Cataglyphis nodus - Haltungserfahrungen

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Serroth
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#1 Cataglyphis nodus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Serroth » 19. August 2011, 15:13

Ein Haltungsbericht zu Cataglyphis nodus
Den dazugehörigen Diskussionsthread findet ihr HIER (click)

Taxonomie

Subfamilia: Formicinae
Tribus: Formicini
Genus: Cataglyphis
Species: Cataglyphis nodus

Allgemeines
Vorkommen: Südost- bis Mitteleuropa, über Kleinasien bis China, Nordafrika
Herkunft: Drama, Griechenland
Habitat: steppenhafte Halbwüsten, Trockenrasen, lichte Nadelwälder
Kolonie: Monogyn, geschätzt bis etwa 5.000 Individuen
Gründung: Claustral
Arbeiterinnen: Polymorph
Nestbau: Gegrabene Nester im Boden an besonnten Stellen, oft ausgedehnte Nester mit weiten Galeriegängen.
Nahrung: Wasser, Zucker-/ Honigwasser und Insekten.
Winterruhe: 3 Monate bei niedrigeren Temperaturen

Aussehen / Färbung
Königin: rot-schwarz, ca. 16 mm
Arbeiterinnen: rot-schwarz, 6 - 17 mm
Männchen: schwarz, ca. 12 mm

Ausbruchschutz
1. Deckel
2. Paraffin

Temperierung
Heizstrahler
Heizmatte
(Beides von 10 - 18 Uhr im Einsatz)


Bevor ich von den Tieren erzähle, will ich erst etwas zur Behausung sagen. Es handelt sich um ein Glasaquarium mit 80x35cm Bodenfläche. Im Prinzip habe ich dafür mein altes Wüstenbecken umgestaltet. Dabei besteht die Einrichtung aus Terrariensand, Styrodursteinen, Eisenholzwurzeln, (mal wieder) einem verdorrten Bonsai, Blumensteckschaum und getrocknetem Moos und Tillandsien zur Dekoration.

Der Blumensteckschaum wird als Nest verwendet. Erfahrungen dazu findet ihr hier und hier. Wenn ihr wissen wollt, wie man solche Styrodursteine herstellt, schaut euch dieses Thema an.

Hier das frisch befeuchtete Nest, einen Tag vor der Invasion der Cataglyphis.Rechts unten erkennt man das Nest - oder besser - den Teil des Beckens, wo sich die Ameisen hoffentlich einnisten. Im Bild daneben: Der gewünschte Nistplatz in vergrößerter Darstellung.
BildBild


Irgendwann kamen sie dann an. In einer Plastikbox. Wer schonmal Lebendfutter gekauft hat, weiß, wie sowas aussieht. Da ein Papiertuch in die Box geknüllt war, konnte man von außen nicht viel erkennen. Die Königin blieb natürlich versteckt. Also Deckel ab und schauen was passiert.

Die ersten Arbeiterinnen lugten hervor und begannen, die Wände der Plastikbox zu erklimmen. Das war keine leichte Übung für die Cataglyphis. Obwohl die Wände leicht perforiert waren, rutschten sie oft ab oder kamen nur schwer vorran. Damit ist das Glas des Aquariums ein weiterer Ausbruchschutz. Zur Unterstützung habe ich dann Zweige an und in die Box gesetzt. Nun war der Weg frei und zwei mutige Pionierinnen wagten sich in die Arena. Der Erkundungstrip endete allerdings schon nach 10cm. HONIG! Ich dachte, sie könnten eine Stärkung nach der langen Reise per Post gut gebrauchen. Recht gehabt!
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Der Umzug ließ zwar auf sich warten, aber auch das Beobachten der fouragierenden Arbeiterinnen hat seinen Reiz. Im Vergleich zu meinen Raptiformica sanguinea, trillern die Cataglyphis mit ihren Antennen bestimmt mit doppelter Frequenz. Dadurch machen sie einen stets aufmerksamen und neugierigen Eindruck. Mit den langen Beinen fliegen sie nur so über den Sand. Dabei richten die Arbeiterinnen ihre Gaster auf und vergrößern somit den Abstand zum heißen Boden. Zusätzlich reduziert diese Haltung den von der Sonne bestrahlten Teil der Körperoberfläche. Dieses Verhalten vereinfacht das Leben in heißen Gebieten.

Nach mehreren Stunden begann dann der Umzug. Leider habe ich ihn nicht vollständig mitbekommen. Ich wollte ja unbedingt die Königin sehen. Life, in Farbe und hoffentlich wohlauf. Wie auch meine Raptiformica, transportieren sich die Cataglyphis gegenseitig an den Mandibeln, wobei sich die getragene Ameise zusammenkrümmt. Nur die Gyne wird gezogen. Dachte ich jedenfalls und wurde eines Besseren belehrt. Die Königin hing tatsächlich in Embriohaltung unter einer schmächtigen Mediaarbeiterin. Die Media hatte zwar sichtliche Probleme, die erlauchte Dicke auf den Zweig zu wuchten. Aber irgendwie klappte es dann.
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Und wo zogen sie hin? In den Blumensteckschaum. Wie gehofft! Alle 25-30 Arbeiterinnen befanden sich nun in meinem Nest. Zwei Puppen waren auch dabei. Wenige Tage später hatten die Kleinen sich eingelebt und dementsprechend etwas umdekoriert. Dabei entstand die Kraterform des Nesteingangs. Das grüne Zeug ist übrigens der Steckschaum. Daraus lässt sich ableiten, dass er bereits gut bearbeitet wird. Wieder eine bestätigte Hoffnung! Aber: Kein Vorteil ohne Nachteil! Die Einsicht leidet. Das hatte ich allerdings erwartet.
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Die Königin sehe nur noch selten. Sie hält sich irgendwo in den hinteren Gängen und Kammern auf, die die Ameisen selbst angelegt haben. So jedenfalls meine Hoffnung. Einige Wochen lang wusste ich nicht, ob die Königin nun schon Eier gelegt hat, oder nicht. Daraufhin schob ich eine kleine Heizmatte an der Stelle unter das Aquarium, an der man in das Nest sehen kann. Der Hintergedanke war, dass die Ameisen vielleicht ihre Brut – sofern es welche gibt – dorthin bringen würden. Der Plan ging auf! Bereits am nächsten Tag ließen sie sich blicken. Und die Frage nach frischer Brut war damit auch geklärt.
Bild


Eine weitere Eigenheit der nodus ist das Scharren. Mehrfach konnte ich beobachten, wie Arbeiterinnen den Nesteingang vergrößerten, indem sie Sand mit schnellen Bewegungen der Vorderbeine unter sich hindurch schoben; wie ein Hund. Leider habe ich keine möglichkeit, dieses Verhalten zu filmen.



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#2 AW: Serroth' Cataglyphis nodus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Serroth » 26. August 2011, 14:49

"...und die Erde tat sich auf, Furchen rissen die Landschaft in Stücke um schließlich den Boden unter den Füßen einbrechen zu lassen!!!" *paukenschlag*

So oder so ähnlich hätten wohl die Athoren der bekannten heiligen Schriften das Ereignis beschrieben, welches mir vor einigen Tagen passiert ist. Eigentlich eine sache von wenigen Sekunden und aus den nüchternen Augen eines Ameisenhalters etwa so:
Ich habe mit einem kleinen, selbstgebastelten Sprenkler den Nestbereich bewässert. Plötzlich zogen sich einige Risse unterhalb der Tränke durch den Sand. Die Tränke selber konnte ich noch halten, aber dann rutschte ein größerer Teil des befeuchteten Bereiches in sich zusammen plöp
So sah das ganze einige Stunden später aus:
Bild


"MIST", fluchte ich und überlegte, ob es nicht besser sei, den Klumpen mit den Fingern oder einem Löffel auszuheben. Sofort strömten Arbeiterinnen aus dem "neuen Nesteingang" und trillerten aufgeregt durch die Gegend. Ich entschied mich gegen eine Ausgrabungsaktion. Meine größte Sorge galt nun der Königin. "Bitte lass sie überlebt haben!" Schließlich war der Klumpen recht groß. Ich hielt meinen Kopf direkt über das Becken, um besser in das Loch spähen zu können, da hörte ich zum ersten Mal Geräusche. Geräusche von Ameisen? Sie waren zwar leise, aber deutlich wahrnehmbar. Es erinnerte an an Klopfen, allerdings mit hoher Frequenz. Ein Hilferuf verschütteter Cataglyphis? War es das, was man als Stridulieren bezeichnet?
Die Kleinen schaufelten jedenfalls eifrig Sand von A nach B. Eine Stunde später horchte ich erneut und wieder hörte ich dieses Geräusch. Ich fühlte mich etwas ohnmächtig, wusste nicht, wie ich helfen könnte. Aber diese Tiere sind eigentlich in der Natur zuhause und dort stürzt mit sicherheit auch mal ein Gang ein. Daher entschloss ich, nichts zu unternehmen und mich im Teetrinken zu üben.

Am nächsten Tag war nichts mehr zu hören. Der eingestürzte Bereich sah nach den Umbauaktionen der Ameisen schon wieder mehr nach einem Teil des Nestes aus. Gänge hatten sie sich dadurch gegraben und man sah auch einige Tiere hindurch krabbeln. Wo sich die Königin aufhielt und ob noch lebte blieb weiterhin ungewiss. Jedenfalls hatten sich die Kleinen über Nacht weiter durch den Blumensteckschaum gefräst. Nochmal zur Erklärung. Der Steckschaum befindet sich nicht im gesamten Nistbereich, sondern quasi in L-Form unter dem Sand. (Siehe Bild)
Bild


Der Schaum selber war und bleibt stabil. Nachteile kann ich noch immer keine feststellen. An dem grünen Aushub an der Oberfläche kann man dafür schön ableiten, wie viel die Ameisen weiter ausgehöhlt haben.
Gestern habe ich wieder einen Blick ins Nest gewagt und wurde belohnt, denn es zeigte sich folgendes Bild:
Bild

Ein Glückstreffer! Sie sind alle beisammen. Eier, Larven, Puppen (etwa 13) und die Königin. Sie guckt sozusagen direkt in Richtung Kamera. Es geht ihr also gut :) Stefan87 fragte im Diskussionsthread nach einer Brutpause. Dieser Aufnahme nach gibt es keine.



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#3 Winterruhe

Beitrag von Serroth » 25. November 2011, 16:14

Der Winter ist eingezogen...
Zwar liegt draußen noch lange kein Schnee, doch seit Mitte Oktober habe ich keine Brut mehr entdecken können. Das kann auch an der fehlenden Einsicht liegen, doch durch die Wärme der Heizmatte lagerte die Cataglyphisbrut eigentlich immer an der Scheibe. Aber das war vorbei und so entschied ich mich, Heizmatte und Strahler abzustellen.
Seit dem ist es im Becken genau so warm, wie bei mir im Zimmer. Etwa 20°C am Tag und Nachts um die 15.

Aus der Sorge, meine Kleinen zu begraben, traue ich mich nicht mehr, richtig zu bewässern. Und selbst bei kleineren Mengen Wasser bricht der Boden noch ein. Sie haben einfach jede Stelle im Nestbereich untertunnelt. Ein neues Nest musste her. Eines, dass nicht einstürzt. Eines, dass ich sorgenfrei bewässern kann.

Es ist ein Ytongnest geworden. 20x10x7cm groß. Etwa ein Drittel Wassertank, zwei Drittel Nestfläche. Die Kammertiefe beträgt 1 - 3 cm und verbunden ist es per Schlauch (Durchmesser 24mm) mit der Arena.
Bild

Um die Entscheidung zum Umzug zu begünstigen, legte ich erstmal die Heizmatte unter den Ytongblock und bewässerte ordentlich. Anfangs ließ sich nur selten eine Cataglyphis im neuen Nest blicken. Doch nach etwa 8-9 Tagen waren sie dann umgezogen und ich schaltete die Heizmatte wieder aus. Es waren alle umgezogen, bis auf etwa zehn Arbeiterinnen. Und diese 10 weigern sich (noch immer!!) beharrlich, ihre alte Behausung aufzugeben. Ich weiß nicht warum. Die alte Wohnstätte ist nicht nur baufällig, sondern auch staubtrocken. Seit wochen! Dafür trat ein neues Verhalten auf. Immer wenn es dunkel ist, kommen die zehn Mietnomaden aus ihrer Höhle gekrochen und tummeln sich an der Wassertränke. Ich denke, dass dies die Anpassung an die trockene Behausung ist. Schalte ich morgens das Licht ein, verschwinden die Arbeiterinnen wieder im Altbau. Dabei sind sie aber nicht hektisch. Eine nach der Anderen kehrt gelassen heim...

Das neue Ytongnest hat einen Vorteil, denn ich kann die Ameisen, mal abgesehen von den zehn Rebellen, wieder sehen. So konnte ich auch eine Volkszählung durchführen. Etwa 80 befinden sich mit ihrer Königin im Porenbeton. Macht insgesamt rund 90 Individuen. Darunter mischen sich auch die ersten größeren Exemplare. Während der Großteil der Arbeiterinnen etwa 6 - 7mm erreicht, messen die beiden dickeren Kolleginnen 10 - 12mm. Ihr findet sie in den Bildern oben rechts, am Rand der Kammer. Gut zu erkennen ist auch der gräuliche Schimmer der Ameisen im unteren Bereich des Mesosomas/Metasomas. Vorallem bei der Königin.
BildBild


Für Fragen und Anmerkungen steht der Diskussionsthread weiterhin offen!



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#4 Raus aus der Winterruhe!

Beitrag von Serroth » 6. Januar 2012, 18:47

Irgendwann zwischen dem zweiten und dritten Advent blickte ich ins Ytongnest der Cataglyphis und stellte überraschend fest, dass der Großteil der Kolonie samt Gyne nicht mehr da war. Sie waren ins Steckschaumnest zurückgezogen. Komisch, schließlich hatte ich an den Haltungsparametern nichts geändert. Beunruhigend war, dass die Königin nicht ins alte Nest zog, sondern alleine vor dem Verbindungsschlauch stand. Soweit mir bekannt ist, orientieren sich Cataglyphis optisch und weniger olfaktorisch. Daher hat es wohl auch keine Pheromonspur gegeben, mit der die Königin selbstständig ins Nest hätte finden können. In der Hoffnung, dass sich irgendeine Arbeiterin erbarmen würde, ihre Hoheit abzuholen, mischte ich mich nicht ein und wartete erst einmal ab. Als sich 24h später nichts an der Situation geändert hatte, war ich beunruhigt genug, um einzugreifen. Mit Reagenzglas und Pinsel wurde die Königin eingesammelt.

Ich machs kurz: Aus dem Becken wurde die Einrichtung Stück für Stück entfernt. Immer, wenn dabei Ameisen zum Vorschein kamen, wurden sie aufgesammelt. Allerdings besitze ich keine 50 Reagenzgläser, sodass die Arbeiterinnen in einer kleinen Plastikbox Zwischenhalt machen mussten. (Gut, dass Cataglyphis glatte Flächen nicht erklimmen können!) Dort hinein kam auch die Königin.

An dieser Stelle bot es sich an, über eine neue Einrichtung nachzudenken. Viel Zeit hatte ich dazu jedoch nicht, schließlich ist eine etwas größere Heimchenbox keine geeignete Unterkunft für knapp 100 Cataglyphis nodus.

So schaut das Becken nun aus:
BildBildBild


Kein Blumensteckschaum mehr. Er hat seine Aufgabe gut gemacht! Aber aufgrund der alleingelassenen Königin wollte ich wieder komplette Einsicht ins Nest haben, sodass ich auf die Ytongvariante zurückgriff. Ich würde den Blumensteckschaum gerne als Füllmaterial einer Ameisenfarm benutzen, habe aber kein Volk hier, dem ich es anbieten könnte.
Bild


Was passierte dann:
Nach der ganzen Bastelei setzte ich die Schale mit den Ameisen zurück in die Arena und die ersten Pioniere schwärmten durch die neue Umgebung. Als das Porenbetonnest gefunden und für gut befunden war, begann der Umzug. Ich beobachtete das Treiben einige Stunden. So lange? Ja! Denn nur eine einzige Ameise transportierte alle anderen aus der Box in die neue Behausung. Sie musste also fast 100 „Mitarbeiterinnen“ schleppen. Und viele davon waren größer als sie. Diese Ausdauer und Beharrlichkeit ist schon bemerkenswert! Danach musste sie sich kräftig stärken:
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Heute, rund drei Wochen nach dem Ende der Winterruhe, kam das erste Eipaket zum Vorschein. Es sind etwa 15-20 Stück.
Bild


Edit:
Der Diskussionsthread steht weiterhin offen!



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#5 AW: Cataglyphis nodus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Serroth » 30. Januar 2012, 20:53

Die Entwicklung der Cataglyphis nimmt Fahrt auf! Was beim letzten Update ein kleines Eipaket war ist heute ein Bruthaufen mit allen Stadien. Man kann den Nachkommen quasi beim Wachsen zusehen und in der Nacht vom 29. auf den 30. Januar verpuppte sich auch schon die erste Larve. Hier eine Ãœbersicht der Entwicklungszeiten bisher:

Auswintern -> Eiablage: ~3 Wochen
Ei -> Larve: maximal 14 Tage
Larve -> Puppe: knapp 10 Tage
Puppe -> Imago: ?
Ei -> Imago: ?

Das Ganze bei 27°C am Tag und rund 19°C in der Nacht. Im Sommer werden sich die Entwicklungszeiten aufgrund der höheren Temperaturen garantiert noch verkürzen.
Bild
Leider ist die Scheibe an dieser Stelle recht verschmutzt :/ Die meisten Larven und die bisher einzige Puppe sind jedenfalls in der gezeigten Kammer zu erkennen. Der Großteil der Eier hingegen wird immer in der Nahe der Nestoberfläche gelagert.



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#6 AW: Cataglyphis nodus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Serroth » 26. März 2012, 10:59

Entwicklungszeiten:
Es hat ein wenig mehr als zwei Wochen gebraucht, bis die Puppen geschlüpft sind. Die erste war eine mittelgroße Arbeiterin und damit sieht die Brutentwicklung wie folgt aus:

Auswintern -> Eiablage: ~3 Wochen
Ei -> Larve: maximal 14 Tage
Larve -> Puppe: knapp 10 Tage
Puppe -> Imago: 17 Tage
Ei -> Imago (media): ~41 Tage

Winterliche 27°C?
Brut ist noch immer in allen Stadien vorhanden. Allerdings nicht in den Massen, von denen andere Cataglyphishalter erzählen. Also las ich mir deren Haltungsberichte durch und es fiel auf, dass meine Cataglyphis mit 27°C eher zu "kühl" gehalten werden. Zum Vergleich: In den eben genannten Haltungsberichten werden Temperaturen von bis zu 36°C erwähnt. Daher werde ich in nächster Zeit ein wenig mit Heizmatten und stärkeren Lampen experimentieren.

Bild

Honig oder Zuckerwasser?
Seit dem ersten Tag meiner Cataglyphishaltung biete ich den Tieren unverdünnten Honig und sie nahmen ihn an. Als ich neulich auch noch etwas Zuckerwasser daneben stellte, wurde der Honig ignoriert. Seither stelle ich beides zur Verfügung.



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#7 AW: Cataglyphis nodus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Serroth » 4. September 2012, 19:22

Entwicklung
Seit dem letzten Bericht ist einiges passiert. Leider nicht nur Gutes! Die Brutaufzucht verlor an Schwung und setzte später ganz aus. Zu kühl? Zu trocken? Als nächstes stieg die Sterberate an und es war Zeit etwas zu ändern. Ich variierte das Bewässerungsintervall und hob die Temperatur an, aber der Erfolg blieb aus. Als nächstes war das Nest dran. Zu groß und schlecht zu befeuchten. Daher baute ich ein neues...

Es wurde ein Turm! Genauer gesagt: Ein Temperatur- und Feuchtigkeitsgradiententurm ;)
35cm hoch, aus Porenbeton und permanent im Wasser. Nicht weit von der "Turmspitze" entfernt hängt eine Lampe. Durch diesen Aufbau kann der Ytongstein ständig Wasser nachziehen. Die unteren Kammern sind also durchgehend feucht und dementsprechend kühler. Mit der Höhe steigt auch die Temperatur im Inneren, gleichzeitig sinkt die Feuchtigkeit, bedingt durch den Heizstrahler und das Klima im Becken. Zusätzlich habe ich das ehemalige Aquarium mit Styroporplatten wärmeisoliert.

So schauts nun aus:
BildBild

Und was hats gebracht?
Rund 1-2 °C mehr im Aquarium und einen erheblichen Temperaturanstieg im Nestinneren.
Gedankt wurde es mit Nachwuchs! Etwa eine Woche nach dem Umzug der Ameisen in den Nestturm hat die Königin mit der Eiablage begonnen.
Zugegeben, der Nesteingang ist ungewöhnlich positioniert und ich befürchtete, die Ameisen könnten Schwierigkeiten haben, ihn ausfindig zu machen.
Zumal sich Cataglyphis vorwiegend optisch orientieren und keine verfolgbare Pheromonspur zum Eingang führt.
Aber ich habe die Kleinen unterschätzt. Die Tiere scheinen sich den Weg gemerkt zu haben, denn jede von ihnen findet geradewegs zurück.


"Honig oder Zuckerwasser?" die Zweite
Die Cataglyphis entwickelten eine Abneigung gegen das flüssige Gold, sodass der Honig aus dem Becken entfernt wurde. Stattdessen steht dort nun eine Zuckerwassertränke. Doch so geschickt die Arbeiterinnen dabei sind, Äste oder Steine empor zu klettern, so ungeschickt stellen sie sich bei den Vogeltränken an. Resultat: Regelmäßige (Zucker-) Wasserleichen. Abhilfe schufen kleine Styroporplatformen. Sieht etwas unschön aus. Aber dafür geht niemand mehr baden.
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Fragen, Anregungen und Kritiken können gerne im Diskussionsthread geäußert werden.


Edit: Bilder vom Nestinneren schieße ich für den nächsten Bericht.
Habe die Ameisen für heute genug gestört und bitte daher um Geduld :)



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#8 AW: Cataglyphis nodus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Serroth » 12. September 2012, 16:36

Das Innere des Turms
Heute gibt es die versprochenen Bilder vom Inneren des Nestturms!
Auf dem ersten Bild seht ihr eine Gesamtansicht des Turms mit seinen sieben Kammern. Die unterste und zugleich kälteste sowie feuchteste Kammer befindet sich knapp oberhalb der Wasseroberfläche, die oberste knapp unterhalb des Aquariendeckels, weshalb sie die wärmste und trockenste Ebene des Nestes darstellt.


Räumliche Trennung

Die Ameisen nutzen die einzelnen Kammern entsprechend ihres Klimas für unterschiedliche Zwecke. Ganz oben (1) lagern hauptsächlich ausgefressene Chitinpanzer und sonstige Futterreste, die nicht mehr angerührt werden. Es scheint sich um die Mülldeponie meiner Cataglyphis zu handeln. Würde mich nicht wundern, wenn später auch Puppenhüllen dort gelagert werden. Die hohen Temperaturen und die damit einhergehende Trockenheit lässt dem Schimmel keine Chance. Allerdings wuseln einige Tierchen zwischen den Kadavern umher, möglicherweise Staubläuse.

Kammer zwei erinnert an eine Aufzuchtstation. Hier werden mittlere und große Larven umsorgt und gefüttert. Auch Puppen lagern dort. Eier und kleine Larven hingegen hängen meist zwischen den Mandibeln der Arbeiterinnen auf Etage (3). Ich bin sehr froh, dass die Brutaufzucht wieder voll im Gange ist! Trotzdem wundere ich mich, wo die Puppe herkommt. Ich hatte noch nicht damit gerechnet, da ich bis dato noch keine größeren Larven ausfindig machen konnte. Sie war anscheinend gut versteckt!

Ein Stockwerk tiefer führt ein Plexiglasrohr ins Freie. Hier halten sich eher wenige Tiere auf. Liegt vielleicht am Lichteinfall.

In den vorletzten Kammern hält sich die Königin auf. Sie scheint daher gemäßigte Temperaturen und erhöhte Feuchtigkeit zu bevorzugen. Habe die Gyne bisher in keiner anderen Kammer gesehen.

Ganz unten, quasi im Keller des Ytongturm, ist es durchgehend klamm. An diesem Ort liegen oft frisch tote Futtertiere. Vielleicht, damit sie nicht vertrocknen und später noch verfüttert werden können?
Dateianhänge
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