Guten Abend,
syafon hat geschrieben:Richtig, aber auch gleiche Arten aus unterschiedlichen Regionen haben unterschiedliche Ansprüche an die Temperaturen.
das stimmt zwar, aber weder weiß man welche in was für einem Ausmaß, weswegen wir da über hypothetische ungelegte Eier reden, noch halte ich es für relevant in dieser Diskussion, denn es sind Faktoren, die man i. d. R. i. d. H(altung). sowieso nicht berücksichtigt/berücksichtigen kann.
Und darum gehts doch eigentlich, oder?
Mir nicht.
Mir geht es darum, dass sich die Ameisen ihre Vorzugstemperatur selbst aussuchen können, so wie es derzeit tagsüber in Spanien und im Atlas, wohl ziemlich überall im mediterranen Raum, der Fall ist, und zwar frei zwischen Raumtemperatur und 30 °C oder auch mehr.
Wenn man eine mediterrane Allerweltsart bei Zimmertemperatur hält - wie auch immer die aussieht - ist das in den meisten Fällen wohl einfach nur suboptimal - was vieles in der Haltung ist, klar, und überwiegend scheint das nicht besonders tragisch zu sein, denn es funktioniert ja ausreichend gut - s. Boros Erfahrungsberichte. Aber wenn dann etwas mit der Kolonie nicht so klappt wie es sollte, ist man vielleicht einfach schon im
Pessimum dieser Art/Kolonie gelandet. Dann spricht m. E. nichts dagegen, dass man versucht die Natur näherungsweise nachzuahmen. Da wir wiederum nicht wissen, wovon wir nun näherungsweise ausgehen können, spricht nichts gegen einen gemäßigten mediterranen Temperaturverlauf. Oder?
Und warum im Nest nicht ein paar Grad kühler als die Umgebung? Ist in der Natur auch so.
Es ist in der Natur auch so, aber die Skala ist im mediterranen Bereich nach oben verschoben. Die Arten halten sich dort nicht bei 20 °C auf, wenn sie es sich aussuchen können, sondern bei 25 oder mehr.
Ich hatte bis vorhin den Eingangsbeitrag nicht vernünftig gelesen und dann erst gesehen, dass Rolf erst seit fünf Wochen mit sehr geringer Leistung beheizt. Dann würde ich mich - in Unkenntnis von Rolfs Zimmertemperatur - sogar zu der Äußerung versteigen, dass es bisher einfach
zu kalt war, als dass die Tiere
Brut hätten aufziehen könnten. Diese Situation kommt mir bekannt vor, auch wenn dir meine marokkanischen Rückschlüsse spanisch vorkommen.
Nebenbei, schrieb ich ja schon, habe ich nicht erfunden, dass man diese Tiere ab 25 °C halten sollte, sondern diese Angabe fand sich an einigen Stellen (ich entdeckte sie erst, nachdem ich das für meine Dame selbst herausgefunden hatte). Muss deswegen natürlich nicht für alle Kolonien stimmen - bei Boro ging es offensichtlich ohne - doch man würde damit nichts falsch machen.
Ich habe zwar auch meine Messor über einige Zeit bei Zimmertemperatur gehalten, doch irgendwann hatte ich keine Lust mehr auf das Hin- und Hergeschleiche der Arbeiterinnen - über meine Zimmertemperatur habe ich weiter oben und an anderen Stellen schon geschrieben.
Meine Empfehlung war ja 18-20 Grad im Nest, 24 Grad in der Arena.
...was für mitteleuropäische Arten im Sommer super ist - wenn auch nicht naturnah - bei mediterranen aber das Ziel verfehlt. Ich habe zwar die Temperatur nicht gemessen (gab bessere Sachen zu tun
), doch so einige Ameisen (Camponotus
sp. & Pheidole
sp. konnte ich dabei beobachten) in Spanien bringen ihre
Brut gerne in den Abendstunden unter Steinen unter, wenn die Luft noch eine Temperatur von knapp 30 °C hat.
Außerdem habe ich niemals einen Vergleich mit einer mitteleuropäischen Art mit endogenem Rhytmus gebracht.
Das mag sein, doch irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass die als Maßstab dienen, egal ob die
Winterruhe endogen ist oder nicht. Das wird sich jetzt durch die Sache mit den Durchschnittstemperaturen in Madrid (s. u.) geklärt haben.
Auch das mediterrane Temperaturprofil des Gebietes lässt noch nicht auf die spanische Gyne schließen, da diese auch aus nördlicheren Gegenden stammen kann, wo ein anderes Profil vorherrscht.
Kann sein, bringt uns aber auch nicht weiter.
Sollte die
Winterruhe Schuld sein an dem derzeitigen Verhalten - gut, dann ist das so und dieses Jahr bleibt ein Jahr ohne großen Zuwachs. Doch wenn nicht, kann man quasi sofort den Missstand durch Anbieten eines Temperaturgefälles beheben und es wird evtl. noch eine Generation aufgezogen.
Da sie generell aus dem mediterranen Raum stammt, sehe ich nicht was falsch sein soll, wenn man der Kolonie jetzt normale, mediterrane Temperaturen
und die freie Wahl bietet...?
Erste Richtwerte zog ich aus dem Klimadiagramm für Madrid und waren nicht bezogen auf mitteleuropäische Temperaturen.
Habe ich mir auch mal
angesehen, damit wir eine gemeinsame Basis haben. Da ist sie wieder, die Lüge des Durchschnitts.
Die durchschnittliche Temperatur sagt wenig bis nix über den Temperaturverlauf aus; dann sollte man sich lieber die Max- und -minimaltemperatur angucken und dazwischen einen imaginären Temperaturverlauf zusammenfantasieren.
Dazu kommt wie üblich, dass die Tiere im Boden leben und der gehörig wärmer werden kann als die in Klimadiagrammen aufgeführte Lufttemperatur und dass Ameisen auch noch kleinräumigste Temperaturunterschiede zu ihrem Vorteil nutzen.
Absolut richtig, aber genauso unnatürlich ist es, eine einheimische Kolonie konstant bei Zimmertemperatur zu halten
Und das hat wer wann empfohlen? Bzw. ist es für dieses Thema relevant?
Da wären wir wieder bei dem Punkt von weiter oben: Es ist unnatürlich, aber es funktioniert offensichtlich meistens hinreichend gut. Wenn das nicht der Fall ist, sollte man etwas ändern.
oder konstant bei 4°C überwintern zu lassen.
Stimmt zwar, allerdings geht es da um die inaktive Phase - egal ob man die Tiere bei 4, 10 oder 15 °C überwintert passiert dort sowieso nicht viel (keine Brutaufzucht), solange die Temperatur sich innerhalb physiologischer Parameter bewegt.
Genausowenig kann man pauschal für jede mediterrane Art sagen: "Die überwintert bei 18°C".
Hat doch auch niemand gesagt.
Die Publikation ist übrigens wirklich sehr interessant. Danke dafür!
Gerne!