Camponotus cruentatus inaktiv

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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#1 Camponotus cruentatus inaktiv

Beitrag von Rolfinator » 23. August 2011, 17:56

Hallo Leute,
meine C. cruentatus kommen diese Saison irgendwie nicht richtig in Schwung.
Die Larven aus der letzten Saison sind erst jetzt alle geschlüpft. Die Entwicklung dauerte ewig. Die neuen Larven entwickeln sich ebenfalls sehr langsam und sind in den letzten 3-4 Wochen nicht nennenswert gewachsen. Für die Winterruhe sind sie mMn aber sehr früh dran.
Die Kolonie besteht aus 30 Tieren (letztes Jahr warens schon 22) und etwa 10-15 Larven. Sie nehmen sehr wenig und seeeehr wählerisch Proteine an. Grillen und Mehlwürmer garnicht, am bestehen gehen wenn überhaupt Fliegen. Hausen tun sie in einem Y-Tong, den ich seit 5 Wochen mit ca 3Watt durch die Frontscheibe beheize. Nachdem ich etwas mehr bewässert habe sind sie direkt in den etwa 70cm langen Verbindungsschlauch gezogen, seit dem lass ich ihn komplett trocken. Winterruhe war im Zimmer bei etwa 18°C.
Die Arene ist sandig, meistens etwa 55-60%LF, ab und an stell ich mal die 40W Lampe an, die darüber hängt. Des Weiteren sind sie sehr schreckhaft.

Habt ihr ne Idee woran dieses Verhalten liegt?

Vielen Dank und liebe Grüße

Rolf



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Boro
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#2 AW: Camponotus cruentatus inaktiv

Beitrag von Boro » 24. August 2011, 14:41

Ja, wahrscheinlich wieder den Turbomotor angeworfen.....
Also, die Brut einiger Camponotus sp. entwickelt sich langsam. Es ist sinnlos dann mit zusätzlicher Wärmezufuhr und mehr Futter alles beschleunigen zu wollen. Die (jetzigen) Zimmertemperaturen reichen vollkommen für eine normale Entwicklung.
Die Folge dieser Maßnahmen ist ein frühzeitiges Erlahmen der Aktivität und die langsame Vorbereitung auf eine Winterpause od. Winterruhe. Das passiert unseren Haltern auch mit den einheim. Camponotus-Arten immer wieder.
Die Luftfeuchigkeit sollte in Ordnung sein.
L.G.Boro



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#3 AW: Camponotus cruentatus inaktiv

Beitrag von Rolfinator » 25. August 2011, 15:57

Ja, das könnte man meinen. Allerdings ist es komisch, da die Kolonie dieselben Symptome schon fast das ganze Jahr über hat und ich erst seit 5 Wochen !sehr dezent! zuheize. Über die "lange" Entwicklungszeit weiß ich bescheid, habs ja schließlich schon 30 mal erlebt, allerdings wurde in diesem Jahr noch nichtmal ein kompletter Brutzyklus geschafft sondern lediglich die Larven aus dem Letzen "groß gezogen" und die Eier aus diesem Jahr sind allesamt noch kleine Larven. Und das halte ich doch für etwas wenig. Das war in meinem ersten Jahr mehr.
Zudem kommt es mir auch komisch vor -geringe Koloniegröße hin oder her- dass sich eine spanische Camponotusart im Juni-Juli-August (also zur Hauptsaison) in ihrem Nest einschließt und alles komplett verbaut.

Ich hoffe du verstehst was ich meine?!

Grüße
Rolf



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syafon
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#4 AW: Camponotus cruentatus inaktiv

Beitrag von syafon » 25. August 2011, 18:34

Abend!

Ja, interessante Geschichte.

3 Watt durch die Frontscheibe reicht sicher nicht für die Erwärmung. Und 40 Watt ist schon sehr viel (je nach Beckengröße, aber die heizt schon ordentlich). Du hast keine Nesttemperaturen angegeben. Die wären aber interessant, gerade auch weil ein direkter Zusammenhang zur LF besteht.

Zur Winterruhe: 18°C ist für eine spanische Kolonie eigentlich schon viel, kommt drauf an, wo genau die her kommt. Hast du denn Angaben zum Fundort der Gyne und hast du dir das Klimadiagramm zu der Region angeschaut?
Wurden sie über den Winter zu warm gehalten, könnte das eventuell eine Erklärung sein.

lg
syafon


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#5 AW: Camponotus cruentatus inaktiv

Beitrag von Boro » 25. August 2011, 18:34

Man glaubt immer, dass Ameisen aus dem (südlichen) Mittelmeerraum besonders hitzetolerant seien. Ich habe festgestellt, dass meine Pheidole pallidula (allerdings aus Istrien) und die Messor barbarus (aus Spanien) bei Hitze ihre Aktivität am Tage vollständig einstellen und in die Nacht verlegen. Ich hatte auch jahrelang C. cruentatus, die sind leider durch Milbenbefall abgestorben.
Ich habe Versuche mit v. der Sonne erwärmten Waschbetonplatten gemacht und dabei folgende Arten verwendet:
Pheidole pallidula, Messor barbarus, Formica cinerea
Ergebnis: Formica cinerea hat eindeutig am längsten über die recht warme Plattenoberfläche furagiert, die beiden Mittelmeerarten sind sehr rasch bei etwa 35° Bodentemperatur verschwunden.
Was ich damit sagen will: Wenn man von Wüstenameisen absieht, benötigen meiner Meinung nach die meisten Mittelmeerarten keine zusätzliche Erwärmung und in den meisten Fällen eine mehrwöchige Winterruhe. Meine spanischen Messor haben eine Bevölkerungsexplosion durchgemacht, obwohl sie trocken gehalten werden, nie eine zusätzliche Erwärmung erfuhren und 2 Monate Winterruhe bei 10° einhalten.
Für die Pheidole gilt das selbe, die halten 5 Monate Winterruhe!
Die Messor bekommen ausschließlich Samen, die Pheidole fressen buchstäblich alles, sogar Speiseöl!
Wenn bei dir die Entwicklung so schleppend vor sich geht, werden viell. Haltungsfehler vorliegen.
L.G.Boro



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#6 AW: Camponotus cruentatus inaktiv

Beitrag von Rolfinator » 25. August 2011, 22:52

@Boro
Klar wird irgendwo ein "Haltungsfehler" sein, deswegen frage ich ja bei euch nach ;)

Coole Experimente, aber wie gesagt, selbst bei abgeschalteter Lampe und ohne Heizung war das Verhalten nicht anders.

Mit den 3 Watt wird die Außenseite der Scheibe etwa 25°C warm. Das ist so ne Heizmatte von Conrad, die an einem regelbaren Netzteil läuft. Bleibt die Heizung lang genug an kann man sicherlich davon ausgehen, dass die Innenseite der Scheibe ebenfalls diese Temperatur hat. Es war auch immer zu erkennen, dass hier die Brut gelagert wurde. Die Heizung läuft momentan 4h/Tag.

Die Arena ist recht groß und wird mit der 40W Lampe etwa 30-32°C heiß, ist aber nicht täglich an.
Zwischen Arena und Nest ist ein sehr langer Schlauch, dadurch ist eine Erwärmung des Nestes von der Arena her auszuschließen.

Über den Ort kann ich leider garnichts sagen, da ich die Kolo bei Antstore bestellt habe... Da kann man nur mutmaßen. Die zu warme Winterruhe könnte vielleicht in die richtige Richtung gehen?!

Grüße
Rolf



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#7 AW: Camponotus cruentatus inaktiv

Beitrag von Boro » 26. August 2011, 11:12

30° ist auch bei vielen mediterranen Arten das Limit! Man darf nicht vergessen, dass sich die Tierchen dort ind die Tiefe zurückziehen können bzw. die Aktivität in die Nacht verlegen.
Haltungsfehler können immer und jedem passieren, aber man kann sie höchstens vor Ort erkennen und gegebenenfalls beseitigen.
U. U. wäre die Einhaltung einer gewissen Tag-Nachtschwankung der Temperatur von Vorteil.
L.G.Boro



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#8 AW: Camponotus cruentatus inaktiv

Beitrag von Rolfinator » 26. August 2011, 13:06

Hi Boro, die Möglichkeiten haben sie bei mir ja ebenfalls. Außerdem denke ich schon, dass ihr Haltungsfehler erkennen könnt, wenn ich euch eine detailierte Beschreibung von den Bedingungen gebe. Zumindest grobe Hinweise in welche Richtung ich etwas verändern sollte...

Das Licht ist sowieso nur begrenzt am Tag an und die Heizmatte läuft über eine Zeitschaltuhr, insofern ist schon ein deutlicher Unterschied zwischen Tag und Nacht gegeben...

Weißt du zufällig noch, ob deine Camponotus cruentatus auch so wählerisch beim Futter waren? Welche Insekten liefen bei dir am besten? Hast du die nicht abgebrüht oder wo kamen die Milben her?

Grüße
Rolf



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