Hallo erstmal,Ich habe am 14.7.2011 sechs lasius niger Gynen beim Schwarmflug gefangen und in vorbereitete Reagenzgläser verbracht.
Eine starb nach 2 Tagen.Von den verbleibenden 5 entwickeln sich 4 prächtig und haben eine menge Brut.
Aber eine macht mir Sorgen.Sie hat weniger Brut,die sich viel langsamer entwickelt und im ganzen Nest verteilt ist.
ich habe ihr nun etwas Honig und eine Fruchtfliege angeboten,da ich dachte,das sie vielleicht zu schwach ist,um Claustral zu gründen.
Soweit ich das sehen kann,hat sie aber nichts angerührt.
Habt ihr eine Idee,was ich da machen kann,oder wird sie sterben?

Das ist unwahrscheinlich,

Antstorm,

zumindest ist anhand der von Dir geschilderten Lage noch nichts Besorgnis erregendes anzunehmen.

Wenn Du mal eine größere Anzahl von Gynen einer Art hältst, dann siehst Du halt auch die Variationen die möglich sind, hier bei Lasius niger.
Die eine Gyne rupft fleißig Watte aus und verteilt diese über die Länge des Rgs, die andere stopft sie an den Eingang/Stopfen, wieder andere lassen es ganz.
Die eine Gyne fängt eine Stunde nach Rg-Berührung mit der Eierlegerei an, die andere lässt sich eine Woche Zeit, die allermeisten fangen innerhalb des ersten Tages an.
Die meiste Gynen sind ruhig und bleiben bei den Eiern bei Neststörung, während einige sich mutig dem Eindringling stellen.
Und dann gibt es halt ordentliche Eierpacker, das sind die meisten, die ihre Eier alle in ordentlichen Haufen halten, und dann gibt es auch die Messies ("Unordentlichen"), die ihre Eier wohl überall verteilen.

Sinnvoll ist es allemal Veriationen im Verhalten zu zu lassen, das sorgt ja auch für eine bessere Überlebenschance der Art.
Gerade diese Flexibilität im Verhalten, bei so kleinen Hirnen, ist äußerst interessant.

Also, auch wenn ich nicht davon ausgehe, natürlich wäre es auch möglich, dass ihr Verhalten Ausdruck einer Störung ist - die kann ich aber von hier nicht erkennen und würde einfach mal davon ausgehen, dass alles gut wird!

LG, Ossein.

Ich danke dir für deine schnelle Antwort.
Jedoch ist es ja so,das die Gyne nur Larven im Anfangsstadium hat,während bei den anderen die Puppen schon dunkel werden und bald schlüpfen.Also denke ich,obwohl ich kein Fachmann bin,das das nicht ganz normal ist.Vielleicht hätte ich das mit dem Futter trotzdem erstmal bleiben lassen sollen und hier fragen.

Danke an Gaster für das berichtigen des Artennamens.Ist mir tatsächlich bisher nicht aufgefallen,das die Gattung groß und die Art klein geschrieben wird.

Also,

Antstorm,

es ist nicht davon auszugehen, dass eine Fütterung die Lasius niger Gyne so durcheinander bringt.
Natürlich kann sich das ganze auch durch die verspätete Eiablage der Gyne erklären?!

Wenn der gesamte Zyklus allerdings verschoben scheint, dann bleibt vielleicht auch noch die Frage, ob es sich überhaupt um eine Lasius niger handelt.

Kannst Du vielleicht ein paar Bilder einstellen?

LG, Ossein.

Ich hab leider keine Möglichkeit vernünftige Bilder zu machen.
Bin natürlich auch kein Fachmann in der Bestimmung von Ameisen,aber ich bin mir trotzdem ziemlich sicher,denn es ist die Ameise,die hier überall lebt.Sollte es keine Lasius niger sein,dann wären es die anderen auch nicht.
Ich wohne in Nordfriesland und habe alle Gynen innerhalb von ca. 5 min auf einem Parkplatz mitten in der Stadt gefangen.
Sie haben eigentlich alle recht gleichzeitig Eier gelegt. + - 1 Tag.
Ich danke dir auf jeden Fall,das du versuchst mir zu helfen.
Wahrscheinlich muss ich einfach abwarten.Habe auch irgendwo gelesen,das es normal ist,das die Gyne ohne Arbeiterinnen in die erste Winterruhe geht.Das wird bei den anderen definitiv nicht der Fall sein.
Eine Gyne hat tatsächlich 23 Puppen,jede Menge Larven und Eier und ist somit der krasse Kontrast zu meiner Problemgyne mit mickrigen 10 Eiern und 4 larven im Anfangsstadium.

Da habe ich doch noch was für Dich gefunden,

Antstorm.

H. Eidmann berichtet in seinem 1926 erschienenen Buch über "Die Koloniegründung der einheimischen Ameisen", dass es durchaus den Fall zu geben scheint, wo erstens die Gyne einen ganzen Monat nach dem Schwarmflug bis zur Eiablage brauchte (und diese ersten Eier dann auch wieder auffraß), und zweitens, dass "die Larven, die schon im September ausgeschlüpft waren, "trotz der Tag und Nacht ziemlich gleichmäßigen Zimmertemperatur nicht zur Verpuppung (schritten). Monat für Monat vergeht, bis Anfang Mai dieses Jahres (das dem Hochzeitsflug folgenden Jahres; d. Verf.) ein Wachstum der Larven zu bemerken ist, und am 20.Mai, also etwa 8 Monate nach dem Ausschlüpfen der ersten Larven, finden sich die ersten Kokons. Nach weiteren 2 Monaten, genau am Hochzeitstage der beiden Königinnen - am 22.Juli - kriecht die erste winzige Arbeiterin aus"."

(H.Eidmann; Die Koloniegründung der einheimischen Arten)

Die Spekulationen gingen sogar soweit, anzunehmen, dass Lasius niger grundsätzlich erst nach der Winterruhe anfängt Eier zu legen.
Allerdings scheint es einfach mindestens zwei Variationen zu geben, wie eine Lasius niger Gyne es hält. So, wie es ca. 25% Gynen gibt, die pleometrotisch gründen.

LG, Ossein.

Und nocheinmal ein herzliches Dankeschön an dich.Sehr interessanter Text.
Nun hast du es doch geschafft mich zu beruhigen ^^

Gab es diese ligniperda/ligniperdus Diskussion schon damals?
Eidmann benutzt in seinem Text beide Schreibweisen.

Gruss Antstorm