sie aus dem Nest kommt und eine aufgerissene Puppenhülle auf einen der dutzenden Abfallberge schmeißt. Wie man sieht geht es also stetig weiter. :)

Zum Thema Abfallberg: in der Tat werden es beinahe wöchentlich mehr, effektiv gibt es keine einzige Stelle im Becken, an der die Tiere noch keinen Müll liegen lassen haben.

Zum neuen Becken: tatsächlich haben wir vor, es so langsam auf die fiese Tour durchzuspielen. Das Becken wird außer Bodengrund und einem Ytongnest vorerst nichts beinhalten. Die Truppe wird also wohl oder übel ins Ytongnest müssen. Das Nest werden wir natürlich teilweise mit Erde auffüllen, sodass die Größe nach Bedarf von der Kolonie korrigiert werden kann. Ab dem Moment, an dem sich sicher sagen lässt, dass die Tiere dort sesshaft geworden sind, kommen Pflanzen dazu. Es soll natürlich alles den tropischen Charakter beibehalten. Bisher haben wir uns auf Epyphyten beschränkt, das neue und größere Terrarium soll dann aber auf diese verzichten (bis auf die ein oder andere kleine Tillandsie vielleicht) und „normale“ Pflanzen innehaben.
Einzig wie wir die Umsiedelungsaktion über die Bühne gehen lassen wollen ,steht noch in den Sternen. Das wird mit Sicherheit eine sehr knifflige Aktion, die uns und die Ameisen viele Nerven kosten wird....
Aber noch einmal dazugesagt: obgleich es immer wahrscheinlicher ist, dass es zu dieser Hochrüstung kommen wird, ist die Sache immernochnicht gänzlich in trockenen Tüchern.

Hier nun Bilder zur Entwicklung des Aushöhlens des Bereiches unter der Wurzel:

Bild

ausgehöhlter unterer Bereich der Wurzel

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Leider ist selbst das unterste Bild nicht mehr aktuell, der Haufen ist noch größer geworden und es liegt drumherum viel Seramis im Becken verstreut.[/align]


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#16 AW: Diacamma rugosum - Haltungserfahrungen

Beitrag von Ameisenhonsel » 15. August 2011, 15:28

So, es hat alles soweit funktioniert, auch wenn wir die Kolonie einer Menge Hektik aussetzen mussten.

Das neue Becken:
  • 60x45x45 mit 2 Türen an der Front und einer für äußerst viel Belüftung sorgenden Abdeckung, die über die gesamte Fläche aus Drahtgaze besteht.
  • 2 x 26 Watt 2.0 Kompaktlampe und 1 x 50 Watt Halogenstrahler
  • 16 Watt Bodenheizung (nicht im Substrat, sondern unterm Becken angebracht), welche allerdings nur in den kalten Monaten betrieben werden wird
[INDENT][INDENT][INDENT] Bodengrund
[/INDENT][/INDENT]» ca. 5cm Blähton als Drainageschicht (Wir halten dies für besser als Seramis, da Blähtonelemente annähernd rund sind und daher den größtmöglichen Zwischenraum und somit mehr Bodenbelüftung garantieren)
» darauf Trennvließ
» darauf 4-10cm Humus von einer möglichst feinen und faserfreien Beschaffenheit, hinten und an der rechten Seite höher aufgeschüttet, da dort später Pflanzen ihren Platz finden sollen; erneut beimpft mit Weißen Asseln und Springschwänzen.[/INDENT][INDENT][INDENT][INDENT] Parameter
[/INDENT][/INDENT]» Die Temperatur geht in den warmen Monaten momentan gegen die 30°C (gemessen weit oben im Terrarium, der vom Strahler erwärmte Bereich besitzt einen etwas höheren Wert)
» Die Luftfeuchtigkeit befindet sich nurnoch bei konstanten 70 %, selbst nach dem Sprühen, da die Belüftung um einiges besser ist, als in der bisherigen Anlage. Auf zusätzliche Lüfter kann ab nun also auch verzichtet werden.[/INDENT][INDENT][INDENT][INDENT] Pflanzen
[/INDENT][/INDENT]» Bisher noch keine, aber ein Ficus Pumila und die Tillandsia Bulbosa aus dem alten Becken stehen schon bereit und weitere Pflanzen (und Sphagnum-Moos) kommen nach und nach. (Der Grund dafür, dass erst nach dem Einsetzen der Ameisen bepflanzt wird, lässt sich den beiden vorrangehenden Beiträgen entnehmen)[/INDENT][INDENT][INDENT][INDENT] Nest
[/INDENT][/INDENT]» (Endlich) ein Ytongnest. Wir haben eines genommen, welches wir bereits vor einigen Monaten anboten. Es wurde noch mit einem Anstrich aus Sand/Lehm-Mischung versehen (siehe unten)
Im Vorfeld wurde es von uns mit etwas Humus befüllt.[/INDENT]
Bild

Oben links der Wassertank, nun mit Blähton gefüllt
Bild
Plastic Fermit zum Befestigen der Acrylglasscheibe

Bild

Ein Teil der Kammern mit Erde gefüllt


Bild

Im Licht des Strahlers sieht der Ytong eindeutig besser aus, als unter Zimmerbeleuchtung

Bild

(Die Karotten dienten der Fütterung von Weißen Asseln)


Die Umsiedlung:

In dem Augenblick, in dem wir gerade beginnen wollten, spielte sich etwas verkomplizierendes ab: eine Arbeiterin nach der anderen schaffte Puppen (von wesentlich größerem Ausmaß als bisher, außerdem hell- statt dunkelbraun) aus dem eigentlichen Nest unter die Wurzel in der linken hinteren Ecke des Beckens. Der Umzug in dieses Zweignest fand also endlich statt. Den Spaß konnten wir der Kolonie aber nicht gönnen, da ja andere Pläne vorhanden waren. Begonnen hat die Aktion also mit dem Anheben dieser Wurzel. Sie hatte sich ja wie bisher bereits beschrieben schon von ihrem Plexiglasstandfuß gelöst, sodass das Anheben ohne Probleme möglich war. Unter dem Plexiglasstandfuß kamen dann bisher nicht gekannte Ausmaße an Brut zum Vorschein.
Bild

Hier relativ deutlich die Puppen zu erkennen

Bild

Hier ebenfalls die Larven zu sehen

Die Scheibe wurde dann ebenfalls angehoben. Der Draht, welchen wir zum Anheben verwendeten, wurde tatkräftig von einer Arbeiterin angegriffen, zudem versuchte sie ständig hinaufzukrabbeln. Die anderen waren hektisch damit beschäftigt, sämtliche Brut schnell zuerst immer tiefer in den Zwischenraum von Scheibe und Beckenboden zu bringen. Als die Scheibe jedoch gänzlich entfernt war, wurde die Brut im eigentlichen Nest unter der Bromelie in Sicherheit gebracht.

Dann war es an der Zeit, diese Wurzel komplett ins neue Becken zu hieven. Bis auf Bodengrund und Ytongnest ist selbiges zu diesem Zeitpunkt wie geplant karg.
Ein Blatt Papier wurde dort noch als Unterlage für die Wurzel platziert, um die Menge an Blumenerde der Bromelien, Korkstückchen oder Pilzmyzelbestandteilen, welche nicht ins neue Becken sollen, zu minimieren.
Als der Zeitpunkt gekommen war, in welchem alle Arbeiterinnen im Nest saßen, wurde dann die Wurzel auf das Papier gesetzt. Anschließend begann das ewig dauernde Entfernen der beiden Bromelien. Dies stellte sich als wesentlich schwieriger heraus als gedacht, da die Wurzeln jener Bromelien fest an die andere Wurzel gewachsen waren. Unter ständigen Angriffen von ca. zehn wütenden Ameisen auf unsere Schere und Pinzette (die sogar Stiche der Ameisen abbekommen sollten), schnitten wir Stück für Stück vorsichtig mehr Wurzelwerk von der Wurzel los. Natürlich ist es nicht behaglich, das Nest der Kolonie so organisiert zu zerstören, aber es war nuneinmal wirklich die einzige Möglichkeit, die Tiere aus diesem Nest hinauszubekommen, außerdem war es soweit mit reinem Gewissen machbar, da uns gesagt wurde (Dank an Parson!), dass diese Art eine solche Belastung problemlos wegstecken würde.
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Als dann schlussletztlich die „Nestbromelie“ umgeklappt werden konnte, erhielten wir erstmals Einblick in das bisherige Nest der Kolonie. In einer einzelnen kleinen Kammer haben es sich mehr Ameisen bequem gemacht als wir geschätzt hatten! Spätere Zählungen ergaben, dass momentan 28 Imagos, 10 Puppen und 6-7 Larven zugegen sind.
Spätestens jetzt könnten wir uns dafür steinigen, dass wir nicht dafür gesorgt haben, auf Mittel für hochwertige Bildaufnahmen Zugriff zu haben, denn auf den von uns gemachten Fotos lässt sich leider nicht viel erkennen. Dies ist besonders schade, da wir nach einiger Zeit die Fütterung einer Larve mit einen Mehlwurm (der als Ablenkung dienen sollte, um ungestörteres Zerschneiden der Bromelienwurzeln zu ermöglichen) beobachten duften. Im völlig geöffneten Nest versammteln sich drei Arbeiterinnen um die mit Abstand größte vorhandene Larve und fütterten sie abwechselnd per Trophallaxis.
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Wie wir es aber bereits von der Kolonie gewohnt sind, wurde das Ytongnest nichteinmal betreten. Man zog es vor, unter die Wurzel zu kriechen. Auf der Stelle begannen ca. zehn Arbeiterinnen unter der Wurzel das Papier durchzubeißen und ein Loch auszuheben (was so flink geschah, dass wir dabei zusehen konnten, wie die Wurzel Stück für Stück absank!). Bis hierhin hatte die Sache bereits soviel Zeit verschlungen, dass wir das weitere Vorgehen auf den nächsten Tag verschieben mussten.
Am nächsten Tag schließlich war die Kolonie tatsächlich unter der Wurzel zu finden. Mit derselben bewährten Methode wurde sie dann erneut vertrieben. Die Wurzel wurde einfach angehoben und im alten Becken zwischengelagert. Zum Vorschein kam dann das Ausmaß der Papierbearbeitung:
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Die improvisierte Kule unter der Wurzel, umgeben von Papierfragmenten. Links einige Arbeiterinnen am Eingang des Ytongnestes

Da nun aber wirklich nichts anderes mehr als Erde und Ytongnest vorhanden waren, wurde auch endlich das Ytongnest entdeckt und für gut genug befunden, um sich dort einzunisten. Per Tandemlauf wurde Arbeiterin für Arbeiterin inklusive Gepäck (Brut) dorthingeführt.
Wie sich schnell zeigte, befanden sich an der Unterseite der sich mittlerweile im alte Becken befindenden Wurzel anscheinend noch Arbeiterinnen… Diese rannten natürlich nun verzweifelt im alten Becken umher. Dass zwei bis drei Arbeiterinnen unter der Wurzel sein würden, war uns beim Entfernen jener bewusst, jedoch mussten wir feststellen, dass es insgesamt zehn an der Zahl waren, und zwei von ihnen sogar Brut hielten, eine Puppe und eine Larve. Besonders behutsam wurden diese Tiere dann noch mit einem Becherglas gefangen und ins neue Becken umgesetzt. Die Individuen, welche Brut umhertrugen, ließen diese unter keinen Umständen los. Im neuen Becken brauchten sie etwas länger zum Orientieren und ließen sich nicht (oder erst nach mehrfachem Auffordern) per Tandemlauf zum neuen Nest führen.
Wir entfernten nun nurnoch die Papierschnipsel im neuen Becken und schütteten den kleinen ausgehobenen Graben wieder zu.
Im Laufe der folgenden zwei Tage war die Außenaktivität der Tiere immens, inzwischen ist sie wieder wie gehabt. Die Tiere befinden sich nun seit Dienstag Abend im neuen Becken.

Die letzten 6 Tage nutzten sie, um am Nesteingang einen regelrechten Wall aufzutürmen. Außerdem stopften sie die Zwischenräume zwischen Nest und Plexiglasscheibe mit Erde zu, damit kein Licht mehr ins Nestinnere gelangen kann.
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Der Nesteingang nach unter einem Tag. Ein großer Wall wurde aufgetürmt.
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Es lässt sich sagen, dass die Umsiedlung trotz vielen Verkomplikationen ein gutes Ende genommen hat und keine Arbeiterin durch Stress oder Ähnliches zu Tode gekommen ist. Außerdem spricht das Ertragen dieser doch recht ruppigen Behandlung dafür, dass diese Art wirklich als sehr robust einzustufen ist. Es kam nichteinmal dazu, dass durch Stresseinfluss begründetes Verspeisen von Brut einsetzte.


Koloniestand:

1 Gamergate
27 Arbeiterinnen
10 Puppen in einheitlich weit fortgeschrittenem Stadium
6-7 Larven verschiedener Größen
? Eier
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Live fast, play slow, die old

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